Worauf es ankommt Wenn du eine Actioncam kaufen willst, solltest du dir zunächst überlegen, worauf es dir ankommt. Du kannst im Grunde zwischen 70 und 700 Euro für eine komplett ausgestattete Actioncam ausgeben. Entsprechend groß die Qualitäts- und Leistungsunterschiede. Darüber hinaus gibt es anwendungsspezifische Eigenschaften, durch die sich die eine oder andere Actioncam für dich eignet oder eben auch nicht. Checke deshalb bei den Geräten, die dich interessieren, die folgenden Eckwerte.

Videoauflösung

Welche Videoauflösung du brauchst, hängt davon ab, worauf du deine Videos wiedergeben willst. Wenn ein kleines Videofenster im Internet-Browser reicht oder die Wiedergabe auf dem Smartphone, dann sind dir vielleicht schon "normales HD", also 1280 x 720 Bildpunkte genug, andererseits ist heute längst FullHD, also 1920 x 1080 Bildpunkte, der Standard und viele Smartphone-Displays haben diese Auflösung, einige sogar noch mehr. Mit weniger als FullHD solltest du eigentlich nicht zufrieden sein. Der neueste Stand der Technik ist 4K bzw. UHD (Ultra High Density). Das ist die vierfache Auflösung gegenüber FullHD (doppelte Breite und doppelte Höhe, insgesamt 8,3 Megapixel). Erste Camdorder und Actioncams können das und 4K-Fernseher kosten auch nicht mehr die Welt. Die Dateigrößen und der Anspruch an die Videobearbeitung ist jedoch enorm. Trotzdem: Wer einmal ein Video in 4K-Qualität gesehen hat, ist schwer begeistert.

Bildfrequenz

Für eine flüssige, ruckelfreie Darstellung in der Wiedergabe brauchst du mindestens 24 Bilder pro Sekunde (auch als "fps", d. h. Frames per Second, bezeichnet). Üblicher sind 25 oder 30 Bilder pro Sekunde. Wenn eine Actioncam z. B. eine 4K-Auflösung nur mit 12,5 fps aufzeichnen kann, dann bedeutet das, dass du diese Auflösung für Action-Videos eigentlich gar nicht sinnvoll verwenden kannst, weil der Film unnatürlich ruckelig aussieht. Aber natürlich gibt es Anwendungen, die bei niedriger Bildwiederholfrequenz Sinn machen können, wie z. B. in der wissenschaftlichen Dokumentation oder du kannst es verwenden, um 8,3-Megapixel-Standbilder aus dem Video zu extrahieren. 

  • Bild Ein großer 4K-Aufdruck an der Seite der Sony FDR-X1000V weißt auf deren hohe Video-Auflösung hin. [Foto: Sony]

    Ein großer 4K-Aufdruck an der Seite der Sony FDR-X1000V weißt auf deren hohe Video-Auflösung hin. [Foto: Sony]

  • Bild Ein direkter Mikrofon-Anschluss (wie hier die rote Klinkenbuchse an einer Sony Actioncam) ist eine Ausnahme und auch nicht nur zweckmäßig, denn der Anschloss ist im Betrieb oft gar nicht zugänglich. Üblicher ist der Anschluss über Adapterkabel. [Foto: Sony]

    Ein direkter Mikrofon-Anschluss (wie hier die rote Klinkenbuchse an einer Sony Actioncam) ist eine Ausnahme und auch nicht nur zweckmäßig, denn der Anschloss ist im Betrieb oft gar nicht zugänglich. Üblicher ist der Anschluss über Adapterkabel. [Foto: Sony]

Zeitlupe

Mit Aufnahmefrequenzen, die höher sind als die Wiedergabefrequenz, kannst du Zeitlupenaufnahmen realisieren. Wenn du beispielsweise mit 60 fps filmst und das dann im Videobearbeitungsprogramm auf 30 fps Wiedergabefrequenz einstellst, dann hast du einen leichten Zeitlupeneffekt. Eine solche zweifache Zeitlupe wirkt aber noch nicht sehr spektakulär. Spannender wird z. B. eine vierfache Zeitlupe. Dazu musst du dann schon mit 120 fps filmen. Das können in hoher Auflösung nicht viele Kameras. Manche Kameras bieten sehr hohe Zeitlupenfrequenzen in niedriger Auflösung an. Aber wenn die Auflösung zu niedrig ist und deshalb die Qualität nichts taugt, nützt dir das überhaupt nichts.

