Farbmonitor, WiFi, Fahrradhalterung, Videoschnittsoftware inklusive Die Rollei S-30 WiFi ist das aktuelle günstige Einsteigermodell aus dem Hause Rollei. Knapp 150 Euro kostet das Gerät, das sogar einen Farbmonitor hat, inklusive umfangreichem Zubehörpaket. Das ist die genau die Hälfte der "ausgewachsenen" Actioncam Rollei S-50 WiFi und sogar nur genau ein Drittel des Preises einer GoPro Hero 3+ Black Edition. Was es für dieses schmale Budget gibt, haben wir in diesem ausführlichen Test ermittelt.

  • Bild Rollei S-30 WiFi in gelber Farbvariante im Unterwassergehäuse. Das Schutzgehäuse ist bis 10 Meter wasserdicht und hat an der Unterseite ein Standard-Stativgewinde. [Foto: MediaNord]

    Rollei S-30 WiFi in gelber Farbvariante im Unterwassergehäuse. Das Schutzgehäuse ist bis 10 Meter wasserdicht und hat an der Unterseite ein Standard-Stativgewinde. [Foto: MediaNord]

  • Bild Rollei S-30 WiFi in der Farbvariante Orange im farblich passenden Montagerahmen. Der schützt die Kamera immer dort, wo eine Wasserdichtigkeit nicht nötig ist. Dafür ist die Kamera voll bedienbar. [Foto: Rollei]

    Rollei S-30 WiFi in der Farbvariante Orange im farblich passenden Montagerahmen. Der schützt die Kamera immer dort, wo eine Wasserdichtigkeit nicht nötig ist. Dafür ist die Kamera voll bedienbar. [Foto: Rollei]

  • Bild Der Lieferumfang der Rollei S-30 WiFi umfasst unter anderem auch eine Universal-Helm-Halterung und eine stabile Fahrrad-Halterung. Sogar eine Download-Version von Corel Video Studio X6 ist inklusive. [Foto: MediaNord]

    Der Lieferumfang der Rollei S-30 WiFi umfasst unter anderem auch eine Universal-Helm-Halterung und eine stabile Fahrrad-Halterung. Sogar eine Download-Version von Corel Video Studio X6 ist inklusive. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Rollei S-30 WiFi allein wiegt nur 75 Gramm. Das Akku ist fest eingebaut, die Verarbeitung sehr hochwertig. Der 1,5-Zoll-Farbmonitor dient bei der Aufnahme als Sucher und für die Wiedergabe. [Foto: MediaNord]

    Die Rollei S-30 WiFi allein wiegt nur 75 Gramm. Das Akku ist fest eingebaut, die Verarbeitung sehr hochwertig. Der 1,5-Zoll-Farbmonitor dient bei der Aufnahme als Sucher und für die Wiedergabe. [Foto: MediaNord]

Die Verpackung und alles, was sich darin verbirgt, macht einen extrem guten ersten Eindruck. Alles hochwertig, insbesondere die Kamera, das 10 Meter wasserdichte Schutzgehäuse und der offene Halterahmen mit dem Stativgewinde machen einen tollen Eindruck. Die Kamera gibt es wahlweise schwarz, gelb oder orange lackiert. Das Unterwassergehäuse und der Halterahmen haben dann jeweils Teile in passender Farbe, so ist beispielweise der Schnappverschluss des Halterahmens entsprechend schwarz, gelb oder orange. Liebe zum Detail sozusagen. Gegenüber den von Rollei verbreiteten Produktabbildungen der S-30 WiFi, die offenbar noch Computer-Renderings aus der Entwicklungsphase sind, fällt allerdings auf, dass die Frontlinse des Objektivs deutlich kleiner ist als auf den Abbildungen. Hier im Test haben wir ausschließlich Fotos verwendet (Hersteller-Fotos und eigene Fotos), sie zeigen also das echte Gerät.

