4K-Actioncam mit Live-View-Fernbedienung Die zuletzt erschienene und von uns getestete Sony HDR-AZ1 Actioncam kam in unserem Test nicht so gut weg, war aber dennoch ein sehr interessanter Ausflug in die Welt der absoluten Platzminimierung. Die neue Sony FDR-X1000V, die wir im Komplettpaket mit Armbandfernbedienung RM-LVR2 testen, hat eine alltagstaugliche Größe und ist mit flüssigen 4K-Videos und gut funktionierendem elektronischen Bildstabilisator (bei FullHD) derzeit eine der leistungsfähigsten Actioncams.

Geliefert wird das Bundle aus Kamera und Fernbedienung in einem clever gepackten Pappkarton mit oben sitzendem Podest, in dem sich die Actioncam mitsamt Unterwassergehäuse präsentiert. Dabei ist die wuchtige Größe überraschend: So ging Sonys letzter Trend noch in Richtung Miniaturisierung – mit der FDR-X1000V hältst du jedoch wieder einen relativ große Kamera in der Hand, größer sogar als alle bisherigen Actioncams von Sony. 89 mm misst sie in der Länge, 52 mm ist sie hoch und 24 mm tief bei immerhin 114 Gramm Gewicht betriebsbereit (ohne Schutzgehäuse). Sie ist damit im Vergleich zur beliebten HDR-AS100V und deren Nachfolgerin HDR-AS200V knapp 23 % größer und schwerer. Das 3 mm dicke Unterwassergehäuse mindert den Eindruck nicht eben, sondern fügt jedem Maß 6 mm und dem Gesamtgewicht 86 Gramm hinzu. Dafür liegen Kamera und Gehäuse mit einem Gewicht von 200 Gramm sehr angenehm in der Hand. Das Paket teilt sich die Actioncam mit einem Akku, einer Schnellspannschnalle, zwei zugehörigen Klebehalterungen und zahllosen Schnellstart-Anleitungen in allen gängigen Sprachen. Eine ausführliche Anleitung legt Sony den Produkten nicht bei, die musst du dir aus dem Internet herunterladen.

  • Bild Größenvergleich der beiden Schwestermodelle Sony HDR-AS200V (links) mit Sony FDR-X1000V (rechts): Das 4K-Modell ist rund 23 Prozent größer und schwerer als die "normalgroße" FullHD-Version. [Foto: MediaNord]

    Größenvergleich der beiden Schwestermodelle Sony HDR-AS200V (links) mit Sony FDR-X1000V (rechts): Das 4K-Modell ist rund 23 Prozent größer und schwerer als die "normalgroße" FullHD-Version. [Foto: MediaNord]

  • Bild Der Lieferumfang fällt mager aus. Das einzige, wofür du nicht "aktiv" zahlst, sind die zwei Klebehalterungen samt Schnellspannschnalle. [Foto: Sony]

    Der Lieferumfang fällt mager aus. Das einzige, wofür du nicht "aktiv" zahlst, sind die zwei Klebehalterungen samt Schnellspannschnalle. [Foto: Sony]

Aufbau und erste Schritte

Um den Akku einzusetzen, musst du auf der kleinen Rückseite einen Riegel nach unten ziehen, woraufhin sich die ganze Rückseite wegklappen lässt. Dieser fasst 1240 mAh und ermöglicht dir mit einer Ladung wahlweise 65 Minuten 4K-Aufnahme oder 120 Minuten FullHD-Filmen am Stück (durchgängig verbunden mit der Fernbedienung). Alternativ kannst du auch mit angeschlossener Spannungsquelle operieren, sodass dir nur noch der Speicherplatz Grenzen setzt. Nachdem der Akku also im entsprechenden Schacht verschwunden ist, solltest du direkt die MicroSD-Karte einsetzen. Denn während du HDMI-Schnittstelle und MicroUSB-Multiport auch beim simplen Aufhebeln der unverriegelten Schutzklappe, welche die rechte Heck-Hälfte füllt, erreichen kannst, musst du zum Einführen der MicroSD-Karte die gesamte rückseitige Verriegelung lösen. Ebenfalls beachten solltest du, welche Karte du verwendest. Mit einer klassischen MicroSDHC kannst du nämlich nicht in 4K filmen, sondern nur in FullHD. Während die GoPro Hero4 Black auf gut Glück jede beliebige MicroSD-Karte mit 4K-Videos beschreibt, behält Sony es sich vor, langsame Speicherkarten gar nicht erst zu akzeptieren. Um den qualitativ leistungsfähigen Sony-Codec XAVC aufzuzeichnen, benötigst du mindestens eine Klasse-10-MicroSDXC-Karte (max. 64 GB groß). Um die vollen 100 MBit/s in 4K auszuschöpfen, muss sogar eine MicroSDXC UHS-I U3 Speicherkarte her. Alternativ passt auch der Memory Stick Micro II in den dualen Kartenslot. Hast du Akku und Speicherkarte eingesetzt, schließt du die Rückseite, indem du die Klappe fest an der Kamerakörper presst und den Schiebriegel wieder nach oben bewegst.

