Panorama-Fotokamera Auf der IFA 2015 konnten wir einen Blick auf den aktuellen Stand der Entwicklung der Panono "Ball-Wurf-Panoramakamera" werfen, über die wir schon öfter berichtet hatten. Die Kamera geht ursprünglich auf die Diplomarbeit des damaligen Berliner Studenten Jonas Pfeil zurück. Nach einer Crowdfunding-Kampagne Ende 2013, die über 1,25 Mio. US-Dollar einspielte, konnte der Traum von Jonas Pfeil zur Serienreife entwickelt werden: Hochaufgelöste Panorama-Fotos mit einem einzigen Schuss aufnehmen.

Die Entwicklung gestaltete sich, wie so oft bei solchen Crowdfunding-Projekten, dann schwieriger und vor allem langwieriger als gedacht. Vom ursprünglich geplanten Auslieferungstermin im Herbst 2014 musste das Panono-Team bald abrücken. Nun sind wir ein Jahr weiter, die Kamera also sozusagen ein Jahr überfällig, und wir wollen einmal berichten, wie der aktuelle Stand ist.

  • Bild Die Panono-Ball-Kamera besitzt 36 Kameramodule, deren Bilder zu einem vollsphärischen 108-Megapixel-Panorama zusammengesetzt werden. [Foto: Panono]

    Die Panono-Ball-Kamera besitzt 36 Kameramodule, deren Bilder zu einem vollsphärischen 108-Megapixel-Panorama zusammengesetzt werden. [Foto: Panono]

Das Wichtigste: Die Kamera funktioniert und man kann sie kaufen bzw. vorbestellen. Ausgeliefert werden sollen die ersten Exemplare voraussichtlich noch diesen Monat, also September 2015. Dabei werden leider nicht, wie ursprünglich geplant, zunächst die Unterstützer der Crowdfunding-Kampagne auf Indigogo beliefert, jedenfalls nicht alle. Und das hat einen Grund. Die Kamera soll in der endgültigen Version "ziemlich stoßfest" sein. Sie ist ja vom Konzept her als "Wurf-Ball-Panoramakamera" konzipiert und funktioniert so, dass du die Kamera senkrecht nach oben werfen kannst, sie dann am oberen Punkt ihrer Flugbahn (also in dem Moment, wo sie weitgehend in Ruhe ist) automatisch alle 36 eingebauten Kameramodule auslöst – und du sie dann unten wieder auffängst. Oder auch nicht. Und der Fall "oder auch nicht" ist sozusagen noch der Knackpunkt. Zu schauen, was die Kamera aushält, und was nicht, das erfordert noch etliche Tests und am besten auch einige echte "Unfälle", die dann repariert werden und bei denen die Techniker von Panono dann schauen, wo noch etwas an der Mechanik der Kamera verbessert werden kann. Im Grunde ist das Ganze eine Feinjustage aus "was sich biegt, bricht nicht". Ist die äußere Hülle zu steif, wird sie brechen. Ist sie zu weich, wird sie soweit durchbiegen, dass womöglich die inneren Komponenten beschädigt werden. Irgendwo dazwischen liegt das Optimum. Um die Kameralinsen musst du dir dabei am wenigsten Sorgen machen, diese liegen ein ganzes Stück von der Oberfläche nach Innen versetzt. Es geht hauptsächlich um die inneren Strukturen und um die äußere Kunststoff-Hülle (vor allem um letztere). Und diese zu ändern, kann schnell ein paar Wochen oder gar Monate dauern, denn wenn die Metall-Spritzgussform geändert werden muss, ist das eine langwierige Sache. Deshalb gibt es für die endgültige, garantiert stoßfeste Version auch noch keinen Termin.

