Mittelklasse-Actioncam Braun hat seine Master-Actioncam nicht nur einem optischen Facelift unterzogen – im Inneren werkelt nun ein schnellerer Chipsatz, um die Leistungsfähigkeit der Master II zu erhöhen und Bedienschwächen des Vorgängermodells zu beheben. So sind FullHD-Videos nun mit 60 Bildern/s möglich, HD-Aufnahmen gar mit 120 fps. Gleichzeitig liegt der Einstiegspreis der Master II rund 100 Euro tiefer als beim Vorgänger, wodurch die neue Actioncam in einer Preisklasse landet, in der sie (laut Datenblatt) ein Knaller sein könnte – wo ist also der Haken?

  • Bild Auch Braun liefert seine Actioncam im Vitrinen-Karton. [Foto: MediaNord]

    Auch Braun liefert seine Actioncam im Vitrinen-Karton. [Foto: MediaNord]

  • Bild Den Akku "um die Ecke" ins entsprechende Fach zu bekommen, verlangt nach etwas Geschick. Dafür sitzt die Konstruktion anschließend bombenfest, d. h. ist das Akku erstmal drin und die Klappe zu, bekommst du sie nur mit Gewalt wieder auf. [Foto: MediaNord]

    Den Akku "um die Ecke" ins entsprechende Fach zu bekommen, verlangt nach etwas Geschick. Dafür sitzt die Konstruktion anschließend bombenfest, d. h. ist das Akku erstmal drin und die Klappe zu, bekommst du sie nur mit Gewalt wieder auf. [Foto: MediaNord]

  • Bild Über die vier oberseitigen Tasten wird die Actioncam bedient. Das Konzept ist dabei etwas unüblich – überbietet jedoch das Zwei-Knopf-Chaos von GoPro. [Foto: MediaNord]

    Über die vier oberseitigen Tasten wird die Actioncam bedient. Das Konzept ist dabei etwas unüblich – überbietet jedoch das Zwei-Knopf-Chaos von GoPro. [Foto: MediaNord]

Das für viele Actioncams typische Vitrinen-Paket teilt sich die Braun Master II Kamera mit einem Unterwassergehäuse (bis 60 Meter Tauchtiefe dicht), einer Fernbedienung samt Ladestation, zahlreichen beidseitigen Klebehalterungen, einem Universalgurt, einem Mini-USB-Kabel, zwei zur ebenfalls beiliegenden Schnellspannschnalle kompatiblen Befestigungsflächen sowie ein paar Gelenken und den zugehörigen, schmucklosen Baumarktschrauben. Zudem liegen eine für Geräusche aber auch Wasser durchlässige Gehäuserückwand und ein ausführliches Handbuch bei – letzteres ist mittlerweile eine Seltenheit. Diese Actioncam ist also auch für Menschen geeignet, die nicht im Internet nach einer PDF-Anleitung suchen wollen/können.

Zu den oben erwähnten Schrauben müssen wir eine Warnung aussprechen. Das Grundkonzept des Halterungszubehörs erinnert an das von GoPro, welches ebenfalls mit wenigen ineinandergreifenden Bolzen an den Gelenkschnittstellen auskommt. Da jedoch die Schrauben bei Braun steiler gewunden sind (d. h. eine größere Gewindesteigung haben), dürfen die verschiedenen Zubehöre nicht untereinander kombiniert werden, sonst kommt es zu irreparablen Beschädigungen der Schrauben und Muttern – trotz äußerer Ähnlichkeit ist das Master-II-Zubehör also nicht mit GoPro-Teilen kompatibel. Sonst gibt es nichts daran auszusetzen. Die Verbindungen der Braun-Actioncam halten zuverlässig.

