Günstige Actioncam Die SJ4000, unter zahlreichen Handelsnamen (beispielsweise UltraSport HD60) bekannt, war für uns ein echter Überraschungserfolg. Niemand hatte für knapp 110 Euro (UVP) einen Monitor, ein starkes Videobild in FullHD (1920x1080p) sowie eine Wagenladung Zubehör erwartet. Nun ist die SJ5000 Plus, das aktuelle Spitzenmodell aus dem Hause SJCam erschienen. Zwar ist die Videoauflösung bei FullHD geblieben, bietet nun aber 60, in HD sogar 120 Bilder/s. Zudem verspricht ein leistungsfähiger Chipsatz eine noch bessere Bildqualität.

Die vielversprechenden technischen Daten und die gute Erfahrung mit dem teilweise schon deutlich unter 100 Euro erhältlichen kleinen Schwestermodell SJ4000 waren für uns der Grund, die SJ5000 direkt in China zu bestellen, um sie zu testen. Der Preis unseres Testgerätes lag bei rund 180 Euro mit allem Drum und Dran, also inklusive Lieferung nach Deutschland und ordentlich verzollt sowie inklusive Einfuhrumsatzsteuer. Mittlerweile gibt es Sie auch schon ab 185 Euro bei Amazon-Händlern, so dass ein Direktbezug in China nicht (mehr) nötig ist und auch nicht mehr lohnt.

  • Bild Das Design der SJCam SJ5000 Plus WiFi ist sehr an die Vorbilder von GoPro angeleht. [Foto: MediaNord]

    Das Design der SJCam SJ5000 Plus WiFi ist sehr an die Vorbilder von GoPro angeleht. [Foto: MediaNord]

  • Bild Beim Kauf der SJCam SJ5000 Plus musst du dich für eine von sieben verschiedenen Farben der Frontblende entscheiden. Neben den hier abgebildeten gibt es noch Silber (so wie unser Testgerät, Schwarz und Gold). [Foto: SJCam]

    Beim Kauf der SJCam SJ5000 Plus musst du dich für eine von sieben verschiedenen Farben der Frontblende entscheiden. Neben den hier abgebildeten gibt es noch Silber (so wie unser Testgerät, Schwarz und Gold). [Foto: SJCam]

  • Bild Mit dem Unterwassergehäuse kannst du 30 Meter tief tauchen. Dabei ist volle Bedienbarkeit der Kamera gewährleistet. [Foto: MediaNord]

    Mit dem Unterwassergehäuse kannst du 30 Meter tief tauchen. Dabei ist volle Bedienbarkeit der Kamera gewährleistet. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die SJ5000 Plus wird in einem hübschen quaderförmigen Karton geliefert, der dem fragwürdigen Podest-Trend der Verpackungen namhafter Hersteller (mit viel Plastik) nicht folgt, sondern die Actioncam in einem kleinen Schaufenster präsentiert. [Foto: MediaNord]

    Die SJ5000 Plus wird in einem hübschen quaderförmigen Karton geliefert, der dem fragwürdigen Podest-Trend der Verpackungen namhafter Hersteller (mit viel Plastik) nicht folgt, sondern die Actioncam in einem kleinen Schaufenster präsentiert. [Foto: MediaNord]

Die SJ5000 Plus wird in einem hübschen quaderförmigen Karton geliefert, der dem fragwürdigen Podest-Trend der Verpackungen namhafter Hersteller nicht folgt, sondern die Actioncam in einem kleinen Schaufenster präsentiert. Positiv fällt auf, dass auf der Rückseite restlos alle technischen Daten aufgelistet sind – einige andere Kameas bzw. Hersteller machen ein großes Geheimnis daraus. Die SJ5000 Plus gibt es wahlweise mit schwarzer, weißer, silberner, gelber, blauer, roter und goldener Front. Das ist begrenzt sinnvoll, denn der Rest der Kamera ist sowieso immer schwarz. Zusammen mit der Kamera stecken 19 unterschiedlich große Zubehörteile in dem kleinen Karton und füllen diesen restlos aus; darunter Helmhalterungen, diverse Adapter und Gelenke, eine Fahrradhalterung, Schnellspannschnallen, ein Unterwassergehäuse sowie ein nicht wasserdichter Halterahmen. Weiteres Zubehör (z. B. fürs Auto) bietet SJCam ebenfalls an, allerdings gegen Aufpreis. Technisch gesehen sind die Teile von SJCam aber mit dem GoPro-Zubehör kompatibel, sodass du dieses teilweise ebenfalls verwenden kannst.