Lieferumfang

Das Zubehör ist sehr umfangreich. Es gibt eine Universal-Halterung, die sowohl mittels Gurt auf einen Helm mit Lüftungsöffnungen geschnallt, als auch mittels Klebepads auf geraden oder minimal gewölbten Oberflächen befestigt werden kann. Ebenfalls mit dabei ist eine robuste Fahrrad- bzw. Rohr-Halterung. Beides wird durch diverse Verlängerungen mit 3-Pin-Kupplung ("GoPro-kompatibel") ergänzt und am anderen Ende kommt ein Adapter für das Stativgewinde dran, denn sowohl das Unterwassergehäuse als auch der Halterahmen haben an der Unterseite ein Standard-Fotogewinde (1/4 Zoll). Damit wiederum können Gehäuse oder Rahmen natürlich auch direkt an jeder anderen Befestigungslösung mit 1/4-Zoll-Gewinde montiert werden, was sehr praktisch ist. Die Kamera selbst hat kein Stativgewinde, die Unterseite ist auch rund geformt, das würde nicht gut gehen. Dafür liegt ja der Halterahmen dabei. Der ist an drei Seiten offen, so dass die Kamera bedient werden kann, schützt durch seine Bauform die Kamera trotzdem noch gegen mechanische Stoß- und Druckeinwirkungen. Eine gute Lösung finde ich. Der Rahmen erhöht das geringe Gewicht der Kamera von nur 77 Gramm betriebsbereit (inkl. Speicherkarte) allerdings um weitere 32 Gramm auf insgesamt 109 Gramm. Für Anwendungen, bei denen es auf jedes Gramm ankommt (z. B. Multicopter-Luftaufnahmen) ist das relevant. Für diese Anwendung relevant ist auch, dass du während der Aufnahme im Montagerahmen keinesfalls (auch nicht mit Bohren und Basteln) an den HDMI-Anschluss der Kamera kommst (z. B. für FPV-Anwendungen bei Drohnen), denn der sitzt unten im Rahmen verdeckt durch den Schnappverschluss und das Stativgewinde. Zugänglich sind aber alle Bedienelemente sowie der USB-Anschluss auf der Rückseite der Kamera. Eine Montage über Kopf ist nicht ohne weiteres möglich, denn die Kamera besitzt keine Möglichkeit die Ausrichtung von Videos auf "Überkopf" zu ändern. Das ist bei Actioncams durchaus eine Einschränkung, denn manchmal erlaubt es die Montagesituation nicht, die Kamera richtig herum anzubauen. Mit im Lieferumfang enthalten ist übrigens auch eine Download-Version der Videoschnitt-Software Corel Video Studio X6 im Wert von 55 Euro. Eine Seriennummer, die man für den Download braucht, liegt der Kamera bei.

Los geht's

Das Montieren der Kamera im Halterahmen und im Unterwasser- bzw. Schutzgehäuse ist einfach. Die Verschlüsse sind gut bedienbar. Nicht gut bedienbar (jedenfalls nicht ohne Nachbehandlung) ist allerdings das ganze übrige Befestigungszubehör. Dies einfach aus dem Grunde, dass die Schrauben alle nur lose in die Plastik-Knebel eingesteckt sind. Beim Festschrauben rutscht der Schraubenkopf unweigerlich hinten aus dem Knebel und der Knebel dreht frei. Auch die Hutmuttern, in die die Schrauben greifen, sind nicht befestigt und fallen ab, sobald du die Schraube gelöst hast. Das ist konstruktiv schlecht gelöst, normalerweise sind solche Metallteile fest mit den Kunststoffteilen verbunden. Das Problem kannst du allerdings recht einfach mit jeweils einem Tropfen Pattex-Kraftkleber oder ähnlichem beheben, mit dem du die Teile miteinander verklebst.