Aufbau

Äußerlich trennt sich Braun für die Master II vom (Hersteller-) AEE-typischen Schiebeschalter-Wirrwarr am rutschigen Gehäuse. Stattdessen kleidet sich die neue Actioncam in robusten Kunststoff mit sanft gummierter Oberflächenstruktur. Die fühlt sich gut an und ist auch wirklich griffig. Anstelle der Schiebeschalter des ersten Braun-Master-Modells gibt es nun vier hochwertig verarbeitete Knöpfe mit angenehmem Druckpunkt auf der Oberseite des Gehäuses: Zwei Pfeiltasten (unter anderem) zur Navigation im Menü, ein Foto-Auslöser und ein Video-Start-Knopf. An der rechten Seite der Kamera ergänzt außerdem ein Power/OK-Knopf die oberseitigen Bedienelemente. Übrigens können die links gelegenen Navigations-Pfeiltasten nicht erreicht werden, wenn du die Kamera im Unterwassergehäuse verwendest – du wirst dir also vorher die Film-und Fotoeinstellungen zurechtlegen müssen. Gegenüber der Ein/Aus-Taste befinden sich die klappengeschützten Schnittstellen für MicroHDMI und MiniUSB sowie der Speicherkartenslot. Unterstützt werden MicroSD-Karten bis 64 GB Größe. Diese müssen jedoch mindestens leer sein, im Zweifelsfall komplett neu formatiert (FAT32/exFAT), denn die Braun Master II stellt sich beim Auslesen der Speicherkarte sehr zimperlich an. Dabei wird nicht einmal eine Fehlermeldung ausgeworfen, sondern die Kamera nimmt einfach nichts auf.

  • Bild Das Objektiv fängt einen Blickwinkel von 170 Grad ein. Die Verarbeitung der Kamera ist sehr wertig. [Foto: MediaNord]

    Das Objektiv fängt einen Blickwinkel von 170 Grad ein. Die Verarbeitung der Kamera ist sehr wertig. [Foto: MediaNord]

  • Bild Auch ein stabil wirkendes 1/4-Zoll-Stativgewinde ist vorhanden. Das Unterwassergehäuse hat allerdings keines. [Foto: MediaNord]

    Auch ein stabil wirkendes 1/4-Zoll-Stativgewinde ist vorhanden. Das Unterwassergehäuse hat allerdings keines. [Foto: MediaNord]

Auf der Vorderseite befinden sich unterhalb der Linse zwei angenehm helle LEDs. Die linke dient der Statusanzeige der Kamerafunktionen und wird von einem auf der Oberseite befindlichen Ebenbild ergänzt. Allerdings hält sich die Braun Master II (wie andere von AEE hergestellte Kameras) nicht an gängige Konventionen. Alle LEDs leuchten rot heißt bei der Braun nicht etwa "Aufnahme läuft", sondern "Kamera ist eingeschaltet" (die laufende Aufnahme wird durch rotes Blinken signalisiert). Falls du die Braun Master II mittels Fernbedienung steuerst, wird dir die rechte LED den Eingang deiner Kommandos bestätigen. Ebenfalls auf der Vorderseite ist das Akkufach. Es mag etwas knifflig sein, die fest sitzende Schutzklappe abzupulen und den Akku ohne entstehende Schäden hineinzudrücken, dafür ist die Konstruktion absolut sicher und enorm platzsparend. Die gesamte Rückseite wird von 2-Zoll-LC-Display gefüllt. Es ist schön hell, bereitet aber aus anderen Gründen Augenschmerzen: Die Auflösung ist miserabel, das grobpixelige Sucherbild wirkt ausschließlich unscharf und die Schriftausgaben sind nur schlecht erkennbar. Außerdem verstellt sich der Bildausschnitt während des Fotografie-Prozesses stolze 5 Mal, ehe das Bild dann aufgenommen wird. Mehr als grob auf dein Motiv richten und hoffen, kannst du also nicht. Unten an der Kamera (und vorbildlich auf der optischen Achse) ist ein 1/4-Zoll-Gewinde zur Stativmontage eingelassen.

Bedienung

Um die Braun Master II einzuschalten, drückst du mehrere Sekunden auf den Power-Knopf. Das Sucherbild lädt sie recht schnell – die Annahme, sie sei damit auch einsatzbereit, täuscht allerdings. Tatsächlich muss erst jede einzelne Funktion geladen und überprüft werden, ehe ein Auslöse-Befehl entgegengenommen wird. Das heißt beispielsweise, solange der WiFi-Hotspot nicht komplett aufgebaut ist (selbst wenn du ihn nicht beanspruchst), kannst du keine Aufnahme machen und verlierst knapp 20-30 Sekunden mit Warten. In der Zeit blinkt oben rechts auf dem Display auch die Akku-Anzeige und kann sich nicht auf einen Ladestand einigen.

