Schnittsoftware für Einsteiger Allen voran Neulinge im Videoschnittbereich stehen vor der Qual der Wahl, welches Programm es denn nun sein soll. Simpel soll die Bedienung sein, aber gleichzeitig auch umfangreich. Während viele Programme im unteren Preissegment bereits an den einfachsten Funktionen scheitern, kommt Nero Video Premium 2 der Ideal-Vorstellung vom Einsteigerprogramm schon recht nahe: Für wenig Geld werden dir solide Grundlagen versprochen, begleitet von einem Haufen voreingestellter Filter, um deinen Videos einen gewissen professionellen Glanz zu verleihen.

  • Bild Im Startdialog werden dir viele Optionen angeboten. Manche von ihnen greifen auch auf andere Nero-Programme zu. [Foto: MediaNord]

    Im Startdialog werden dir viele Optionen angeboten. Manche von ihnen greifen auch auf andere Nero-Programme zu. [Foto: MediaNord]

  • Bild Zur Eröffnung eines neuen Projektes gilt es, Voreinstellungen zu treffen. Diese kannst du später auch wieder ändern. [Foto: MediaNord]

    Zur Eröffnung eines neuen Projektes gilt es, Voreinstellungen zu treffen. Diese kannst du später auch wieder ändern. [Foto: MediaNord]

Nero Video Premium 2 ist ausschließlich als Retail-, also Box-Version erhältlich. Das bedeutet in erster Linie, dass du nach der Hauptinstallation zunächst zig Aktualisierungsvorgänge über dich ergehen lassen musst, ehe das Programm auf dem neuesten Stand ist. Übrigens: Obgleich die Software Windows-8-optimiert ist, liegt sie dennoch ausschließlich als 32-Bit-Programm vor. Bei Bildbearbeitungs- oder Videoschnittprogrammen ist das nicht mehr zeitgemäß. Auf Performance-Einbrüche solltest du dich also von Anfang an einstellen. Zusammen mit dem eigentlichen Schnittprogramm erhältst du gleich eine ganze Nero-Produktpalette, die dir erweiterte Import- und Export-Möglichkeiten sowie Streaming auf kompatible Smartphones, Tablets und Fernseher bieten soll.

Erste Schritte

Du kannst Nero Video Premium 2 wahlweise per Klick auf das zugehörige Icon starten oder im Nero 2015 Produktmanager aufrufen. Der Vorteil des letzteren ist, dass du dort eine Übersicht über alle vorhandenen oder erwerbbaren Nero-Programme hast, sodass du für jede gewünschte Handlung rasch das passende Instrument findest. Leider hält sich der Manager für so wichtig, dass er sich im Vollbildmodus über alle anderen offenen Anwendungen legt, was etwas unpraktisch ist.

Im Startdialog von Nero Video Premium 2 kannst du (hübsch übersichtlich) Dateien von diversen Quellen importieren, fertige Projekte auf Disks brennen oder ein neues Projekt eröffnen. Zur Wahl stehen dir dort „Diashow“, „Express-Film“ und „Film mit erweiterter Bearbeitung“. Wenn du ein neues Videoprojekt erstellst, musst du dich gleich auf eine Auflösung festlegen (von WVGA über FullHD bis zu 4K), eine Bildwiederholrate bestimmen und die Soundqualität vorgeben (Mono, Stereo, 5.1 Surround). Über den Button „Erweitert“ kannst du einzig noch eine Audio-Abtastrate auswählen – das hätte eigentlich noch in die „allgemeinen“ Einstellungen gepasst. Wenn du übrigens eine Framerate festlegst (z. B. 25 Bilder/s) und dein Video eine andere hat (z. B. 50 Bilder/s), beschwert sich das Programm nicht, sondern erzeugt kompromisslos fehlerhafte Darstellungen. Hier ist also Vorsicht geboten.

Videobearbeitung

Die Projektform „Express-Film“ richtet sich an absolute Anfänger: In einer nicht originalgetreuen (vereinfachten) Zeitleiste kannst du Videoobjekte ungeschnitten aneinanderkleben, ein Musikstück unterlegen (lassen) sowie vorgefertigte Intros, Outros und einfache Filter hinzufügen, ehe du exportierst. Oberfläche (6 Spuren, davon nur 2 für Video) und Bearbeitungsumfang erinnern dabei an den Windows Movie Maker, dessen Projekte du übrigens in Nero Video Premium 2 öffnen kannst.

  • Bild In der Expressbearbeitung existieren keine Schnittfunktionen. Über den Reiter links kannst du aber in die detaillierte Bearbeitung wechseln (jedoch nicht umgekehrt). [Foto: MediaNord]

    In der Expressbearbeitung existieren keine Schnittfunktionen. Über den Reiter links kannst du aber in die detaillierte Bearbeitung wechseln (jedoch nicht umgekehrt). [Foto: MediaNord]

  • Bild Der erweiterte Bearbeitungsmodus bietet dir die notwendigen Grundfunktionen, aber auch einstellbare Effekte/Filter und Keyframes. [Foto: MediaNord]

    Der erweiterte Bearbeitungsmodus bietet dir die notwendigen Grundfunktionen, aber auch einstellbare Effekte/Filter und Keyframes. [Foto: MediaNord]

Möchtest du nun vielleicht doch ein paar Schnitte in deine Clips setzen, kannst du die Projektform einfach in „Erweiterte Bearbeitung“ umwandeln. Dazu klickst du links auf den entsprechenden Reiter. Du hast bei der Gelegenheit auch die Möglichkeit, parallel ein zweites, neues Projekt direkt im erweiterten Modus zu beginnen. Zwei Projekte zeitgleich offen zu haben kann sehr praktisch sein. Wünschenswert wäre es allerdings gewesen, beide Projekte im erweiterten Modus editieren zu können, denn die Bearbeitungsmöglichkeiten im Express-Film sind doch etwas rudimentär – selbst für Anfänger.

