Oberklasse-Panoramakamera mit 1-Zoll-Sensoren Die Ricoh Theta Z1 ist die erste Panorama-Kamera, die relativ große 1-Zoll-Bildsensoren eingebaut hat, statt der üblichen kleinen 1/2,3"-Sensoren. Diese sollten für eine wesentlich höhere Bildqualität, insbesondere unter ungünstigen Lichtbedingungen sorgen, z. B. bei Nacht- oder bei Innenaufnahmen bei schwachem Licht. Auch die reine Pixelzahl der Fotos konnte gegenüber bisherigen Theta-Modellen erheblich gesteigert werden. Bei Video bleibt mit 4K-äquivalenter Auflösung erstmal alles beim Alten, aber auch beim Bewegtbild erwarten Käufer natürlich  eine verbessere Bildqualität, zumal sich der Preis der 1-Zoll-Sensor-Kamera gegenüber den Modellen mit kleineren Sensoren glatt verdoppelt hat.

Wassermühle in Lübeck, aufgenommen mit der Ricoh Theta Z1 am 31. Dezember 2019. – Spherical Image – RICOH THETA

Mit der Ricoh Theta Z1 aufgenommenes Beispielfoto. Hier wurde die DNG-Version verwendet, nur moderat bearbeitet und dann auf die Plattform Theta360.com hochgeladen, worüber man sie auf einigen Social-Media-Plattformen veröffentlichen, aber auch direkt als Code in eigene Websites einbetten kann, so wie wir es hier gemacht haben.

Die 20-Megapixel-Bildsensoren vom 1-Zoll-Typ sind bei normalen Foto-Kompaktkameras in letzter Zeit äußerst populär geworden. Bieten sie doch für viele Anwender, die mit "normalen" Kompaktkameras nicht mehr zufrieden sind, eine ausreichend gute Bildqualität. Dabei lassen sich entweder kleine Gehäuse oder riesengroße Zoomfaktoren erreichen. Solche hochwertigen Kompaktkameras kosten dann allerdings schon einige hundert Euro. Qualität und Sensorgröße haben eben ihren Preis.

Und in der Ricoh Theta Z1 sind logischerweise gleich zwei solcher Sensoren eingebaut und auch zwei Objektive, deren Durchmesser deutlich größer ausfällt als bei den bisherigen Theta-Modellen mit kleinen Sensoren. Dadurch ist die Theta Z1 gegenüber anderen Ricoh-Theta-Modellen gleich mal doppelt so teuer. Rund tausend Euro kostet das gute Stück und ist damit zumindest nach europäischen Maßstäben endgültig aus der "Spielzeug-Ecke" raus. Tausend Euro gibt man im technik-verrückten Japan vielleicht mal so aus Spaß aus. Hierzulande dürfte die Theta Z1 eher für berufliche Anwendungen interessant sein – und dann sind 999 Euro wiederum eher kein Problem, wenn die Qualität stimmt. Aber auch für private Panorama-Foto-Begeisterte ist die Theta Z1 gerade noch erschwinglich und bietet mit der Möglichkeit DNG-Rohdaten zu speichern auch gute Voraussetzungen, das Optimum aus den Fotos herauszuholen.

  • Bild Die Seite der Ricoh Theta Z1, die der Benutzer meist sieht, weil sich hier der Auslöser (runder Knopf in der Mitte) und das Status-Display befindet. [Foto: Ricoh]

    Die Seite der Ricoh Theta Z1, die der Benutzer meist sieht, weil sich hier der Auslöser (runder Knopf in der Mitte) und das Status-Display befindet. [Foto: Ricoh]

  • Bild Die übrigen Bedienelemente der Ricoh Theta Z1 sitzen alle an deren rechten Seite. Die vier Tasten steuern Ein/Aus der Kamera, Ein/Aus für Bluetooth und WLAN, den Betriebsmodus (Foto, Video oder Plug-in) sowie die Display-Anzeige. [Foto: Ricoh]

    Die übrigen Bedienelemente der Ricoh Theta Z1 sitzen alle an deren rechten Seite. Die vier Tasten steuern Ein/Aus der Kamera, Ein/Aus für Bluetooth und WLAN, den Betriebsmodus (Foto, Video oder Plug-in) sowie die Display-Anzeige. [Foto: Ricoh]

