360-Grad-VR-Kamera Beim Kamerakonzept und bei den Daten fühlen wir uns doch sehr an die Insta360 One erinnert, die wir Anfang September vorgestellt hatten, damals hatte die Insta360 One ihren Auftritt auf der IFA in Berlin. Knapp 2 Monate später kündigte das Startup Rylo die Kamera Rylo 360 mit nahezu identischem Konzept an. Im Detail gibt es aber doch sehr interessante Unterschiede. Und aktuell scheint ein Wettstreit zwischen den beiden Unternehmen ausgebrochen zu sein, wer von beiden die beste Bildstabilisierung bietet.

  • Bild Mit dem Aluminium-Rahmen und dem OLED-Status-Display sieht die Rylo-Kamera sehr edel aus. [Foto: Rylo]

    Mit dem Aluminium-Rahmen und dem OLED-Status-Display sieht die Rylo-Kamera sehr edel aus. [Foto: Rylo]

Über die Bildstabilisierung bin ich nämlich eigentlich erst richtig auf die Rylo Kamera aufmerksam geworden, denn die Kamera ist bislang ausschließlich auf dem US-Markt erhältlich und für unsere Berichterstattung deshalb eigentlich derzeit noch irrelevant. Eine Ausweitung des Vertriebs auf andere Teile der Welt ist aber ebenso geplant wie eine Android-Version der zunächst ausschließlich mit iPhones und iPads nutzbaren Rylo-Kamera. Auch dies ist übrigens eine interessante Parallele zur Insta360 One, die zunächst nur als "iOS-Version" erhältlich war, jetzt aber auch mit Android-Geräten verwendet werden kann.

Zu der Sache mit der Bildstabilisierung: Rainer Claaßen, der für uns gerade die Yi 360 VR getestet hat, wusste, dass ich gerade die Insta360 One teste, und wies mich auf einen interessanten Test der Insta360 auf 360Rumors.com hin, der gerade aktualisiert wurde. Grund der Aktualisierung ist eine Verbesserung der Stabilisierung bei der Insta360 One und diese ist offenbar die Reaktion auf einige Videos, die Rylo zuvor veröffentlicht hatte, um seine überlegene Bildstabilisierung zu demonstrieren (darauf war 360Rumors.com zuvor in einem entsprechenden Artikel eingegangen). Hier scheint sich also ein interessantes Kopf-an-Kopf-Rennen entwickelt zu haben, denn die Ergebnisse sind wirklich extrem beeindruckend. Es zeigt wozu die gyroskopische Bildstabilisierung bei 360-Grad-Panoramakameras in der Lage sind, die ja, im Gegensatz zu normalen Kamera ohnehin volle Sphäre aufzeichnen und für die Stabilisierung sozusagen aus dem Vollen schöpfen können, während normale Kameras immer nur unter Reduzierung des Bildausschnittes stabilisieren können und damit natürlich mehr oder weniger früh an technische Grenzen stoßen (außer sie werden durch einen Gimbal-Kopf unterstützt, der die Kameras dann aber schwerer, unhandlicher und komplizierter macht). Schau dir bei Interesse unbedingt mal die Beispiele in den beiden verlinkten Seiten auf 360Rumors.com an.

  • Bild Auf der Front der Rylo sitzen eine der beiden 208-Grad-Objektive und das OLED-Display, sowie die Aufnahme-Status-Anzeige und die Modus-Taste. [Foto: Rylo]

    Auf der Front der Rylo sitzen eine der beiden 208-Grad-Objektive und das OLED-Display, sowie die Aufnahme-Status-Anzeige und die Modus-Taste. [Foto: Rylo]

  • Bild Auf der Rückseite der Rylo ist nur eine Aufnahmekontroll-LED und das zweite 208°-Objektiv. [Foto: Rylo]

    Auf der Rückseite der Rylo ist nur eine Aufnahmekontroll-LED und das zweite 208°-Objektiv. [Foto: Rylo]

  • Bild Von oben gut zu erkennen: Die Rylo ist vergleichsweise "dick" (dafür sonst aber sehr kompakt). Die Optiken sind nicht versetzt, sondern direkt Rücken an Rücken montiert. [Foto: Rylo]

    Von oben gut zu erkennen: Die Rylo ist vergleichsweise "dick" (dafür sonst aber sehr kompakt). Die Optiken sind nicht versetzt, sondern direkt Rücken an Rücken montiert. [Foto: Rylo]

Nun aber zur Rylo 360 Kamera selbst. Die ist etwas "dicker" gebaut als vergleichbare Kameras, etwa die Ricoh Theta V oder die Insta360 One. Offenbar sitzen die beiden Bildsensoren direkt Rücken an Rücken. Dafür bleibt das Gehäuse in der Länge sehr kompakt, die 108 Gramm leichte Kamera ist deutlich kürzer als die genannten Konkurrentinnen. Das Konzept lässt es problemlos zu, die kleine Kamera mit einem Halterahmen zu liefern, etwa wie der mitgelieferte Rahmen bei den normalen GoPro-Actioncams. Mit diesem Rahmen und einer entsprechenden Halterung lässt sich die Rylo 360 dann im Grunde wie eine Actioncam montieren, nur dass die beiden Objektive mit 208 Grad Bildwinkel dabei freie Sicht sowohl nach vorne als auch nach hinten haben müssen. Optional (für 69 US$) ist ein Schutzgehäuse erhältlich, mit dem die Rylo 360 dann generell geschützt wird und auch bis zu 3 Meter tief tauchen gehen kann.

