Licht (S7 WiFi) und Schatten (S6 WiFi) Zwar mit ruckeligen 12 Bildern pro Sekunde, aber dafür ein sauberes Bild in vollwertiger 4K-Auflösung: Das scheint das Motto des neuen Rollei-Flaggschiffs 7S WiFi gewesen zu sein, das nun zusammen mit der kleinen Schwester 6S WiFi, die maximal in Full-HD filmt, in den Handel gekommen ist. Mit einem ansteckbaren 2-Zoll-Bildschirm und optionalem Batterie-Pack ist die Actioncam für lange und anspruchsvolle Aufnahmen gerüstet. Die herausragende Stärke ist übrigens das hochwertige Mikrofon.

  • Bild Die Verpackung ähnelt dem "Podest", auf dem die GoPro Hero-Kameras geliefert werden. [Foto: MediaNord]

    Die Verpackung ähnelt dem "Podest", auf dem die GoPro Hero-Kameras geliefert werden. [Foto: MediaNord]

  • Bild Im Zubehör befinden sich unter anderem mehrere Klebehalterungen, Adapter zu GoPro-Halterungen und ein ausführliches Handbuch. [Foto: Rollei]

    Im Zubehör befinden sich unter anderem mehrere Klebehalterungen, Adapter zu GoPro-Halterungen und ein ausführliches Handbuch. [Foto: Rollei]

  • Bild Die Rollei 7S WiFi wird, wie auch die 6S WiFi, mitunter mit Schiebeschaltern bedient, weshalb du sie unter Wasser nicht ein- oder ausschalten kannst. [Foto: MediaNord]

    Die Rollei 7S WiFi wird, wie auch die 6S WiFi, mitunter mit Schiebeschaltern bedient, weshalb du sie unter Wasser nicht ein- oder ausschalten kannst. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Rollei-Actioncams besitzen auf der Oberseite eine Statusanzeige, die du allerdings nicht zum Einstellen verwenden kannst. [Foto: MediaNord]

    Die Rollei-Actioncams besitzen auf der Oberseite eine Statusanzeige, die du allerdings nicht zum Einstellen verwenden kannst. [Foto: MediaNord]

Nachdem Rollei mit der Actioncam S50 einen Ausflug zu einem anderen Fertigungspartner gemacht hatte, kehrt das Hamburger Unternehmen mit der aktuellen Generation wieder zum chinesischen Lieferanten AEE zurück, der auch schon frühere Rollei Actioncams (z. B. die 5S) gefertigt hat und dessen Produkte man auch unter Marken wie Braun und Minox im europäischen Markt findet (unter eigenem Namen sind die „Magicams“ von AEE hierzulande nur selten zu bekommen). Die Rollei Actioncam 6S entspricht weitgehend der AEE Magicam S60, die 7S der S71, beide AEE-Versionen werden derzeit in Europa noch gar nicht angeboten, auch nicht unter anderen Marken.

Rein äußerlich unterscheiden sich die beiden Rollei-Modelle praktisch nur durch die Farbe. Die 6S ist in schlichtem Schwarz gehalten, die 7S kommt mit gewöhnungsbedürftiger beige-brauner Front daher (in der Mode heißt die Farbe wohl „Schlamm“), während der restliche Grundkörper schwarz ist. Eine aufgedruckte Typenbezeichnung gibt es nicht, nur ein kleiner Aufkleber, der leicht verloren geht, enthält Typenbezeichnung und Seriennummer. 60 mm breit, 43 mm hoch und 46 mm tief sind beide Rollei-Actioncams und wiegen 113 g – alles jeweils inklusive abnehmbaren Bildschirms. Im Lieferumfang enthalten sind ein Handbuch, ein Mini-USB-Kabel, zwei Klebehalterungen, Adapter für Stative und echtes GoPro-Zubehör, zwei GoPro-kompatible Schrauben und eine Klappe für das wasserdichte Gehäuse, falls du deine Kamera ohne Bildschirm unter Wasser verwenden möchtest, beispielsweise um Strom zu sparen. Den einzeln beiliegenden Akku steckst du in den Akkuschacht, legst einen zerbrechlich wirkenden Sicherungshebel um und musst fortan das Beste hoffen, denn der Akku wird durch keine haltende Klappe geschützt und rastet nicht sehr zuverlässig ein. Versehentlich herausrutschen kann dir der Akku aber natürlich nur beim Betrieb ohne Schutzgehäuse. Im 100 Meter wasserdichten Gehäuse sitzen Kamera und Akku bombenfest. Von einer (leicht verlierbaren) Abdeckung verborgen sind die Schnittstellen für miniUSB, AV, microHDMI und microSD (maximal 32 GB). Optional kannst du bei Rollei übrigens auch ein externes Mikro mit Adapter für knapp 30 Euro kaufen. Zudem besitzt die Kamera selbst ein Viertel-Zoll-Gewinde für die Stativmontage. Die Schrauben der mitgelieferten Befestigungen sind dafür allerdings zu kurz und lassen sich nur in das Gewinde des wasserdichten Gehäuses einschrauben, nicht aber in die Kamera selbst.