  • Bild Die Rückseite der Ricoh Theta Z1: Hier ist neben der zweiten Linse nur das Logo und zwei Mikrofone. Die anderen beiden sitzen übrigens auf der anderen Seite und zwar nicht nebeneinander, sondern übereinander. Dadurch lässt sich Raumklang aufzeichnen. [Foto: Ricoh]

    Die Rückseite der Ricoh Theta Z1: Hier ist neben der zweiten Linse nur das Logo und zwei Mikrofone. Die anderen beiden sitzen übrigens auf der anderen Seite und zwar nicht nebeneinander, sondern übereinander. Dadurch lässt sich Raumklang aufzeichnen. [Foto: Ricoh]

  • Bild Die Oberseite der Ricoh Theta Z1 ist sehr unauffällig. Auf der Unterseite befinden sich das Stativgewinde sowie die USB-C-Buchse, über die die Kamera ausgelesen, aufgeladen oder auch dauerhaft mit Strom versorgt werden kann. [Foto: Ricoh]

    Die Oberseite der Ricoh Theta Z1 ist sehr unauffällig. Auf der Unterseite befinden sich das Stativgewinde sowie die USB-C-Buchse, über die die Kamera ausgelesen, aufgeladen oder auch dauerhaft mit Strom versorgt werden kann. [Foto: Ricoh]

  • Bild Größenvergleich zwischen der Ricoh Theta Z1 und Theta V. Trotz deutlich größeren Bildsensoren und Objektiven sowie zusätzlichem OLED-Display ist die Theta Z1 gar nicht so viel größer als frühere Theta-Modelle. [Foto: Ricoh]

    Größenvergleich zwischen der Ricoh Theta Z1 und Theta V. Trotz deutlich größeren Bildsensoren und Objektiven sowie zusätzlichem OLED-Display ist die Theta Z1 gar nicht so viel größer als frühere Theta-Modelle. [Foto: Ricoh]

Die Baugröße der Theta Z1 hat sich gegenüber ihren Schwestermodellen, beispielsweise der Theta V, gar nicht so sehr verändert. Die Z1 ist minimal breiter und höher, das fällt wirklich kaum auf. Man muss schon verschiedene Theta-Modelle nebeneinander stellen, um das zu sehen (was wir in folgendem Foto mal gemacht haben). Zumindest prozentual mehr zugelegt haben die Gehäusedicke und vor allem das Gewicht. Die Theta Z1 wiegt rund die Hälfte mehr als frühere Theta-Modelle (182 zu rund 120 Gramm), was aber zu einem sehr positiven Qualitätseindruck führt, wenn man die Kamera in die Hand nimmt. Deutlich größer geworden sind die Durchmesser der beiden 180-Grad-Fisheye-Objektive. Ein Novum in der Theta-Baureihe ist ein richtiges Status-Display. Bisherige Theta-Modelle mussten mit einfachen Status-LEDs auskommen.

Die Z1 hat stattdessen – endlich, muss man sagen – eine weißes OLED-Display, über das sie weitaus präzisere Auskünfte erteilt, beispielsweise den Akku-Ladestand in Prozent und als Grafik oder die noch verfügbare Restzeit für die Videoaufzeichnung oder die Anzahl der noch speicherbaren Fotos. Die früher über LEDs signalisierten Sachen wie Bluetooth, WLAN oder der Aufzeichnungsmodus (Foto oder Video) wird ebenfalls im OLED-Display angezeigt. Darüber hinaus gibt es noch zwei LEDs, eine zeigt verschiedenfarbig (und damit nicht selbsterklärend) den Betriebszustand an (blau: Foto-Modus, grün: Video-Modus, weiß: Plug-in-Modus) und dem Ein/Aus-Taster hat Ricoh auch noch eine (blaue) LED spendiert.

