Testbericht: Rollei Mini WiFi CamCorder 1

Das Multitalent: Was kann es wirklich? Seit ein paar Wochen ist die handliche 5-in-1-Kamera von Rollei nun erhältlich. Der sehr kompakte und extrem leichte Camcorder soll sich für die verschiedensten Einsatzbereiche eignen: Als Überwachungskamera, Webcam, Unterwasser-Actioncam, Autokamera und sogar als Gegensprechanlage. Darüberhinaus kannst du alles über eine App am Smartphone fernsteuern und auch das Streamen in die Cloud soll möglich sein. Geht das wirklich? Wir haben getestet, ob der Rollei Mini WiFi CamCorder 1 hält, was er verspricht.

Design & Ergonomie

Der Mini WiFi CamCorder 1 von Rollei (baugleich mit Jay-tech Quad Phone IP Cam U30) ist sehr kompakt und ein absolutes Leichtgewicht. So ist das eigentliche Gerät gerademal etwas größer als eine Streichholzschachtel und wiegt nicht einmal 50 Gramm. Legst du die Kamera in das wasserdichte Gehäuse ein, erinnert das Ganze schon eher an eine Kompaktkamera, ist aber immernoch sehr handlich. Das Wasserschutzgehäuse wird mit einer Art Klammer geöffnet und geschlossen. Bei der ersten Benutzung kann die Mechanik dieser Klammer etwas umständlich wirken. Aber mit ein wenig Übung geht das Öffnen und Schließen des Gehäuses recht gut. Und das Wichtigste: Die Klammer hält das Gehäuse ordentlich fest und dicht. Schließlich ist der Mini WiFi CamCorder 1 unter anderem auch als Unterwasserkamera gedacht. Die Hülle soll das Gerät bis zu einer Wassertiefe von fünf Metern schützen. Bei unseren Tests blieb das Innere des Gehäuses auch stets trocken. An der Unterseite befindet sich ein Gewinde um die Kamera auf einem Stativ oder ähnlichem zu fixieren. Im Lieferumfang sind noch viele weitere Befestigungsmöglichkeiten enthalten. So bekommst du nicht nur eine Saug- und eine Wandhalterung, sondern auch ein Vielzahl an Clips, die du einfach an der Unterseite der Kamera einschiebst. Dadurch kannst du die federleichte Kamera auch ohne Wasserschutzhülle ganz unkompliziert auf ein Stativ aufschrauben, an den Gürtel oder die Jacke klemmen oder per Magnet an metallene Oberflächen heften.

Die Bedienung der Kamera ist zwar hauptsächlich per Fernsteuerung vorgesehen, aber sie muss in jedem Fall über den Einschaltknopf an der Seite des Geräts in Betrieb gesetzt werden. Dies ist auch möglich, während sich der Camcorder im Schutzgehäuse befindet. Zu diesem Zweck hat Rollei zwei Druckknöpfe eingebaut, die sich bis auf die Schalter am Gerät durchdrücken lassen. Einer davon dient zum Ein- und Ausschalten, der andere betätigt den Auslöser. Die Kamera hat aber noch eine dritte Taste zum Umschalten der diversen Modi, für den es aber keinen Druckknopf am wasserdichten Gehäuse gibt. Daher ist es nicht möglich, unter Wasser zwischen Video- und Fotomodus zu wechseln.

Die Fernsteuerung

Um die Kamera fernzusteuern, wird die App „UniEye“ benutzt. Diese ist einerseits als Windows-Version auf dem internen Speicher der Kamera gelagert und andererseits in den App-Stores für iOS und Android gratis erhältlich. Die Installation läuft reibungslos und die Oberfläche des Programms ist auf PC und Smartphone identisch. Die Software funktioniert recht gut, wirkt in einigen Bereichen aber noch etwas unausgereift und hat bei unseren Tests hin und wieder kleinere Probleme gehabt. So fand die Software den Camcorder mitunter nicht sofort und die Bedienung ist generell nicht ideal. Nur unter Windows 8 kann es Probleme bei der ersten Erkennung der Kamera geben. Falls du UniEye nicht vom internen Speicher des Camcorders aus installieren kannst, findest du am Ende dieses Artikels einen Download-Link zur Windows-Version von UniEye.

