Ultraleichte Kamera für Drohnen-Anwendungen vorgestellt Die "Bones" ist eine gewichtsoptimierte Version der normalen Hero10 ohne eingebauten Akku und ohne Bildschirme. Die 54 Gramm leichte Kamera wird über einen Steckanschluss mit Strom aus dem Gerät versorgt, an dem sie befestigt wird, und besitzt die gleiche Leistungsfähigkeit wie die normale Hero10 Black – inklusive hochauflösendem Video und sehr leistungsfähiger Hardware-Bildstabilisierung.

GoPro hatte im Februar dieses Jahres bekanntgegeben, dass man das Kamerasortiment künftig weiter diversifizieren wolle. Dabei wollte man jedoch nicht in die alte "gut, besser, am besten"-Strategie zurückfallen (bestehend aus den früheren Modellvarianten White, Silver und Black), sondern speziellere Anwendungsgebiete abdecken.

Nun erblickt die erste dieser Spezialkameras das Licht der Welt, vorerst allerdings nur in den USA. Es gibt zwar auf der GoPro-Website eine deutschsprachige Seite und sogar einen Euro-Preis (529,99 Euro), aber kaufen kann man das Produkt vorerst nur in den vereinigten Staaten von Amerika. Das dürfte sich aber vermutlich noch ändern, womöglich stehen einfach noch irgendwelche Zertifizierungen aus oder die Produktionsmenge reicht für eine Bestückung des Weltmarkts noch nicht aus. Dabei ist die Kamera eher ein Nischenprodukt.

  • Bild  [Foto: GoPro]

Worum geht es also? Wir blicken ein paar Jahre zurück in die Gerätegeneration bis zur GoPro Hero 4, das waren die letzten "nicht wasserdichten" GoPro-Actioncams. Diese wurden serienmäßig mit einem Schutzgehäuse verkauft. Die eigentliche Kamera darin war aber sehr klein und sehr leicht. Gerade einmal 74 Gramm wog so eine Kamera "betriebsbereit", d. h. mit Akku und mit Speicherkarte, aber eben ohne besagtes Schutzgehäuse. Das war zuletzt im Herbst 2014 (alle älteren Modelle folgten ebenfalls diesem Konzept). Eine solche Bauweise ist nicht dumm, denn sie eröffnet Anwendungsgebiete, die später verloren gingen. So konnten beispielsweise zwei solcher Kameras zusammen in einem Spezialgehäuse verbaut werden, um stereoskopische 3D-Aufnahmen zu machen. Oder, und hier schließt sich der Kreis nur Neuvorstellung: es war damals durchaus üblich, solche GoPro-Kameras für Film-Aufnahmen unter einen Quadrokopter, also eine Drohne zu hängen.

Damals war nämlich noch das "Zeitalter" der DJI Phantom Drohne, der eine oder andere wird diese weißen, recht sperrigen Dinger noch kennen. Die ersten Modelle davon hatten direkt gar keine Kamera an Bord, sondern man flog damit zunächst einmal mehr oder weniger sinnlos durch die Gegend. Wer Fotos oder Videos machen wollte, müsste die ersten DJI-Phantom-Modelle selbst mit einer Kamera ausrüsten. Und das waren damals meist GoPro-Actioncams. Diese wurden natürlich nicht zusammen mit dem relativ großen und relativ schweren Schutzgehäuse montiert, schließlich war ja Robustheit und Wasserdichtigkeit bei dieser Anwendung nicht gefordert. Stattdessen hatten die frühen Phantom-Kopter ab Werk einen kleine Halterahmen dabei, in den man die GoPro-Kameras (und eben auch nur diese) einsetzen und den Rahmen dann unter die Drohne schrauben konnte. Fotos machte man dann einfach, indem man Intervallaufnahmen machte, bis die Speicherkarte voll war. Videos waren theoretisch auch möglich, aber wenig ansehnlich, da überhaupt nicht stabilisiert. Wer Videofilmen wollte, installierte die GoPro-Kamera in einem elektromechanischen Gimbal, der die Kamera immer schön in eine Richtung zeigen lies und die ständigen Bewegungen der Drohne ausglich.

  • Bild  [Foto: GoPro]
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Gleichzeitig entwickelten sich von dem Zeitpunkt an die Drohnen und die Actioncams auseinander. Praktisch alle neuen Drohnen, die ab 2014 auf den Markt kamen, hatten einen Gimbal mit Kamera direkt ein- bzw. angebaut. Das hatte enorme Vorteile bei der Bedienung und zudem konnten Kamera und Gimbal noch kleiner sein, weil man auf den verhältnismäßig schweren Akku in der Kamera ganz verzichten konnte. Damit brach für GoPro aber ein schöner Markt über seine Actioncams weg und GoPro seinerseits entwickelte diese weiter in die Richtung, dass diese von Haus aus robust und wasserdicht waren und kein umständlich zu handhabende Schutzgehäuse mehr brauchten. Die Kombination aus beidem versuchte GoPro übrigens auch noch mit einer eigenen Drohne namens Karma, in deren Gimbal dann die Kameras der Hero5-Generationen eingesetzt werden konnten. Der Versuch war allerdings maximal glücklos, weil die Karma-Drohnen aufgrund von Kontakt- oder Akku-Problemen vom Himmel fielen und letztlich zurückgerufen wurden. Das Thema Drohnen hakte GoPro daraufhin ab.