Seitlich angebracht sind insgesamt vier Tasten. Damit lässt sich zwar (trotz OLED-Display) die Kamera nicht konfigurieren. Dazu braucht man nach wie vor die Smartphone-App – eine komplette Abkehr der streng App-zentrierten Bedienung hat Ricoh also nicht gemacht. Aber mit den vier Tasten lässt sich die zuvor konfigurierte Panoramakamera dann normalerweise ausreichend bedienen, sodass man nicht notwendigerweise gleichzeitig mit Smartphone und Kamera hantieren muss. Jede der vier Tasten hat eigentlich zwei verschiedene Funktionen, je nachdem, ob man sie kurz oder lang drückt:

  • Ein/Aus: Kurz drücken bringt die Kamera in den Standby oder weckt sie aus diesem wieder auf. Lang drücken schaltet sie ein oder fährt sie herunter ("richtiges" Ausschalten).
  • Drahtlos: Kurz drücken schaltet WLAN ein oder aus. Lang drücken schaltet Bluetooth ein oder aus.
  • Mode: Kurz drücken wechselt zwischen Foto und Videoaufzeichnungsmodus. Lang drücken aktiviert den Plug-in-Modus (dazu später mehr). Lang drücken deaktiviert den Plug-in-Modus aber nicht wieder, hier ist die Bedienung inkonsistent (das Beenden geht nur, indem man die entsprechende Option auf dem Status-Display auswählt und diese mit der Auslöser-Taste bestätigt).
  • Fn: Kurz drücken schaltet zwischen normalem Auslöser, Selbstauslöser oder My-Einstellungen um. Langdrücken schaltet das Display so um, dass die Aufnahmeparameter angezeigt werden (und ein erneuter langer Druck wieder zurück auf die normale Ansicht).

Man ahnt es an dieser Stelle schon: Der Funktionsumfang ist mittlerweile ganz schön groß und das ganze Thema "Ricoh Theta" ist mittlerweile ganz schön komplex und längst nicht mehr so easy und selbsterklärend wie in den Anfangszeiten der Theta-Baureihe, als die Kameras auch noch nicht viel konnten. Das führt unter anderem dazu, dass man doch mal die eine oder andere Sache im Handbuch nachschlagen möchte, was schon wiederum eine Hürde darstellt. Entweder macht man das über die Smartphone-App, das setzt dann aber eine Internet-Verbindung voraus, denn die Bedienungsanleitung ist ausschließlich als Online-Hilfe im Internet erhältlich. Alternativ könnte man eben diese Online-Hilfe als Handbuch-Ersatz direkt am heimischen PC (oder Tablet-Computer) ansteuern. Dazu muss man sie aber erstmal finden. Dem deutschsprachigen Anwender macht Ricoh das unnötig schwer, weil das Unternehmen weiterhin (das war schon bei den ersten Theta-Modellen so) darauf baut, dass ein automatisches Übersetzungsprogramm die japanischen oder englischen Begriffe schon korrekt in die verschiedenen Sprachen übersetzen wird. Was nicht gut klappt, wie man unter anderem daran sieht, dass die Handbücher im Menü der Theta360.com-Website unter dem Punkt "Führen" zu finden sind (wahrscheinlich falsch übersetzt von "Guide" oder "Guides").

  • Bild Aufnahmeeinstellungen für Standbilder in der Ricoh Theta Smartphone App. Leider gibt es keine Möglichkeit die brutale Rauschunterdrückung zu zähmen oder die Bilder weniger stark komprimiert zu speichern. [Foto: MediaNord]

    Aufnahmeeinstellungen für Standbilder in der Ricoh Theta Smartphone App. Leider gibt es keine Möglichkeit die brutale Rauschunterdrückung zu zähmen oder die Bilder weniger stark komprimiert zu speichern. [Foto: MediaNord]

  • Bild Aufnahmeeinstellungen für Videos in der Ricoh Theta Smartphone App. Wir hatten die hohe Bitrate gewählt, 4K-Videos dann trotzdem stark komprimiert und enthalten wenig Details. Das Ausschalten des Stitchings in der Kamera bringt auch keinen Qualitätsschub. [Foto: MediaNord]

    Aufnahmeeinstellungen für Videos in der Ricoh Theta Smartphone App. Wir hatten die hohe Bitrate gewählt, 4K-Videos dann trotzdem stark komprimiert und enthalten wenig Details. Das Ausschalten des Stitchings in der Kamera bringt auch keinen Qualitätsschub. [Foto: MediaNord]

