Panorama-Actioncam Die 360fly getaufte Panorama-Actioncam vom gleichnamigen Hersteller gab es schon vergangenes Jahr auf der Photokina zu bewundern, damals noch als Prototyp, wobei es eigentlich so aussah, als würde die Markteinführung nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Nun ist doch ein Jahr vergangen, noch diesen Monat sollten erste Geräte erhältlich sein, zunächst in den USA. Die stylische, kugelförmige, kleine Actioncam zeichnet 360-Grad-Videos mit Hilfe eines extremen Bildwinkels von 240 Grad auf.

Bei der ursprünglichen Ankündigung im Januar 2014 auf der CES und später im Mai 2014 nannte sich der Hersteller noch EyeSee360. Die Kamera hieß damals schon 360fly. Mittlerweile hat sich der Hersteller ebenfalls in 360fly umbenannt. In unserem Datenblatt heißt die Kamera nun also 360fly 360fly. Das erste Mal sehen konnten wir das Produkt auf der Photokina im September 2014. Damals zwar noch ein Vorserienmodell/Prototyp, schien doch irgendwie die Markteinführung nicht mehr allzu fern zu sein. Zu der Zeit war ein Verkaufspreis von 499 US-Dollar angestrebt. Nun, rund ein Jahr später, kommt die Kamera in USA für 399 US-Dollar auf den Markt. In Europa ist der Marktstart im November zum Preis von 499 Euro. Vertrieben wird die Kamera in Europa exklusiv von der Voxx Electronics GmbH, die die Kamera auch auf der IFA 2015 gezeigt hat.

Leider muss man sagen, sind die technischen Spezifikationen der 360fly mittlerweile etwas überholt. Die Firma JK Imaging hat mit seiner Kodak Pixpro SP360 breits seit einem Jahr  in der gleichen Leistungsklasse ein ganz ähnliches, und sogar noch vielseitigeres Gerät auf dem Markt – und jetzt gerade dessen Nachfolgermodell SP360-4K mit vierfach gesteigerter Auflösung angekündigt, die im Oktober auf den Markt kommen wird.

  • Bild Die 360-Grad-Panoramakamera 360fly vom gleichnamigen Hersteller besitzt genau eine (gut versteckte) Taste zum Ein- und Ausschalten und zum Starten und Stoppen der Videoaufzeichnung. Eine mehrfarbige LED visualisiert den Betriebszustand. [Foto: 360fly]

    Die 360-Grad-Panoramakamera 360fly vom gleichnamigen Hersteller besitzt genau eine (gut versteckte) Taste zum Ein- und Ausschalten und zum Starten und Stoppen der Videoaufzeichnung. Eine mehrfarbige LED visualisiert den Betriebszustand. [Foto: 360fly]

Dabei ist die 360fly wirklich ein cooles Teil. Superschick. Nahezu kugelförmig, etwa so groß wie ein Tennisball und wirklich cool designt ist das schwarze Gerät. Auf der Oberseite thront das Ultra-Fischeye-Objektiv mit einem Bildwinkel von sage und schreibe 240 Grad (noch 5 Grad mehr als die aktuelle Ankündigung von Kodak). Auf der Unterseite ist ein Befestigungs-Bajonett für die Halterung. Sonst gibt es fast nichts, das das Kugeldesign stört. Ein einziger unauffällig eingebauter Schalter dient zum Ein- und Ausschalten und zum Starten und Stoppen der Videoaufzeichnung, sofern du das nicht über die Smartphone-App per WiFi machst. Eine mehrfarbige Kontroll-LED meldet den Status zurück. Ein leistungsstarker Akku für 2 Stunden Videoaufzeichnung ist fest eingebaut, ebenso 32 GByte Flash-Speicher (du brauchst also keine eigene Speicherkarte) für ebenfalls rund 2 Stunden Videomaterial. Die 360fly ist robust und gegen Spritzwasser und Staub geschützt und mit eingesetzter mitgelieferter Mikrofonabdichtung sogar bis 35 Meter wasserdicht, ein zusätzliches Schutzgehäuse deshalb nicht nötig.

Ein 3-Achsen-Sensor mit Beschleunigungssensor und Bildausrichtungs-Erkennung sorgt für automatisch ausgerichtete Videos. Er wird laut Hersteller durch einen Bildstabilisator unterstützt, der Vibrationen effektiv minimieren soll. Wie dieser funktioniert (optisch, Sensor-Shift oder elektronisch) gibt der Hersteller nicht an. 

Dein vorhandenes Android- oder iOS-Gerät wird mit der kostenlosen 360fly-App fester Bestandteil des Gesamtsystems. Die Kommunikation findet entweder per WLAN oder Bluetooth statt. Durch die 360fly-App werden Smartphone und Tablet nicht nur zum Sucher der Kamera – die Anwendung dient auch zur Fernsteuerung und Bildbearbeitung. Auch das Teilen und hautnahe Miterleben der 360-Grad-Aufnahmen in kompatiblen sozialen Netzwerken soll mit der App ganz einfach sein. Panorama-Aufnahmen lassen sich zudem für das 16:9-Standardformat oder als Standbild bearbeiten. Und solche Aufnahmen lassen sich auch mit einer VR-Brille besonders eindrucksvoll erleben. Dabei wird der Bildausschnitt im Video einfach durch Kopfdrehung und Kopfneigung gesteuert.

