Action Cam in vielen Details verbessert Sony entwickelt seine Action Cams stetig weiter. Der neueste Spross wurde gerade auf der CES in Las Vegas vorgestellt, die Sony HDR-AS100V. Auffälligste Neuerung ist wohl, neben der nun weißen Gehäusefarbe, dass die Kamera selbst bereits ohne Schutzgehäuse gegen Spritzwasser geschützt ist und über einen Adapter ein eigenes Stativgewinde besitzt. Ein überarbeitetes Objektiv soll für eine noch bessere Bildqualität sorgen. Im Sommer soll es dann ein Firmware-Update geben, dass eine Livestream-Übertragung zu Facebook und Ustream ermöglicht.

  • Bild Sony HDR-AS100V kann ohne Schutzgehäuse betrieben werden, da sie selbst gegen Spritzwasser geschützt ist. Das kommt natürlich der Qualität der Tonaufzeichnung sehr zugute. [Foto: Sony]

    Sony HDR-AS100V kann ohne Schutzgehäuse betrieben werden, da sie selbst gegen Spritzwasser geschützt ist. Das kommt natürlich der Qualität der Tonaufzeichnung sehr zugute. [Foto: Sony]

  • Bild Die Sony HDR-AS100V lässt sich mit Stativadapter auch ohne Schutzgehäuse an Haltesystemen befestigen. Die zweigeteilte Schnittstellenklappe lässt den Anschluss externe Mikrofone trotz montiertem Stativadapter zu. [Foto: Sony]

    Die Sony HDR-AS100V lässt sich mit Stativadapter auch ohne Schutzgehäuse an Haltesystemen befestigen. Die zweigeteilte Schnittstellenklappe lässt den Anschluss externe Mikrofone trotz montiertem Stativadapter zu. [Foto: Sony]

  • Bild Ganz schlicht zeigt sich die rechte Seite der Sony HDR-AS100V. [Foto: Sony]

    Ganz schlicht zeigt sich die rechte Seite der Sony HDR-AS100V. [Foto: Sony]

  • Bild Sony HDR-AS100V von der Bedienseite. Das Display ist nur ein Schwarzweiß-Status-Display, kein Monitor. [Foto: Sony]

    Sony HDR-AS100V von der Bedienseite. Das Display ist nur ein Schwarzweiß-Status-Display, kein Monitor. [Foto: Sony]

  • Bild Sony HDR-AS100V von vorne. Deutlich erkennt man das jetzt unten minimal abgeflachte Gehäuse, ein Zugeständnis an das Befestigungsgewinde. Die Vorgängermodelle waren unten vollständig rund und hatten dort eine einzige große Klappe für die Schnittstellen. [Foto: Sony]

    Sony HDR-AS100V von vorne. Deutlich erkennt man das jetzt unten minimal abgeflachte Gehäuse, ein Zugeständnis an das Befestigungsgewinde. Die Vorgängermodelle waren unten vollständig rund und hatten dort eine einzige große Klappe für die Schnittstellen. [Foto: Sony]

Auf den allerersten Blick erschließen sich die Vorzüge der Sony-Neuheit HDR-AS100V gegenüber dessen Vorgängermodellen nicht. Dazu muss man schon etwas tiefer einsteigen. Die Gehäuseform ist quasi identisch mit den Vorgängermodellen HDR-AS15 und HDR-AS30V, was den Vorteil hat, dass deren Zubehör weiterhin passt, allem voran das „dicke“ 60 Meter wasserdichte Unterwassergehäuse SPK-AS1, dass ursprünglich der HDR-AS15 beilag oder das „dünne“ 5 Meter wasserdichte Schutzgehäuse SPK-AS2, dass Sony der HDR-AS30V beigelegt hatte und das diese unbedingt brauchten, wollte man sie irgendwo dran befestigen. Die HDR-AS100V braucht für normale Einsätze eigentlich gar kein Gehäuse mehr, denn sie ist von sich aus gegen Spritzwasser geschützt. Nun musste die Sony-Ingenieure ja aber eine hinreichend robuste Befestigungsmöglichkeit direkt an der Kamera realisieren, was gar nicht so einfach war. Für ein reguläre 1/4-Zoll-Stativgewinde ist das Gehäuse eigentlich zu klein und noch dazu unten weitgehend halbrund geformt. Sieht schickt aus, ist aber unpraktisch, denn die Kamera steht kaum von selbst und bietet kaum Auflagefläche, selbst wenn man denn ein 1/4-Zoll-Gewinde hinein bekommen hätte. Die Lösung ist ein Stativ-Adapter. Dieser wird in das kleine Gewinde geschraubt, dass sich ganz vorne am Kameragehäuse befindet und stellt seinerseits ein Standard-Stativgewinde (1/4") und eine ausreichend große plane Auflagefläche zur Befestigung an diversen Halterungssystemen bereit. Wie wackelfrei (oder eben nicht wackelfrei) diese Adapterkonstruktion ist, werden wir noch in einem Praxistest untersuchen.

