Fahrrad-Lenkerhalterungen für Smartphones sind so eine Sache. Der Autor dieses Artikels hat selbst schon mit allerlei Lösungen herumexperimentiert, bislang aber noch ohne durchschlagenden Erfolg. Solche Halterungen sollen ja vor allem das Smartphone sicher halten, dann noch einfach zu bedienen und am besten auch nicht allzu schwer sein. Die meisten typischen Smartphone-Stativhalterungen (z. B. für Tischstative oder Selfie-Sticks) spannen die Smartphones nicht sicher genug ein. Ein paar gröbere Unebenheiten und schon fliegt das Gerät aus der Klemmhalterung.
Auch die "Schraubzwinge", mit der die Halterung am Fahrradlenker festgeschraubt wird, hat es nicht leicht. Einfache Konstruktionen halten zwar leichte Actioncams mehr oder weniger gut fest, sind aber der größeren Hebelwirkung, die Smartphones erzeugen, nicht gewachsen. Sogar das vermeintlich edelste, das es gibt, eine Manfrotto Nano Clamp, konnte nicht überzeugen. Diese eignet sich aufgrund ihres sehr glatten Belags nicht für eloxierte Alu-Fahrradlenker. Egal wie fest du sie schraubst, bei Erschütterungen dreht sie sich auf dem Lenkerrohr. Zur Ausrichtung auf der Klemme (Hoch oder Querformat) brauchst du auch noch einen Kugelkopf oder ähnliches, der ist nicht gerade leicht, wenn er stabil genug für diesen Einsatz ist. Die Suche im Fotozubehör führt also nicht so recht weiter.
Joby, bekannt geworden mit seinem pfiffigen Gorillapod-Stativ, mittlerweile aber mit zahlreichen anderen Lösungen am Markt, hatte bislang auch für diesen Zweck nichts zu bieten. Das soll sich nun ändern mit der GripTight Bike Mount Pro Fahrradlenker-Halterung für Smartphones und Kameras, die wir gerne zum Hands-on-Test eingeladen haben. Der erste Eindruck ist super. Das Ding ist richtig fett, aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, nicht zu schwer. Eine Gummi-Muffe sitzt zwischen Klemme und Alurohr und sorgt für den nötigen Gripp. Wenn der Durchmesser es erfordert, was meist der Fall sein dürfte, wird noch zusätzlich eines von zwei mitgelieferten Distanzgummis dazwischengesetzt. Unsere Befürchtung, dass dann eine insgesamt elastisch federnde Konstruktion entsteht, bewahrheitete sich zum Glück ebenso wenig, wie der Verdacht, das silikonartig glatte Gummi könnte auf dem Alulenker rutschen. Mit der kleinen Knebelschraube kann man die Halterung wirklich erstaunlich fest anziehen, und dann wackelt auf dem Lenker auch wirklich gar nichts und dreht auch nicht, sondern hält bombenfest.
So fixiert, kannst du nun eine weitere kleine Knebelschraube lösen und einen Konstruktion abklappen, auf deren Unterseite sich zwei klappbare Metallknebel für die 1/4-Zoll-Schrauben der beiden Befestigungs-Plätze befinden. Ja, du hast richtig gelesen: Du kannst nämlich zwei Geräte montieren, also z. B. eine Actioncam vorne – und oben drauf das Smartphone. Oder auch oben drauf die Actioncam und auf der zu dir gewandten Seite dann das tiefer angebrachte Smartphone. Das funktioniert auch wunderbar. Fast jedenfalls.
Denn das schon bei den Distanzmuffen am Lenker eingesetzte silikonartige glatte Gummi ist auch als Auflage um die 1/4-Zoll-Schrauben herum angebracht. Das Gegenstück, die eigentliche Smartphone-Klemme, hat auf ihrer Unterseite wiederum völlig glattes Kunststoff ohne jedes hilfreiche Profil (sondern zur zwei kreisförmige Rillen, die die Auflagefläche unglücklicherweise nochmals verringern). Schraubst du nun die 1/4-Zoll-Schraube so fest du kannst in die Halterung (oder in etwas anderes, mit dem du die Actioncam ausrichten willst), dann reichen die Hebelkräfte, die später bei der Bedienung entstehen, aus, dass du das montierte Gerät leicht aus der "Fest"-Position herausdrehst. Und in dem Moment hast du dann leider "verloren". Einfach wieder festschrauben kannst du das nicht, weil dann die 1/4-Zoll-Schaube lose mitdreht. Und an die verdeckt sitzende Schraube kommst du ohne weiteres nicht heran. Dann heißt es anhalten, die Konstruktion mit dem abklappbaren Arm lösen und öffnen, damit du von unten an das klappbare Griffstück kommst. Dann die 1/4-Zoll-Schraube wieder gut anziehen in der Hoffnung, dass es diesmal etwas länger hält. Tut es aber nicht. Hier ist etwas Erfindergeist gefordert (eigentlich die Aufgabe von Joby). Ein rutschfestes Gummi wäre hilfreich gewesen. Je "klebriger" desto besser, sozusagen. Oder sternförmige Rillen in der Unterseite der Smartphone-Klemme. Diese könntest du mit eine Säge oder Feile selbst "nachrüsten". Oder vielleicht versuchst du es mit doppelseitigem Klebeband? Denn das hinzubekommen lohnt – weil der "Rest" der Konstruktion wieder richtig gut ist.
