180 statt 360 Grad Google hat gestern ein neues Videoformat vorgestellt, dass auf den Namen "VR180". "Nimm die Welt auf, wie du sie siehst", ist dabei das Motto. Im Grunde will Google damit für eine einfachere Handhabung und gute Mehrfachnutzung des aufgenommenen VR-Contents sorgen und so die Verbreitung von Virtual Reality Videos fördern. Die bislang üblichen 360x360-Grad-Videos hatten durchaus einige Herausforderungen bei der Aufnahme und auch bei der Wiedergabe. Mit der Beschränkung auf 180 Grad Blickfeld soll nun alles einfacher werden.

  • Bild Google Symbolzeichnung für die kommenden VR180-Kameras. [Foto: Google]

    Google Symbolzeichnung für die kommenden VR180-Kameras. [Foto: Google]

Wer schon einmal VR Videos gedreht hat weiß: Das hat so seine Tücken. Vollsphärische Kameras haben ihre Schwierigkeiten in den Übergangsbereichen, dort, wo die Aufnahmen der beiden Kameras zusammenstoßen. Einäugige VR-Kameras sind eigentlich problemloser, decken aber nicht die gesamte Kugel ab. Zudem ist das Anschauen der Videos zwar zunächst faszinierend. Auf Dauer kann es aber auch anstrengend sein, weil man immer Angst hat, irgendwas zu verpassen, was gerade hinter einem passiert. Entspanntes zurücklehnen im Sessel geht eigentlich gar nicht.

Beim neuen Format „VR180“ ist, wie der Name schon sagt, der Bildwinkel auf 180 Grad horizontal begrenzt. Ein Panorama-Video weiterhin, aber stark beschnitten. Sowohl die Erstellung als auch das Anschauen soll dadurch einfacher werden. Bei Anschauen auf einem Smartphone, Laptop oder Fernsehgerät siehst du einfach das normale Breitbild. Reinzoomen oder hin und her schieben kannst du den Bildausschnitt nicht und musst es auch nicht. Du siehst sowieso mehr oder weniger alles. Durch den Extremweitwinkel sieht das allerdings aus wie mit einer Actioncam gefilmt (das  ist auch nicht jedermanns Sache). Neu wird aber sein, dass das strikte 16:9-Format aufgehoben wird. Da die Aufnahmen quasi eine Halbkugel enthalten, kann das Wiedergabeformat genauso gut hochformatig oder quadratisch sein. Google wird seine Player und Apps entsprechend anpassen.

Steckst du das Smartphone in ein Google Cardboard oder in eine VR-Brille schaltet das Video auf Brillenbetrieb um und du siehst einen Ausschnitt und kannst durch Kopfdrehung den Bildausschnitt ändern. Dabei ist die Blickrichtung aber im Prinzip klar: Vorne spielt die Musik. Etwas links und rechts auch. Und ein ganz bisschen oben und unten. Aber nicht hinter dir. Nicht oben im Himmel oder ganz unten auf dem Boden. Solcher Content lässt sich auch in einer VR-Brille ganz entspannt und natürlich verfolgen.

Zudem ist die Erstellung ungleich einfacher. Eine einäugige Kamera mit einem horizontalen Bildwinkel von 180 Grad, wie es sie schon länger gibt, reicht im Grunde. Stitching-Probleme beim Zusammenfügen mehrerer Kamerabilder gibt es dabei nicht. Und die Datenmenge beim Speichern ist auch überschaubar und im Prinzip muss später nichts nachbearbeitet werden, wenn die Kamera sich (ggf. per Firmware-Update) direkt an die VR180-Spezifikationen hält. Wird im Augenabstand eine zweite 180-Grad-Kamera daneben gebaut, was prinzipiell in jedem künftigen Smartphone möglich wäre, kann die Aufzeichnung sogar in 3D erfolgen, wodurch sich ein noch natürlicher Eindruck beim Betrachter ergibt.

Noch ist das Format erstmal eine Ankündigung. Google hat es zunächst notdürftig auf YouTube implementiert und wird das nach und nach optimieren. Erste Kameras sollen im kommenden Winter erscheinen. Google nennt Lenovo und Yi Technology als Partner dafür. Zudem soll das Format auch bei professionell produzierten TV-Serien Verwendung finden, angekündigt sind bereits VR180-Serien für YouTube Read, den Abo-Kanal von Google.