Lieferumfang
Die Kodak Pixpro 4KVR360 erreicht uns in doppelter Verpackung. Um die Actioncam-übliche Schneewittchensarg-Verpackung herum ist noch ein weiterer geschlossener Karton, der unser Set als Standard-Set ausweist. Dennoch ist es üppig ausgestattet mit Netzgerät mit diversen internationalen Steckern, USB-Kabel und externer Ladeschale. Dabei kann der natürlich ebenfalls mitgelieferte Akku durchaus auch innerhalb der Kamera geladen werden und an jedem handelsüblichen USB-Ladegerät. Ein Mini-Stativ ist dabei, das zusammengeklappt auch als kurzer Selfie-Stick verwendet werden kann. Daran geklippt werden kann die mitgelieferte einfache Bluetooth-Fernbedienung (nur mit Ein/Aus-Schalter und Auslöser). Zwei Linsenschutzabdeckungen sind bereits montiert, weiterer Ersatz ist aber nicht dabei (bei den einäugigen Kodak Pixpro Panoramakameras sind hingegen praktischerweise immer auch gleich Ersatzabdeckungen dabei). Zum Schutz der Abdeckungen bzw. Objektive gibt es jeweils eine Gummikappe und auch eine Weichtasche ist sinnvollerweise gleich mit dabei.
Nur etwa 50 Euro Aufpreis gegenüber dem Standard-Pack kostet das so genannte Adventure-Pack. Das ergänzt das Standard-Set um einen weiteren Karton mit zahllosem Zubehör wie der Rahmenhalterung und allen möglichen Klebe-, Gurt- und Lenker-Halterungen. Noch opulenter ist das so genannte ultimative Paket. Das enthält über all das genannte hinaus noch ein komplettes Unterwassergehäuse, eine umfangreichere Fernbedienung, eine Saugnapfhalterung und einen ausziehbarem Selfie-Stick. Wirklich ein Rundum-Sorglos-Paket, von dem wir allerdings nur das Datenblatt fanden, aber keine Bestellmöglichkeit (und deshalb auch keinen Preis nennen können).
Kamerakonzept
Das "Key-Feature" der Pixpro 4KVR360 sind ihre beiden unterschiedlichen Objektive. Das unterscheidet sie tatsächlich von allen anderen Panorama-Kameras auf dem Markt, die normalerweise zwei identische Objektive mit einem jeweils 180 Grad leicht überlappenden Bildwinkel haben. Die Pixpro 4KVR360 besitzt jedoch ein 155°-Objektiv und ein 235°-Objektiv. Wenn man so will, hat Kodak bzw. der Markeninhaber JK Imaging bzw. dessen benannter Entwicklungspartner Asian Optics einfach in den eigenen Baukasten gegriffen und ein Objektiv einer normalen Actioncam und ein Objektiv der bereits seit längerem erhältlichen einäugigen Pixpro SP360 4K (die ebenfalls ein 235°-Objektiv besitzt) miteinander kombiniert. So kommt man auch auf insgesamt 360 Grad in alle Richtungen.
Auf den ersten Blick erscheint das Konzeptes sinnlos. Warum sollte man eine Kamera mit nur einem 155°-Objektiv ausstatten und die andere dagegen bis 235° ausreizen? Bei näherem Hinsehen ist das aber ein durchaus interessantes Konzept! Auf diese Weise bekommt man nämlich praktisch drei Kameras in einer und das propagiert der Hersteller auch. Die 155-Grad-Linse kann quasi wie eine normale Actioncam arbeiten und liefert im 16:9-Seitenverhältnis sogar bis zu 197° Bildwinkel und übertrifft damit sogar die meisten Actioncams. Mit ausschließlich der anderen Kamera, im 235-Grad-Dome-Modus, agiert die Pixpro 4KVR360 quasi wie die einäugige Pixpro SP360 4K. Dann zeichnet sie zwar nicht die volle Sphäre auf (ein nicht unwesentlicher Bereich bleibt schwarz), dafür muss sie aber nicht stitchen (zusammenfügen). Immer dann, wenn es ohnehin einen Bereich im Video gibt, der völlig unspannend ist, kann die Aufnahme mit einer einäugigen Kamera also von Vorteil sein. Aber es gibt natürlich viele Situationen, da möchte man wirklich alles rundherum aufnehmen. Im Grunde ist das ja der Standardfall eines VR-Videos. Dazu nutzt die Pixpro 4KVR360 dann beide Kameras. 155 und 235 Grad Bildwinkel ergeben dann zusammen 360 Grad.