Einen tollen Eindruck macht das informative, farbige OLED-Statusdisplay, das wichtige Kamerazustände direkt an der Kamera anzeigt. Und überhaupt wirkt das Gehäuse edel: Der äußere Gehäuserahmen besteht laut Hersteller aus eloxiertem Aluminium. Der kleine 830mAh-Akku soll für bis zu einer Stunde Videoaufnahme reichen und wird in der Kamera über MicroUSB nachgeladen (kann währenddessen derzeit aber nicht aufnehmen). Die Speicherung erfolgt auf einer MicroSD-Speicherkarte. Ungewöhnlicherweise wird sogar eine Speicherkarte direkt mitgeliefert. Zusammen mit einer 16 GByte großen MicroSD-Karte und der erwähnten Halterung kostet die Rylo 360 derzeit 499 US-Dollar. Sie ist, wie erwähnt, vorläufig nur in USA erhältlich, weshalb natürlich auch noch kein Euro-Preis feststeht. Aktuell gibt es nur Apps für iOS, eine Unterstützung für Android ist aber künftig geplant.

  • Bild Der mitgelieferte Halterahmen der Rylo ermöglicht diese in üblichen Halterungen zu befestigen. [Foto: Rylo]

    Der mitgelieferte Halterahmen der Rylo ermöglicht diese in üblichen Halterungen zu befestigen. [Foto: Rylo]

  • Bild Das optionale Schutzgehäuse macht die Rylo Kamera robust und bis 3 Meter wasserdicht. [Foto: Rylo]

    Das optionale Schutzgehäuse macht die Rylo Kamera robust und bis 3 Meter wasserdicht. [Foto: Rylo]

  • Bild Die Fotos und Videos werden per Kabel von der Rylo aufs Smartphone übertragen. Mit einer solchen Kabel-Verbindung ist dann auch Live-Streaming möglich. [Foto: Rylo]

    Die Fotos und Videos werden per Kabel von der Rylo aufs Smartphone übertragen. Mit einer solchen Kabel-Verbindung ist dann auch Live-Streaming möglich. [Foto: Rylo]

Die elektronischen inneren Werte der Rylo entsprechen dem, was derzeit State of the Art ist, d. h. ziemlich genau dem, womit auch Insta360 wirbt. Dazu gehören natürlich eine standesgemäße VR-Video-Auflösung und Bildrate (4K mit 30fps) und "6K-Fotos". Auf der Speicherkarte werden die ungestichten "side by side"-Videos gespeichert. Das Stitchen (inklusive Bildstabilisierung) zu Äquirektangular-Video erfolgt im Smartphone (oder Tablet). Dort ergeben sich dann interessante Video-Möglichkeiten aus den vollsphärischen Aufnahmen direkt "normale flache Videos" mit erweiterten Funktionen zu machen. Beispielsweise kann ein Objekt verfolgt werden, d. h. der Bildausschnitt wird automatisch laufend dynamisch abgeändert, sodass das festgelegte Motiv (Hund, Radfahrer, Skifahrer) mittig im Bild ist. Oder eine Front/Back-Darstellung, in der die beiden Blickrichtungen in der Form genutzt werden, dass das Hauptvideo in Fahrtrichtung gezeigt wird, die Person, die das filmt, die ja währenddessen auch mit erfasst wird, aber in einem kleinen, kreisrunden Fenster mit eingeblendet wird.

Aktuell bietet die Rylo 360 keine Möglichkeiten zur Beeinflussung der Einstellungen beim Aufnehmen, beispielsweise keine Belichtungskorrektur und auch keine Fernsteuerungsmöglichkeiten, außer über ein kurzes mitgeliefertes Kabel, dass auch fürs Live-Streaming benötigt wird. Die Rylo 360 hat allerdings Bluetooth mit eingebaut, das allerdings derzeit noch nicht genutzt wird. Geplant ist das aber für "in Kürze", was noch Januar oder Februar 2018 meinen soll. WiFi hat die Rylo 360 allerdings nicht eingebaut (und damit auch keine Möglichkeit für ein drahtloses Live-Bild). Der Transfer der Fotos und Videos aufs Smartphone erfolgt per Kabelverbindung, was aber kein Nachteil sein muss, wie sich bei uns gerade im Test des direkten Konkurrenzprodukts Insta360 One zeigt.