Bedienung

Bedient werden die Actioncams über Schiebeschalter und Tasten. Auf der Vorderseite schaltest du die Kamera ein und aus, ebenso den WiFi-Hotspot und das Belichtungsmessfeld. Zudem sitzt vorne ein Knopf, der nach einem kurzen Druck die Aufnahme startet – das Gegenstück zum Beenden selbiger befindet sich auf der Oberseite, wo auch noch der separate Foto-Auslöser angebracht ist. Das Konzept mit den zahlreichen Schaltern und Tasten ist „typisch AEE“. Alle anderen Hersteller versuchen mit möglichst wenigen Bedienelementen auszukommen, AEE verwendet möglichst viele. Ob man das mag oder nicht, ist sicherlich Geschmackssache. Die Videoaufzeichnung mit einer Taste zu starten und mit einer anderen zu stoppen bricht zumindest mit allen üblichen Konventionen. Aber zu jeder Zeit (per Druck auf die Taste „Foto aufnehmen“) in den Fotomodus zu wechseln und ein Bild zu schießen oder (per Druck auf die Taste „Video aufnehmen“) in den Videomodus zu wechseln und die Aufzeichnung zu starten, ist sicherlich kein Nachteil. Die laufende Videoaufnahme wird übrigens sehr deutlich mit vier Leuchtdioden an verschiedenen Seiten des Gehäuses signalisiert. Bei der Farbgebung brechen die Rollei/AEE-Kameras aber erneut mit allen gängigen Konventionen. Normalerweise heißt ja Grün "betriebsbereit" und Rot "Aufnahme läuft" (wenn denn zwei verschiedene Farben verwendet werden); hier ist es umgekehrt: rotes Leuchten bedeutet "eingeschaltet und betriebbereit", grünes Blinken bedeutet "Aufnahme".

Auf der Rückseite der Kamera sitzen Kontakte, in die du den zwei Zoll messenden TFT-Bildschirm stecken kannst (oder wahlweise einen optionalen Zusatz-Akku für knapp 50 Euro). Auf der Oberseite des 1 cm dicken Monitors findest du vier Navigationstasten für das Menü (also keine Touch-Bedienung) und einen OK-Knopf. Mit zwei der Tasten wechselst du die Menü-Seite, die anderen beiden dienen dem Durchklicken innerhalb einer Einstellungs-Kategorie. Das Menü rufst du mit einem Knopf rechts am Bildschirm auf, darunter befindet sich eine Zurück-Taste. Obgleich die Actioncams ein Status-Display auf der Oberseite haben, kannst du sie also nicht an der Basiseinheit selber bedienen, Monitor oder WiFi-Verbindung sind Pflicht. Alternativ könntest du noch eine von Rollei für die 6S WiFi und 7S WiFi erhältliche WLAN-Fernbedienung mit einer Signalreichweite von 100 m kaufen, diese besitzt aber auch nur die Grundfunktionen der Aufnahme und keine Einstellungsmöglichkeiten. Übrigens kannst du den Monitor abschalten, indem du lange auf den Foto-Auslöser drückst – eine von vielen verborgenen Besonderheiten, die wir nur durch intensives Herumspielen entdeckt haben (das ist nämlich nicht in der Anleitung erwähnt).