In jener erweiterten Bearbeitung werden die Videoobjekt-Längen dann realitätsgerecht angezeigt, sodass du eine bessere Vorstellung von der Gesamtlänge deines Projektes erhältst. Hier hast du nun auch die Möglichkeit, dein Material zu schneiden. Dafür musst du jedes Mal komplett in einen speziellen Cut-Modus wechseln, um auch nur einen einzigen Schnitt zu setzen, was etwas umständlich ist. Hier wäre eine „Schnitt an Cursor-Position“-Schaltfläche deutlich sinnvoller gewesen. Apropos Cursor: Dieser kann zwar dank Magnet-Funktion zuverlässig an Objektübergänge anclippen, ist abgesehen davon aber ziemlich „schwerfällig“. Und mit ihm auch das Vorschaubild. Selbst bei langsamer Navigation durch das Material ruckelt die Preview-Anzeige dramatisch. Wenn du einen Videoausschnitt gar verlängerst oder kürzt, fällt sie zwischenzeitlich komplett aus und du siehst Schwarz, was nicht besonders hilfreich ist. Beim Abspielen ist die Vorschau immerhin durchweg flüssig – auch in 4K und selbst wenn die Objekte mit mehreren Effekten belegt sind.

Erweiterte Nachbearbeitung

Jene „Effekte“ sind eine gewaltige Sammlung an diversen Presets, die nach der Anwendung auch noch komplett manuell eingestellt werden können (Ausnahme: „Express-Filter“) und mit Keyframes bildgenau positionierbar sind. Von Kunstfiltern (Airbrush, Farbkanalwechsel etc.), über digitale Bewegungen (Kamerawackeln, Stabilisation, Kamerafahrt etc.) bis hin zu vergleichsweise rechenintensiven Aufgaben (Digitale Lichtquellen, Bild-in-Matrix-Umwandlung) ist alles dabei. Natürlich kannst du das Material auch klassisch skalieren, drehen und neu positionieren (dabei wird dir die Ursprungsposition immer angezeigt – sehr löblich). Hinzu kommt eine gut funktionierende Chroma-Key-Option. Wie bei einer sekundären Farbkorrektur kannst du hier via Pipettenwerkzeug konkret eine Farbe im Video auswählen, die ausgeblendet werden soll. Nero Video Premium 2 rechnet hierbei sehr genau und erzeugt vorzeigbare Resultate. Videoübergänge und Textobjekte kannst du ebenfalls erstellen, letztere sogar recht individuell.

  • Bild Auch eine Export-Suite (hier für BluRay) ist mit an Bord. Allerdings nicht mit individuell gestaltbaren Menüs. Die Vorlagen müssen also wohl deinen Geschmack treffen. [Foto: MediaNord]

    Auch eine Export-Suite (hier für BluRay) ist mit an Bord. Allerdings nicht mit individuell gestaltbaren Menüs. Die Vorlagen müssen also wohl deinen Geschmack treffen. [Foto: MediaNord]

Wenn du eine musikalische Untermalung wünschst, kannst du dafür entweder deine eigene Musikbibliothek zu Rate ziehen – für alle (ggf. importierten) Musikstücke und Videoclips kannst du im Materialpool eine Vorschau abrufen – oder du greifst auf eine kleine, aber bunte Auswahl zurück, die Nero dir zur Verfügung stellt. Da die Spuren in der Zeitleiste nicht universell nutzbar sind, hast du nur die Möglichkeit, maximal zwei Audioobjekte zum Videoclip hinzuzufügen – ambitionierte Tonkünstler werden sich hier also nicht austoben können.

Export

Ist dein Film, im Rahmen der Möglichkeiten, fertiggestellt, kannst du diesen nun exportieren. Du kannst entweder eine Videodatei (alle gängigen Formate werden unterstützt) erstellen, die Audiospuren in eine MP3- oder WAV-Datei verpacken, das Video auf eine Kamera übertragen, direkt ins Internet stellen (YouTube, Facebook etc.) oder exportieren lassen und automatisch als Anhang in eine E-Mail übertragen (aufgrund der meist großen Dateien bei Videos eher kein geeignetes Transportmedium). Exportierte Videos kannst du dann zeitgleich in die Anwendung Nero MediaHome aufnehmen. Dieses Programm ermöglicht es dir dann, deine Werke auf Smartphones, Tablets und kompatiblen Fernsehern via App („Nero MediaHome Reciever“ für Android und iOS) zu streamen.

Fazit

Nero selbst sieht die Zielgruppe für Nero Video Premium 2 in Anfängern wie auch Fortgeschrittenen gleichermaßen. Anfängerfreundlich ist das Programm auf jeden Fall, jedoch finden wir, dass Fortgeschrittene hier eindeutig die falsche Zielgruppe sind. Zwar stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis definitiv – für die knapp 33 Euro (UVP) bekommst du (insbesondere an Effekten) eine ganze Menge geboten – allerdings sind die manuellen Schnitt- und Bearbeitungsfunktionen am Videoobjekt zu rudimentär, um erfahrene Nutzer zufrieden zu stellen. Technisch gesehen ist aber insgesamt – abgesehen von der ruckeligen Vorschau und dem unpraktischen Cut-Modus – nichts wirklich zu bemängeln. Wenn du komplett neu auf dem Gebiet des Videoschnitts bist, machst du mit Nero Video Premium 2 also nichts falsch.

Vorteile

  • einfache Bedienung
  • viele nützliche Presets und Effekte

Nachteile

  • Performance-Schwächen
  • nur rudimentäre Schnitt- und Bearbeitungsfunktionen