In dieser mehrteiligen Artikel-Serie wollen wir einiges nützliches Zubehör für Panorama-Kameras vorstellen. Wir starten heute mit Selfie Sticks, die es in den verschiedensten Ausprägungen gibt. In zwei weiteren Teilen stellen wir verschiedene Halterungen und Stativ-Tricks vor und widmen uns dem umfangreichen 360-VR-Lieferprogramm des italienischen Stativ-Herstellers Manfrotto.
Übliche Selfie-Sticks von Rollei, Hama und anderen Herstellern
Die meisten Selfie-Sticks haben entweder einen kleinen Kugelkopf oder eine GoPro-Halterung fest verschraubt und/oder verklebt/verpresst. Das ist für VR-Anwendungen eigentlich eher störend, denn keinesfalls solltest du von der Möglichkeit Gebrauch machen, die Kamera auf dem Selfie-Stick abzuwinkeln. Das würde nämlich sofort dazu führen, dass die Stange eben nicht mehr "unsichtbar" bleibt, sondern markant durchs Bild läuft. Richte die Kamera in der Halterung also exakt gerade aus. Wer einen Selfie-Stick für die Verwendung mit vollsphärischen Panoramakameras sucht, sollte darauf achten, dass sich Halterungen oder Stativköpfe auf der Oberseite am besten abschrauben lassen und darunter dann ein klassisches 1/4-Zoll-Fotogewinde zum Vorschein kommt, das viele Panoramakameras auf der Unterseite haben. Ersatzweise würden wir noch eine GoPro-Halterung sehen (auch weit verbreitet), aber sicherlich keine Smartphone-Klemme oder einen Kugelkopf.
Die meisten Selfie-Sticks haben eine mehr oder weniger versteckte Zusatzfunktion, die du gerade für VR-Anwendungen ganz hervorragend nutzen kannst. Auf der Griff-Seite der meisten Selfie-Sticks befindet sich ein 1/4-Zoll-Kameragewinde. Oft ist dort eine Schraube mit einem Ring für einen Karabinerhaken oder eine Handschlaufe eingeschraubt. Wenn du die Schraube herausdrehst, kannst du den Selfie-Stick einfach als Stativ-Verlängerung für ein normales Dreibeinstativ verwenden. Ideal ist es, wenn bei deinem Stativ der Stativkopf abnehmbar ist und darunter eine wechselbare Schraube sitzt, was bei vielen kleineren (Reise-)Stativen der Fall ist. Stativköpfe werden normalerweise mit einem 3/8-Zoll-Fotogewinde montiert. Wenn du die Schraube rausdrehst und andersherum wieder einschraubst, erhältst du bei vielen Stativen ein 1/4-Zoll-Fotogewinde.
Darauf kannst du den Selfie-Stick schrauben und kommst dann selbst mit kleinen Reisestativen zusammen locker auf eine Höhe von zwei Meter oder darüber, was für viele Panoramaaufnahmen toll ist. Zudem rückt deine Panoramakamera weiter weg vom Stativ und dessen Beine sind dadurch nicht mehr so dominant im Bild. Überlege auch, ob es nicht reicht, von deinem Stativ nur ein oder zwei der drei oder vier Beinsegmente auszuziehen (die dünneren Beinsegmente lässt du eingeschoben, aus Stabilitätsgründen nutzt man diese immer zuletzt). In Kombination mit einem Selfie-Stick erreichst du dann trotzdem eine ganz gute Höhe und das Stativ ist auf dem Foto oder im Video kaum noch zu sehen.
Mit Smartphone-Halterung: Hama Selfie 100 Panorama
Einen speziellen Selfie-Stick hat Hama herausgebracht, den der Hersteller als VR/Panorama-Stick vermarktet. Als Besonderheit hat der Stick eine Smartphone-Halterung integriert. In diese lässt sich das Smartphone einsetzen, das dann auf dem Hama-Produktfoto seitlich absteht, aber im Prinzip auch noch genau im toten Winkel der beiden Kameralinsen sein soll. Im Prinzip eine gute Idee, denn die meisten VR-Kameras werden ja per Smartphone-App ferngesteuert und beim Filmen oder Fotografieren weiß man oft nicht, wohin mit dem Smartphone – es fehlt sozusagen eine dritte Hand. Da ist die Halterung ganz nützlich.
Oben auf dem Hama-Produktfoto ist eine leicht abgewinkelte Panoramakamera zu sehen. Das Foto zeigt also, wie man es nicht machen sollte. Denn so, wie die Kamera auf dem Foto geneigt ist, gerät die Selfie-Stange mit aufs Bild. Das vermeidest du nur, indem du die Kamera in der Halterung exakt gerade ausrichtest. Dabei stellt sich allerdings die Frage, was die fest montierte GoPro-Halterung dort am Ende eigentlich soll. Für die VR/360-Grad-Panorama-Anwendung wäre ein einfaches Stativgewinde ausreichend gewesen. Wer dann eine GoPro-Halterung braucht, könnte diese immer noch aufschrauben. Aber die allermeisten VR-Kameras haben direkt ein 1/4-Zoll-Stativgewinde. Und die GoPro Fusion, die eine GoPro-Halterung braucht, ist für den Hama Selfie-Stick sowieso tendenziell zu schwer.
