Teures Spielzeug mit hohem Spaß-Faktor Das Konzept der Parrot Bebop Drone verzichtet auf eine klassisch per Gimbal stabilisierte Kamera und verspricht doch makellos wackelfreie Aufnahmen in FullHD sowie ein digitales Neigen der Kamera nach oben und unten. Das hörte sich so interessant an, dass wir nicht umhin kamen, diesem Wunderwerk auf den Zahn zu fühlen. Mit dabei war auch die Edel-Fernsteuerung Skycontroller, die auch gleich noch das Live-Bild über große Entfernungen auf ein eingesetztes Tablet überträgt.

Kurz vorweg: Das Wort "Drohne" ist bei vielen Multikopter-Anwendern verpönt, die lieber von Quadrokoptern oder Multikoptern oder kurz Koptern sprechen und auch wir ziehen das vor. Dieses Ding hier heißt aber ganz offiziell "Bebop Drone", so dass wir den Begriff in diesem Test verwenden.

Die Parrot Bebop Drone kannst du wahlweise einzeln oder zusammen mit der Fernsteuerung Skycontroller in den Farben Blau, Gelb und Rot (jeweils kombiniert mit Schwarz) erwerben. Die Farbgestaltung wirkt überraschenderweise keineswegs unprofessionell oder billig, sondern viel mehr stilecht – vor allem, wenn du den jeweils farbgleichen Skycontroller dazukaufst. Die Fernsteuerung empfiehlt sich auch aus rein technischen Gründen, wie beispielweise der darin enthaltenen 36-dBm-Antenne für flüssiges Live-Bild aus bis zu 2 Kilometern Entfernung. Im Komplett-Set erwarten dich neben Quadrocopter und Fernbedienung auch 3 Akkus, ein Ladegerät, ein Rotorschutz (für Indoor-Flüge), 4 Ersatz-Rotoren, das dazugehörige Montage-Werkzeug, ein Nackengurt für den Skycontroller und eine Schnellstartanleitung. Es ist durchaus mutig von Bebop, nur eine Schnellstartanleitung beizulegen, denn gänzlich selbsterklärend sind Drohne, Skycontroller, App und deren Zusammenspiel untereinander keineswegs. Eine ausführlichere Bedienungsanleitung jeweils für den Bebop und den Skycontroller kannst du von der Perrot-Website herunterladen, aber auch diese quellen nicht gerade über vor Informationen, zumal sie etwa zur Hälfte Sicherheitshinweise enthalten (was bei Flugobjekten ja durchaus sinnvoll ist). Dennoch musst du dir manches zusammenreimen oder eben einfach ausprobieren.

  • Bild Acht verschiedene Sensoren lassen die Bebop sicher auf der Stelle schweben und präzise landen. [Foto: Parrot]

    Acht verschiedene Sensoren lassen die Bebop sicher auf der Stelle schweben und präzise landen. [Foto: Parrot]

Aufbau

Ohne den (wirklich nicht als Tragegriff geeigneten) Rotorenschutz aus Styropor ist die Bebop Drone insgesamt knapp 32 cm breit, etwa 28,5 cm lang und knapp 7 cm hoch. Sie bringt ein Gewicht von 410 g auf die Waage und bildet einen fest zusammengehörigen Grundkörper. Bastler werden hier also nicht auf ihre Kosten kommen, denn die Kamera ist nicht austauschbar. Die meisten Teile des Gestells und Gehäuses können im Bedarfsfall ausgewechselt werden. Entsprechende Ersatzteile kannst du zu fairen Preisen auf der Parrot-Website bestellen. Vorne befindet sich die leicht nach unten geneigte, nicht drehbare Linse, die einen Blickwinkel von 186 Grad einfängt. Sie ist in ein Styropor-Gehäuse eingelassen, das auf einem stabilen Metall-Chassis sitzt. In diesem ist die gesamte Elektronik eingebaut und es dient offensichtlich auch als Kühlkörper, denn es wird im Betrieb ordentlich warm, obwohl die Elektronik sogar einen Lüfter besitzt.