Der Akku der Rollei S-30 WiFi ist fest verbaut. Das hat natürlich den Nachteil, dass er, wenn er leer ist (oder kaputt), nicht gewechselt werden kann. Aber es spart natürlich einiges an Konstruktion (Akkufach nebst Klappe und Akku-Gehäuse und Kontakte). Angesichts des günstigen Preises der Kamera (zumal mit dem großen Lieferumfang) finde ich das gut akzeptabel. Die Aufnahmezeit mit vollem Akku habe ich mit 2,5 Stunden ermittelt mit ausgeschaltetem WiFi. Die Aufnahmezeit mit aktiviertem WiFi habe ich nicht ermittelt. Rollei gibt sie mit 50 Minuten an, das halte ich für realistisch. Das eingeschaltete WiFi zieht offenbar sehr viel Strom. Ich wollte die WiFi-Übertragung einmal mit etwa 25 % geladenem Akku nuten. Das war nicht möglich, sondern brach sofort mit einem entsprechenden Warnhinweis auf den unzureichend geladenen Akku ab. Ab diesem Moment konnte ich aber ohne WiFi noch eine halbe Stunde lang problemlos filmen, bevor die Kamera mit leerem Akku abschaltete. Geladen wird der Akku bzw. die Kamera wie üblich über die Mini-USB-Buchse, die sich auf der Rückseite der Kamera unter einer Gummi-Klappe befindet. Ein vollständiger Ladevorgang dauert ziemlich lange, ich schätze so ungefähr 4 Stunden. Dafür kann man die Rollei S-30 WiFi aber auch am Strom betreiben, ohne dass dann die Batterie zu Neige geht. Und dies sogar mit eingeschaltetem WiFi. Angeschlossen an ein USB-Ladegerät oder einen leistungsfähigen externen Akku-Pack ist also quasi unbegrenzter Aufnahmebetrieb möglich, jedenfalls so lange bis die Speicherkarte voll ist. Dabei speichert die Kamera übrigens immer maximal 4 GByte große Videodateien und fängt dann eine neue an.

Bedienung

Die Bedienung der Kamera ist nach Durchsicht der gedruckten Schnellanleitung einfach. Ohne diese wiederum hat man kaum eine Chance die WiFi-Funktion zu finden. Die wird nämlich ausschließlich über einen Druck auf die Taste "Pfeil nach oben" einschaltet (und wieder ausgeschaltet), darauf kann man ja nicht von selbst kommen. In einer Actioncam, die mit einem Monitor und immerhin sechs Tasten ausgestattet ist, hätte ich dafür entweder einen Menüeintrag oder eine eigene Taste erwartet. Dass man den Monitor zum Stromsparen mit der Taste "Pfeil nach unten" abschalten (und wieder einschalten) kann, habe ich erst gegen Ende des Tests zufällig entdeckt. Das steht nicht einmal in der Anleitung. Von solchen Tücken abgesehen, ist die Bedienung übersichtlich. Der Mode-Schalter wechselt zwischen Videoaufzeichnung, Wiedergabe und Fotoaufzeichnung. Die Menü-Taste schaltet, was sonst, das Menü ein und aus. Darin wiederum gibt es nur die Einstellungen, die mit dem zuvor gewählten Betriebsmodus korrespondieren (also z. B. den Videoeinstellungen, wenn zuvor der Video-Modus aktiv war). Und die sind im Video-Modus wiederum nicht allzu umfangreich. An Auflösungen stehen 1080p mit 30 Bildern pro Sekunde und 720p wahlweise mit 30 oder 60 Bildern pro Sekunde. Die anderen Einstellungen sind die üblichen und noch einige mehr: Videoformat (AVI oder MOV), Qualität (3 Stufen), Weißabgleich, Belichtungsmessung, Loop-Aufnahme, Datumsstempel im Bild  und sogar die Bildeffekte kann man einstellen (Schwarzweiß, Antik, Negativ), aber leider nicht die wichtige "Kopfüber-Einstellung". Bei Foto sind ebenfalls die üblichen Einstellungen vorhanden, einschließlich Serienaufnahmen von bis zu 10 Bildern in schneller Folge (knapp 2,5 Sekunden für 10 Bilder, also 4 Bilder pro Sekunde). Die maximale Auflösung kann man mit 5 Megapixeln einstellen, die sind aber (sehr) interpoliert. Dazu später mehr bei der Bildqualität.

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