Bastel-Story Ein Ausgleichskopf, ein so genannter Gimbal Head, konzipiert für Quadrokopter und die GoPro Hero4 kostet zwischen ca. 60 und 300 Euro, je nach Fabrikat (No-Name oder Markenprodukt) und Quelle (China-Eigenimport oder lokaler Händler), und muss mehr oder weniger aufwändig mit dem Quadrokopter verkabelt werden (mindestens eine 12V-Stromversorgung ist Pflicht). Der Rollei eGimbal liegt zwar preislich ganz oben in dieser Skala, aber kann universell an diversen GoPro-Halterung oder dem mitgelieferten Handgriff betrieben werden. Und er hat einen eigenen Akku integriert, braucht also keine zusätzliche Verkabelung. Also lassen wir den Rollei eGimbal 1 doch mal am Quadrokopter fliegen!

  • Bild So hatten wir es uns vorgestellt. Der Rollei eGimal ist einfach in die Standard-GoPro-Hero-Halterung eingeschraubt, die beim DJI Phantom 1 schon mit dabei ist. Wenn die Kamera nach hinten heraus filmet, hängt die Konstruktion sogar schön im Schwerpunkt. [Foto: MediaNord]

    So hatten wir es uns vorgestellt. Der Rollei eGimal ist einfach in die Standard-GoPro-Hero-Halterung eingeschraubt, die beim DJI Phantom 1 schon mit dabei ist. Wenn die Kamera nach hinten heraus filmet, hängt die Konstruktion sogar schön im Schwerpunkt. [Foto: MediaNord]

In unserem Test des eGimbal 1 im November hatten wir noch behauptet – und bedauert – dass der Rollei eGimbal nur in aufrechter Position funktioniert, da ein mechanischer Anschlag verhindert, dass er um 180 Grad sozusagen auf den Kopf gedreht werden kann. Damals "juckte" es uns schon, genau das mit einer kleinen Umbaumaßnahme doch zu tun. Und siehe da: Mit einer kleinen, ungefährlichen und rückbaubaren Modifikation kann der eGimbal auch über Kopf arbeiten. Soweit so gut.

Nun ist es aber so, dass wir die Überschriften unserer Artikel auf digitalEyes.de üblicherweise nicht als Frage formulieren. Diesen hier schon. Bevor ich hier also weiter Hoffnung mache: Der Rollei eGimbal 1 unterm Quadrokopter – das geht nicht! Bedauerlicherweise. Und das liegt nicht an der Überkopf-Position. Da wir nicht wenig Zeit und Energie in diese Story gesteckt haben – man ist ja hartnäckig – wollen wir dir unsere Erkenntnisse nicht vorenthalten. Wenn du aber konkret nach einer Lösung suchst, kannst du jetzt aufhören zu lesen.

Eigentlich sollte die Story so gehen (der Text ist schon seit 3. Dezember fertig, ich haue den Teil jetzt hier so rein, wie er war; wenn du das nicht lesen willst, scrolle gleich runter zur nächsten Überschrift):

Die geplante Story

Dass der eGimbal standardmäßig nur in aufrechter Position funktioniert, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass in dem kleinen beweglichen Alu-Arm, der aus dem Kunststoff-Gehäuse ragt, ein Kabel verbaut ist, dass zu dem Girosensor führt, der wiederum auf der Platine sitzt, mit der auch die USB-Buchse von der GoPro-Kamera durchgeschleift wird. Hätte die Aufhängung keinen Anschlag, könnte der Arm frei durchdrehen bis das Kabel irgendwann stramm kommt und beschädigt werden könnte. Ich bin mir allerdings sicher, dass pfiffige chinesische Konstrukteure beim Stativ-Hersteller iFootage in der Lage wären, die Mechanik so zu erweitern, dass der geneigte Benutzter nach Lösen einer kleinen Sperre, den Hebel in einem erlaubten Bereich um 180 Grad verstellen und dort erneut fixieren können. Wir hoffen diesbezüglich mal auf die Version 2.0 des eGimbal -- und machen uns solange illegaler Weise selbst ans Werk. Mit dem Ergebnis, dass der eGimbal dann über Kopf nicht nur unter Quadrokoptern durch die Lüfte fliegen kann, sondern auch für extrem bodennahe Aufnahmen geeignet ist. Oder einfach immer dann, wo eine aufrechte Befestigung nicht möglich oder schlicht nicht sinnvoll ist, weil die Befestigungsposition oberhalb der gewünschten Kameraposition liegt.

Unsere Anwendung wird der Quadrokopter-Flug sein und da wird der eine oder andere vielleicht einwenden, dass diese Anwendung mit dem eGimbal nicht viel Sinn macht, denn für den (recht hohen) Preis des Rollei iFootage eGimbal 1 gibt es auch fast schon einen Original DJO-Gimbal und für weitaus weniger Euros (so ca. 60 Euro) einen "China-Gimbal" für Quadrokopter. Aber der Witz beim eGimbal ist ja gerade, dass du das Teil nicht NUR unter deinem Quadrokopter einsetzen kannst, sondern auch in der Hand führen oder an einer beliebigen GoPro-kompatiblen Halterung einsetzen kannst. Alles Sachen, die mit einem speziellen Quadrokopter-Gimbal nicht gehen. Den einen Nachteil will ich aber nicht verschweigen: Das mit der Neigungsverstellung über deine Quadrokopter-Fernsteuerung wird natürlich nichts. Das ist die Einschränkung mit der du leben musst. Auf der anderen Seite: Die gleich beschriebene Modifikation des eGimbal 1 ist überhaupt nichts gegenüber der Bastelarbeit, wenn du einen China-Gimbal oder einen Original-DJI-Gimbal beispielsweise unter einem DJI Phantom 1 (wie in unserem Fall) oder Phantom 2 montieren willst. Der Umbau des eGimbal ist in 5 Minuten erledigt. Einen Gimbal unter einen DJI-Quadrokopter zu bauen ist (obwohl das ja auch durchaus vorgesehen ist) eher eine Sache von 2 Stunden, in denen du deinen Quadrokopter detailliert von innen kennenlernst, lötest und bastelst.