Hinter der Kamera platzierst du auf dem Chassis den Akku, der mit 1200 mAh knapp 11 Minuten Flugzeit ermöglicht. Das ist zwar nicht gerade viel, dafür bekommst du aber (im Paket mit der Fernbedienung) 3 Stück geliefert. Einer davon versorgt allerdings den Skycontroller mit Strom. Bleiben dann somit zwei Mal 11 Minuten Flugzeit für den Bebop. Oder du tauscht nochmal den Akku gegen den im Skycontroller. Dann kitzelst du noch ein paar Minuten heraus. Etwas lästig ist allerdings der Wechselprozess am Quadrokopter: Der Akku wäre aufgrund seiner Form, die nur eine einzige Platzierung auf der Elektronik-Platte zulässt, prädestiniert für einen unkomplizierten Anschluss durch einfachen Hineinschieben ins Gehäuse. Stattdessen musst du mit einem kleinen Hilfs-Seil die richtige Buchse aus dem Kameragehäuse friemeln und mit viel Fingerspitzengefühl an den Stecker des Akkus anschließen. Zu allem Überfluss rastet der Akku nicht auf der Metallplatte ein und rutscht hin und her und gleich wieder heraus, selbst wenn du ihn mit dem zugehörigen Sicherheitsgurt fixierst. Auch im Steckerladegerät sitzt der Akku so locker, dass er gleich wieder herausfällt, wenn du ihn (z. B. aufgrund anderer belegter benachbarter Steckdosen) über Kopf in der Steckdose platzieren möchtest. Wieso ein Hersteller, der ein ansonsten so schick designtes und technisch hochgezüchtetes Fluggerät bauen kann, keinen einrastenden Akku hinbekommt, ist schwer zu verstehen. Sonst macht alles wirklich einen prima Eindruck. Das Chassis mit Elektronik, Kamera und Akku ist elastisch vom Kreuz abgekoppelt – eine gute Voraussetzung für Zitterfreie Kameraaufnahmen

Auf der Rückseite der Drohne sitzt eine MicroUSB-Buchse, damit du deine Aufnahmen auf den PC überspielen kannst, sowie die An-/Aus-Taste mit einer sehr schwachen Status-LED. Dass du das Leuchten des Lämpchens bei Tageslicht kaum mehr erkennen kannst, ist allerdings nicht weiter schlimm, denn das Rauschen des Lüfters für die Elektronik nach dem Einschalten ist nicht zu überhören. Gekühlt werden eine vierkernige Grafikeinheit, die für die Videostabilisation und -verarbeitung in Echtzeit zuständig ist, und ein Zweikern-Prozessor, der die Rotoren ansteuert, sowie die Daten des 3-Achsen-Magnetometers, des 3-Achsen-Gyroskops, des Beschleunigungssensors, des Barometers, des Ultraschallsensors, des GPS-Empfängers und der Bodenkamera auswertet. Die Bodenkamera macht übrigens alle 16 Millisekunden ein Bild, das jeweils mit dem vorhergehenden verglichen wird, um die Geschwindigkeit der Bebop zu bestimmen.

Obwohl sonst an Technik nicht gespart wurde, bietet die Bebop Drone lediglich dürftige 8 GB Speicherplatz, die auch nicht erweitert werden können. Du musst den Speicher also im Grunde nach jedem Flug ausleeren, sonst wirst du den nächsten nicht aufzeichnen können. Das Ausleeren funktioniert ebenfalls nicht uneingeschränkt, da die Drohne gelegentlich daran scheitert, ihren Treiber richtig zu installieren und einen Treiber-Download bietet Parrot auf der Website nicht an. Es erhöht also die Erfolgsquote, mehrere Rechner im Haus zu haben (irgendwo wird es dann schon klappen). Wir hätten uns statt derlei Spirenzchen einfach einen Steckplatz für eine Mikro-SD-Karte gewünscht.