Plus oder nicht Plus

Wichtig: Neben der SJ5000 Plus existiert auch ein Modell mit dem Titel "SJ5000 WiFi" (also ohne "Plus"), das sich von dem hier getesteten unterscheidet. Die SJ5000 WiFi hat einen größeren Bildschirm (2 Zoll anstelle der 1,5 Zoll der Plus), eine etwas geringere Foto-Auflösung (14 MP statt 16 MP) und in FullHD eine maximale Bildwiederholrate von 30 Bildern/s, wohingegen die SJ5000 Plus 60 Bilder/s schafft. Preislich liegt die SJ5000 WiFi etwa in der Mitte zwischen der SJ4000 und der SJ5000 Plus, die wir hier testen. Die SJ5000 Plus besitzt im Gegensatz zur SJ5000 WiFi nicht nur einen minimal höher auflösenden Bildsensor, sondern vor allem einen leistungsfähigeren Chip (SoC, System on Chip), der für eigentlich alles innerhalb der Kamera zuständig ist, vor allem für die Bildverarbeitung bei den Fotos und Videos. Der Ambarella A7LS Chipsatz befähigt die SJ5000 Plus zu den sehr flüssigen 60 Bildern/s bei FullHD und schnellen 120 Bilder/s bei HD, was schon für schöne Zeitlupen reicht. Neben nackten Frequenzdaten ist ein leistungsfähiger Chip auch die Voraussetzung für eine qualitativ gute Video-Kompression. Von den Anlagen her ist die SJ5000 Plus also überdurchschnittlich gut ausgestattet für eine Actioncam dieser Preisklasse.

Aufbau und Zubehör

Die SJ5000 Plus selbst misst 61 mm in der Breite, ist 42 mm hoch und ist 25 mm dick. Die Vorderfläche ist glatt und so eingefärbt, wie du es dir beim Bestellen gewünscht hast. Hier sitzen Status-LEDs und die Ein-/Aus- bzw. Modus-Taste. Auf der Oberseite aus geriffeltem Gummi ist der Auslöser für Foto wie Video angebracht und ist das einzige Element der Kamera, das beim Schütteln des Gehäuses klackert. In die Rückseite ist das 1,5-Zoll-LED-Display eingelassen. An der linken Seitenfläche befinden sich Pfeiltasten zum Navigieren in Menüs sowie ein WiFi-Button, der die Drahtlosverbindung aktiviert. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen ungeschützt die Schnittstellen für MicroUSB und MicroHDMI zusammen mit dem MicroSD-Kartenslot – hierfür gibt es auch keine Schutzklappe. Nur der Akku verfügt über eine Klappe und die befindet sich an der Unterseite des Gehäuses. Um sie zu öffnen, musst du einen kleinen Schalter umlegen, der den Verschluss daraufhin freigibt.

Das Zubehör muss sich zusammen mit der Kamera einer Überarbeitung unterzogen haben. Während die Gelenke und Verbindungsstücke der SJ4000 nicht richtig einrasteten und wackelten, sitzt nun jedes einzelne Bauteil bombenfest und rührt sich nur bei immensem Kraftaufwand. Allerdings ist die Fahrradhalterung immer noch auf einen zu kleinen Rohrdurchmesser getrimmt, sodass du sie weiterhin nur am Lenker befestigen kannst und der Motorradeinsatz komplett unmöglich ist. Die Kabelbinder, mit denen sich ehemals beholfen werden konnte, liegen der SJ5000 Plus nicht bei.

