Die Amkov AMK100S wurde uns freundlicherweise von GearBest zur Verfügung gestellt, wir mussten lediglich die Einfuhr-Umsatzsteuer und die Verzollung zahlen (insgesamt knapp 40 Euro). Amkov (das "ö" im Logo ist übrigens quasi nur ein Gag, in normaler Schrift schreibt sich die Firma mit "o") ist eine in China durchaus öfter, hierzulande allerdings noch völlig unbekannte Marke und vor allem auch OEM-Fertiger für andere Hersteller. Das hier getestete Gerät Amkov AMK100S stammt allerdings ganz offenbar nicht einmal direkt von Amkov, sondern von Shuoying Digital Science & Technology (China) Co. Ltd., ebenfalls ein Entwicklungs- und OEM-Fertigungsunternehmen (aus Zhejiang, China), dass laut eigenen Angaben mitttlerweile 15 Jahre Erfahrung im Kamerabau hat und unter anderem Actioncams für diverse andere Marken entwickelt und baut. Neben dieser "einäugigen" Panoramakamera, die bei Shuoying unter dem Namen PanoView PDV1800 erhältlich ist, hat der Hersteller sogar noch eine zweiäugige Kamera namens PDV3600 im Programm. Hinweis auf die Kooperation von Amkov und Shuoying gibt die App, die Amkov für die Fernbedienung vom Smartphone nennt: Die App SYMAX360 soll man dafür verwenden. Und die stammt nicht von Amkov, sondern von Shuoying. Alles Weitere erschließt sich dann mit einer kurzen Internet-Recherche. ;-) Das hier getestete Gerät ist übrigens auch noch unter dem Namen OKAA 360° erhältlich, der Anbieter verspricht auf seiner Website sogar 230 Grad Bildwinkel!
Neben (sehr preisgünstigen) Actioncams baut Shuoying auch Netzwerk-Überwachungskameras, die ein ebensolches Ultraweitwinkel-Objektiv verwenden, wie die Amkov AMK100S bzw. Shuoying PDV1800. Wenn man das Vorschaubild einer solchen Kamera als Ausschnitt betrachtet, ergbibt sich die Möglichkeit den Ausschnitt zu verändern, quasi als würde man die Kamera virtuell schwenken, eine Möglichkeit, die du mit der Actioncam mit der App am Smartphone genauso hast. Vergleicht man die technischen Daten jedoch aufmerksam, so fällt ein gravierender Unterschied auf: Amkov wirbt mit 220 Grad Bildwinkel, Shuoying gibt hingegen 190 Grad an. Also doch nicht die gleiche Kamera?
Tatsächlich fällt bereits beim ersten Ausprobieren der Kamera schon auf dem Smartphone-Display sofort auf, dass die Kamera über die 180 Grad hinaus kaum etwas aufnimmt. Wir haben es nachgemessen: Nur noch einen ganz winzigen Bereich, von der Vorderseite der Frontlinse aus gemessen, nimmt die Kamera "nach hinten" auf. Der maximale Bildwinkel dieser Kamera beträgt also 190 Grad (und nicht wie von Amkov angegeben 220 Grad). Das hört sich immer noch ganz gut an und mag für den Überwachungskamera-Einsatz auch gut sein. Aber für den Einsatz einer Actioncam im Sinne der von uns schon vorgestellten Kodak Pixpro SP360 und SP360 4K reicht das keineswegs aus.
Montiert man die Kamera so, dass ein 360-Grad-Bild aufgenommen wird, also mit dem Objektiv nach oben oder unten, dann ist in dem wichtigen horizonalen Bereich nicht viel zu sehen. Dabei sprechen wir nicht von Bildqualität, sondern davon, dass schlicht nichts da ist. Während bei der ebenfalls einäugigen Kodak Pixpro SP360 4K nur rund ein Drittel der Bildfläche "blind" ist (bis zu 360 x 235 Grad Bildwinkel), ist es bei der Amkov AMK100S bzw. Shuoying PDV1800 fast die Hälfte (360 x 190 Grad). Die Kodak Pixpro SP360 "non 4K" liegt dazwischen (360 x 214 Grad). Für die Praxis ist das äußerst relevant. Meine persönliche Einschätzung (und Erfahrung) für den Panoramakamera-Einsatz: 360 x 360 Grad ist natürlich das Ideal, das jeder anstrebt (Ricoh Theta Kamerafamilie und viele andere kommende zweiäugige Kameras). Mit 235 Grad kann man sehr viele Anwendungen sehr gut abdecken – immer dann, wenn "oben" oder "unten" sowieso nichts wichtiges passiert (dennoch wundern sich manche Anwender dann, warum ein Teil des Bildkreises schwarz bleibt). 214 Grad sind schon knapp, da fehlt oft etwas, das man zeigen möchte. Aber 190 Grad gehen nicht, das reicht einfach nicht. Jedenfalls nicht als 360-Grad-Panorama-Actioncam. Für Überwachungsanwendungen mag das reichen. Dennoch – im Kurzdurchgang – nachfolgend noch Ausstattung, Workflow und unsere Beurteilung der Qualität.
Lieferumfang
Der Lieferumfang war, wie versprochen, komplett. Neben der Kamera samt Akku sind ein 30-Meter-Unterwassergehäuse sowie eine offene Kunststoffhalterung dabei, dazu eine Klebehalterung (nur für gewölbte Flächen), zwei Gelenke und eine Fahrradhalterung sowie ein 1/4-Zoll-Kameraschrauben-Adapter. Darüber hinaus liegt im Karton eine Kameratasche bei, wichtig zum Schutz der vorstehenden Glas-Linse, sowie eine witzige Silikonhülle mit neun kleinen Saugnäpfchen, die die komplett mit Akku, Speicherkarte und Silikonhülle 101 Gramm leichte Kamera problemlos an glatten Oberflächen hält (z. B. Glasscheiben, aber auch Kunstofffenster-Rahmen, Metallflächen usw.). Die Schnittstellen, das Display und die Bedienelemente bleiben übrigens beim Betrieb in der Silikonhalterung und auch in der offenen Kunststoffhalterung zugänglich, sodass du leicht an die Speicherkarte kommst oder die Kamera auch während des Betriebs mit Strom versorgen kannst. Das geschlossene Unterwassergehäuse ist natürlich dicht, hat aber drei Knöpfe für die uneingeschränkte Bedienung.
Anders als die 360-Grad-Kameras von Kodak hat die Amkov AMK100S keine zusätzliche (austauschbare) Schutzabdeckung vor der eigentlichen Glaslinse. Da diese deutlich aus dem Gehäuse hervorsteht, solltest du also beim Transport höllisch aufpassen, dass du die Linse nicht beschädigst. Wie die Ricoh Theta (S) gehört diese Kamera also beim Transport immer in die mitgelieferte Tasche.