Android Premium-Smartphone Mit F1,5 setzt Samsung den neuen Lichtstärken-Rekord bei Smartphones – nur gut fünf Monate nachdem Huawei den bisherigen Rekord (F1,6) aufgestellt hat. Neu auch: Die Hauptkamera hat erstmals eine umschaltbare Blende (F1,5/F2,4) und das größere der beiden Modell auch erstmals eine Doppelkamera (bisher bei Samsung nur im noch größeren Note 8 zu haben). Die Auflösung bleibt bei sinnvollen 12 Megapixeln.

  • Bild Von vorne sieht das Samsung Galaxy S9+ dem Vorgänger S8+ extrem ähnlich. [Foto: Samsung]

    Von vorne sieht das Samsung Galaxy S9+ dem Vorgänger S8+ extrem ähnlich. [Foto: Samsung]

Es ist schön zu sehen, wie die Smartphone-Industrie die Kameras in ihren Geräten immer weiter entwickelt. Nachdem Huawei erst im Oktober 2017 mit F1,6 beim Huawei Mate 10 Pro die neue Bestmarke gesetzt hat und in dem Gerät eine wirklich sehr gute Kamera eingebaut hat (wie unser Test bestätigt), legt Samsung jetzt nach. Schon die letzte Samsung-Generation hat den Ruf, ziemlich gute Fotos zu machen. Für einen Test auf digitalEyes.de oder einen Labortest auf digitalkamera.de hat es aber nicht gereicht, denn an der Kamera der bisherigen Samsung-Galaxy-S-Serie war eigentlich nichts Besonderes dran.

Ganz anders bei den gestern Abend vorgestellten Galaxy S9 und S9+. Samsung hat es geschafft, die Hauptkamera auf eine Lichtstärke von F1,5 zu bringen. F1,5 oder F1,6 oder F1,8, das hört sich alles nicht nach einem großen Unterschied an. Riesig ist er im Grunde auch nicht, aber die kleinen Nachkommastellen bedeuten am unteren Ende der Blendenreihe mehr als die Zahlen vermuten lassen. Beispielsweise entspricht der Sprung von Vorgängermodell S8 mit F1,7 zum neuen Modell S9 mit F1,5 umgangssprachlich gesagt fast einem Viertel mehr Licht, das durch das Objektiv auf den Sensor fällt. Damit sind niedrigere ISO-Zahlen oder kürzere Belichtungszeiten möglich. Ersteres sorgt für weniger Bildrauschen, letzteres vermindert die Gefahr von Verwacklungen oder Bewegungsunschärfen (durch Bewegung des Motivs). Klar, das ist kein Quantensprung, aber es zeigt, dass sich die Sache in die richtige Richtung bewegt. Nicht mehr Pixel zulasten der Bildqualität, sondern mehr Lichtstärke zugunsten besserer Alltagstauglichkeit. Einen optischen Bildstabilisator hat die Kamera übrigens auch. Die Chance, dass verwacklungsfreie Available-Light-Fotos aus der Hand gelingen, waren also nie so gut wie demnächst mit dem S9/S9+ (oder dem Huawei Mate 10, wie unser Test eindrucksvoll zeigt).

  • Bild Samsung Galaxy S9+ (links) und S9 im Größenvergleich. Hier sieht man auch gut, dass nur das S9+ eine Doppelkamera hat. [Foto: Samsung]

    Samsung Galaxy S9+ (links) und S9 im Größenvergleich. Hier sieht man auch gut, dass nur das S9+ eine Doppelkamera hat. [Foto: Samsung]