Also, auf geht's. In fünf Minuten arbeitet dein eGimbal über Kopf. In 10 Minuten hängt der mit deiner GoPro-Kamera in einer GoPro-kompatiben Halterung. Unterm DJI Phantom oder sonstwo. Du brauchst nicht mehr als einen sehr kleinen Kreuzschlitzschraubendreher für den Mini-Umbau. Du solltest zweckmäßigerweise nur einen sehr gut passenden Kreuzschlitzschraubendreher finden, sonst machst du dir die Schrauben kaputt. Und das wäre schlecht, denn du willst die Aktion vielleicht ja ein paarmal machen. Solche sehr kleinen Schraubendreher (nicht "Schraubenzieher", du ziehst die Schrauben damit ja nicht, du drehst sie  ;-)   ) findest du unter "Uhrmacherschraubendreher" im Internet. Meist gibt es preisgünstige Sets mit zwei sehr kleinen Schlitz- und drei sehr kleinen Kreuzschlitzschraubendrehern. Die sind immer eine gute Investition, wahrscheinlich wirst du sie in deinem Leben noch öfter brauchen.

  • Bild Um die vier kleinen Kreuzschlitzschrauben links geht es. Auf diesem Foto ist der Rollei eGimbal 1 schon umgebaut auf Überkopf-Betrieb und am Kopter montiert. [Foto: MediaNord]

    Um die vier kleinen Kreuzschlitzschrauben links geht es. Auf diesem Foto ist der Rollei eGimbal 1 schon umgebaut auf Überkopf-Betrieb und am Kopter montiert. [Foto: MediaNord]

Sicherheitshalber will ich noch den Sicherheitshinweis anbringen, dass du mit dem Umbau möglicherweise deine Garantie verspielst. Aber du musst keine Siegel brechen und du kannst den Umbau jederzeit wieder zurückbauen. Wenn du vorsichtig vorgehst, kann meiner Meinung nach nichts Schlimmes passieren, denn weder öffnest du das Gehäuse des eGimbal, noch musst du irgendwas mit der Elektronik machen. Du wirst nur vier kleine Kreuzschlitz-Schrauben lösen und entfernen, den Arm um 180 Grad drehen und die vier Schrauben wieder positionieren und festschrauben.

  1. Die Arbeit, insbesondere den Rückbau auf die Ursprungsposition, möchtest du dir vielleicht erleichtern, indem du die Original-Position markierst. Einen Strich mit einem wasserfesten Lackmalstift, und du weißt immer, wie der Arm ursprünglich montiert war. Danach mache noch einen kleinen Punkt auf eine der beiden Seiten des Strichs auf dem Motor für die Drehrichtung (erkläre ich später). Wenn du keine der Markierungen machen willst: es geht notfalls auch ohne.
  2. Jetzt löst und entfernst du alle vier Kreuzschlitzschrauben an dem Arm, der direkt am Gehäuse befestigt ist. Sei vorsichtig, dass du die Schrauben nicht mit einem falschen Schraubendreher beschädigst und verliere keine der vier Schrauben. Spätestens in dem Moment, wo du die letzte Schraube entfernst, musst du den Arm irgendwie an seiner alten Position halten, sonst fällt er dir entgegen und du läufst Gefahr genau das Kabel zu beschädigen, das eben nicht beschädigt werden soll.
  3. Jetzt halte das Gehäuse in Position und verdrehe den Arm auf der nun freien Achse um 180 Grad. Wenn du vorher die Originalposition und den Punkt angezeichnet hast, drehe in Richtung des Punkts. Sonst schlage ich vor, du drehst nach Links, denn "L" kommt vor "R". Bei einem eventuell späteren Rückbau ("R" wie "Rückbau") musst du dann rechtsherum drehen.
  4. Nun setze alle vier Schrauben in der 180 Grad gedrehten Position wieder ein und schraube sie vorsichtig wieder fest. Das war's schon. Jetzt ist dein eGimbal 1 auf Über-Kopf-Betrieb umgerüstet.

Zum eventuellen Rückbau gehst du umgekehrt vor. Wichtig dabei: Drehe dabei in umgekehrte Richtung und nicht eine weitere halbe Umdrehung in dieselbe Richtung. Sonst verdrehst du das Kabel, das durch die Drehachse läuft und hast irgendwann den Effekt, der mit der mechanischen Sperre verhindert werden soll: Das Kabel wird beschädigt reißt ab. Aber solange du immer nur hin und zurück drehst, kann eigentlich nichts passieren.

Fortsetzung auf Seite 2