Kostenlose Actioncam-Software In nur drei einfachen Schritten soll dir das kostenlose GoPro-Studio dabei helfen, aus deinem Actioncam-Rohmaterial ein vorzeigbares Video zu produzieren. Hinter der Schnittsoftware steht der Gedanke, die Bearbeitung gezielt für GoPro-Hero-Videos einfach und professionell zu gestalten. Gleich vorweg gesagt: Fisheye-Entzerrung oder Bildstabilisierung bietet diese Programm nicht und auch andere Erwartungen werden nicht erfüllt.

Das GoPro Studio ist die kostenlose, hauseigene Schnittsoftware des amerikanischen Actioncam-Herstellers GoPro. Das Programm ist ausschließlich auf Englisch, sodass zumindest gewisse Sprachkenntnisse von Vorteil sind. Mit Schnittsoftware allgemein musst du dich jedoch nicht auskennen, denn die Bedienung ist schlicht gehalten und weitestgehend selbsterklärend.

Für das GoPro Studio musst du dennoch recht viel Zeit einplanen. Vor allem, um zu laden und zu exportieren. Nach einer Installation, die dich von der Länge her bereits auf die Programmgeschwindigkeit einstimmt, findest du dich zunächst im Modus „View and Trim“ (Sichten und Zuschneiden) wieder. Dieser Modus arbeitet ausschließlich mit Videos einer GoPro-Kamera, anderweitig erzeugtes Video-Material lässt sich hier nicht verwenden. Über eine blaue Schaltfläche links oben importierst du Clips, die du bearbeiten möchtest (gültige Endungen: .mp4, .jpg, .mov.). Im großen Vorschaufenster kannst du das Material mit einer unpräzisen Auswahl schon mal grob auf die gelungenen Ausschnitte reduzieren. Dabei kannst du von den einzelnen Clips aber nur am Anfang und Ende etwas wegschneiden. Hat dein Clip zwei Stellen, die dir gut gefallen, musst du beide mit einem langen Intervall umfassen und dazwischenliegendes, unbrauchbares Material in die nächsten Arbeitsschritte mitschleppen. Anschließend fügst du das, was du weiterverarbeiten möchtest (egal ob zugeschnitten oder nicht) der rechts befindlichen Exportliste hinzu und musst es zeitaufwändig ins .avi-Format konvertieren lassen (Speicherort frei wählbar), nur um es anschließend im Edit-Modus (Bearbeitungsmodus), dem nächsten Schritt, erneut zu importieren. Der eigentliche Edit-Modus ist also nicht in der Lage direkt mit den Dateien zu arbeiten, die die GoPro-Kamera erzeugt. Das ist schwach; jedes vernünftige Programm kann das!

  • Bild In "View and Trim" kannst du dein Material zurechtschneiden, was aber genauso gut auch im Edit-Modus erledigt werden kann. Ob beschnitten oder nicht, alle Clips müssen rechts in der Liste konvertiert werden. [Foto: MediaNord]

    In "View and Trim" kannst du dein Material zurechtschneiden, was aber genauso gut auch im Edit-Modus erledigt werden kann. Ob beschnitten oder nicht, alle Clips müssen rechts in der Liste konvertiert werden. [Foto: MediaNord]

  • Bild Das kleine Viereck markiert den Anfang eines Intervalls. Du kannst diese Ausschnitte per Mausklick auf der Zeitleiste auswählen oder mit den Pfeilen (unten) an die gewünschte Stelle springen. [Foto: MediaNord]

    Das kleine Viereck markiert den Anfang eines Intervalls. Du kannst diese Ausschnitte per Mausklick auf der Zeitleiste auswählen oder mit den Pfeilen (unten) an die gewünschte Stelle springen. [Foto: MediaNord]

