Smartphone-Zubehör Das Smartphone bietet eine ergonomische Möglichkeit, überall und jederzeit Erinnerungsfotos von sich selbst zu machen. Doch wie man es auch hält – es fehlt immer ein halber Kopf, ein Arm ist abgeschnitten, sinnvolle Gruppenfotos sind nicht zu bewerkstelligen und den Lieblings-Dackel auf dem Schoß bekommt man auch nicht ins Bild. Das Problem liegt in der begrenzten menschlichen Armlänge. Rollei bietet nun einen Ausweg. Mit dem Selfie Stick kann das Mobiltelefon fast einen Meter weiter weg gehalten und bequem ausgelöst werden (jedoch ausschließlich für Android und iOS).

  • Bild Einzige Schwäche der Verarbeitung: Der nicht verschweißte Plastik-Griff ist rutschig und die Knöpfe sind billig. [Foto: MediaNord]

    Einzige Schwäche der Verarbeitung: Der nicht verschweißte Plastik-Griff ist rutschig und die Knöpfe sind billig. [Foto: MediaNord]

Erst einmal von der störrischen Blisterverpackung befreit, liegen vor dem Freund der Selbstfotografie vier Bauteile, mit denen Rollei unbegrenzt mühelosen Selfie-Spaß ermöglichen möchte. Zunächst wollen wir die Apparatur anweisungsgerecht zum Laufen bringen. Der Lithium-Akku ist fest eingebaut und wird über das mitgelieferte (oder jedes andere) MicroUSB-Kabel aufgeladen. Ein Adapter für die Steckdose ist nicht dabei, laut Gebrauchsanweisung soll das Gerät ohnehin ausschließlich durch den heimischen PC gespeist werden. Bereits nach einer halben Stunde erlischt das rote Lämpchen und signalisiert damit Einsatzbereitschaft der Fernbedienung.

Die eigentliche Arm-Verlängerung besteht aus einem Aluminium-Stativrohr, das in vier möglichen Produktfarben wahlweise Aufsehen erregt (orange, grün, blau) oder sich in unauffälligem Schwarz kleidet (die dazugehörige Klemme ist übrigens immer schwarz). Im eingefahrenen Zustand ist der Stab mit 30 Zentimetern sehr handlich und leicht verstaubar. Zur Benutzung kannst du den Stick stufenlos ausziehen und mit einem Dreh in jeder Länge zwischen 305 und 945 fixieren. Das Kopfende besteht aus einem einfachen Kugelkopf, den du um 360° drehen und das 90° kippbare Kugelgelenk in jeder gewünschten Position feststellen kannst. 

  • Bild Der Rollei Selfie Stick ist eine Arm-Verlängerung mit Bluetooth-Fernbedienung im Griff. [Foto: Rollei]

    Der Rollei Selfie Stick ist eine Arm-Verlängerung mit Bluetooth-Fernbedienung im Griff. [Foto: Rollei]

  • Bild Der Rollei Selfie Stick ist in vier Farben erhältlich. Mit dabei: Farbliche passende Karabiner-Haken und Handschlaufen. [Foto: Rollei]

    Der Rollei Selfie Stick ist in vier Farben erhältlich. Mit dabei: Farbliche passende Karabiner-Haken und Handschlaufen. [Foto: Rollei]

Am Kopfende kannst du entweder die mitgelieferte Universalklemme oder ein beliebiges anderes Gerät anbringen (theoretisches Maximalgewicht 500 Gramm), das ein 1/4-Zoll-Stativgewinde hat. In die Universalklemme passen Smartphones mit einer Gehäusebreite von mindestens 5,2 und maximal 8,5 Zentimetern. Sebst ein stattliches 6,1 Zoll Phablet passt noch hinein! Die Klemme ist auch tief genug, um gekrümmten Handyrücken ausreichend Platz zu lassen. Ist die Schraube der Klemme fest angezogen, wackelt nichts. In der Praxis fällt auf, dass die einhändige Bedienung bereits ab einem Gerätegewicht von 150 Gramm (Stab voll ausgefahren) nicht leicht ist, zumal ausgerechnet der Handgriff des Sticks aus rutschigem Plastik besteht und insbesondere an den Seiten wenig Halt bietet.

