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Bildqualität

Und wie sieht es in Sachen Bildqualität im Labor und in der Praxis aus? Der Weißabgleich unter "Laborbedingungen" eine Katastrophe, der macht, was er will. Auch der manuelle Weißabgleich funktioniert nicht so, wie er sollte (macht auch, was er will). Wir haben die Testaufnahmen deshalb erstmals bei einer Actioncam nicht mit unseren 3200 Watt Halogenbrennern mit Tageslichtfiltern gemacht (viel Licht hilft viel), sondern mit Tageslicht-Leuchtstoffröhren. Damit waren die Ergebnisse normal. Der Nachteil, dass diese Röhren weniger Licht abgeben als die Halogenstrahler macht sich nicht sichtbar negativ im Bild bemerkbar. Rauschen tut die Garmin so oder so recht stark, selbst bei relativ viel Licht. Die Rauschunterdrückung versucht dem entgegenzuwirken. Das kostet Details. Das wiederum versucht die Schärfung (standardmäßig auf "hoch" eingestellt) auszugleichen. Das produziert Heiligenscheine an Kontrastkanten und andere Artefakte. Am Ende kommt leider keine besonders tolle Bildqualität heraus. Das gilt gleichermaßen für Videos und Fotos. Die 12-Megapixel-Fotos verdienen diese Zahl kaum. Maserung im Holz suchst du vergeblich. Gerade so die sechste von 10 Zeilen in der Augenoptiker-Testtafel ist noch entzifferbar. Dagegen ist die Bildqualität bei FullHD mit 30 Bildern/s tatsächlich im Verhältnis noch sehr gut, denn von einem 2-Megapixel-Video kann man eigentlich nicht viel mehr erwarten. Dank einer angemessen hohen Datenrate von 25 KBit/s ist auch bei schnellen Bewegungen alles OK, d. h. es gibt keine unanständigen Kompressionsartefakte, Klötzchenbildung und die Details sind ganz ordentlich. Treten allerdings in den Bildecken starke Kontraste auf, beispielsweise dunkle Blätter vor hellem Himmel, dann sind diese massiv von lila Rändern gesäumt, die selbst im Video stören. Chromatische Aberration heißen die Farbsäume und müssten bei einer 400-Euro-Actioncam so ausgeprägt nicht sein.

Was du wirklich nie machen solltest, ist die Kamera im 60-fps-Modus betreiben. Dann nämlich ist die Qualität zum Teufel. Das liegt unter anderem daran, dass die Datenrate dieselbe ist wie bei 30 Bildern/s. Sprich: die doppelte Anzahl an Vollbildern nimmt auf der Speicherkarte denselben Platz ein. Für 60 fps sind 25 MBit/s aber nicht viel und die Bildqualität entsprechend schlecht. Vor allem leidet die Detailwiedergabe. Die 60fps-Videos wirken geradezu unscharf. So gesehen könntest du also ggf. gleich zum etwas günstigeren Schwestermodell Virb X greifen, dass den 60-fps-Modus gar nicht erst hat.

  • Bild Die Garmin Virb Edit Software ermöglicht dir neben dem normalen Videoschnitt auch den Mulit-Kamera-Schnitt und das Einfügen der diversen Sensordaten. [Foto: Garmin]

    Die Garmin Virb Edit Software ermöglicht dir neben dem normalen Videoschnitt auch den Mulit-Kamera-Schnitt und das Einfügen der diversen Sensordaten. [Foto: Garmin]

Was du dir ebenfalls schenken kannst ist die elektronische Bildstabilisierung IOS, die die XE-Version hat. Schaltest du diese ein, reduziert sich der maximale Bildwinkel prinzipbedingt etwas. Der äußere Rand der Aufnahme soll ja verwendet werden, um Verwackelungen auszugleichen. Eine Beruhigung des Bildes können wir aber nicht entdecken, stattdessen enthält das Video neue abrupte Ruck-Bewegungen. Zudem sinkt die Bildqualität gegenüber dem gut brauchbaren 1080p30 erheblich, das Video ist unscharf und ohne Details.

Einen Videomodus mit unüblichen 1920 x 1440 Bildpunkten gibt es auch noch (2,76 Megapixel im 4:3-Format) bei maximal 30 fps. Der nutzt den Sensor und das Objektiv in der Höhe voll aus und liefert wiederum theoretisch mehr Bildinformation (rund 30 %) ohne mehr Datenrate nutzen zu dürfen – wieder sind es 25 KBit/s. Entsprechend ist die Bildqualität ein wenig schlechter als bei 1920 x 1080 Bildpunkten. Zudem gibt es in diesem Modus während der Aufnahme kein Livebild auf dem Smartphone. Aber das 4:3-Seitenverhältnis wirst du wahrscheinlich sowieso eher selten bis gar nicht nutzen.

Ein schönes Feature ist dafür die Objektivkorrektur sowohl für Fotos als auch Videos. Wirklich löblich. Nur wenige Actioncams bieten so etwas an. Sie arbeitet zwar nicht so perfekt wie bei der Xiaoyi-Yi-Actioncam, die wir kürzlich getestet haben, denn eine nicht ganz unerhebliche Rest-Verzerrung bleibt erhalten. Die Bildqualität im Randbereich leidet unter der Korrekturmaßnahme natürlich, aber für viele Anwendungen wird so ein gerade gezogenes, natürlich wirkendes Bild trotzdem die bessere Wahl sein als eine Fisheye-Aufnahme.

Fazit

Die Garmin Virb XE liefert ein zweischneidiges Ergebnis. Die Verarbeitung, das Gehäusekonzept und die Ausstattung sind super. Die Möglichkeit diverse Sensoren an die Kamera zu koppeln gibt es so sonst bei keiner anderen Actioncam (außer beim Schwestermodell Virb X). Aber die Bildqualität ist nur bei FullHD mit 30 fps gerade noch gut, bei 60 fps schon nicht mehr und die 12-Megapixel-Fotos überzeugen ebenfalls nicht. Die elektronische Bildstabilisierung stabilisiert kaum und erzeugt unscharfe Videos. Höhere 16:9-Auflösungen als FullHD (z. B. 2,7K oder 4K) bietet die Virb XE gar nicht erst an. Dafür sind 449 Euro zu hoch angesetzt (ebenso die 399 Euro des Schwestermodells Virb X). Das tolle Gehäusekonzept und die Verbindungsmöglichkeiten hätten eine bessere Kameraleistung verdient.

Vorteile

  • Ohne Schutzgehäuse robust und 50 m wasserdicht
  • GPS, Beschleunigungssensor und Lagesensor eingebaut
  • Weitere Sensoren über ANT+ und Bluetooth drahtlos anbindbar
  • Robuster externer Anschluss für Stromversorgung und Mikrofon
  • Gelungene Bedienung direkt am Gerät
  • Elektronische Objektivkorrektur zuschaltbar

Nachteile

  • Lange Wartezeiten bei der Bedienung über die Smartphone-App
  • Bildqualität nur bei 1080p30 gut (alle anderen Modi deutlich schlechter)
  • Bildqualität bei 1080p60 und 720p120 unzureichend
  • Bildstabilisierung zeigt kaum Wirkung, dabei stets schlechte Bildqualität