Besagter Bearbeitungs-Modus (Edit) wartet aber immerhin mit einem recht ordentlichen Einstellungsumfang auf. Die Oberfläche zeigt ein großes Vorschaufenster oben in der Mitte (das auch bei 4K oder 240 FPS in WVGA flüssig läuft), darunter eine Timeline, also eine Zeitleiste, auf der du Video-, Musik- und Textobjekte (z. B. Titel) anordnen kannst. Links findest du den Materialpool, in dem deine eben exportierten (und normalerweise automatisch wieder importierten) Clips aufgelistet sind. Hier dürfen nun theoretisch auch Videos aus anderen Quellen hinzukommen – sofern Sie als AVI-Dateien vorliegen. Rechts sind sämtliche Bild- und Audioeinstellungen angeordnet, darunter auch viele Filter. Diese Filter zeigen übrigens, wenn du eines deiner Videos auswählst, ein Vorschaubild mit dem Material, sodass du nicht hoffen musst, sondern vor dem Aktivieren eines Effekts bereits weißt, wie er aussehen wird. Verschieben und Verstellen lässt sich am Aufbau der Oberfläche nichts. Nur das rechte Einstellungselement kann verbreitert werden – sinnvoll, wenn du die Schieberegler in den Video-Optionen an eine bestimmte Stelle setzen willst, ansonsten kannst du die gewünschten Werte aber auch auf eine Nachkommastelle genau über Pfeilbuttons einstellen.

Ein Videoobjekt nimmst du in die Bearbeitung auf, indem du es aus dem Materialpool links auf die Zeitleiste unten ziehst. An welcher Stelle du das Objekt absetzen musst, wird dir durch eine Beschriftung vorgegeben. Jeder Videoclip wird, unabhängig von der Länge, in der Zeitleiste exakt gleich lang dargestellt, was irritierend sein kann. Andererseits bleibt dir so mühevolles Rangieren mit winzig kleinen (also sehr kurzen) Clips erspart. Das Objekt in der Timeline ist dabei übrigens nur ein Platzhalter, der nur zeigt, was du aus dem Clip links im Materialpool machst. Beschließt du also, deinen Grob-Schnitt aus dem ersten Modus (Sichten und Schneiden) noch einmal enger zu fassen, kannst du dies tun, ohne dass die Videoobjekte in der Zeitleiste durcheinander kommen. Das kann recht praktisch sein, ist aber nicht zu Ende gedacht: Textobjekte, also Titel, behalten nämlich nicht ihre angestammte Länge in der Timeline bei. Wenn du also das Video im Platzhalter verlängerst, dehnt sich das darunter befindliche Textobjekt entsprechend in die Länge aus und bringt alle anderen Textplatzierungen durcheinander. Apropos Platzierung: während die Videoplatzhalter sich automatisch lückenlos aneinanderreihen, schnappen alle anderen Objekte nicht untereinander, nicht an der Cursor-Position und auch nicht an der Schnittstelle zwei darüber platzierter Clips ein. Das heißt, das genaue Anpassen eines Text- oder Audioobjekts an die Videolänge ist kaum möglich.

  • Bild Der Edit-Modus ist übersichtlich, vor allem deshalb, weil es nicht viele Funktionen gibt. So kannst du das Videomaterial beispielsweise nur auf eine einzige Spur legen. [Foto: MediaNord]

    Der Edit-Modus ist übersichtlich, vor allem deshalb, weil es nicht viele Funktionen gibt. So kannst du das Videomaterial beispielsweise nur auf eine einzige Spur legen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Einstellungen zur Geschwindigkeit und Audiooptionen findest rechts im Edit-Fenster. [Foto: MediaNord]

    Einstellungen zur Geschwindigkeit und Audiooptionen findest rechts im Edit-Fenster. [Foto: MediaNord]

  • Bild Das GoPro Studio ist ausschließlich auf Englisch erhältlich. Du solltest die entsprechenden Begriffe also kennen, wenn du die Feineinstellungen verwenden möchtest. [Foto: MediaNord]

    Das GoPro Studio ist ausschließlich auf Englisch erhältlich. Du solltest die entsprechenden Begriffe also kennen, wenn du die Feineinstellungen verwenden möchtest. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Filter Presets zeigen dir ein Vorschaubild mit dem Videoobjekt, das du angewählt hast. Praktisch. [Foto: MediaNord]

    Die Filter Presets zeigen dir ein Vorschaubild mit dem Videoobjekt, das du angewählt hast. Praktisch. [Foto: MediaNord]

Sind die Timeline-Objekte (soweit es eben geht) an ihrem Platz, lohnt sich ein Blick nach rechts auf die Bild- und Toneinstellungen. Für Audio ist die Lautstärkeregulierung (db) sowie Fade In und Fade Out (allmähliche Lautstärke-Erhöhung bzw. -Senkung) verfügbar, die du auf eine Millisekunde genau einstellen kannst. Aber eben nur über den Schieberegler und nicht am Ton-Objekt in der Zeitleiste selbst. Die Videos lassen sich in Weißabgleich (Temperatur, Farbton), Belichtung, Kontrast, Sättigung und Schärfe großzügig einstellen. Lobenswert ist, dass für die meisten dieser Funktionen sogenannte Keyframes gesetzt werden können. Du bist also in der Lage, die Bildeinstellungen gezielt durch Markierungen auf der Zeitleiste zu setzen, sodass du inmitten eines Clips plötzlich den Farbton umschwenken lassen kannst.