Die zweite kameratechnische Neuigkeit ist eine umschaltbare Blende: Das ist aus Fotografen-Sicht scheinbar ganz normal und nichts Besonderes. Aber tatsächlich haben Smartphones bislang eine feste Blende, die der Lichtstärke des Objektivs entspricht. Tatsächlich gibt es natürlich eine Blendenöffnung, aber es gab keinen Grund, diese irgendwie kleiner zu machen. Nun, wo sich die Lichtstärken neuerdings im Bereich von 1,5 oder 1,6 bewegen (1,4 werden wir vielleicht auch noch irgendwann in den nächsten Monaten erleben), kann durchaus der Wunsch aufkommen, die Blende bei ausreichendem bzw. starkem Umgebungslicht etwas zu schließen. Zwar stehen Smartphones aufgrund ihrer kleinen Bildsensoren im Ruf sowieso "alles scharf" abzubilden und bekommen ein Bokeh (also eine gewünschte Unschärfe des Hintergrunds z. B. bei Porträts) tatsächlich nur mit allerlei elektronischen Tricks bzw. Bildbearbeitung hin. Dennoch ist Samsung der Meinung, dass der Aufwand lohnt, eine einschwenkbare Blende mit F2,4 für eine Vergrößerung der Schärfentiefe sei den Aufwand wert. Das wird sich in der Praxis zeigen. Wer weiß, ob sich die Blendenumschaltung nicht noch für andere Sachen nutzen lassen (wie z. B. die schon erwähnten Bokehberechnungen).

Die zweite Neuigkeit ist die Doppelkamera, die allerdings nur dem größeren der beiden Modelle, dem Galaxy S9+, vorbehalten ist. Offenbar bietet nur das etwas größere Gehäuse des 6,2-Zoll-Bildschirms (gegenüber 5,8" beim S9) genug Platz für die zweite Kamera. Samsung gibt keine Kleinbild-Brennweiten an, sondern Bildwinkel, was grundsätzlich auch sinnvoller ist, aber Fotografen "denken" häufig in 35mm-Kleinbildbrennweiten. Demnach hat die Doppelkamera eine "umschaltbare" Brennweite von ca. 26,5 und 53 mm, also relativ genau eine Verdopplung oder ein "2-fach-Zoom", wenn man so will. Allerdings kann man bei einer Brennweite von 53 mm eigentlich noch nicht von einer "Telebrennweite" sprechen, eigentlich ist das eine "Normalbrennweite". Das hat die Samsung-Doppelkamera mit den anderen am Markt erhältlichen Doppelkamera-Smartphones gemein. Und ebenso wie diese (z. B. von Apple) ist bei "Tele" nix mit hoher Lichtstärke, sondern mehr als F2,4 ist nicht drin. Und noch dazu ist der Sensor der Tele-Kamera noch kleiner (1/3,4") als der Sensor der Weitwinkelkamera (1/2,55"). Das alles spricht (wie schon bei der Konkurrenz) nicht dafür, dass die Telekamera besonders gute Fotos machen wird. Klar, man kann etwas "ranzoomen", das ist manchmal besser als nichts. Aber die gleiche Bildqualität wie die Weitwinkelkamera wird die Telekamera nicht liefern. Immerhin einen Bildstabilisator hat sie auch.

  • Bild Kamera des Samsung S9 bzw. S9+ mit offener Blende (F1,5). [Foto: Samsung]

    Kamera des Samsung S9 bzw. S9+ mit offener Blende (F1,5). [Foto: Samsung]

  • Bild Kamera des Samsung S9 bzw. S9+ mit geschlossener Blende (F2,4). [Foto: Samsung]

    Kamera des Samsung S9 bzw. S9+ mit geschlossener Blende (F2,4). [Foto: Samsung]

Eine weitere "heiße" Funktion der neuen Samsung-Kameratechnik wollen wir nur kurz erwähnen. Für sage und schreibe 0,2 Sekunden können in HD-Qualität (720p) Highspeed-Videoaufnahmen mit 960 fps gemacht werden, diese werden automatisch als 6-Sekunden-Zeitlupen-Film gespeichert und von Normalgeschwindigkeitsvideos davor und danach flankiert. So entstehen sicherlich ganz lustige Zeitlupen-Filme – eine nette Spielerei. Samsung hat zum Galaxy S9 und S9+ eine wirklich informative Website veröffentlicht, die es sich lohnt einmal anzuschauen, hier geht's direkt zu den Kamera-Features.