  • Bild Die glatten, glänzenden Oberflächen des SJ4000-Zubehörs sind bei der SJ5000 Plus nun einer deutlich praxistauglicheren, griffig rauer Oberflächenstruktur gewichen. Alles sitzt, wie es soll und lockert sich nicht mehr von alleine. [Foto: MediaNord]

    Die glatten, glänzenden Oberflächen des SJ4000-Zubehörs sind bei der SJ5000 Plus nun einer deutlich praxistauglicheren, griffig rauer Oberflächenstruktur gewichen. Alles sitzt, wie es soll und lockert sich nicht mehr von alleine. [Foto: MediaNord]

Bedienung

Schaltest du die SJ5000 Plus nun über den vorderseitigen Knopf ein, ertönt eine einfache Glockenspiel-Melodie. Alle anderen Aktionen sind ähnlich musikalisch unterlegt – zwar eine nette Abwechslung zu schrillen Pieptönen, aber sicherlich nicht jedermanns Sache. Wenn du die Geräuschkulisse nicht magst, kannst du sie im Menü deaktivieren. Jenes orangefarbene Menü hält auch noch viele weitere Einstellungsmöglichkeiten für dich bereit.

Im Videobereich wählst du zunächst eine Auflösung aus. Zur Verfügung stehen FullHD (1920x1080p) mit 60 oder 30 Bildern/s, HD (1280x720p) mit 120, 60 oder 30 Bildern/s und WVGA (848x480p) mit 240, 120, 60 oder 30 Bildern/s – für eine 186-Euro-Kamera insgesamt eine sehr gute Auswahl. Beachte aber, dass die Bildwiederholraten in PAL natürlich jeweils etwas geringer sind als die in NTSC, die wir eben aufgeführt haben. Du kannst weiter die Videoqualität (Super Fine, Fine oder Normal) bestimmen, zoomen (digital), das Bild um 180 Grad drehen und sogar das Mikrophon auspegeln. Wenn dir etwas am Ton liegt, solltest du diese Option in Anspruch nehmen: Ab 80% übersteuert das Mikro zu schnell, mit 50-70% bist du auf der sicheren Seite -- was nichts daran ändert, dass der Ton etwas dumpf klingt. Auch ein Carcam-Modus ist dabei – verbindest du die SJ5000 Plus in diesem Modus per Zigarettenanzünder mit deinem Auto, schaltet sich die Kamera beim Start ein (bzw. sobald sie Strom bekommt) und beginnt zu filmen. Schaltest du die Zündung aus (und wird die Bordsteckdose dadurch stromlos) speichert sie die Aufnahme und schaltet sich ab. Verbindest du die SJ5000 Plus via USB-Kabel mit deinem Computer, kannst du sie unter anderem als Webcam nutzen.

Fotos kannst du wahlweise mit Auflösungen von 16, 14, 12, 8, 5, 3, 2 oder 1,2 Megapixel und WVGA (640x480p) schießen. Die Kamera bietet dir einen zeitversetzten Auslöser (3, 5, 10, 30, 60 Sekunden, aus), einen Selbstauslöser (alle 3, 5, 10, 30 oder 60 Sekunden ein Bild) sowie Serienbildfunktion mit bis zu 20 Bildern pro Sekunde – theoretisch. Tatsächlich hält die SJ5000 Plus ihr Versprechen nicht ein, sondern benötigt 2 Sekunden, um 20 Bilder aufzunehmen, diese dann aber wirklich in voller Auflösung. Die Zeitrafferfunktion macht alle 1, 2, 5, 10, 30 oder 60 Sekunden jeweils ein Foto, die anschließend zu einem Video zusammengesetzt werden. Hinzu kommen eine anpassbare Lichtfrequenz (50 Hz vs. 60 Hz), der einstellbare ISO-Wert (Auto, 100, 200, 400, 800, 1600), ein manueller Weißabgleich (nicht in Kelvin, aber immerhin „Cloudy“, „Daylight“ etc.) und ein regulierbarer Belichtungswert. Erneut: Dies ist für eine Actioncam der 200-Euro-Preisklasse keineswegs selbstverständlich.