Die maximale Länge des Hama Sticks beträgt übrigens 1 Meter. Und der Stick ist schön stabil und hat einen großen Griffdurchmesser (mit griffigem Gummibezug) und am unteren Ende eine schön große, plane Fläche mit 1/4-Zoll-Stativgewinde. Dadurch geht das, was wir im vorigen Abschnitt bei den Selfie-Sticks als Stativ-Verlängerung geschrieben haben, mit diesem Stick besonders gut. Der Hama Selfie 100 Panorama kostet knapp 40 Euro unverbindliche Preisempfehlung und ist im Handel schon ab für kaum mehr als 20 Euro zu kriegen.
Fotoeinbeinstativ und Selfie-Stick: Manfrotto Compact Xtreme 2-in-1
Von Manfrotto gibt es einen Selfie-Stick mit der Typenbezeichnung MPCOMPACT-BK, der eine Besonderheit hat: Er hat oben und unten jeweils ein männliches 1/4-Zoll-Gewinde. Damit kann er entweder als Selfie-Stick verwendet werden oder als Foto-Einbein-Stativ. Ein beiliegender Gummifuß mit weiblichem Gewinde wird jeweils auf das Gewinde geschraubt, an dem gerade keine Kamera sitzt. So ist das Gewinde geschützt und man kann den Stick auch mal einfach auf dem Boden absetzen. Die drei Schnellverschlüsse der vier Beinsegmente funktionieren so, wie man sie von Stativen kennt. Sie werden einzeln gelöst und geschlossen und sitzen dann gut fest. Durch den ovalen Querschnitt lassen sich die einzelnen Rohre nicht gegeneinander verdrehen.
Im "Selfie-Stick-Modus" wird die Kamera am dünnen Ende angebracht. Das dickere Ende mit dem Gummigriff hält man in der Hand. Für VR/360-Grad-Anwendungen ist von Vorteil, dass am Ende eben kein fest montierter Kugelkopf oder keine fest montierte GoPro-Halterung sitzt. VR-Kameras mit 1/4-Zoll-Gewinde können also direkt aufgeschraubt werden und sind dann automatisch korrekt gerade ausgerichtet, so dass der Selfie-Stick nicht im Bild zu sehen ist.
Soll stattdessen eine GoPro Fusion, GoPro Max oder Insta360 One R mit Dual-Lens-Mod montiert werden, kann ein (nur bei der Version MPCOMPACT-BK beiliegende) GoPro-Adapter auf das 1/4-Zoll-Gewinde geschraubt werden. Die Fusion erscheint uns mit ihren 750 Gramm Gewicht für den Compact Xtreme schon etwas zu schwer, obwohl dieser offiziell bis 1 kg trägt und tatsächlich auch einen deutlich stabileren Eindruck macht als übliche Selfie Sticks. Zumindest voll ausgezogen wirkt dann aber eine enorme Hebelkraft, die man kaum noch einhändig halten kann. Denn der Manfrotto Compact Xtreme lässt sich für einen Selfie Stick ungewöhnlich weit ausziehen: Satte 135 Zentimeter ist er voll ausgezogen lang, das sind rund 40 Zentimeter mehr als übliche Selfie-Sticks.
Durch die große Auszugslänge eignet er sich auch für seinen zweiten Anwendungsfall, nämlich als Foto-Einbeinstativ. Dann wird die (Foto-)Kamera einfach auf das griffseitige 1/4-Zoll-Gewinde geschraubt. Entweder direkt oder mit dem mitgelieferten Mini-Kugelkopf, der allerdings mehr in die Kategorie "Spielzeug" fällt. Die dünne Seite der Stange stützt sich dann auf dem Boden ab. Die Einsatzmöglichkeit als Foto-Einbeinstativ bringt allerdings einen gravierenden Nachteil für 360°-VR-Anwendungen mit sich: Dadurch, dass an der Griff-Seite ein männliches und kein weibliches 1/4-Zoll-Gewinde sitzt, lässt sich dieser Selfie-Stick nicht als Verlängerung auf normale Dreibein-Stative aufschrauben.
Als Selfie-Stick für leichte Panorama-Kameras wie die Ricoh Theta oder die (frühere) Insta360 One ist er hingegen exzellent geeignet und die Einbeinstativ-Funktion mag ein netter Nebenaspekt für eine Foto- oder Videokamera bis max. 1 Kilogramm Gewicht sein. Der Manfrotto Compact Xtreme 2-in-1 ist im Handel ab ca. 35 Euro zu bekommen (UVP 45,84 Euro), als Virtual Reality Selfie Stick gibt es dasselbe Produkt ab ca. 38 Euro (UVP 48,16).
VR ist teurer Dieses Produkt gibt es bei Manfrotto unter zwei verschiedenen Bezeichnungen. Als "Virtual Reality Selfie Stick" (MPOLEVR) und als "Compact Xtreme 2-in-1" (MPCOMPACT-BK). Einziger Unterschied beider Produkte ist der Lieferumfang: Beim Compact Xtreme 2-in-1 ist zusätzlich ein GoPro-Adapter mit dabei. Beim "Virtual Reality Selfie Stick" fehlt dieser, obwohl er bei einigen Panorama-Kameras nützlich wäre (GoPro, Insta360 One R). Mit dabei ist hingegen in beiden Fällen ein kleiner Kugelkopf, den für 360-Grad-Kameras wirklich niemand braucht. Die günstigere Variante von beiden sowohl in Handel als auch im Online-Shop des Herstellers ist lustigerweise die Version mit dem besseren Lieferumfang. Produkte mit dem Zusatz "VR" haben bei Manfrotto generell einen Luxus-Preisaufschlag.