Eine deutlich gesteigerte Bildqualität soll dem verbesserten Zeiss Tessar-Objektiv mit seiner 170-Grad-Sicht, dem Exmor R CMOS Bildsensor mit 18,9 Megapixel Auflösung und dem neuen BIONZ X Bildprozessor mit seiner gesteigerten Rechenleistung zu verdanken sein. Letzterer ermöglicht erstmals Videoaufnahmen in Full HD mit einer Bitrate von bis zu 50 Megabit pro Sekunde. Damit gestattet die neue Action Cam laut Sony das Übertragen von weit mehr Bildinformationen als zuvor. Um dieses Mehr an Bildinhalt auch speichern zu können, setzt die AS100V auf das neue und effiziente Bildformat XAVC S. Zitat Pressemitteilung: „Wo die Videos anderer Action Cams bei schnellen Bewegungen unscharf und wackelig wurden, bleibt das Bild der AS100V klar und scharf.“ Gerade bei Action-Filmen, bei denen sich der gesamte Bildinhalt schnell ändert, ist eine hohe Datenrate wichtig. XAVC S ist die Consumer-Version des für 4K-Profi-Camcorder entwickelten XAVC-Videoformats. Mehrere weiterführende Informationen dazu haben wir am Ende dieses Artikels verlinkt. XAVC S ist allerdings noch ein junges Format, das noch nicht von allzu vielen Schnittprogrammen unterstützt wird. Das wird sich aber sicherlich in absehbarer Zeit ändern, so dass diese Möglichkeit schon als zukunftsträchtig angesehen werden kann. Normales MPEG4-AVC/H.264 beherrscht die HDR-AS100V natürlich ebenfalls, so sie auch kompatibel zu heute etablierten Standards ist.

Von den angeblich 18,9 Megapixeln Auflösung des Sensors werden jederzeit nur maximal 13,5 Megapixel genutzt (und diese Zahl findet sich auch als Aufdruck auf dem Gerät). Warum der Sensor so viele ungenutzte Pixel haben soll, erschließt sich uns nicht ganz. Der erste Verdacht fiel natürlich auf den Steady Shot, der ja sozusagen rundherum zusätzliche Pixel benötigt, von denen dann quasi nur ein Teil „bildwirksam“ wird. Aber laut Sony-Datenblatt werden bei 170 Grad Bildwinkel (üblicherweise diagonal gemessen) 13,5 Megapixel verwendet, sowohl bei Foto als auch bei Video mit ausgeschaltetem Steady-Shot. Und bei eingeschaltetem Steady-Shot reduziert sich der Bildwinkel von 170° auf 120°, d. h. es wird wiederum nur ein Bildausschnitt der 13,5 Megapixel aufgezeichnet und dabei „entwackelt“ (was übrigens bei Sony sehr gut funktioniert und einer der entscheidenden Vorteile der Sony Action Cams gegenüber deren Mitbewerbern ist). Laut Sony soll der Verwackelungsschutz bei der HDR-AS100V nochmal verbessert worden sein.
Die AS100V signalisiert über ein zusätzliches Licht, dass gerade eine Aufnahme läuft. Zugleich kann sie kabellos fernbedient werden. Hierfür bietet Sony mit der RM-LVR1 eine Live-View-Fernbedienung an, die sie wie eine Armbanduhr am Handgelenk getragen wird (arbeitet auch mit dem Vorgängermodell HDR-AS30V zusammen). Mit ihr lassen sich Aufnahmen starten und stoppen oder Kameraeinstellungen justieren. Das gelingt selbst dann, wenn die Finger in Ski- oder Motorradhandschuhen stecken. Zudem lassen sich jetzt bis zu fünf Kameras (nur HDR-AS100V, nicht das Vorgängermodell) gleichzeitig steuern. Das ist besonders für Action Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven besonders interessant.

Die neue Action Cam musste kleiner und kompakter sein. Darauf haben die Entwickler von Sony ebenso geachtet wie auf die aerodynamische Form der ohnehin äußerst schlanken Action Cam. Wenn es um Sekunden geht, bremst schließlich jeder zusätzliche Luftwiderstand. Die Lösung wer der Betrieb ohne zusätzliches Schutzgehäuse. Siehe oben. Und auch ihre helle Farbe folgt einem Zweck: Sie reflektiert die Sonne, wodurch sich das Gehäuse nicht so stark aufheizt. Sorgt dagegen ein Regen für Abkühlung, muss die AS100V nicht in der Tasche verschwinden. Denn auch ohne Unterwassergehäuse verkraftet die spritzwassergeschützte Kamera einen ordentlichen Guss oder den direkten Kontakt mit Schnee und Eis. Auch der Bildqualität dürfte der Entfall des Schutzgehäuses, wenn man es denn nicht unbedingt braucht, übrigens zuträglich sein, jede zusätzliche Scheibe vor der Linse verbessert die Bildqualität nicht gerade, sondern birgt die Gefahr von Reflexionen und bei geschlossenen Gehäusen zusätzlich noch das gefürchtete Nebel-Problem (Beschlagen der Innenseite des Gehäuses durch Kondensation).