Möchtest du in das Menü der Kamera, musst du mehrere Sekunden auf die linke Pfeiltaste drücken. Kennt man diesen Trick, erscheint das kleine eingravierte Buch-Symbol über dem linken Pfeil direkt ein Stück sinnvoller – das klassische Werkzeug-Piktogramm wäre allerdings eindeutiger gewesen und würde manch einem den fragenden Blick in die Anleitung ersparen. Im Menü dirigierst du dich mit den Pfeiltasten durch die drei Hauptreiter „Foto“, „Video“ und „Allgemeine Einstellungen“. Durch die jeweils auftauchende Liste mit Einstellungsoptionen klickst du dich mit Foto- und Video-Auslösetaste (quasi hoch und runter) und um eine Option dann im Detail zu bearbeiten, öffnest du sie mit der Power-/Ok-Taste, woraufhin du erneut mit Foto- und Videoauslöser den gewünschten Wert auswählst. Eine unkonventionelle Methode, jedoch durchaus clever, wenn du dich an sie gewöhnt hast.

Für den Fotomodus kannst du eine Auflösung aus 16, 12 und 5 Megapixeln wählen, den Selbstauslöser aktivieren (3, 5, 10, 30 oder 60 Sekunden Verzögerung), ebenso eine Serienaufnahme (3, 5, 10 oder 15 Bilder/s), Intervallaufnahmen (alle 1, 3, 5, 10, 30 oder 60 Sekunden ein Bild), den Datumsstempel und auch die Bildqualität kannst du bestimmen (medium, normal oder hoch).

Im Videobereich kannst du ebenfalls eine Auflösung wählen. Zur Verfügung stehen dir FullHD (1920x1080p) mit 60 oder 30 Bildern/s, 1600x1200p mit 60 fps, 1280x960p mit 60 fps, HD (1280x720p) mit 120, 60 oder 30 Bildern/s und WVGA (800x480p) mit 240 fps – in PAL erreichst du etwas geringere Bildwiederholraten, die jeweils ein Vielfaches von 25 ergeben. HD-Aufnahmen mit 120 fps und selbst  FullHD-Videos mit 60 fps sind in dieser Preisklasse übrigens nach wie vor nicht selbstverständlich. Es gibt jedoch einen Haken: Die Braun Master II behält es sich vor, die Highspeed-HD- und WVGA-Videos als 30- bzw. 60-fps-Clips abzuspeichern, also „verlangsamt“, d. h. als leichte Zeitlupe. Zwar ist die Zeitlupe wahrscheinlich der Grund, warum du diese Modi wählst, aber normalerweise speichern Kameras das 1:1 ab und du wählst die gewünschte Wiedergabegeschwindigkeit später im Videoschnittprogramm.

Auch für Videos kannst du eine Qualität (medium/normal/hoch) wählen, was sich auf die Scharfzeichnung auswirkt. „Hoch“ ist dabei leider die einzig verwertbare Einstellung – doch dazu später. Du kannst entscheiden, nach wie vielen Minuten eine neue Datei angelegt werden soll (ohne die Aufnahme zu unterbrechen) und auch hier gibt es einen optionalen Datumsstempel. Außerdem kannst du „Dual Streams“ abschalten, dann erstellt die Kamera keine gering auflösende Kopie deines eigentlichen Videos. Diese Kopie wird für eine Vorschau oder die flüssige Übertragung aufs Smartphone benötigt. Zeitrafferaufnahmen sind möglich, ebenso Loop-Aufnahmen (nach einer bestimmten Zeit wird die erste Datei wieder überschrieben, um Speicherplatz zu sparen) und das Mikro kann ausgepegelt werden.

  • Bild Die Auflösung des hellen LC-Displays ist miserabel. Teilweise fällt es sogar schwer, die Schrift der Menüs zu lesen. [Foto: MediaNord]

    Die Auflösung des hellen LC-Displays ist miserabel. Teilweise fällt es sogar schwer, die Schrift der Menüs zu lesen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Mit der Kamera im Unterwassergehäuse kannst du 60 Meter tief tauchen. [Foto: MediaNord]

    Mit der Kamera im Unterwassergehäuse kannst du 60 Meter tief tauchen. [Foto: MediaNord]

Die allgemeinen Einstellungen belaufen sich zum einen auf Systemsprache, Zeit, Videosystem (NTSC/PAL), Monitor-Timeout sowie automatische Abschaltung. Interessanterweise findest du hier aber auch weitere Bildeinstellungen wie 180-Grad-Drehung, Lichtfrequenz, manuelles ISO, Farbmodus (kräftig/natürlich), manuellen Weißabgleich und Belichtungskorrektur. Warum diese Einstellungen unter dem Menüreiter „Allgemein“ gelandet sind, ist rätselhaft. Auf jeden Fall solltest du nicht vergessen, auch hier vor der Aufnahme nachzuschauen.

Fortsetzung auf Seite 2