Koppelbar mit Garmin Sensoren Die Garmin Virb Actioncams sind seit Oktober 2013 auf dem Markt. Es gibt zwei Versionen: Die normale, schwarze Garmin Virb (UVP knapp 300 Euro) und die weiße Garmin Virb Elite (UVP knapp 400 Euro). Haupt-Unterschied ist natürlich nicht die Gehäusefarbe, sondern die Ausstattung: Für rund 100 Euro Aufpreis gibt es bei der Virb Elite zusätzlich WLAN, GPS, Kompass, Höhenmesser und Beschleunigungssensor. Im Praxistest mussten die Geräte zeigen, was sie drauf haben.

  • Bild Die große rote Leuchte der Garmin Virb Kamera zeigt klar die laufende Aufnahme an. Das transflektive Display besitzt keine Hintergrundbeleuchtung und nur wenige Farben und Pixel. So schön wie auf diesem Herstellerfoto sehen die Aufnahmen längst nicht aus. [Foto: Garmin]

    Die große rote Leuchte der Garmin Virb Kamera zeigt klar die laufende Aufnahme an. Das transflektive Display besitzt keine Hintergrundbeleuchtung und nur wenige Farben und Pixel. So schön wie auf diesem Herstellerfoto sehen die Aufnahmen längst nicht aus. [Foto: Garmin]

  • Bild Das Gehäuse der Garmin Virb Elite in Weiß sieht elegant und sportlich aus, ist griffig gummiert und liegt gut in der Hand. Auf der linken Seite befindet sich ein großer Schieber für Start und Stopp der Aufnahme. [Foto: Garmin]

    Das Gehäuse der Garmin Virb Elite in Weiß sieht elegant und sportlich aus, ist griffig gummiert und liegt gut in der Hand. Auf der linken Seite befindet sich ein großer Schieber für Start und Stopp der Aufnahme. [Foto: Garmin]

  • Bild Auch Messwerte der Sensoren zeigen die Garmin Virb Kameras an. Dieses Beispiel zeigt eine Herzfrequenz-Kurve. [Foto: Garmin]

    Auch Messwerte der Sensoren zeigen die Garmin Virb Kameras an. Dieses Beispiel zeigt eine Herzfrequenz-Kurve. [Foto: Garmin]

  • Bild Status-Anzeigen bei der Garmin Virb Elite: Alles Wichtige auf einen Blick. [Foto: MediaNord]

    Status-Anzeigen bei der Garmin Virb Elite: Alles Wichtige auf einen Blick. [Foto: MediaNord]

  • Bild Garmin Virb Elite auf der Halterung. Der abgebildete betriebsbereite Zustand wiegt 255 Gramm. [Foto: Garmin]

    Garmin Virb Elite auf der Halterung. Der abgebildete betriebsbereite Zustand wiegt 255 Gramm. [Foto: Garmin]

  • Bild Der Lieferumfang der Garmin Virb Elite ist nicht allzu üppig. Neben einer Halterung für plane und gewölbte Oberflächen ist nur noch das starke Akku uns ein USB-Kabel dabei. [Foto: Garmin]

    Der Lieferumfang der Garmin Virb Elite ist nicht allzu üppig. Neben einer Halterung für plane und gewölbte Oberflächen ist nur noch das starke Akku uns ein USB-Kabel dabei. [Foto: Garmin]