  • Bild Ein Schutzrahmen aus Schaumstoff wird mitgeliefert. Dieser ist für Innenraum-Einsätze gedacht, damit die Drohne keine Schäden verursachen kann. [Foto: Parrot                   ]

    Ein Schutzrahmen aus Schaumstoff wird mitgeliefert. Dieser ist für Innenraum-Einsätze gedacht, damit die Drohne keine Schäden verursachen kann. [Foto: Parrot ]

Bedienung per Mobil-App

Falls du den Skycontroller nicht kaufen möchtest, hast du die Möglichkeit, die Bebop Drone auch nur per Smartphone oder Tablet zu steuern. Voraussetzung hierfür ist Android oder iOS und die App FreeFlight 3. Eine Version für Windows 8.1 (also für Tablets) ist in Vorbereitung. Schaltest du die Bebop Drone ein, erzeugt sie einen Hotspot, in den du dich schnell und ohne Passwort einklinken kannst. Öffnest du anschließend FreeFlight 3, wandelt sich deren nicht gerade übersichtliche mit Online-Shop und Online-Galerie gespickte Oberfläche um und bietet dir die Möglichkeit, auf deine Bebop Drone zuzugreifen. Mit mäßig hoch aufgelöstem Livebild im Hintergrund zeigt dir eine Skala mittig die Neigung der Drohne an (ausschaltbar), links und rechts davon befinden sich die Steuerelemente. Die Flug-Steuerung greift auf die Neigungssensoren deines Smartphones/Tablets zurück: Drückst du den virtuellen Joystick zum Auf-/Absteigen bzw. Vor-/Zurückfliegen, gibst du durch das Neigen deines Smartphones Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung vor. Das funktioniert erstaunlich intuitiv – wenn du das Bedienprinzip durchschaut hast. Eine schriftliche Hilfestellung wäre hier durchaus sinnvoll gewesen. Starten und Landen erfolgt übrigens vollautomatisch auf Knopfdruck. Jeglicher Nervenkitzel dabei bleibt dir erspart (einen sinnvollen Landeplatz vorausgesetzt).

Weiterhin kannst du mithilfe der App die Videoaufnahme starten und stoppen sowie Fotos machen. Drückst du allerdings den Foto-Auslöser, während du filmst, wird nur ein Standbild des Videos gespeichert (zumindest lässt die Auflösung von 1920x1080p darauf schließen). Um die vollen 14 Megapixel des Sensors auszunutzen, musst du also die Videoaufnahme anhalten und dann den Foto-Auslöser betätigen. Die App bietet außerdem die Möglichkeit, eine maximale Flughöhe, Neigung, Aufstiegsgeschwindigkeit und Rotationsgeschwindigkeit sowie alternative Steuerungskonzepte (z. B. invertierte Kontrollen) festzulegen. Auch kannst du den Weißabgleich manuell durchführen, die Belichtung korrigieren und die Helligkeit regeln. Ebenso sind Einstellungen zur Drahtlosverbindung möglich, darunter deine Region, die Signalstärke und Innen-/Außen-Modus. Das Verbindungssignal der Smartphone-Fernbedienung ist übrigens erstaunlich stark: Auch aus knapp 70 Metern Entfernung haben wir noch ein flüssiges Live-Bild empfangen und konnten Einstellungen vornehmen. Zudem ist die Verbindung im regulären Betrieb nie abgebrochen. Bis zu 300 Meter soll das Signal laut Hersteller übrigens überbrücken können – da ist die kleine Bebop Drohne für den Piloten schon kaum noch zu sehen (das Sichtkontakt besteht, schreibt aber der Gesetzgeber vor). Die WLAN-Reichweite im reinen Smartphone-Betrieb ist also mehr als ausreichend.

  • Bild Die Bebop fängt einen Weitwinkel von knapp 180 Grad ein. Davon wird ein Ausschnitt genommen, entzerrt und stabilisiert. Leider leidet die Bildqualität dabei. [Foto: Parrot]

    Die Bebop fängt einen Weitwinkel von knapp 180 Grad ein. Davon wird ein Ausschnitt genommen, entzerrt und stabilisiert. Leider leidet die Bildqualität dabei. [Foto: Parrot]

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