  • Bild Detail der Panono Panorama-Ball-Kamera. Die eigentlichen Kameralinsen sitzen gut geschützt in einer Vertiefung innerhalb der Außenschale. [Foto: Panono]

    Detail der Panono Panorama-Ball-Kamera. Die eigentlichen Kameralinsen sitzen gut geschützt in einer Vertiefung innerhalb der Außenschale. [Foto: Panono]

Wenn du die Kamera aber nicht werfen willst (oder sicherstellen kannst, dass du sie auffängst), dann gibt es kein Problem. Und deshalb gibt es eine erste Auflage von 1.000 Stück als so genannte Explorer-Edition. Die kannst du jetzt bestellen für schlappe 1.499 Euro. Das ist mehr als später die endgültige Kamera aus der Massenproduktion kosten wird. Und viel mehr als die Kamera im Rahmen der Indigogo-Kampagne gekostet hat. Was wiederum aber klar ist, denn die Unterstützer haben ihr Geld ja auch schon "vor Jahren" bezahlt und dabei einen unter Umständen ungewissen Ausgang mitfinanziert. Die Käufer aus der Indigogo-Kampagne wurden alle angeschrieben und durften sich aussuchen, ob sie eine Kamera aus der noch nicht absolut sturz-geprüften Explorer-Edition haben möchten oder auf die spätere endgültige Version warten wollen. Immerhin rund 500 Personen aus dem Kreis haben sich bislang für die erste Baureihe entschieden. Sie wollen einfach zu den ersten gehören und bereits loslegen, die Kamera bereits produktiv einsetzen oder haben sowieso nicht vor, sie zu werfen. Die übrigen Exemplare aus der ersten Serie werden frei verkauft. Mit dem frischen Geld kann die Weiterentwicklung schneller vorangetrieben werden (davon haben dann so gesehen auch die übrigen Crowdfunding-Unterstützer etwas). Der höhere Kaufpreis der Erstserie ist den höheren Fertigungskosten bei einer Kleinserie geschuldet. Erst in der Masse lässt sich dann ein günstiger Fertigungspreis realisieren. Die Panono-Kamera wird übrigens in Europa, genauer gesagt in Polen, gefertigt. Für die jetzt angepeilte Zielgruppe ist der Kaufpreis von knapp 1.500 Euro kein Problem, so Panono-Mitbegründer Jonas Pfeil, die Qualität, die für diese Geld herauskommt und die Möglichkeiten, die die Kamera überhaupt erst eröffnet, seien den Preis locker Wert. Zu den 180 Megapixeln aus einem Schuss gäbe es derzeit keine Alternative.

  • Bild Detailfoto der Panono Panorama-Kamera. In die Stelle mit dem weißen Rind lässt sich eine Haltestange oder ein Stativ-Adapter einstecken. Der weiße Ring selbst enthält diverse LEDs, mit der die Kamera WiFi-Status, Batteriestand usw. meldet. [Foto: Panono]

    Detailfoto der Panono Panorama-Kamera. In die Stelle mit dem weißen Rind lässt sich eine Haltestange oder ein Stativ-Adapter einstecken. Der weiße Ring selbst enthält diverse LEDs, mit der die Kamera WiFi-Status, Batteriestand usw. meldet. [Foto: Panono]

Von der Funktion konnten wir uns auf der IFA überzeugen. Wenn du die Kamera nicht werfen willst, dann befestigst du sie auf einem Stativ oder hältst sie in der Hand. In beiden Fällen brauchst du einen Halter, sonst verdeckt deine Hand zahlreiche der 36 Objektive. Zum Halten in der Hand gibt es einen kurzen "Selfie-Stick", der über einen Auslöse-Knopf verfügt. Der Stick wird über ein Bajonett in der entsprechende Buchse in der Panono-Kamera mit einem kurzen Dreh fixiert. Dabei greift ein Mikro-USB-Stecker im Stick in die Mikro-USB-Buche in der Kamera, über die diese auch geladen und ausgelesen wird. Über dieselbe Buchse erfolgt dann auch die Auslösung per Tastendruck. Die zweite Alternative ist die Montage auf einem Stativ. Hierzu gibt es einen entsprechenden Adapter, kürzer als der Hand-Stick, oben wieder mit dem USB-Stecker, unten mit einer Auflageplatte und einem Stativgewinde. Seitlich aus dem Stick ist die USB-Buchse herausgeführt. Darüber kann die Kamera dann wahlweise dauerhaft mit Strom versorgt werden (macht Sinn bei Installationen, wie beispielsweise auf Messeständen) und die Kamera auch in montiertem Zustand per USB ausgelesen werden (alternativ natürlich per WiFi).