Am Handgriff des Selfie-Sticks befinden sich vier mechanische, ziemlich billig wirkende (aber einwandfrei funktionierende) Tasten. Die unterste schaltet das Gerät ein und leuchtet dann schwach blau. Die Taste darüber aktiviert die Option zur Smartphone-Kopplung via Bluetooth. Am Mobiltelefon muss daraufhin die Verbindung zum „Rollei Selfie Stick“ im Bluetooth-Menü ausgewählt werden. Interessanterweise verbindet sich der Stick als Tastatur. Zum Fotografieren wird deshalb keine spezielle App benötigt, der Rollei Selfie Stick funktioniert bereits mit dem geräteeigenen Standard-Kamera-Interface, kommt aber auch mit gängigen Apps wie Instagram, Twitter und YouTube klar. Die dritte Taste auf dem Stab ist nur durch zwei Pfeile beschriftet. Nach erfolgreicher Koppelung muss hier das Betriebssystem gewählt werden. Hellblaues Aufleuchten signalisiert Android, Dunkelblau steht für iOS (die Anleitung liefert übrigens keinerlei Interpretation für die Leuchtsignale). Weitere Betriebssysteme werden nicht unterstützt; Nutzer von Windows Phone, Blackberry OS und Symbian bleiben also außen vor. Die getroffene Einstellung bleibt für die nächste Nutzung gespeichert.

  • Bild Die eingespannten Smartphones sollten höchstens 8,5 cm und mindestens 5,5 cm breit sein. [Foto: MediaNord]

    Die eingespannten Smartphones sollten höchstens 8,5 cm und mindestens 5,5 cm breit sein. [Foto: MediaNord]

Der oberste Knopf auf dem Stick ist der Auslöser. Ist auf dem Smartphone gerade keine Kamera-App geöffnet, reguliert der Auslöser die System- bzw. Medienlautstärke nach oben. Im Kamera-Modus schießt ein kurzer Druck auf die Auslösertaste direkt ein Foto. Drückst du die Auslöser-Taste und hältst sie gedrückt, fokussiert die Handykamera zunächst, ohne ein Foto zu schießen. Erst beim Loslassen der Taste wird das Foto aufgenommen. Im Filmmodus startet derselbe Knopf eine Aufnahme und ein erneuter Druck stoppt sie wieder. Eine Zoomfunktion fehlt der Armverlängerung gänzlich. Das Kommando zum „Schießen“ wird in der Regel ohne Verzögerung umgesetzt, vorausgesetzt das Smartphone ist auf seinem vorgesehen Platz maximal 1 Meter von der Fernbedienung entfernt. Der Stick eignet sich im Prinzip auch als Fernauslöser, die Bluetoothreichweite wird vom Hersteller mit 10 Metern angegeben. Im Regelfall kannst du 8 bis 9 Meter ohne Umstände erreichen – dann allerdings nur mit einer erheblichen Auslöseverzögerung von 10 bis 15 Sekunden. Wird die Auslösetaste drei Minuten lang nicht betätigt, schaltet der Stick in einen Stromsparmodus, bleibt aber mit dem Smartphone verbunden. Umständlich wird es, wenn du den Stick ganz abgeschalten willst. Solange dieser noch per Bluetooth mit dem Smartphone gekoppelt ist, geht das nicht. Du musst erst die Bluetooth-Verbindung am Smartphone trennen, dann kannst du den Selfie Stick ausschalten.

Das Fotografieren mit dem Selfie Stick ist einfach. Relativ leicht wir es dir gelingen, dich durchgängig in der Bildmitte zu halten, auch bei Videoaufnahmen. Bedenke aber, dass der Stick die Arbeit des Stabilisierens nicht abnimmt, sondern im Gegenteil erschwert: selbst kleinstes Wackeln wird durch den größeren Abstand verstärkt. Etwas Experimentieren eröffnet aber tatsächlich die vom Hersteller versprochenen interessanten Perspektiven. Dabei landet der Stab selbst nur erfreulich selten im Bild. Vorteilhaft ist die Konstruktion auch, um über Menschenmengen hinweg mit der Frontkamera zu fotografieren.

Mit einem stabilen mitgelieferten Karabiner kann der Stick beispielsweise an der Hose befestigt werden und ist dann schnell griffbereit. Der Tragekomfort hält sich hierbei in Grenzen, da der Stab im Takt der Schritte gegen das Bein schlägt. Bei der schwarzen Produktvariante ist bei dieser Trageweise Vorsicht geboten, denn der Stick ähnelt einem Schlagstock.

Fazit

Der Selfie-Stick von Rollei ist ein interessantes, vielfach anwendbares Zubehör, erfüllt seine Hauptaufgabe einwandfrei und bietet nicht nur dem Fan des Selbstportraits einen praktischen Nutzen, sondern generell als Fernbedienung und um etwas höher hinauf zu kommen. Die Handhabung fällt leichter, je weniger das Handy wiegt, ist aber auch mit großen Smartphones durchaus zu bewerkstelligen. Gefeilt werden könnte an der fehlenden Zoomfunktion, der umständlichen Abschaltung und der Griffigkeit und Haptik des Handgriffs.

Vorteile

  • handlich und leicht
  • überwiegend robuste Verarbeitung
  • löst auch auf größere Entfernung zuverlässig aus

Nachteile

  • rutschiger Handgriff
  • komplizierte Abschaltprozedur