Beide Geräte fügen sich gut in die Garmin-Infrastruktur ein, denn alle möglichen Garmin-Navigationsgeräte und -Sensoren lassen sich drahtlos über eine ANT+ genannte Schnittstelle koppeln. Externe Sensoren von Garmin messen Herzfrequenz, Trittfrequenz (beim Fahrradfahren), Leistung oder Temperatur. Auch eine Fernbedienung der Virb-Kameras über ANT+, etwa über eine spezielle Handfernbedienung, aber auch über die neue fēnix 2 GPS-Multisportuhr, ist möglich. Wer das Gerät sowieso zusammen mit einem Garmin-Navi (oder einer Garmin GPS-Sportuhr) einsetzen möchte, für den ist die Zusatzausstattung der Virb Elite eher nicht so wichtig. Nur auf WLAN muss er dann noch verzichten. Will er das Gerät autark nutzen, sind natürlich gerade für eine Actioncam aufgezeichnete GPS-Tracks, Höhendaten usw. sehr interessant. Diese lassen sich zwar nicht von der Kamera selbst in das Video oder Foto einspielen, aber über die kostenlos herunterladbare Video-Software Garmin Virb Edit. ANT+ kann auch genutzt werden, um von einer Garmin Virb aus mehrere andere Garmin Virb Kameras fernzubedienen. Der Master wird dazu im Menü als "Haupt-Virb" definiert und die anderen als "Erw. Virb". Eine schöne Lösung, zumal das ANT+ im Gegensatz zu anderen Fernsteuerlösungen (z. B. WLAN) nicht viel Strom verbraucht.

Kameratechnisch sind beide Geräte identisch. Das heißt 16 Megapixel CMOS-Sensor im 4:3-Seitenverhältnis. Im 16:9-Format stehen dann noch 12 Megapixel zur Verfügung, die bei Fotos auch auf der Speicherkarte landen. Mehr als genug auch für Videos mit allerlei Zusatzfunktionen. So lässt sich der Bildwinkel aus insgesamt vier Zoomstufen auswählen: Breit, Zoom, Zoom 2 und Ultra-Zoom. Dabei darf man sich unter "Ultra-Zoom" nicht wirklich viel Zoom bzw. gar eine Telebrennweite vorstellen. Ultra-Zoom entspricht immer noch eher dem Weitwinkel, das man von einem Smartphone kennt. Aber immerhin sind in dieser Einstellung die Kanten fast gerade und es ist schön, dass man den Bildwinkel in so feinen Stufen verändern kann. Zum Bildwinkel selbst macht Garmin keine Angaben, die Kamera hat aber ein extremes Weitwinkel. Ich gehe davon aus, dass die Kamera bei Fotos im 4:3-Format 170 Grad diagonal schafft, im 16:9-Seitenverhältnis dann etwas weniger. Videos dreht die Virb natürlich in FullHD (1080p) mit 30 Vollbildern pro Sekunde. Mit reduzierter Auflösung sind auch 60 Vollbilder pro Sekunde drin. Bei WideVGA-Auflösung (854 × 480 Pixel) sogar 120 Vollbilder, aber wer will heute schon mit so geringer Bildgröße filmen? Während des Filmens kann man jederzeit ein Foto schießen, allerdings nur in der eingestellten Videobildgröße. In der Regel wird also ein 2-Megapixel-Foto mit 1920 x 1080 Pixeln gespeichert.

Die Garmin Virb Action Cams sind verglichen mit anderen Actioncams relativ groß und schwer: 180 Gramm wiegt allein das Gerät inklusive Akku und Speicherkarte. Dazu kommen dann noch 75 Gramm für die robuste Halterung. Macht zusammen 255 Gramm, die man zum Beispiel am Helm zu tragen hat. Das ist nicht wenig. Dafür sind die Garmin-Kameras bereits ohne Schutzgehäuse robust und wasserdicht bis 1 m Wassertiefe für 30 Minuten. Garmin macht zu der Stoßfestigkeit allerdings keine konkreten Angaben und spricht bezüglich der Wasserdichtigkeit von einem "versehentlichen Bad", dass die Kamera aushalten. "Für Aufnahmen beim Tauchen, Surfen, Kiten oder Paddeln lässt sich die Wasserdichtigkeit mit einem optional erhältlichen Gehäuse auf bis zu 50 Meter tiefes Wasser erweitern.", so die Pressemitteilung. Obwohl das Gerät so aussieht (und sich auch so anfühlt), als könne man es zumindest beim Paddeln, Surfen und Kiten ohne Schutzgehäuse benutzen – man soll es nicht. Das optionale Unterwassergehäuse kostet knapp 40 Euro. Generell ist der serienmäßige Lieferumfang mager. Lediglich eine gebogene und eine gerade Klebeplatte werden mitgeliefert. Dazu eine Halterung, in die die Kamera eingerastet wird und die nötigen Verbindungselemente zur Klebeplatte. Ein Standard-Stativgewinde ist weder an der Kamera selbst noch an der Halterung vorhanden, aber als optionales Zubehör erhältlich. Das Zubehörsortiment von Garmin für die Virb Kameras ist extrem umfangreich und die Preise angemessen. Zu all den Lenkerhalterungen, Mikrofon- und AV-Adaptern, Ersatz-Frontgläsern, Fernbedienung, Zusatzakku und Stomversorgungs-Zubehör gesellen sich bei Garmin ja doch diverse Messwertgeber, Sportuhren und Navigationsgeräte. Erfreulich übrigens: Die Garmin Actioncams haben eine stabile Öse, an der man eine Handschlaufe (natürlich auch nur optional erhältlich) oder eine eigene Sicherungsleine befestigen kann, mit der man die Actioncam dann vor Verlust schützen kann, falls sich doch mal eine Halterung löst.