  • Bild Die Vorderseite der SJ5000 Plus sieht hochwertig aus und ist in sieben verschiedenen Farben erhältlich. [Foto: MediaNord]

    Die Vorderseite der SJ5000 Plus sieht hochwertig aus und ist in sieben verschiedenen Farben erhältlich. [Foto: MediaNord]

  • Bild Der Bildschirm stellt alles sehr hell dar – das Sucherbild heller, als es ist. Das Einstellungsmenü flimmert in unserem Fall etwas. [Foto: MediaNord]

    Der Bildschirm stellt alles sehr hell dar – das Sucherbild heller, als es ist. Das Einstellungsmenü flimmert in unserem Fall etwas. [Foto: MediaNord]

Auffällig ist, dass die Menü-Oberfläche (zumindest bei unserem Exemplar) etwas flimmert und unten verzerrt ist, alle anderen Modi, durch die du mit der Power/Mode-Taste wechselst, sehen hingegen normal aus. Diese Modi sind ein Videosucher, ein Fotosucher, eine Fotogalerie und eine Videogalerie, in der bereits jedes Thumbnail mit einer bewegten Vorschau versehen ist, sodass du nicht alle Dateien zeitintensiv im „echten“ Playback aufrufen musst, um zu wissen, was auf ihnen zu sehen ist. Das ist im Grunde eine hilfreiche Funktion, allerdings büßt die Kamera dadurch massiv Geschwindigkeit ein und die Navigation durch die Galerie wird zur Geduldsprobe. Auch beeinflusst dies die Akkulaufzeit in unnötiger Weise. Im Gegensatz zu sämtlichen anderen Funktionen kannst du ausgerechnet die animierte Vorschau leider nicht abschalten. Der Akku hält so (ohne Wifi) in unserem Praxistest auch nur knapp 40 Minuten Aufnahme in 1080p mit 60 Bildern/s durch. Übrigens läuft die Kamera schnell recht heiß. Du kannst sie dann zwar immer noch anfassen und bedienen, die Wärmeentwicklung ist aber dennoch deutlich spürbar.

Das WiFi-Feature bedarf momentan, vorweg gesagt, noch deutlicher Verbesserung. Die wird sicherlich auch kommen, weswegen sich die hier geäußerte Kritik nach dem nächsten Updates hoffentlich erledigt haben wird. Derzeit benötigst du, um die SJ5000 Plus über dein Smartphone zu steuern, die App „Linkineyes“, die nicht von SJCam selbst herausgegeben wird. Die Verbindung zur SJ5000 Plus baut sich zuverlässig auf, das dich empfangende Sucherbild legt allerdings die Vermutung nah, dass hier die Ausgabe des kleinen 1,5-Zoll-Bildschirms der SJ5000 Plus unverändert auf das Smartphone gestreamt wird. Auf größeren Bildschirmen kannst du kaum erkennen, ob dein Motiv scharf ist, falls du es denn findest. Außerdem erzeugt die Übertragungsverzögerung mit ihrem Nachhinken von mehreren Sekunden gespenstische Effekte, weil du Handlungen gezeigt bekommst, die in Wirklichkeit bereits komplett abgeschlossen sind. Du findest in der App immerhin alle Einstellungen, allerdings keine Option, ein Firmware-Update durchzuführen. Dafür musst du die Actioncam an den PC anschließen.

  • Bild Der Live-Sucher der Linkineyes-App ist auf dem Smartphone leider alles andere als hochauflösend, was insbesondere auf großen Bildschirm problematisch werden kann. [Foto: MediaNord]

    Der Live-Sucher der Linkineyes-App ist auf dem Smartphone leider alles andere als hochauflösend, was insbesondere auf großen Bildschirm problematisch werden kann. [Foto: MediaNord]

  • Bild Du findest in der App alle Einstellungen aufgelistet – allerdings keine Option, ein Firmware-Update durchzuführen. [Foto: MediaNord]

    Du findest in der App alle Einstellungen aufgelistet – allerdings keine Option, ein Firmware-Update durchzuführen. [Foto: MediaNord]

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