"Split Design"-Kamera Casio hat in Japan eine interessante Kamera vorgestellt, deren Konzept Schule machen könnte. Steuereinheit und Kameramodul sind auf verschiedene Weise zusammensteckbar und ergeben dann entweder eine eher klassische Kamera oder eine spezielle Selfie-Kamera. Und sie sind trennbar, denn sie kommunizieren drahtlos via Bluetooth. Somit kann man den Kamera-Teil an der Kleidung, am Rucksack, am Helm oder um den Hals tragen, und mit dem Steuerteil den Bildausschnitt sehen und im richtigen Moment auslösen.

In Europa hat sich Casio aus dem Kameramarkt verabschiedet. Das letzte hier noch vorgestellte Modell war vor ziemlich genau einem Jahr die Casio Exilim EX-ZR800, die hier aber gar nicht mehr auf den Markt kam, sondern nur als Japan-Export erhältlich ist. Deshalb ist es leider alles andere als sicher, ob die interessante Exilim EX-FR10 hierzulande überhaupt erhältlich sein wird. Im Grunde muss ich sogar sagen: Ich halte es für extrem unwahrscheinlich. Dennoch möchte ich das Konzept einmal vorstellen, denn was Casio sich da überlegt hat, ist gar nicht uninteressant.

  • Bild Die Konzeptzeichnung zur Casio Exilim EX-FR10 zeigt die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten. [Foto: Casio]

    Die Konzeptzeichnung zur Casio Exilim EX-FR10 zeigt die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten. [Foto: Casio]

Die zweiteilige Casio Exilim EX-FR10 besteht aus der Kamera und dem "Controller" (der Steuereinheit). Die Kamera selbst ist so klein und leicht wie eine Monitor-lose, stark reduzierte Actioncam: 63 Gramm, das ist weniger als eine "nackte" GoPro Hero 3+. Die Kameraeinheit hat selbst nur die nötigsten Tasten. Bedient wird die Kamera hauptsächlich über die Steuereinheit, die selbst auch nur 80 Gramm wiegt, und einen 2 Zoll großen kapazitiven LCD-Touch-Screen besitzt. Die Speicherung erfolgt auf MicroSD-Karten im Kameramodul (nicht in der Steuereinheit). Die beiden Geräteteile kommunizieren über Bluetooth 2.1; darüber erfolgt auch die Livebild-Übertragung von der Kamera zum Controller. Die Kamera hat zusätzlich WiFi eingebaut und kann darüber mit Smartphones oder Tablets kommunizieren. Controller und Kamera kannstd du zusammendocken. Entweder Rücken an Rücken, dann hast du quasi eine normale digitale Fotokamera. Oder stirnseitig, dann hast du eine Selfie-Kamera. Oder du trennst die beiden Teile, die ohnehin drahtlos miteinander kommunizieren, und kannst die Kamera dann beispielsweise an den Rucksack klippen oder am Helm befestigen oder an einer Kordel um den Hals tragen. Und die Steuereinheit trägst du wie eine Uhr am Handgelenk oder per Karabinerhaken an der Hose.

  • Bild Casio Exilim EX-FR10 – hier zusammengesteckt zu einer fast konventionellen Kamera. [Foto: Casio]

    Casio Exilim EX-FR10 – hier zusammengesteckt zu einer fast konventionellen Kamera. [Foto: Casio]

  • Bild Die beiden Einheiten der Casio Exilim EX-FR10 lassen sich aber auch getrennt betreiben, sie kommunizieren per Funk (Bluetooth 2.1). [Foto: Casio]

    Die beiden Einheiten der Casio Exilim EX-FR10 lassen sich aber auch getrennt betreiben, sie kommunizieren per Funk (Bluetooth 2.1). [Foto: Casio]

  • Bild Das Kameramodul der Casio Exilim EX-FR10 kann auch auf einem Stativ montiert werden. Die Bedienung erfolgt während dessen über den Touch-Screen der Steuerungseinheit. [Foto: Casio]

    Das Kameramodul der Casio Exilim EX-FR10 kann auch auf einem Stativ montiert werden. Die Bedienung erfolgt während dessen über den Touch-Screen der Steuerungseinheit. [Foto: Casio]

  • Bild Die Casio Exilim EX-FR10 zusammengesteckt zur Selfie-Kamera in der Farbvariante Rot. [Foto: Casio]

    Die Casio Exilim EX-FR10 zusammengesteckt zur Selfie-Kamera in der Farbvariante Rot. [Foto: Casio]

  • Bild Casio Exilim EX-FR10 mit weißer Kamerafront. Das Bedienteil ist in diesem Fall schlicht schwarz. [Foto: Casio]

    Casio Exilim EX-FR10 mit weißer Kamerafront. Das Bedienteil ist in diesem Fall schlicht schwarz. [Foto: Casio]

  • Bild Casio Exilim EX-FR10, auf Wunsch auch in Olivgrün erhältlich. Das Bedienteil ist in diesem Fall schlicht schwarz. [Foto: Casio]

    Casio Exilim EX-FR10, auf Wunsch auch in Olivgrün erhältlich. Das Bedienteil ist in diesem Fall schlicht schwarz. [Foto: Casio]