  • Bild Mittels Craddle wird die 360fly Panorama-Kamera auf planen oder gewölbten Untergründen befestigt. [Foto: 360fly]

    Mittels Craddle wird die 360fly Panorama-Kamera auf planen oder gewölbten Untergründen befestigt. [Foto: 360fly]

Anmerkungen

Die 360fly ist – im Gegensatz zum Konkurrenzmodell von Kodak – eine reine Videokamera. Ein Fotomodus ist nicht vorgesehen. Dieser würde bei der offenbar sehr geringen Sensorauflösung von angeblich nur 2,26 Megapixeln auch keinen Sinn machen. Für die Videoaufzeichnung reicht das aber, denn genau diese Auflösung wird als 1504x1504p30-Video in den internen, 32 GByte großen Flash-Speicher geschrieben und später per WiFi oder USB ausgelesen. Einen Front-Modus (wie bei der Kodak) scheint es bei der 360fly nicht zu geben. Sie ist konsequent als 360-Grad-Videokamera konstruiert. Die Kamera filmt also nach oben und dabei durch den großen Bildwinkel von 240 Grad gleichzeitig auch zur Seite. 240 Grad ist spektakulär viel, aber die größte Fläche und die beste Bildqualität entfällt bei dieser Bauweise leider sozusagen auf den Himmel. Die bildwichtigen Motivteile liegen meist mehr oder weniger horizontal zu der Kamera. Und dort heißt 240 Grad Bildwinkel dann, dass von der 90-Grad-Waagerechten gerade mal 30 Grad nach unten und 90 Grad nach oben gefilmt wird. Wobei, das kennen wir schon von der Kodak SP360 (die allerdings kein 240-Grad-, sondern ein 214-Grad-Objektiv hatte), die Qualität prinzipbedingt ganz zum Rand des Objektivs hin wohl doch mehr oder weniger stark abnehmen wird. An den Bereich von der Waagerechen abwärts darfst du also vermutlich keine allzu hohen Qualitätsansprüche stellen. Das Tolle daran ist aber, dass die Kamera bei der Aufnahme immer alles einfängt, du ich also eigentlich gar nicht darum kümmern musst, in welche Richtung du filmst. Nicht nur du selbst bist mit auf dem Video, sondern auch die Richtung, in die du fährst und sonst auch fast alles.

Generell sind aber 2,2 Megapixel für ein Panorama-Video nicht viel. In dieser quadratischen Fläche sind immer auch "schwarze Ecken" mit drin. Bei der Aufzeichung eines kreisrunden Bildes innerhalb eines quadratischen Videos entsteht immer gut 21 % "Abfall" (ungenutzte, schwarze Flächen). Die effektive, bildwirksame Videogröße beträgt also gerade einmal 1,78 Megapixel, also schon deutlich weniger als FullHD. Nun betrachtet man Panorama-Videos aber typischerweise nicht komplett als kreisrundes Bild, sondern ausschnittsweise, wobei du den Bildausschnitt während der Wiedergabe in einem Viewer-Fenster selbst bestimmen kannst. Selbst YouTube unterstützt übrigens mittlerweile solche Panorama-Videos. Solange deine Zuschauer das nur in einem relativ kleinen Viewer anschauen oder auf dem Smartphone, ist alles gut. Nur in den Fullscreen-Modus sollte man nicht wechseln, dann sieht man sofort, dass die Qualität eines 1,78-Megapixel-Panorama-Videos dafür nicht reicht. Dafür ist die Datenmenge natürlich überschaubar und ein solches Video schnell zu YouTube hochgeladen. Und für das Anschauen mit Virtual-Reality-Brillen (oder Google Cardboard Smartphone-Halterung) reicht die Auflösung derzeit tendenziell auch noch aus, weil diese derzeit noch nicht so hochauflösend sind. Entscheidend ist also vor allem die Anwendung und die Funktionalität des Gesamtsystems aus Kamera, Smartphone-App und Weg des Teilens bzw. der Wiedergabe. Hier scheint 360fly auf vollständig mobile Lösungen zu setzen. Eine Weiterbearbeitung am heimischen PC ist weder vorgesehen noch möglich, von einer zusätzlichen PC-Software ist keine Rede. Die 360fly dürfte also die Anwender besonders ansprechen, die alles mobil machen wollen und denen hohe Auflösung dafür nicht wichtig ist.

  • Bild Smartphone-App für die 360fly. Damit kannst du die Aufnahmen interaktiv betrachten und den Bildausschnitt während der Wiedergabe wählen. Auch die Bearbeitung und das Teilen erfolgt bei 360fly normalerweise ausschließlich über die App. [Foto: 360fly]

    Smartphone-App für die 360fly. Damit kannst du die Aufnahmen interaktiv betrachten und den Bildausschnitt während der Wiedergabe wählen. Auch die Bearbeitung und das Teilen erfolgt bei 360fly normalerweise ausschließlich über die App. [Foto: 360fly]