Bedienung

Die Bedienung der Garmin Virb ist so eine Sache. Mechanisch recht gut. Ein großer Schieber, auch mit Handschuhen gut bedienbar, startet und stoppt die Videoaufnahme. Dies theoretisch auch ohne die Kamera zuvor extra einzuschalten. Vier weitere Tasten unter der griffig gummierten Oberfläche des Gehäuses sind auch noch recht gut bedienbar. Zwei davon dienen nur der Navigation im Menü, eine ist gleichzeitig OK-Taste und Fotoauslöser. Bündig im Gehäuse eingelassen ist die Ein/Aus-Taste, die auch die verschiedenen Betriebsmodi durchschaltet. Beim Menü haben die Garmin-Entwickler wohl versucht, es den Anwendern leicht zu machen. Herausgekommen ist aber eine ziemlich verwirrende Bedienung. So kann man beispielsweise im Menüpunkt "Einstellungen" die Verzerrungs-Korrektur einschalten. Oder dasselbe tun, indem man im Menüpunkt "Video" den Bildwinkel auf "Ultra-Zoom" stellt. Beides macht exakt dasselbe (geht man ins jeweils andere Menü, ist die Option dort umgestellt). Aber bis man das kapiert hat, versucht man womöglich einem der anderen Bildwinkel eine Verzerrungskorrektur zu verpassen oder zweifelt an sich selbst, weil man sich doch sicher war die Verzerrungskorrektur ausgeschaltet zu haben. Oder die Intervall-Aufnahmen, also das automatische Aufnehmen von Fotos alle paar Sekunden. Das versteckt sich unter der Option "Selbstauslöser". Wenn man Glück hat, hat man nicht zufällig gerade "Serienbilder" aktiviert. Nur dann wird nämlich nach der Auswahl der Selbstauslöser-Verzögerung die Möglichkeit "Wdg. aus" bzw. "Wdh. ein" (Wiederholung ein) angeboten. Letzteres aktiviert die fortlaufenden Intervallaufnahmen. Das muss man erstmal finden!

