4K-Quadrokopter der Consumer-Klasse Nachdem DJI im vergangenen November mit der Vorstellung seines Inspire 1 für Furore sorgte, der sich in der 3.000-Euro-Preisklasse eher an professionelle Anwender (oder Privaties mit viel Geld) richtet, bekommt jetzt die "Konsumenten-Klasse" der populären Phantom-Serie ein Update. Das neue Modell ähnelt sehr dem Phantom 2, hat aber einige tolle Funktionen vom Inspire und dem Mitbewerber Parrot gelernt. Während es den Phantom 2 noch wahlweise mit oder ohne Kamera gab, ist der Phantom 3 (zunächst?) nur komplett mit Kamera erhältlich, und zwar in zwei Varianten: mit 4K-Modus oder günstiger mit FullHD.

  • Bild Der DJI Phantom 3 hat goldene Aufkleber. Auch wenn dir diese Farbkombi nicht zusagen sollte: Kauf diese 4K-Version und pule notfalls die goldenen Aufkleber ab! [Foto: DJI]

    Der DJI Phantom 3 hat goldene Aufkleber. Auch wenn dir diese Farbkombi nicht zusagen sollte: Kauf diese 4K-Version und pule notfalls die goldenen Aufkleber ab! [Foto: DJI]

Dabei sind die Kameras bei DJI mittlerweile "kein Scheiß"! Bei dem ersten Phantom Vision-Modellen kamen noch sehr einfache Kameras zum Einsatz, die zwar Spaß machen, aber keine für Luftaufnahmen sinnvolle Qualität ablieferten. Diese Zeiten sind bei DJI vorbei. Selbst die Konsumenten-Quadrokopter liefern seit einiger Zeit gute Videoaufnahmen und der neue Phantom 3 legt noch eine Schippe nach. Diesen gibt es in zwei Versionen, den Phantom 3 Professional (mit 4K-Video) und den Phantom 3 Advanced (mit FullHD-Video). Die Namensgebung mag nicht glücklich sein, denn weder ist der "Professional" professionell noch ist der "Advanced" fortgeschritten, denn eine kleinere Phantom-Version gibt es (bislang) ja gar nicht. Selbst wenn eine solche noch erscheinen sollte, wird diese wohl kaum eine Kamera mit weniger als FullHD haben. Aber sei's drum. Tolle Produktbezeichnungen sind halt Marketing.

Bleiben wir dabei noch bei den Unterschieden der beiden Versionen, bevor wir zu den übrigen Details kommen. Die einzigen Unterschiede der beiden Phantom-3-Editionen scheinen die goldenden (Professional) bzw. silbernen Aufkleber (Advanced) zu sein, ein leistungsfähigeres Ladegerät (Schnell-Ladegerät) beim Professional und eben die maximale Video-Auflösung der Kamera (UHD/4K versus FullHD). Der Preisunterschied dafür: 1399 Euro für die Professional gegenüber 1099 Euro für die Advanced. Angesichts des erheblichen Preisunterschieds von 300 Euro für die sonst baugleiche Kopter mag mancher glauben, er käme mit FullHD aus. Aber wir werden nicht müde, die Vorzüge von 4K-Video herunterzubeten! Gerade in Luftaufnahmen gibt es unglaublich viel zu entdecken! Man mag mit dem Mountainbike und einer Actioncam durch den Wald heizen und es ist vielleicht egal, ob der Baum nur braun ist oder auch die Struktur der Baumrinde erkennbar wird. Gerade bei schnell bewegten Szenen kommt es oft auf Anderes an. Und ob ich 250 Euro oder 500 Euro für eine Actioncam ausgebe, macht natürlich prozentual einen großen Unterschied. Aber bei Luftaufnahmen kann es gar nicht zu viel Qualität geben und ein Aufpreis von 25 % (weitere 2 % buchen wir mal auf's Schnellladegerät) sollte dir die um den Faktor 4 höhere Videoauflösung Wert sein (auch wenn die 300 Euro natürlich schmerzen, in drei Jahren spricht niemand mehr über FullHD versus 4K; dann ist alles 4K, was halbwegs mit Qualitätsanspruch filmt, und jeder neuer Fernseher hat sowieso UltraHD/4K).

  • Bild DJI Phantom 3 Advanced, erkennbar an den silbernen Aufklebern. [Foto: DJI]

    DJI Phantom 3 Advanced, erkennbar an den silbernen Aufklebern. [Foto: DJI]

Nun aber zur Sache, wobei wir noch ganz kurz beim Auflösungsthema bleiben wollen. 4K bzw. UHD kann die Professional-Version des Phantom 3 erfreulicherweise in den beiden Seitenverhältnissen 17:9 (4096x2160p) mit wahlweise 24 oder 25 Bildern/s sowie 16:9 (3840x2160p), dann zusätzlich mit 30 Bildern/s. FullHD (also 1920x1080p) beherrschen beide Version gleichermaßen in den Geschwindigkeiten 24/25/30/48/50/60 Bildern/s. Es drängt sich also ein ganz klein wenig der Verdacht auf, dass die Kamera eigentlich identisch ist, und bei der Advanced lediglich die beiden 4K-Modi abgeschaltet sind. Denn üblicherweise schafft eine leistungsschwächere Kamera in FullHD geringere Bildwiederholfrequenzen. Oder sagen wir es andersherum: Schade, dass die Professional-Version nicht in FullHD eine Frequenz von 120 Bildern/s schafft, denn so wären bereits tolle Zeitlupen in FullHD möglich. Die Foto-Auflösung liegt übrigens immer bei 12 Megapixeln, dies aber im 4:3-Format. Der Sensor selbst, ein Sony-Sensor, wie in vielen Kameras, hat 12,4 Megapixel effektiv und 12,8 Megapixel total. Daraus werden dann im Video in 17:9 die 8,8 Megapixel oder in 16:9 die 8,3 Megapixel. Die Bitraten der Videos betragen bis zu 60 MBit/s. Auch dies verspricht sehr ordentliche bzw. durchaus professionelle Qualität.