Um eine Verbindung zur Kamera herstellen zu können, brauchst du ein WLAN-fähiges Gerät: entweder ein Android- oder Apple-Smartphone oder Tablet oder einen Windows-Laptop. Mit einem stationären PC ohne WLAN-Karte oder WLAN-Stick funktioniert das nicht, denn die Verbindung zum Mini Camcorder benötigt eine WLAN-Direktverbindung. Dazu versetzt du den Mini Camcorder in den „Direktbetrieb“. Innerhalb einiger Sekunden erstellt die Kamera ein eigenes WLAN. Wenn du nun die UniEye-Software startest, zeigt es dir eine Liste der aktiven kabellosen Netzwerke, in welcher auch das der Kamera auftauchen sollte (Standard-ID: U2-...). Wenn nicht, tippe einmal auf „Aktualisieren“ um die Liste zu erneuern. Sobald die App das Kamera-WLAN gefunden hat, kannst du es auswählen, um die Verbindung herzustellen. Anschließend wird das Kamerabild direkt auf deinem Smartphone, Tablet oder PC dargestellt. Die Vorschau ist nur minimal verzögert und absolut flüssig. Du kannst nun auch Videos und Fotos aufnehmen. Sie werden dann auf einer bis zu 64 GB großen microSD-Karte gespeichert (nicht im Lieferumfang enthalten). Innerhalb der UniEye-App kann man die gespeicherten Dateien unter dem Menüpunkt „Album“ abrufen. Außerdem kannst du den Camcorder als Überwachungskamera platzieren. Durch die Quad-Funktion soll es sogar möglich sein Bilder von vier Kameras gleichzeitig zu beobachten (das haben wir nicht getestet). Ein Vorteil der direkten WLAN-Verbindung zurn Camcorder ist, dass das Signal unabhängig von einem bereits installierten WLAN ist, also jedereit und auch draußen funktioniert. Allerdings ist dann das Smartphone oder der Laptop per WLAN nur noch mit dem Mini WiFi CamCorder 1 verbunden. Das ist besonders beim Steuern über einen Laptop recht unpraktisch. So ist es beispielsweise nicht möglich im Internet zu surfen und gleichzeitig UniEye als Babymonitor zu nutzen. Es sei denn, du benutzt den Cloud-Modus der Kamera ...

Der Cloud-Modus

Der Cloud-Modus verwendet den Service von ustream.tv, um die Aufnahmen des Camcorders online sichtbar zu machen. Allerdings ist ein kostenfreier Basis-Account bei ustream.tv zwangsweise öffentlich und dein Stream kann theoretisch von anderen Leuten mitverfolgt werden. Dies lässt sich nur mit einem kostenpflichtigen Pro-Account verhindern. Um den Zugang zur Cloud zu ermöglichen, werden deine ustream-Login-Informationen und die Daten des zu verwendenden WLANs über das Einrichtungsmenü von UniEye auf der Kamera gespeichert. Bei unseren Tests war die WLAN-Verbindung durch die Kamera zuverlässig und stabil. Der Online-Stream ist zwar um mehrere Sekunden verzögert, aber stets flüssig und auch die Tonübertragung funktioniert gut. Durch die Verzögerung ist der Cloud-Modus für Überwachungszwecken vermutlich nicht immer optimal. Er eignet sich hauptsächlich dazu, deine derzeitige Aktivität an mehrere Leute im Internet zu streamen oder beispielsweise Veranstaltungen zu übertragen, bei denen es auf kurze Verzögerung nicht ankokmmt.