Der Monitor der Virb und Virb Elite ist ein 1,4 Zoll großes (bzw. kleines) transflektives Farbdisplay im 4:3 Format, dass ohne eigene Hintergrundbeleuchtung auskommen muss. Das spart viel Strom. Dadurch kann das Display im Betrieb immer eingeschaltet sein. Aber es erfordert auch relativ viel Umgebungslicht, damit man es ablesen kann. Licht sollte beim Fotografieren oder Filmen ja ohnehin vorhanden sein, das ist also normalerweise kein Problem (außer das Licht bescheint zwar das Motiv, nicht aber das Display, wie bei uns im Testlabor; aber das dürfte ja wohl eher die Ausnahme sein). Ein Problem ist hingegen die kaum vorhandene Farbwiedergabe und die extrem grobpixelige Bilder und extrem wenig darstellbare Farben. Das Display hat sage und schreibe 205 x 148 Pixel, zur Farbtiefe macht Garmin keine Angaben, aber es können nicht viele sein, denn zur Darstellung von Farben erzeugt das Display so etwas ähnliches wie ein Druckraster, d. h. die Farben werden gerastert dargestellt, was bei den wenigen Pixeln kaum geht. Noch dazu staucht die Garmin Virb im Sucher-Modus das 16:9-Video einfach mal auf 4:3-Format (andernfalls würde es nur rund zwei Drittel des ohnehin winzigen 4:3-Displays ausfüllen). Mit einem Kamera-Monitor hat das alles irgendwie gar nichts zu tun, das ist wie aus einer anderen Welt. Ist es ja auch, Garmin baut sonst Navigationsgeräte und Sportuhren und hat naturgemäß eine völlig andere Sicht auf die Dinge als die Kameraindustrie. Bei einer Actioncam ist solch ein Display immerhin besser als gar kein Sucher, zum Ausrichten der Kamera reicht es meist aus. Und zur halbwegs komfortablen Menübedienung sowieso. 

Der Vorteil des Displays liegt im geringen Stromverbrauch. Zusammen mit dem starken 2000-mAh-Akku sorgt das für eine sehr lange Betriebsdauer von bis zu 3 Stunden. Jedenfalls sofern man WiFi ausgeschaltet lässt. Schaltet man das ein, um das Gerät per Smartphone-App (erhältlich für Android und iOS) zu bedienen, dann geht die Akkuladung deutlich eher zu Neige. Das Verbinden mit dem Smartphone klappte in meinem Fall problemlos und die Suchervorschau, im Querformat fast auf dem gesamten Smartphone-Display, erfolgt nahezu in Echtzeit. Die maximale Reichweite zu einem Sony Xperia Z1 betrug etwa 20 Meter, aber schon ab etwa 10 Metern ist die Bildübertragung gestört. Generell war die Verbindung nicht sehr stabil und brach öfter mal auch bei geringer Entfernung ab. Während der Aufnahme wird keine Vorschau angezeigt und eine Fotoauslösung per App ist überhaupt nicht vorgesehen. Immerhin bietet die App alle Einstellmöglichkeiten, die man auch an der Kamera direkt vornehmen kann. Schlecht aber: Die App bietet keine Wiedergabefunktion. Damit ist ein mobiles Betrachten der Fotos und Videos der Garmin Virb Kameras praktisch unmöglich – auf dem winzigen, blassen, grobpixeligen Display geht es nicht wirklich und über die App auch nicht. Erst nach dem Anschluss per USB-Kabel an einen Laptop kann man die Ergebnisse beurteilen.

Mitunter dauert es sehr lange, bis die Garmin Virb Elite nach dem Einschalten aufnahmebereit ist. Auch der versprochene sofortige Aufnahmestart mittels Schiebeschalter ohne vorheriges Einschalten der Kamera funktioniert nicht immer. Nicht selten vergehen mehr als 15 Sekunden, bis sich etwas tut. Ein eindeutiges Muster für dieses Verhalten konnte ich nicht erkennen. Auf jeden Fall sollte man sich nicht darauf verlassen, wenn es darauf ankommt, die Kamera schnell betriebsbereit zu kriegen. Besser ist es, sie einzuschalten und dann betriebsbereit zu lassen. Ohne Aufzeichnung (und sofern WLAN ausgeschaltet ist) hält sie dann mit ihrem starken Akku stundenlang durch und ist dann wirklich schnell aufnahmebereit. Nebenbei zeichnet sie auch per GPS deinen Track sowie die Höhen- und Geschwindigkeitsdaten auf. Ein Aufnahmebetrieb mit angeschlossenem Ladegerät oder externem Zusatzakku ("Smartphone-Booster") funktioniert übrigens. Damit kann die Betriebszeit dann nach Belieben verlängert werden. Eine laufende Aufnahme zeigen die Garmin-Kameras mit einer großen, gut sichtbaren LED auf der Gehäuseoberseite an.

Fortsetzung auf Seite 2