Video- und Fotoeinstellungen

Die Menüs sind gefüllt mit diversen generellen Einstellungen, erwähnenswert ist darunter nur der G-Sensor, der Beschleunigung registriert, damit du das Gerät als Carcam nutzen kannst. Im Videomodus findest du die Auslösungs-Auswahl: Cinema-4K (4096 x 2160 Pixel, also 17:9), 4K (3840 x 2160 Pixel, 16:9) – beides mit ruckeligen 12,5 Bildern/s (fps) – bilden die Spitze der 7S WiFi, in NTSC erhältst du 15 fps. Dann folgt das gleiche für 2,7K, nur in 24 bzw. 25 Bildern/s (bzw. 30 fps in NTSC). FullHD mit 50, 48, 25 oder 24 fps findest du dann auch im Menü der 6S WiFi, die nämlich höchstens 1920 x 1080 Pixel beherrscht (in NTSC 60, 48, 30 und 24 fps). Das 4:3-Format ist mit 960p dabei. In HD-16:9 (720p) sind schnelle 100 fps in PAL bzw. 120 fps in NTSC drin. Nebenbei bemerkt: Wenn du aus den detaillierten Optionen in eine übergeordnete Einstellungskategorie wechseln möchtest, musst du den Menübutton anstelle des Zurück-Knopfes betätigen, was nicht direkt einleuchtet. Die 6S und 7S haben beide einen speziellen Aufnahmemodus, in dem nur der Ton aufgezeichnet wird. Eine sehr interessante Funktion, zumal die Mikrofone sogar ein vergleichsweise schön klingendes Resultat produzieren. Da du die Kameras auch mit externer Stromversorgung betreiben kannst, könntest theoretisch du mit einer 32-GB-Speicherkarte knapp 180 Stunden im .wav-Format aufzeichnen.

  • Bild Der Akku wird seitlich in das Gehäuse der Kamera geschoben und hält dort nur durch ein Hebelchen. [Foto: MediaNord]

    Der Akku wird seitlich in das Gehäuse der Kamera geschoben und hält dort nur durch ein Hebelchen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Rollei 6S WiFi in ihrem wasserdichten Gehäuse. Damit kannst du 100 Meter tief tauchen. [Foto: MediaNord]

    Die Rollei 6S WiFi in ihrem wasserdichten Gehäuse. Damit kannst du 100 Meter tief tauchen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Im wasserfesten Gehäuse (hier die S7 WiFi mit Schlamm-farbener Front) kannst du nur die Auslöser bedienen. Ein- oder Ausschalten geht leider nicht. [Foto: MediaNord]

    Im wasserfesten Gehäuse (hier die S7 WiFi mit Schlamm-farbener Front) kannst du nur die Auslöser bedienen. Ein- oder Ausschalten geht leider nicht. [Foto: MediaNord]

  • Bild Falls du deine Rollei-Actioncam im Schutzgehäuse ohne Bildschirm nutzen möchtest, kannst du die mitgelieferte flache Klappe montieren. Über den seitlichen Anschluss kann ein Mikrofonkabel zu den Anschlüssen geführt werden. [Foto: MediaNord]

    Falls du deine Rollei-Actioncam im Schutzgehäuse ohne Bildschirm nutzen möchtest, kannst du die mitgelieferte flache Klappe montieren. Über den seitlichen Anschluss kann ein Mikrofonkabel zu den Anschlüssen geführt werden. [Foto: MediaNord]