Wenn du die Geschwindigkeit senkst, erscheint unter dem gleichnamigen Bedienelement ein Haken bei „Flux“, einer Funktion, die sich auf die Exportgeschwindigkeit extrem negativ auswirkt. Wenn dein Video schnell fertig werden muss, solltest du auf diesen Zusatz verzichten. Aber was ist „Flux“ denn? Laut Herstellerangaben ist diese Funktion dafür gedacht, flüssige Zeitlupen bei niedriger Bildrate zu ermöglichen. Flux berechnet also Zwischenbilder und verlangsamt dabei die Exportgeschwindigkeit um das 60-70fache. Auf dem offiziellen Flux-Video von GoPro sieht die Technologie beeindruckend aus: du beobachtest, wie sich ein Skiläufer vor blauem Himmel in Zeitlupe überschlägt. Das linke Bild (höchstwahrscheinlich manipuliert) versucht dich davon zu überzeugen, dass für die gesamte Sequenz nur zwei Frames zur Verfügung stünden und rechts (Flux angewandt) siehst du eine flüssige Bewegung mit vielen Details, wie sie bei verlangsamter Widergabe einer 120-Bilder/s-Aufzeichnung zu erwarten wäre. Der Hersteller empfiehlt auf der Homepage für bestmögliche Ergebnisse einen „ordentlichen Hintergrund“, womit keineswegs gemeint ist, dass die Kamera stillstehen soll. Wenn du Flux auf eine Zeitlupe in detailreicher Umgebung anwendest, siehst du, wie sich alles um das bewegte Objekt verzieht (siehe Video unter diesem Artikel). Ein „ordentlicher Hintergrund“ ist also ein einfarbiger, sonst ist diese Funktion nutzlos.

Mehr Bearbeitungsmöglichkeiten weist das GoPro Studio nicht auf, es bleibt also nur noch der Export. Wir haben ein 20-Sekunden-Video (mit Text, Musik und Farbkorrekturen) auf den Weg geschickt: In 4K exportiert der Clip drei Minuten (ohne Flux; mit Flux: 37 Minuten), in 1080p 35 Sekunden (ohne Flux) bzw. 35 Minuten (mit Flux) und die 720p-Variante rendert 40 Sekunden bzw. 46 Minuten. Die Entscheidung, ob du Flux anwenden möchtest oder nicht, sollte also wohl durchdacht sein.

  • Bild Der Export kann in verschiedenen Formaten und auf das Internet zugeschnitten erfolgen. Aufpassen solltest du mit dem Flux, der auf Default immer eingeschaltet ist. [Foto: MediaNord]

    Der Export kann in verschiedenen Formaten und auf das Internet zugeschnitten erfolgen. Aufpassen solltest du mit dem Flux, der auf Default immer eingeschaltet ist. [Foto: MediaNord]

Fazit

Für ein kostenloses Programm ist die Bedienung erfreulich simpel und doch umfangreich. Für einen Einsteiger reicht die Menge an Funktionen aus. Wer keine Software kaufen will, da er außer mit GoPro-Actionkameras überhaupt nicht filmt, kann sich dieses Produkt durchaus näher ansehen, zumal es ja nichts kostet. Den Windows Live Movie Maker oder OpenShot schlägt dieses Programm allemal. Fortgeschrittene werden das GoPro Studio jedoch allenfalls für (aus ihrer Sicht) einfache Aufgaben verwenden können, denn für aufwändige Effekte und wirklich ordentliche Schnitte ist diese Software nicht zu gebrauchen. Wirklich schlecht ist, dass der eigentliche Editor des Programms die Videos der GoPro Hero-Kameras gar nicht verarbeiten kann, sondern zuvor alles immer erst aufwändig konvertiert werden muss. Hinzu kommt, dass das GoPro Studio langsam arbeitet, langsam exportiert, langsam lädt und damit zu viel Zeit vergeudet.

Vorteile

  • Simpel, übersichtlich
  • kostenlos

Nachteile

  • wenig Funktionen
  • langsam
  • Videos müssen erst konvertiert werden