  • Bild Ricoh Theta Sticher v1.10.0. Das Plug-in für Lightroom. Die Einstellungen konnten wir alle auf Automatik lassen. Die Neigung, die die Kamera bei der Aufnahme hatte, wird ausgelesen und automatisch ausgeglichen. [Foto: MediaNord]

    Ricoh Theta Sticher v1.10.0. Das Plug-in für Lightroom. Die Einstellungen konnten wir alle auf Automatik lassen. Die Neigung, die die Kamera bei der Aufnahme hatte, wird ausgelesen und automatisch ausgeglichen. [Foto: MediaNord]

Die Unübersichtlichkeit setzt sich nahtlos fort in der Auswahl verschiedenster Software-Produkte, die man im Umfeld der Theta Z1 nutzen kann. Es gibt mittlerweile zwei Apps für Smartphones: die eine wird von Ricoh immer "Basis-App" genannt, heißt in den App-Stores aber einfach THETA und die App zur Bearbeitung namens THETA+. Beide gibt es für Android und iOS.

Dann gibt es da noch die Computeranwendungen, und davon gibt es gleich vier verschiedene plus ein Lightroom-Plug-in! Die Basis-App namens Ricoh Theta, die Live-Streaming-App Ricoh Theta UVC Bender (die ist aber nur für die Theta S), dann noch die Datei-Übertragungs-App für den Mac und die Film-Konvertierungs-App für YouTube namens RICOH THETA Movie Converter. Letztere ist speziell für die Ricoh Theta Z1 und die Theta V, die Raumklang-Ton aufzeichnet, der offenbar speziell behandelt werden muss. Dass das nicht die Basis-App mit-erledigen kann, wird sicherlich triftige Gründe haben, für den Anwender ist diese App-Vielfalt aber eher umständlich. Und dann gibt es noch ein Stitch-PlugIn für Adobe Lightroom speziell für die Theta Z1, denn diese ist bislang die einzige Theta, die Fotos als DNG-Rohdaten speichert, die dann natürlich in einem Rohdaten-Konverter bearbeitet werden können (dazu gleich mehr). Und diese Bilder sind dann eben "roh" und damit natürlich auch noch nicht gestitcht. Das erledigt besagtes Plug-In (hier hat die Übersetzung ein "Stick-Plug-In" draus gemacht), das es ausschließlich für Adobe Lightroom gibt und das leider nicht alleine funktioniert.

Auch die Apps sind nicht ganz selbsterklärend, sodass man immer mal wieder in der Hilfe nachschlagen muss. Was soll beispielsweise in der Smartphone-App "Einstellungen CT" sein, das kann man auf Ein oder Aus stellen. Erst eine Recherche im Handbuch liefert die folgende Erklärung: Die Farbtemperatureinstellung kann ein- und ausgeschaltet werden. "CT" ist also offenbar die Abkürzung fürs englische "Color Temperature". Aber so richtig schlauer sind wir mit dieser Erklärung eigentlich auch nicht. Erst weiter oben auf der Seite im Abschnitt zu den Weißabgleichseinstellungen stoßen wir zufällig auf die Passage "Tippen Sie während der Aufnahme in der rechten oberen Ecke des Bildschirms auf (Zahnradsymbol), um [Einstellungen CT] zu aktivieren." Ah, hier geht es also um den Weißabgleich! Die Möglichkeit den Weißabgleich überhaupt beeinflussen zu können, wird mit "Einstellungen CT" ein- oder ausgeschaltet. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.

Ricoh Theta Plug-ins  Die Firmware der Ricoh Theta basiert auf Android. Das hat den Nachteil, dass ein Kaltstart der Kamera über 16 Sekunden dauert (während des Tages nutzt man dann aber die schnelle Standby-Funktion), aber den Vorteil, dass Entwickler dafür relativ einfach Zusatzfunktionen entwickeln können, die hier Plug-ins genannt werden. Diese lassen sich aus dem Plugin-Store (https://pluginstore.theta360.com/) herunterladen und ziemlich einfach in der Kamera installieren und dann zur Verwendung aktivieren.

Fortsetzung auf Seite 2