  • Bild Nur die Vorschau erfolgt in der Panono App auf dem Smartphone. Das eigentliche Stitching erfolgt in der Cloud und von dort aus auch die Veröffentlichung. [Foto: Panono, Übersetzung MediaNord]

    Nur die Vorschau erfolgt in der Panono App auf dem Smartphone. Das eigentliche Stitching erfolgt in der Cloud und von dort aus auch die Veröffentlichung. [Foto: Panono, Übersetzung MediaNord]

Drückst du den Auslöser am Stick oder löst die Kamera per Smartphone- bzw. Tablet-App (für Android oder iOS) aus, macht diese ein einzelnes Foto gleichzeitig mit allen 36 Kamera-Modulen. Die Bilder werden dann niedrig aufgelöst, aber dafür schnell, an die App übertragen, die eine schnelle Voransicht anzeigt. Diese ist noch nicht richtig fein zusammengesetzt, sondern zunächst nur grob. Sie reicht aber völlig um zu sehen, ob alles scharf ist, was scharf, sein soll, die Belichtung geglückt ist und der Weißabgleich und vor allem natürlich ob das Motiv so ist wie geplant. Wenn du also z. B. ein Sprung-Bild machen willst, siehst du, ob alle Leute in der Luft sind, oder ob du das Foto wiederholen musst. Oder du kannst sehen ob alle die Augen offen haben, in die Kamera schauen usw.

  • Bild Die drei Gründer von links nach rechts: Björn Bollensdorff, Qian Qin und Jonas Pfeil. [Foto: Panono]

    Die drei Gründer von links nach rechts: Björn Bollensdorff, Qian Qin und Jonas Pfeil. [Foto: Panono]

Mehr soll die Vorschau gar nicht leisten. Die eigentlich Montagearbeit macht nicht die Kamera, sondern diese erfolgt, wie heute so vieles, "in der Cloud". Also auf Servern von Panono, bzw. eigentlich Amazon, denn Panono nutzt AWS (Amazon Web Services) als Hosting-Partner für die dort gemieteten virtuellen Server. Der Vorteil der Nachbearbeitung in der Cloud: Du musst dich nicht mit Stiching-Programmen zuhause auf dem PC herumschlagen, sondern du kannst die Bilder unterwegs aus der Kamera aufs Smartphone (oder Tablet) und von dort direkt auf die Panono-Server schicken. Dort laufen dann die denkbar leistungsstärksten Algorithmen ab und nach spätestens 10 Minuten bekommst du eine E-Mail, dass deine Panorama-Bilder fertig sind. Darin enthalten ist dann ein Link, mit dem du die Bilder direkt anschauen kannst. Von dort aus kannst du sie natürlich auch teilen. Auf Facebook, Google+ und Twitter geht das direkt. Woanders kannst du einen Embed-Code einfügen. Oder du gibst einfach den Link weiter. Die Bilder können, wie üblich, privat sein (d. h. nur du kannst sie sehen, wenn du eingeloggt bist) oder "nicht gelistet" (d. h. öffentlich, aber wer den Link hat, findet sie) oder eben richtig öffentlich, d. h. auch auf den Panono-Servern verzeichnet und für jedermann auffindbar. Ein Beispiel vom Besuch des Panono-Stands auf der IFA (noch am Vortag vor der eigentlichen Messeöffnung) findest du unten. Einige eindrucksvolle Panoramen ebenfalls. Weitere gibt es auf der Panono-Website.