Obwohl Kamera und Controller gegen Spritzwasser und Staub immun sein soll und Stürze aus bis zu 2 Metern Höhe aushalten soll, ist die Casio Exilim EX-FR10 keine Actioncam (auch wenn das in einigen Blogs behauptet wird). Dazu fehlt zu einen eine echte Wasserdichtheit ("Spritzwassergeschützt" reicht für Actioncams meist nicht) und vor allem "passt" der Bildwinkel für die Anwendung im allgemeinen nicht. Acioncams haben einen extrem weiten "Fisheye"-Bildwinkel von diagonal mindestens 120 Grad bei den billigen Modellen, üblich sind sogar 150 Grad und einige Actioncams haben sogar 170 Grad diagonalen Bildwinkel. Das resultiert dann in extrem verzerrten Bildern, aber nur so kann man relativ sicher sein, alles einzufangen, was man aufnehmen will und bei dem extremen Bildwinkel fallen Verwackelungen, die bei Action-Szenen fast zwangsläufig auftreten, beim Betrachten dann nicht mehr ganz so stark auf oder werden zumindest erträglich. Ein solches Fisheye-Objektiv hat die Casio Exilim EX-FR10 aber gar nicht, sondern eine Brennweite, die umgerechnet auf die gebräuchliche Kleinbild-Brennweite dort 21 mm entspricht. Das sind rund 90 Grad. Mehr nicht. Das ist zwar ein starker Weitwinkel, reicht aber beispielsweise keinesfalls für Selbstaufnahmen vom Fahrradlenker aus. Dafür wird die Festbrennweite vermutlich ohne allzu große Verzeichnungen auskommen, was für bestimmte Anwendungen wichtig ist. Beispielsweise für Luftaufnahmen – insbesondere für Fotos – von preisgünsigen Multikoptern aus, könnte sich die sehr kleine und sehr leichte Kamera eignen. Der Sensor bzw. das ganze eingebaute Kameramodul der Casio Exilim EX-FR10 stammt vermutlich aus dem Smartphone-Bereich, denn er ist ein dort üblicher rückseitig belichteter 1/2,3-Zoll-CMOS-Typ mit 16 Megapixeln von den 14 Megapixel bildwirksam sind – und die Kamera besitzt einen Autofocus (Actioncams haben hingegen immer Fixfokus). Damit macht die Kamera Fotos in einer Auflösung von bis zu 14 Megapixel und Videos mit maximal FullHD und 30 Bildern pro Sekunde (ob progressiv oder interlaced gibt Casio nicht an). Überhaupt ist gar nicht so sehr Video die Domäne, sondern Casio spricht überwiegend von "Fotos machen". Von High-Speed-Videos (z. B. 120 fps, für flüssige Zeitlupen wichtig) und Fotos mit extrem hoher Serienbildgeschwindigkeit, in den letzten Jahren durchaus ein Alleinstellungsmerkmal der Casio Exilim Kameras, ist nicht die Rede.

  • Bild Um den Hals getragen stört das 63 Gramm leichte Kameramodul der Casio Exilim EX-FR10 kaum. [Foto: Casio]

    Um den Hals getragen stört das 63 Gramm leichte Kameramodul der Casio Exilim EX-FR10 kaum. [Foto: Casio]

  • Bild Das 80 Gramm leichte Bedienteil der Casio Exilim EX-FR10 kann auch per Karabinerhaken an der Kleidung getragen werden. [Foto: Casio]

    Das 80 Gramm leichte Bedienteil der Casio Exilim EX-FR10 kann auch per Karabinerhaken an der Kleidung getragen werden. [Foto: Casio]

  • Bild Das Kameramodul der Casio Exilim EX-FR10 kann auch einfach an den Trageriemen eines Rucksacks geklippt werden. [Foto: Casio]

    Das Kameramodul der Casio Exilim EX-FR10 kann auch einfach an den Trageriemen eines Rucksacks geklippt werden. [Foto: Casio]

  • Bild Klein und leicht, wie die Kamera ist, bietet sich sogar das Tragen am Kopf oder wie eine Uhr am Arm an. [Foto: Casio]

    Klein und leicht, wie die Kamera ist, bietet sich sogar das Tragen am Kopf oder wie eine Uhr am Arm an. [Foto: Casio]

  • Bild Casio Exilim EX-FR10 ganz losgelöst irgendwo auf einem Stativ. Das Livebild erscheint unterdessen auf dem Bedienteil. Von dort wird auch ausgelöst. [Foto: Casio]

    Casio Exilim EX-FR10 ganz losgelöst irgendwo auf einem Stativ. Das Livebild erscheint unterdessen auf dem Bedienteil. Von dort wird auch ausgelöst. [Foto: Casio]

Insofern muss man wohl sagen, dass die 50000 japanische Yen (umgerechnet 365 Euro) für die gebotene Leistung recht ambitioniert erscheinen. Das Gehäusekonzept der in drei Farben ab September 2014 (zunächst nur in Asien) erhältichen Kamera ist zwar pfiffig und vielseitig. Aber die optische Anmutung der Plastik-Gehäuse, aber auch die technischen Daten, lassen eigentlich einen deutlich niedrigeren Preis vermuten. Im Grunde ein weiteres Indiz dafür, dass die Casio Exilim EX-FR10 in Europa wohl nicht auf den Markt kommen wird. Aber das Konzept könnte Nachnahmer finden!