Das Zusammenfügen der beiden Teilbilder erfolgt dabei überwiegend in der Kamera bis 3840 x 1920 mit 15 fps und in allen niedrigeren Auflösungen rechnet die Kamera bereits intern ein fertiges Video zusammen (mit einer Einschränkung, die ich weiter unten beschreibe). Die maximale Bildwiederholrate bei diesen Auflösungen beträgt 24 fps. Dann speichert die Pixpro 4KVR360 aber keine fertig zusammengefügten Videos, sondern zwei kreisförmige (bzw. mit schwarzen Flächen quadratische) Einzel-Videos nebeneinander (Side by Side) in einem 3840x1920-Pixel-Video ab. Dieses muss dann anschließend mit der Desktop-Software in ein normales, "flaches" VR-Video konvertiert werden, damit es verwendet werden kann. Die Smartphone-App schafft das nicht. Damit liegt die Kodak im Grunde theoretisch leistungsmäßig etwas unter der bereits vor einem Jahr eingeführten Nikon KeyMission 360, die diese Videogröße und Bildfrequenz direkt intern fertig auf der Speicherkarte ablegt. Bei den Einzelkamera-Modi wird bei 4K-Auflösung (oder 4K-äquivalenter Auflösung im Falle der Dome-Kamera) übrigens auch mit 24 fps aufgezeichnet. Als vollsphärisches Panoramafoto liefert die Pixpro satte 27 Megapixel (7360 x 3680 Pixel), nur mit der Dome-Kamera 13,5 Megapixel (3680 x 3680 Pixel) und mit der Front-Kamera lediglich 8,3 Megapixel (3840 x 2160 Pixel).
Bedienung
Die Bedienung erfolgt grundsätzlich entweder direkt an der Kamera oder über die App eines Smartphones. Grundlegende Einstellungen, wie das Datum, musst du auf jeden Fall an der Kamera vornehmen und das ist nicht gerade komfortabel. Die Kamera besitzt nur vier Tasten, die eigentlich für bestimmte Funktionen gedacht sind, mit denen sie beschriftet sind. Darüber lässt sich auch irgendwie (aber nicht gerade intuitiv) im umfangreichen Menü der Kamera navigieren. Dabei habe ich die Kamera mehrfach versehentlich ausgeschaltet oder bin ungewollt aus dem Menü geflogen. Auch das Status-Display ist weder von der Auflösung her noch von der Grafik besonders gut ablesbar, die Symbole einigermaßen schwer zu erkennen (besonders die feinen Unterschiede sehr ähnlicher Symbole) und oft noch schwerer zu deuten.
Besser ist da die Bedienung über die Smartphone-App, die du allerdings erstmal in den App-Stores finden musst. Unter dem Stichwort "Kodak" wirst du nicht fündig. Die App heißt "PIXPRO 360 VR Remote Viewer". Zwar läuft das Verbinden nicht so easy wie z. B. bei GoPro, denn du musst schon im Handbuch nachschlagen, dass das Standard-WiFi-Passwort 12345678 ist, denn das sagt dir die App nicht. Zumindest unter iOS erfolgt auch keine parallele Verbindung per Bluetooth, die eine WiFi-Verbindung initiieren könnte. Das musst du im Einstellungs-Menü des Smartphones immer wieder von Hand machen.
Den Weg über Bluetooth nutzt hingegen die beiliegende Bluetooth-Fernbedienung. Diese ist von Haus aus nicht mit der Kamera gekoppelt, funktioniert also erstmal nicht. Ohne Blick ins Handbuch hast du auch keine Chance das hinzubekommen, denn an der Kamera und an der Fernbedienung sind diverse "geheime" Tastenkombinationen nötig, damit sich beide miteinander verbinden. Der Anwender wird hier ganz unnötig vor hohe Hürden gestellt. Wenn die Verbindung zur Fernbedienung und zum Smartphone erstmal hergestellt ist, läuft alles relativ problemlos.
Smartphone App
Auf dem Smartphone erscheint ein Live-Vorschau-Bild der Kamera und du kannst auch die meisten Einstellungen der Kamera recht intuitiv vornehmen. Die App im Smartphone ist auch ein relativ guter Panorama-Viewer, mit dem du die Fotos und Videos anschauen und teilen kannst. Standardmäßig siehst du dabei allerdings immer erst eine grauenvoll schlechte Vorschauqualität. Erst nach dem Herunterladen aufs Smartphone siehst du die volle Qualität. Dabei "unterhält" dich die App ernsthaft mit dem Spruch "Gut Ding will Weile haben". Das ist die ersten 20 Mal vielleicht noch ganz lustig, danach einfach albern. Zumal der Spruch auch beim Herunterladen einzelner JPEGs angezeigt wird, was nur wenige Sekunden dauert. Insgesamt lässt sich mit der App (ich habe nur die iOS-Version getestet) aber recht gut arbeiten.
Überrascht war ich aber, dass die App nicht damit klarkommt, wenn die Kamera bei der Aufnahme schräg gehalten wurde. Normalerweise ist es Panoramakameras, die ja sowieso rundherum alles erfassen, herzlich egal wie diese bei der Aufnahme gehalten werden. Das ist bei der Kodak Pixpro 4KVR360 offenbar anders. Hältst du die Kamera z. b. mit einem Selfie-Stick oder dem mitgelieferten Tischstativ schräg von dir weg, dann erhältst du kein direkt verwertbares Foto oder Video. Und die Smartphone-App kann daran dann auch nichts ändern. Solche Aufnahmen kannst du damit nicht einmal vernünftig anschauen.