Ton (Mikrofon)

Auf den Ton legen die Actioncam-Hersteller höchst unterschiedlichen Wert. War dieser noch vor wenigen Jahren generell dumpf und monoton und eigentlich fast unbrauchbar und externe Mikrofone nicht anschließbar, gibt es heute auch genau das Gegenteil. Einige Actioncams haben eingebaute Stereomikrofone und mancher Hersteller gibt sich mit Membranen viel Mühe, den Sound sogar ins wasserdichte Schutzgehäuse durchdringen zu lassen. Zudem lassen sich an vielen Kameras Mikrofone über einen Adapter anschließen, manche haben sogar direkt eine Mikrofonbuchse eingebaut (an die du im Schutzgehäuse aber nicht herankommst). Einige sehr wenige bieten über Bluetooth eine drahtlose Verbindung zu Bluetooth-Headsets oder Freisprecheinrichtungen an (Garmin Virb X/XE und GoPro Hero3+ mit Zubehör von Sena; die in einige Hero4-Modellen eingebaute Bluetooth-Schnittstelle eignet sich unseres Wissens nach dafür nicht).

Fotogröße

Nahezu alle Actioncams können auch Fotos machen. Ob die etwas taugen, hängt allerdings extrem vom jeweiligen Modell und dem Foto-Modus ab. Von völlig unscharfen, auf irgendwas größeres hochinterpolierten 3-Megapixel-Fotos bis hin zu sehr scharfen, echten 12- oder 16-Megapixel-Fotos reicht die Bandbreite. Das Hochinterpolieren von Fotos ist für gar nichts gut, außer fürs Datenblatt. Von solchen Kameras nimm Abstand, falls die Fotoqualität für dich irgendeine Rolle spielt.

Serienfotos und Intervallaufnahmen

Serienfotos (auch "Burst" genannt) sind schnelle Aufnahmen direkt nacheinander. Diese werden entweder so schnell wie möglich oder etwas gebremst aufgenommen, denn 10 Fotos innerhalb von einer Sekunde sind auch nicht immer das, was du brauchst. Manche schnellen Kameras bieten deshalb dann alternativ auch z. B. 10 Fotos innerhalb von 2 Sekunden an. Intervallaufnahmen bedeutet, die Kamera macht automatisch in festgelegten Abständen (z. B. alle 10 Sekunden oder einmal pro Minute) ein Foto. So etwas brauchst du beispielsweise, wenn du deine Kamera mal unter einen Quadrokopter hängen und dann hochauflösende Fotos machen willst (in höherer Auflösung als die Videos, sofern die Kamera solche macht). Generell willst du vielleicht nicht immer ein Video haben, sondern lieber ein schönes Foto, aber du kannst nicht selbst im richtigen Moment auf den Auslöser drücken. Falls diese Funktionen für dich wichtig sind, achte darauf, dass die Kamera solche Fotos auch wirklich in hoher Auflösung schießen kann. Sony beispielsweise baut zwar mit die besten Actioncams, blamiert sich aber bei der Serienbild- und Intervall-Funkion immer komplett, denn solche Fotos sind bei Sony gerade mal 2 Megapixel groß.