  • Bild Sony HDR-AS100V kann ohne Schutzgehäuse betrieben werden, da sie selbst gegen Spritzwasser geschützt ist. [Foto: Sony]

    Sony HDR-AS100V kann ohne Schutzgehäuse betrieben werden, da sie selbst gegen Spritzwasser geschützt ist. [Foto: Sony]

  • Bild Sony HDR-AS100V im mitgelieferten wasserdichten Gehäuse SPK-AS2 bis 5 Meter tauchfähig. Bis 60 Meter abwärts ginge es mit dem optionalen SPK-AS1. [Foto: Sony]

    Sony HDR-AS100V im mitgelieferten wasserdichten Gehäuse SPK-AS2 bis 5 Meter tauchfähig. Bis 60 Meter abwärts ginge es mit dem optionalen SPK-AS1. [Foto: Sony]

  • Bild Das wasserdichten Gehäuse SPK-AS2 macht die Sony HDR-AS100V natürlich auch noch robuster gegen Sand und schützt auch die Frontlinse. [Foto: Sony]

    Das wasserdichten Gehäuse SPK-AS2 macht die Sony HDR-AS100V natürlich auch noch robuster gegen Sand und schützt auch die Frontlinse. [Foto: Sony]

Bei Bedarf dehnt oder strafft die HDR-AS100V die Aufnahmen übrigens. So nimmt die Action Cam Videos in hoher Qualität mit 120 oder 240 Bildern pro Sekunde inklusive Ton auf. Werden diese Clips mit den üblichen 30 oder 25 Bildern pro Sekunde abgespielt, ergibt sich ein extremer Zeitlupeneffekt mit fließenden Bewegungen und ohne Einbußen in der Bildqualität. So lassen sich auch die rasantesten Momente auf fast die zehnfache Dauer dehnen und mit allen Details in Ruhe betrachten. Manchmal aber möchte man dagegen mehr Action sehen, als das Realbild bietet – zum Beispiel bei Aufnahmen eines Segeltörns, bei dem das Boot vergleichsweise langsam dahingleitet. Für solche Situationen bietet die Sony HDR-AS100V Intervall-Aufnahmen. Sie schießt hierfür ein Standbild alle ein bis 60 Sekunden – den Zeitabstand kann man nach Belieben einstellen. Spielt man alle Aufnahmen anschließend als Videosequenz ab, läuft das Geschehen in einem entsprechenden Zeitraffer ab. Ein praktisches Extra ist der Time-Code, den die Kamera beim Filmen (allerdings nur im XAVC-S-Format) aufzeichnet. Er hilft, Aufnahmen zu synchronisieren, falls mehrere Cams eine Szene gleichzeitig aufgenommen haben und im Schnitt die verschiedenen Perspektiven zu einer Sequenz zusammengefügt werden sollen.

Dank integrierter NFC Technologie kann die AS100V in Sekunden eine Verbindung zu einem NFC-tauglichen Smartphone oder Tablet aufbauen, um Videos oder Fotos auf das Mobilgerät zu übertragen. Hierfür genügt eine einzige Berührung – falls auf dem Smartphone oder Tablet die kostenfreie PlayMemories Mobile App installiert ist. Weitere Apps sind zum Beispiel für die Nachbearbeitung der Aufnahmen erhältlich. Die für Windows-PC und Apple-Rechner verfügbare Software PlayMemories Home ermöglicht das Schneiden und Bearbeiten der Clips. „Map Views“ zeigt neben der zurückgelegten Strecke und der jeweiligen Geschwindigkeit auch den Ort einzelner Aufnahmen an, der von der integrierten GPS-Funktion der AS100V protokolliert wurde. Ein weiteres Feature wird die neue Action Cam im Sommer 2014 über ein Software-Update erhalten: Die Funktion "Live Video Streaming" wird es ermöglichen, die AS100V auch als Live-Kamera einzusetzen. Hierbei überträgt der Camcorder das Videobild kabellos auf ein Smartphone. Dieses überträgt das Bild dann live ins Internet, wo es ebenfalls live als Stream betrachtet werden kann.

Die HDR-AS100V wird einzeln für knapp 300 Euro erhältlich sein oder für knapp 400 Euro als Kit zusammen mit der RM-LVR1 Live-View-Fernbedienung. Enthalten ist dabei jeweils auch das 5 Meter wasserdichte Schutzgehäuse SPK-AS2, eine Klebebefestigung und der Stativ-Adapter sowie natürlich das Litiumionen-Akku und ein USB-Kabel. Lieferbar wird die HDR-AS100V Anfang April.