Dem Schnittstellen-Bereich gegenüber (an der Front) befindet sich die Linse, unter ihr ein Stereo-Mikrofon. Die ganze Kamera ist bereits ohne Schutzgehäuse spritzwassergeschützt, sodass du sie auch bei Regen verwenden kannst. Übrigens hat auch das Unterwassergehäuse vorne einen wasserdichten Ton-Durchlass, mit dem sogar recht akzeptable Audioaufnahmen möglich sind. Auf der gewölbten Oberseite der FDR-X1000V befinden sich der Auslöser für Foto und Videostart/-Stopp, ein Schalter um den Auslöser zu fixieren und eine Status-LED. Die LED leuchtet, wenn du ein Video machst und ein Foto schießt, zeigt allerdings nicht an, ob der Akku geladen wird. Das Lämpchen für den Akku ist stattdessen neben dem Akkuschacht im Kameragehäuse versteckt und leuchtet orange. Die linke große Seitenfläche ist, bis auf ein paar Schriftzüge, leer, während du auf der gegenüberliegenden Seite die 1,1 Zoll große Statusanzeige und zwei Navigationstasten vorfindest.

Die Unterseite der Kamera ist ein kleines Stück abgeflacht, sodass die Actioncam gerade so einigermaßen selbstständig stehen kann. Dort sind ein 3,5-mm-Klinkensteckplatz sowie ein 1/4-Zoll- und ein M4-Gewinde eingelassen – du benötigst also (im Gegensatz zu den bisherigen Sony Actioncams) keinen zusätzlichen Stativadapter mehr. Falls du die Kamera auf einem Stativ befestigen und gleichzeitig ein externes Mikrofon verwenden möchtest, wird dir positiv auffallen, dass die Verbindungsstellen nicht unmittelbar nebeneinander befestigt sind: Der Abstand beträgt 2,2 cm, sodass du mit einer kleineren Schnellwechselplatte auf keine Hindernisse stoßen solltest.

  • Bild Die Wand des Unterwassergehäuses hat eine Dicke von Durchschnittlich 3 mm und verleiht der Actioncam noch mehr Größe. Es verfügt über schalldurchlässige Membranen, damit der Ton aufgezeichnet werden kann. [Foto: MediaNord]

    Die Wand des Unterwassergehäuses hat eine Dicke von Durchschnittlich 3 mm und verleiht der Actioncam noch mehr Größe. Es verfügt über schalldurchlässige Membranen, damit der Ton aufgezeichnet werden kann. [Foto: MediaNord]

  • Bild Das Stereo-Mikrofon erzeugt durchaus annehmbare Resultate. Wenn du übrigens das Bild um 180 Grad drehen lässt, werden auch die Tonkanäle vertauscht. [Foto: MediaNord]

    Das Stereo-Mikrofon erzeugt durchaus annehmbare Resultate. Wenn du übrigens das Bild um 180 Grad drehen lässt, werden auch die Tonkanäle vertauscht. [Foto: MediaNord]

  • Bild Wie gewohnt springt die Kamera an, wenn du versehentlich einen Knopf berührst. Damit zumindest die Aufnahme nicht startet, kannst du den Auslöser fixieren. [Foto: MediaNord]

    Wie gewohnt springt die Kamera an, wenn du versehentlich einen Knopf berührst. Damit zumindest die Aufnahme nicht startet, kannst du den Auslöser fixieren. [Foto: MediaNord]

  • Bild Um Akku und Speicherkarte einzusetzen, musst du die ganze Heckseite abnehmen. Für den Zugang zu HDMI und MicroUSB reicht das Öffnen des äußeren Türchens. [Foto: MediaNord]