Fotos (und Videos) bei wenig Licht

Manche Hersteller werben damit, dass ihre Kameras auch mit wenig Licht gut zurechtkommen. Wunder haben wir aber noch nicht gesehen und die Bildsensoren in den Actioncams sind nun einmal sehr klein. Insofern kommen Actionscams generell eher nicht gut mit wenig Licht klar (zumindst nicht, wenn du sie in voller Foto- oder Video-Auflösung betreibst). Dennoch gibt es große Unterschiede: Manche Kameras sind bei wenig Licht gerade noch brauchbar und andere überhaupt nicht. Wirklich richtig gut ist aber bislang keine.

  • Bild Wenn die Kamera und das Gehäuse eine untrennbare Einheit bilden und nicht einmal die Befestigungspunkte austauschbar sind (wie hier bei der GoPro Hero+ LCD Actioncam) ist im Falle eines Gehäusedefekts gleich die ganze Kamera unbrauchbar. [Foto: GoPro]

    Wenn die Kamera und das Gehäuse eine untrennbare Einheit bilden und nicht einmal die Befestigungspunkte austauschbar sind (wie hier bei der GoPro Hero+ LCD Actioncam) ist im Falle eines Gehäusedefekts gleich die ganze Kamera unbrauchbar. [Foto: GoPro]

  • Bild Viel besser löst das Garmin: Hier sitzt das eigentliche Gehäuse noch in einem Schutzrahmen, der ebenso leicht und preiswert erneuert werden kann wie die auswechselbare Befestigunglasche. [Foto: Garmin]

    Viel besser löst das Garmin: Hier sitzt das eigentliche Gehäuse noch in einem Schutzrahmen, der ebenso leicht und preiswert erneuert werden kann wie die auswechselbare Befestigunglasche. [Foto: Garmin]

Spritzwasserschutz

Mit einer Kamera, die auch ohne Schutzgehäuse gegen Spritzwasser geschützt ist, kannst du unter vielen Einsatzbedingungen arbeiten. Damit verbunden ist ja auch ein Schutz gegen Staub und Sand. Das ist nie verkehrt.

Wasserdicht und robust

Aktuell gibt es einen Trend hin zu Actoncams, die bereits selbst robust und wasserdicht sind, teilweise bis zu 50 Metern Wassertiefe. Für solche Geräte brauchst du dann kein zusätzliches Schutzgehäuse. Dafür sind solche Kameras größer und schwerer. Unter einen Quadrokopter wirst du eine solche Kamera also eher nicht hängen. Und auch bei Multi-Kamera-Aufnahmen z. B. bei Musikaufzeichnungen sind kleine, unauffällige, "nackte" (und nicht wasserdichte) Actioncams oft besser einzusetzen, z. B. wenn sie direkt an Musikinstrumenten montiert werden. Letztendlich bleibt es also Geschmackssache bzw. vom Anwendungsfall abhängig. Aber: Wir haben auch schon Fotos gesehen, da waren die Geräte so starken Belastungen ausgesetzt, dass die Schutzgehäuse den Geist aufgegeben haben. Dann ist es natürlich schön, wenn nur das Gehäuse ersetzt werden muss und nicht die ganze Kamera. Wenn du eine Kamera mit integriertem Gehäuse kaufst, sollte zumindest der Befestigungsmechanismus leicht austauschbar sein, falls dieser einmal abbricht (bei den Garmin-Actioncams ist das z. B. der Fall, bei den Modellen Hero und Hero+ LCD von GoPro aber nicht).

Lieferumfang

Beim serienmäßig mitgelieferten Zubehör unterscheiden sich Actioncams erheblich. Schau vor dem Kauf, was all das Zubehör kostet, das du vielleicht noch zusätzlich brauchst. Dafür kann man nämlich teilweise sehr viel Geld ausgeben. Interessanterweise sind es oft gerade die B-Marken (oder gänzlich unbekannten Marken), die sehr viel Befestigungszubehör mitliefern, während die großen Marken oft knauserig sind (bei GoPro musst du beispielsweise sogar das Stativgewinde extra kaufen und wenn du die nackte Kamera befestigen willst auch noch einen Halterahmen). Auch Zubehör wie Fernbedienungen, Mikrofonadapter oder Ersatzakkus sind teilweise recht teuer. Wenn es ein Komplett-Set mit größerem Lieferumfang gibt, kannst du dabei oft einiges sparen im Vergleich zum Einzelkauf des ganzen Zubehörs.