Mit dem "Rest" meinen wir die eigentliche Smartphone-Klemme. Diese hat – logischerweise – unten das Gegenstück zu der 1/4-Zoll-Schraube: ein 1/4-Zoll-Stativgewinde. Du kannst die Smartphone-Halterung also nicht nur an der Joby Lenkerklemme verwenden, sondern auf jeglichem Stativ und allen anderen Kamerabefestigungen. Die Smartphone-Klemme besitzt eine stabile Metallschiene, an der sich die Konstruktion bis auf 90 mm öffnen (das reicht auch für sehr große Smartphones) und bis auf 55 mm zusammenschieben und dann mit einer Knebelschraube sicher fixieren lässt. Das hält dann super. Das Smartphone selbst sitzt dann wiederum leicht weich gelagert in ebensolchem glatten, silikonartigem Gummi, das aber an dieser Stelle für ausreichend Gripp am Smartphone sorgt, um es sicher zu fixieren. Die Knebelschraube löst und fixiert nicht nur die Smartphone-Spannzange, sondern auch eine Mechanik, mit der du das Smartphone um 90 Grad von der Horizontalen in die Vertikale drehen kannst. Einmal festgezogen ist es in der Position dann sicher arretiert. Ein zweites Gelenk dient zur Einstellung der Neigung. Diese hat eine Rastung und hält dadurch ebenfalls bombenfest. Ob die Klemme zu deinem Smartphone passt oder nicht, solltest du vor dem Kauf allerdings kritisch prüfen. Die Klammer ist 45 mm breit und durchgängig (ohne "Unterbrechung"). D. h. dein Smartphone sollte links und rechts am Gehäuse auf beiden gegenüberliegenden Seiten einen mindestens ebenso langen freien Bereich haben, an dem keine Tasten sitzen. Bei den Sony Xperia Z-Serie-Geräten oder vielen Nokia Lumia Phones ist das nicht gegeben. Diese haben auf der rechten Seite mindestens die Lautstärke-Wippe und den zweistufigen Fotoauslöser (beim Nokia zusätzlich noch den Einschalter). Da bleibt kein 45 mm breiter Raum zum Einspannen übrig. Bei anderen Handys, wie z. B. bei den Apple iPhones funktioniert es aber problemlos, und sogar inklusive einer Leder-Hülle.
Was wir noch vermisst haben ist eine, wie auch immer geartete, Schnellwechseleinrichtung. Man stelle sich vor, man will auf einer Radtour mal kurz irgendwo einkehren. Das Smartphone und die Actioncam wird man währenddessen wohl kaum unbeaufsichtigt am Fahrradlenker lassen. Dann heißt es erst die Actioncam abschrauben und anschließend das Smartphone aus der Klemme lösen oder zusammen mit der Klemme abschrauben. Anschließend das Ganze wieder neu montieren und ausrichten. Allzu oft am Tag möchte man das nicht machen.
Fazit
Ganz perfekt ist die Joby GripTight Bike Mount Pro Fahrradhalterung also auch nicht. Damit sich die Kamera oder die Smartphone-Klemme durch Hebelkräfte oder Erschütterungen nicht von der Basis löst, musst du dir etwas einfallen lassen. Nur fest anziehen reicht nicht. Auch eine Schnellwechseleinrichtung wirst du wahrscheinlich bald vermissen. Aber sonst ist die Halterung super, sehr stabil und leicht und bietet für gleich zwei Geräte jeweils eine 1/4-Zoll-Befestigung. Der Preis von knapp 65 Euro (UVP) ist angemessen, zumal du die Smartphone-Halterung auch unabhängig von der Lenkerhalterung z. B. auf Stativen verwenden kannst.
Vorteile
- Leicht und stabil.
- Kamera und Smartphone können gleichzeitig montiert werden.
- Smartphone-Klemme fasst Smartphones bis 90 mm Breite.
Nachteile
- Kamera bzw. Smartphone-Halterung drehen sich auf dem glatten Gummi der Basis leicht weg.
- Kein Schnellverschluss-System.