Interessant und wirklich gut ist, dass das Objektiv einen Bildwinkel von nur (!) 94 Grad erfasst. Das ist weit weniger als es Actioncams mit ihren Fisheye-Objektiven tun, aber so ergibt sich eben auch ein "vernünftiger" Bildeindruck.  Dieser entspricht 20 mm Kleinbildbrennweite, also schon noch einen starken Weitwinkel, aber eben ohne die üblichen Fischaugen-Verzeichnungen, die zwar bei Actioncams oft Sinn haben (oder, Hand aufs Herz, eher notwendiges Übel sind), bei Luftaufnahmen aber eigentlich einfach nur nerven. Die Kamera unterstützt im Foto-Modus auch Zeitraffer und Auto-Bracketing sowie Serienbilder. Das ist alles vernünftig und sinnvoll. Nicht immer braucht man Videos, sondern oft noch hochwertigere Fotos. Und die Phantom-3-Kamera scheint die Voraussetzungen dafür mitzubringen. Die Kamera hängt natürlich an einem Gimbal-Head (Ausgleichs-Kopf oder Stabilisierungs-Kopf), der die Bewegungen des Quadrokopters ausgleicht, der nie völlig ruhig in der Luft steht, sondern seine Position bei kleinsten Windböen durch Steuerbewegungen korrigiert. Hier kommt ein standesgemäßer 3-Achsen-Gimbal zum Einsatz, es werden also zusätzlich zu Kipp- und Neig-Bewegungen auch Drehungen ausgeglichen bzw. zumindest abgedämpft. Eine (zu) schnelle Rotation des Kopters schlägt also nur gedämpft im Video durch.

  • Bild Die Kamera der Phantom-3-Serie. Nicht so schick wie die des Inspire 1, aber dafür kostet das ganze Fluggerät nicht mal die Hälfte! Die Aufzeichnungs-Elektronik sitzt konsequenterweise im Gehäuse der Gimal-Head-Platine. [Foto: DJI]

    Die Kamera der Phantom-3-Serie. Nicht so schick wie die des Inspire 1, aber dafür kostet das ganze Fluggerät nicht mal die Hälfte! Die Aufzeichnungs-Elektronik sitzt konsequenterweise im Gehäuse der Gimal-Head-Platine. [Foto: DJI]

Aufgezeichnet wird auf einer MicroSD-Speicherkarte, die den Spezifikationen von Class 10 oder UHS-1 entsprechen sollte. Das Format bei Video ist übliches MPEG-4 AVC/H.264, bei Fotos natürlich JPEG und alternativ (Applaus!) das Rohdatenformat DNG. Im Grunde also alles Eigenschaften, die wir so oder ähnlich vom Inspire 1 kennen, hier aber nicht in einem 3000-Euro-Gerät, sondern für 1400 Euro. Um nun aber weitere Hoffnungen auf ein vielleicht weggklappendes Landegestell oder andere Profi-Eigenschaften zu zerstreuen – du hast es längst an den Fotos gesehen: Das Fluggerät ist im Wesentlichen ein Phantom 2. Von diesem stammt das Gehäuse (nur das Landegestell wurde noch unwesentlich modifiziert) und auch die Akku-Technik, die beim Phantom 3 für immerhin maximal 23 Minuten Flugzeit gut ist (das ist viel!). Propeller, Motoren usw., alles wie gehabt. Was ja nicht schlecht ist, sondern bewährt.

Die neue Fernbedienung wurde nochmals weiterentwickelt und beinhaltet die Technik für Live-View-Übertragung. Als Anzeige dafür brauchst du dann noch ein Tablet oder Smartphone. Unterstützt werden derzeit die letzten Apple-Generationen (ab iPhone 5s und die entsprechenden iPads) sowie eine kleine Auswahl offiziell benannter Android-Geräte. Was wohl nicht heißt, dass es mit anderen nicht funktioniert, aber alle hat DJI halt nicht getestet. Auf das Smartphone oder Tablet bekommst du dann immerhin ein HD-Signal gestreamt, die Fernsteuerung sorgt für die entsprechende Verstärkung der Signale, sodass nicht bereits nach wenigen Meter Schluss ist mit der Video-Übertragung. Neue Funktionen der Steuerung sind automatisches Starten und Landen auf Knopfdruck. Das kann die Konkurrenz (z. B. Parrot Bebop Drone) für weniger Geld auch, aber es ist nicht so trivial, wie es sich anhört, sondern es bedingt, dass der Quadrokopter neben den fürs präzises Landen zu ungenauen GPS-Informationen auch noch genaue Ultraschall-Informationen bekommt. Und genau das hat der Phantom 3 jetzt vom Inspire 1 geerbt. Nicht nur nach unten (wie beim Parrot Bebop, was fürs Starten und Landen reicht), sondern auch seitlich. Damit kannst du den Phantom 3 auch in Räumen fliegen, also ohne GPS-Signal, und der Phantom 3 hält dabei selbst indoor präzise die Position und du kannst in Ruhe filmen. Und das alles für 1400 Euro in 4K. Herzallerliebst!

  • Bild Die neue Fernsteuerung, hier ganz nackt ohne Smartphone oder Tablet, aber mit der Halterung dafür. [Foto: DJI]

    Die neue Fernsteuerung, hier ganz nackt ohne Smartphone oder Tablet, aber mit der Halterung dafür. [Foto: DJI]