  • Bild Die Politik der einzelnen Hersteller hinsichtlich des mitgelieferten Zubehörs ist höchst unterschiedlich. Fast kann man sagen: Je billiger das Portfolio des Herstellers, desto mehr Zubehör ist dabei. Hier der riesige Lieferumfang einer SJCam SJ5000 Plus. [Foto: MediaNord]

    Die Politik der einzelnen Hersteller hinsichtlich des mitgelieferten Zubehörs ist höchst unterschiedlich. Fast kann man sagen: Je billiger das Portfolio des Herstellers, desto mehr Zubehör ist dabei. Hier der riesige Lieferumfang einer SJCam SJ5000 Plus. [Foto: MediaNord]

  • Bild Ein 1/4-Zoll-Standard-Stativgewinde, entweder direkt an der Kamera und am Gehäuse oder über einen Adapter realisiert, ermöglicht die Verwendung beliebiger Befestigungslösungen. [Foto: Sony]

    Ein 1/4-Zoll-Standard-Stativgewinde, entweder direkt an der Kamera und am Gehäuse oder über einen Adapter realisiert, ermöglicht die Verwendung beliebiger Befestigungslösungen. [Foto: Sony]

Stativgewinde

Blöd, dass wir immer auf dieser scheinbaren Nebensächlichkeit herumhacken müssen. Eine Actioncam musst du eigentlich immer irgendwo befestigen. Natürlich liegt der Actioncam immer mehr oder weniger viel Befestigungsmaterial bei. Aber darüber hinaus können sich immer mal Gelegenheiten ergeben, wo dieses für bestimmte Anwendungen nicht ausreicht. Für das Standard-1/4-Zoll-Fotostativgewinde gibt es nichts, dass es nicht gibt – in jeder Qualitäts- und Preisklasse. Deshalb fänden wir es sinnvoll, dass man jede Actioncam, mit und ohne Gehäuse, auch irgendwie mit solchem Standard-Zubehör verbinden kann und nicht ausschließlich auf die (z. T. teuren) Befestigungs-Lösungen des Kameraherstellers angewiesen ist. Manche Actioncams haben serienmäßig ein Stativgewinde, bei anderen muss dafür erst einen Adapter erworben werden (bei GoPro auch einen Halterahmen, um die Kamera ohne Gehäuse auf einem Stativ zu befestigen), und bei einigen Kameras bekommt man überhaupt keine Verbindung zu Stativgewinde-Zubehör hin.

GoPro-Befestigungsadapter

Da Actioncams von GoPro einen großen Marktanteil haben, hat sich um das Halterungssystem von GoPro ein recht umfangreicher Zubehör-Markt mit Befestigungslösungen entwickelt. Deshalb könntest du es evtl. sinnvoll finden, wenn deine Actioncam (sofern diese nicht von GoPro stammt, dann passt das Zubehör ja sowieso) mit solchem Zubehör verbinden kannst. Manche Hersteller (gerade einige unbekanntere Marken) springen einfach auf den Zug auf und verwenden ihrerseits GoPro-kompatibles Zubehör. Andere, wie z. B. Garmin, bieten zumindest Adapter für's GoPro-System an. Andere wiederum tun alles dafür, zu gar nichts kompatibel zu sein. Wenn die Kamera UND das Gehäuse dann auch kein Standard-Stativgewinde haben, bist du auf Gedeih und Verderb auf die Lösungen "deines" Herstellers angewiesen (auch wenn mal etwas kaputt geht). Das würden wir uns vor dem Kauf gut überlegen!

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