    Um Akku und Speicherkarte einzusetzen, musst du die ganze Heckseite abnehmen. Für den Zugang zu HDMI und MicroUSB reicht das Öffnen des äußeren Türchens. [Foto: MediaNord]

Bedienung

Die Sony FDR-X1000V besitzt keinen einen klassischen Ein- und Aus-Schalter. Du weckst die Kamera entweder per Druck auf eine der Navigationstasten oder wenn du den Auslöser betätigst (dann beginnt die Actioncam allerdings direkt zu filmen). Wenn du die FDR-X1000V nicht mehr benutzen möchtest, musst du dich entweder gedulden, bis sie von alleine in den Standby fällt oder du suchst unter den 8 verschiedenen Modi im Hauptmenü nach „PwOFF“ und bestätigst mit der Record-Taste.

Wenn du Einstellungen vornehmen möchtest, besteht dazu Möglichkeit, indem du den Statusmonitor verwendest. Dafür musst du unter den (eben erwähnten) acht Hauptmodi einen namens „Setup“ finden und mit der Aufnahme-Taste bestätigen. Daraufhin wechselst du in ein Untermenü, das recht kompliziert ist, weil viele Begriffe abgekürzt sind. Während „VMODE“ noch einigermaßen selbsterklärend ist (Video Mode), gerätst du bei „V.FMT“ (Videoformat) schon eher ins Stocken und „L.OPT“ (Loop-Aufnahmedauer) erschließt sich erst nach einem Blick in die Online-Anleitung.

Auch musst du dich eventuell erst daran gewöhnen, in welcher Reihenfolge die Videoeinstellungen erfolgen: Du musst erst unter „V.FMT“ einstellen, ob du in XAVC S 4K, XAVC S HD oder MP4 aufnehmen möchtest. Danach kannst du im Video-Mode-Menü die Bildwiederholrate und letztendlich die Bitrate wählen. Wenn du XAVC S 4K (entspricht 3840x2160p) aktiviert hast, kannst du mit 30 Bildern/s (100 MBit/s oder 60 MBit/s) oder 24 Bildern/s (100 MBit/s oder 60 MBit/s) filmen. Für XAVC S HD stehen dir bei FullHD-Auflösung (1920x1080p) 120 Bilder/s (100 MBit/s oder 60 MBit/s) sowie 60 oder 30 Bilder/s (beide 50 MBit/s) zur Verfügung. In HD (1280x720p) schafft die FDR-X1000V 240 Bilder/s mit 100 oder 60 MBit/s. Filmst du in MP4 sind HD-Aufnahmen nur noch mit 120 Bildern/s möglich und FullHD kann mit 60 Bildern/s aufgezeichnet werden. 240 Bilder/s sind in diesem Format nur in WVGA (800x480p) machbar.

Möchtest du das Bild stabilisieren, kannst du unter dem Punkt „STEDY“ den hauseigenen Stabilisations-Algorithmus SteadyShot ein- und ausschalten. Dabei verringert sich der Bildwinkel von 170 auf 120 Grad. Verfügbar ist der Stabilisator nur für HD- und FullHD-Aufnahmen, die weniger als 120 Bilder/s produzieren – im 4K-Modus musst du dich also selber um Stabilisation bemühen, beispielsweise mit einem Stativ oder Schwebestativ, Gimbal-Kopf oder mit Stabilisationssoftware wie Mercalli V4 (Testbericht unten verlinkt). Für einen elektronischen Bildstabilisator funktioniert der SteadyShot ziemlich gut, verursacht allerdings (wie auch alle anderen digitalen Stabilisatoren) hässliche Bildfehler in den Ecken.

  • Bild Die Armbandfernbedienung ist vom Grunddesign auf Rechtshänder ausgelegt. Du kannst die Darstellung jedoch um 180 Grad drehen lassen, falls du Linkshänder bist. [Foto: MediaNord]

    Die Armbandfernbedienung ist vom Grunddesign auf Rechtshänder ausgelegt. Du kannst die Darstellung jedoch um 180 Grad drehen lassen, falls du Linkshänder bist. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Steuerung via Fernbedienung ist einfacher als über die Statusanzeige der Kamera. Außerdem hast du hier ein Sucherbild. [Foto: MediaNord]

    Die Steuerung via Fernbedienung ist einfacher als über die Statusanzeige der Kamera. Außerdem hast du hier ein Sucherbild. [Foto: MediaNord]