An Bildwinkeln stehen dir „Wide“ (150 Grad), „Medium“ (120 Grad), „Narrow“ (100 Grad) und „Small“ (80 Grad) zur Wahl, die du allerdings erst ab einer Auflösung von 1920 x 1080 (FullHD) und geringer einstellen kannst, denn für die Auflösungen reicht es der Kamera einen Bildausschnitt des Sensors zu verwenden – 2,7K und 4K gibt es nur in „Wide“, dort braucht die Kamera den vollen Sensor. Die Bitrate darfst du auch bestimmen, eine Loop-Funktion für dauerhaftes Filmen (ältere Passagen werden bei Bedarf überschrieben) ist an Bord und eine Bilddrehung um 180 Grad für Kopfüber-Aufnahmen. Ein Bildstabilisator ist nicht implementiert. Im Fotomodus wählst du neben einem Aufnahmemodus (Einzelbild, Serienaufnahme, Intervall) die Fotoauflösung: beide Kameras können Bilder in 16 Megapixel, 12 Megapixel und 8 Megapixel schießen, da beide den gleichen 16-Megapixel-Sensor besitzen. Du kannst die Kamera auch zeitverzögert (3, 5 oder 10 Sekunden) auslösen, einen Foto-Burst (3, 6 oder 10 Bilder pro Sekunde) machen oder Zeitrafferaufnahmen (alle 1, 2, 5, 10, 30 oder 0,5 Sekunden ein Bild) produzieren. Damit sind die Einstellungsmöglichkeiten auch leider bereits abgehandelt – Grundfunktionen wie Weißabgleich, ISO und Belichtungszeit sind immer vollautomatisch. Übrigens musst du bei der 6S WiFi erst im Sucher den Fotoaufnahmemodus auswählen, ehe du dann anschließend im Menü die Fotoeinstellungen anklicken kannst (was ebenfalls mit keinem Wort in der Anleitung erwähnt wird)!

Aufnahme in der Praxis

Die Farben des Bildschirms sind hell und schön, die Auflösung ist gut und für einen TFT-Monitor kannst du noch aus einem sehr steilen Winkel sehr viel erkennen. Etwas lästig ist, dass im Foto-Suchermodus der 7S nur ein 16:9-Bild, also ein Bildausschnitt, angezeigt wird. Ob du dein ganzes Motiv eingefangen hast, erfährst du somit erst im Nachhinein. Zudem ist das Sucherbild des Monitors leicht zeitversetzt. Während hier die Verzögerung allerdings noch relativ unproblematisch ausfällt, ist das Nachhinken der Anzeige in der Smartphone-App („Rollei 6S/7S“ für Android und iOS) eine echte Herausforderung für den Anwender: 1,2 Sekunden benötigt das Bild, bis es auf dem Smartphone angezeigt wird! Die Drahtlosverbindung kannst du übrigens auch nur bis zu einer Auflösung von 1080p aktivieren. Davon ist die 6S natürlich nicht betroffen, bei der 7S ist es aber recht lästig, dass du in 2,7K und 4K die Kamera überhaupt nicht via App steuern kannst (zumal das Sucherbild auch sonst äußerst gering auflöst). Offenbar ist der Prozessor mit der Bildverarbeitung des hochauflösenden 2,7K- oder 4K-Videos so beschäftig, dass selbst für einen niedrig aufgelösten Live-Stream via WLAN keine Rechenleistung mehr übrig ist. Zusammen mit dem verzögerten „Live“-Bild wird auch der Ton übertragen, eine Funktion, die bis dato kaum ein anderer Hersteller in seine Actioncams integriert hat. Um das Gerät beispielsweise als eine Art Überwachungskamera einzusetzen, ist die Sound-Übertragung ideal. Hinzu kommt, dass die Drahtlosverbindung eine Entfernung von stolzen 40 Metern überdauert und überaus stabil ist.

Unter Wasser funktioniert die WiFi-Verbindung etwas schlechter und ist schwächer, außerdem kannst du mit dem wasserfesten Gehäuse keine Einstellungen an der Kamera selbst treffen. Dafür soll das Gehäuse bis zu einer Tauchtiefe von 100 m dicht sein. Ein- und Ausschalten kannst du die Actioncam unter Wasser, indem du ein paar Sekunden lang auf die oben befindlichen Tasten (Foto- und Videoauslöser) gleichzeitig drückst (der Schiebeschalter muss zuvor auf "on" gestellt worden sein).

Fortsetzung auf Seite 2