Jetzt aber gibt es wieder ganz neu eine "Drohnenkamera" von GoPro. Das funktioniert so: Man nehme eine GoPro Hero10 Black und baue dort alles ab, was Gewicht kostet und bei solchen Installations-Anwendungen nicht nötig ist. Das sind vor allem die beiden Monitore vorne und hinten und sogar der Akku, denn die Stromversorgung erfolgt über den Kopter. Auch robust und wasserdicht muss das Gehäuse nicht, sein, da kann man auch noch einiges an Gewicht sparen. Das Ergebnis ist die GoPro Hero10 Black Bones (es gibt schon lange keine White- und Silver-Varianten der GoPro-Kameras mehr, aber an dem unsäglichen "Black" hängt GoPro irgendwie noch). Die hat die gleiche hohe Leistungsfähigkeit wie die normale Hero10 Black, wiegt aber nur 54 Gramm und damit nochmal 20 Gramm weniger als die leichtesten GoPro-Kameras früher (die dann aber schon ein Akku enthielten).

  • Bild GoPro Hero10 Black Bones montiert als zusätzliche Kamera auf einer FPV-Drohne. [Foto: GoPro]

    GoPro Hero10 Black Bones montiert als zusätzliche Kamera auf einer FPV-Drohne. [Foto: GoPro]

Zielgruppe der GoPro Hero10 Black Bones sind Besitzer von FPV-Drohnen. Solche Drohnen filmen nach, sozusagen aus der Sicht des Piloten. Bislang ging es dabei mehr um das Flugerlebnis selbst, die Qualität musste vor allem für eine Live-Übertragung an die Fernsteuerung und dort ans Smartphone, Tablet oder an eine VR-Brille reichen. Mit einer zusätzlich installierten GoPro Hero10 Black Bones lässt sich nun parallel eine sehr hochwertige Videoaufnahme machen in sehr hoher Auflösung und mit sehr leistungsfähiger Stabilisierung.

Etwas nachteilig für die Anwendung könnte möglicherweise die Braugröße der Kamera sein (68 Millimeter breit und 50 Millimeter hoch, bei 29 Millimeter tiefe). Die GoPro Hero10 Black Bones nutzt offenbar die normale Hauptplatine der GoPro Hero10 Black, die sich über die gesamte Gehäusebreite erstreckt. Entsprechend ist auch die "Hero10 Bones" ähnlich breit wie die normale Hero10 und setzt dabei dem Luftstrom einigen Widerstand entgegen, was sich unter umständen ungünstig auf die Flugeigenschaften auswirken könnte. Eine "echte" FPV-Kamera sollte eigentlich nicht nur sehr leicht, sondern auch klein und stromlinienförmig sein.

Nicht nur für FPV Drones! Unserer Meinung nach schränkt GoPro den Einsatz der Hero10 Bones mit Sätzen wie "The GoPro for FPV drones" und "For FPV Drones only" unnötig ein. Im gesamten RC-Bereich (ferngesteuerte Autos, Schiffe, Flugzeuge) greifen die spezifischen Vorteile der Kamera genauso. Ebenso teilweise im Bereich Robotic. Überall dort spielt das Gewicht eine entscheidende Rolle und der weite Spannungsbereich für die Stromversorgung ist nützlich.

Der Stromanschluss erfolgt übrigens über einen 3-Pin-Steckkontakt, in jedem Fall sind also "Lötarbeiten" erforderlich, wie GoPro auf der Website schreibt. Dafür hat die Hero10 Bones einen extrem weiten möglichen Spannungsbereich von 5 bis 27 V und ist dadurch direkt mit Li-Po-Akkus von Typ 2 S bis 6 S kompatibel. Zwei integrierte Tasten ermöglichen direkt die Wahl des gewünschten Betriebsmodus (Video, Foto oder Zeitraffer, der über einen Blink-Code der einzigen LED rückgemeldet wird) sowie Start der Aufnahme. Die übrige Bedienung erfolgt via App (WiFi) oder Fernbedienung, also genau so wie es sonst bei den normalen Hero-Kameras der Fall ist.

Fest eingebaut ist noch eine auswechselbare Finger-Halterung zur Montage an diversen Halterungen. Ein von uns immer gewünschtes Standard-Stativgewinde hat die Hero10 Bones hingegen nicht. Gespeichert wird auf einer MicroSD-Speicherkarte, die seitlich eingeschoben wird. Vom Stromanschluss abgesehen hat die Hero10 Bones keine weiteren Anschlüsse, also beispielsweise keinen Video-Ausgang. Sie kann die standardmäßig eingebaute FPV-Kamera also nicht ersetzen, sondern soll diese ergänzen mit dem Ziel, qualitativ hochwertige Aufnahmen der Drohnenflüge zu machen. Ein Mono-Mikrofon ist übrigens eingebaut.

In den USA kostet die GoPro Hero10 Black Bones theoretisch das Gleiche wie die normale GoPro Hero10 Black: 499,99 US-Dollar. Allerdings ist die Preisgestaltung im GoPro-Shop durchweg so, dass man quasi automatisch ein GoPro-Abo für zunächst 1 Jahr hinzunimmt und dadurch viel mehr Geld spart als das Abo kostet, zumal es dann immer tolle Bundle-Angebote gibt. Im Fall der GoPro Hero10 Black Bones sieht es dann so aus, dass man die Kamera zum Abonnenten-Preis für 349,99 US-Dollar bekommt plus 49,99 US-Dollar für das Abo und dann gibt es sogar gratis noch eine 32GB-Speicherkarte hinzu. Effektiv zahlt man also 399,98 US-Dollar, das sind 50 Dollar mehr als für die GoPro Hero10 Black derzeit im GoPro-Shop für Abonnenten berechnet wird.