  • Bild Das Sucherbild der PlayMemories-App von Sony ist nicht ganz scharf und auch nicht ganz "live", reicht jedoch vollkommen aus. [Foto: MediaNord]

    Das Sucherbild der PlayMemories-App von Sony ist nicht ganz scharf und auch nicht ganz "live", reicht jedoch vollkommen aus. [Foto: MediaNord]

  • Bild In der PlayMemories-App sind die Einstellung am übersichtlichsten aufgelistet und es gibt mehrere Nachbearbeitungs- sowie Veröffentlichungs-Funktionen. [Foto: MediaNord]

    In der PlayMemories-App sind die Einstellung am übersichtlichsten aufgelistet und es gibt mehrere Nachbearbeitungs- sowie Veröffentlichungs-Funktionen. [Foto: MediaNord]

Unter dem Menüpunkt „SCENE“ kannst du eine Unterwasser-Ansicht aktivieren, damit die Aufnahmen unterhalb der Wasseroberfläche nicht komplett unscharf sind. Möchtest du übrigens tiefer als 10 Meter tauchen, kannst du dir eine optionale flache Linsenabdeckung für das Unterwassergehäuse zulegen – dann sind Tauchtiefen von 60 Metern möglich. Im Unterwasser-Modus kannst du übrigens keinen manuellen Weißabgleich durchführen, denn der wird auf Automatik zurückgesetzt und gesperrt. Im normalen Modus hingegen kannst du unter „WB“ wahlweise die Farbtemperatur der Lichtquelle zwischen 2500 und 9900K einstellen, und mit C-Set kannst du die Kamera auf ein weißes Referenzobjekt richten, um den Weißabgleich darauf abzustimmen.

Mit „FLIP“ kannst du das Bild um 180 Grad drehen (dabei werden auch die Tonkanäle vertauscht), eine Belichtungskorrektur ist ebenfalls integriert („AESFT“), alternativ zur neutralen Farbdarstellung kannst du „vivid“ (erhöhte Sättigung) wählen und Tonaufnahmen kannst du komplett abstellen oder mit Windgeräuschreduzierung versehen. Im Loop-Modus zeichnet die Kamera bestimmte Intervalle auf (5, 20, 60, 120 Minuten oder unbegrenzt) und überschreibt anschließend den Anfang wieder. Während du filmst, kannst du auch deine GPS-Daten aufzeichnen lassen – das entstehende Dokument liest die eigens dafür entwickelte Software „Action Cam Movie Creator“ anschließend am PC aus und visualisiert deine dokumentierte Bewegung. Da die Kamera übrigens mit NFC-, GPS- und WiFi-Signalen operiert, kannst du sie in den Flugmodus versetzen, um Akku zu sparen oder im Flugzeug tatsächlich keine schädlichen Interferenzen zu erzeugen. Die Kamera kann dann zwar noch filmen, aber nicht ferngesteuert werden.

Für Standbilder gibt es weit weniger Einstellungsspielraum: Du kannst nur zwischen den diversen Foto-Modi wählen, die Auflösung beispielsweise wird dann vom Modus vorgegeben. Bei Einzelbildern (auch mit 2 oder 10 Sekunden zeitversetztem Auslösen) beträgt die Bildgröße immer 8,8 Megapixel. Serienaufnahmen (2, 5 oder 10 Bilder/s) werden noch mit 5,4 Megapixel geschossen. Ebenso im Zeitraffer fotografierte Intervallaufnahmen (alle 1, 2, 5, 10, 30 oder 60 Sekunden ein Bild in 5,4 Megapixel, anschließend zu einem Video zusammengesetzt). Motion Shot setzt die 5,4-Megapixel-Einzelbilder einer Serienaufnahme zu einem einzigen Foto zusammen. Damit kannst du z. B. alle Stufen eines Saltos in einem Foto darstellen – allerdings mit lediglich 2,2 Megapixel Auflösung. Im Vergleich zu anderen Actioncams von Sony hat sich bei der FDR-X1000V die Auflösung bei Serien- und Intervall-Aufnahmen also erhöht (bislang war lediglich 2,1 Megapixel drin, also FullHD-Auflösung), aber warum eine so leistungsfähige Kamera, die 4K-Video mit 100 MBit/s aufzeichnen kann, nicht in der Lage ist Serienaufnahmen oder Intervall-Aufnahmen mit voller Sensorauflösung zu machen, ist schwer zu verstehen (zumal die Konkurrenz das durchweg beherrscht). 

Fortsetzung auf Seite 2