Wenn du die Kamera jedoch per USB an deinen Rechner anschließt und sie als Webcam nutzt, ist der Stream nicht verzögert. Bei dieser Verbindung musst du dir auch keine Sorgen um die Akkulaufzeit machen. Die ist sonst im Akku-Betrieb mit 100 Minuten zwar in Ordnung aber für eine Überwachungskamera oder eine Live-Veranstaltung doch etwas zu wenig. Per Netzadapter und USB-Kabel (beides mitgeliefert) kannst du die Kamera aber nicht nur aufladen, sondern auch permanent betreiben.

Foto & Video

Mit seinem 1-Megapixel-CMOS-Sensor zeichnet der Rollei Mini WiFi Camcorder 1 Videos in 720p mit 30 Bildern pro Sekunde und einer Bitrate von etwa 4000 KBit pro Sekunde auf. Fotos werden in der gleichen Auflösung im JPG-Format gespeichert. Dies ist für die vorgesehenen Einsatzbereiche der Kamera absolut ausreichend und nimmt auf der SD-Karte nicht zuviel Platz ein. So kann man über längere Zeit Bilder und Videos sammeln ohne sie ständig auf den Rechner auslagern zu müssen. Alle anderen Einstellungen für die Bildaufnahme werden von der Kamera automatisch vorgenommen. Dies funktioniert gut und zuverlässig, so dass die Kamera auch bei sehr geringem Umgebungslicht scharfe und realitätsnahe Bilder liefert.

Im Cloud-Modus über ustream.com hängt die Bildqualität übrigens von jeweiligen Account ab. Bei den kostenlosen Accounts ist die Qualität sehr eingeschränkt, drunter leidet dann auch die Bildqualität des Rollei Mini WiFi Camcorder 1. HD-Qualität gibt es erst bei den kostenpflichtigen ustream-Accounts – und die kosten dann gleich 99 US-Dollar im Monat, sind also wirklich nur etwas für Profis.

Fazit

Der Rollei Mini WiFi Camcorder 1 ist klein und leicht genug, um ihn stets dabei zu haben und mal eben ein kleines Video aufzunehmen. Sei es beim Rad- oder Autofahren, am Strand beim Baden, beim Skaten oder anderen Aktivitäten. Die HD-Auflösung und Bildqualität liegt auf dem Niveau einer guten, externen Webcam. Als Actioncam ist der Camcorder eingeschränkt zu gebrauchen, "richtige" Action Cams beherrschen ihr Spezialgebiet besser (z. B. höhere Auflösung, höhere Bildwiederholraten). Als Webcam mit integriertem Mikro macht das Gerät eine sehr gute Figur. Als Social-Media-Cam ist sie an die Vor- und Nachteilen eines ustream.tv-Accounts gebunden. Als Überwachungskamera benötigt sie eine WLAN-Direktverbindung und für längeren Betrieb eine Stromversorgung. Die Fernsteuerungssoftware "UniEye" hat Verbesserungspotenzial. Der Rollei Mini WiFi Camcorder 1 kostet aber auch gerade einmal rund 119 Euro unverbindliche Preisempfehlung (im Handel schon für knapp unter 100 Euro erhältlich); dafür ist er unglaublich vielseitig einsetzbar und macht seinen Job gut. Offenbar dasselbe Gerät, allerdings ohne Unterwassergehäuse, gibt es übrigens auch von Jay-tech und heißt dann Jay-tech Quad Phone IP Cam U30 für unverbindliche Preisempfehlung 99 € (im Handel bereits ab knapp 70 € zu haben, aber eben ohne UW-Gehäuse).

Vorteile

• sehr großer serienmäßiger Lieferumfang
• gut geeignet als Action- und Webcam
• sehr klein und leicht

Nachteile

• Cloud-Modus nur über ustream.tv, Qualität mit kostenlosen Account eingeschränkt
• App zur Fernsteuerung ist nicht ganz ausgereift