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Bedient wird die Kamera über die Nokia Pro Cam App, eine wirklich gute, leistungsfähige Foto-App, die alle zuvor genannten Möglichkeiten unterstützt, auch das „Zoomen“. Manuell vorgeben lassen sich Belichtungskorrektur, Belichtungszeit (wobei der ISO-Wert angepasst wird, die Blende ist ja fix auf F2.2 eingestellt), ISO-Wert, Weißabgleich, Autofokus-Hilfslicht und Blitz (ein richtiger Xenon-Blitz!), Umschalten auf Frontkamera oder auf Video-Betrieb. Sogar die Aufnahmeentfernung könnt ihr beim Lumia 1020 manuell einstellen. Dabei hilft es, zunächst maximal ins Bild hinein zu zoomen (2,75-fach) und die Schärfe in diesem vergrößerten Bild einzustellen. Anschließend kann man dann wieder rauszoomen und den Bildausschnitt wie gewünscht wählen. Auf diese Weise entstanden übrigens auch die Testaufnahmen im digitalkameara.de-Testlabor.

  • Bild Nokia SmartCam App: "Bestes Bild" ermöglicht nachträglich die Auswahl des besten Fotos einer 10er-Serie. [Foto: MediaNord]

    Nokia SmartCam App: "Bestes Bild" ermöglicht nachträglich die Auswahl des besten Fotos einer 10er-Serie. [Foto: MediaNord]

  • Bild Nokia SmartCam App: "Action-Modus" montiert die bewegten Elemente aus bis zu 10 Fotos einer Serie in ein einziges Foto. [Foto: MediaNord]

    Nokia SmartCam App: "Action-Modus" montiert die bewegten Elemente aus bis zu 10 Fotos einer Serie in ein einziges Foto. [Foto: MediaNord]

  • Bild Nokia SmartCam App: "Bewegungsfokus" stellt das bewegte Objekt aus einer Serienaufnahme frei und verwischt den Hintergrund. Die Position der Person (aus 10 Aufnahmen) und die Stärke des Bewegungsunschärfe-Effekts (2-stufig) kann man nach der Aufnahme ausw [Foto: MediaNord]

    Nokia SmartCam App: "Bewegungsfokus" stellt das bewegte Objekt aus einer Serienaufnahme frei und verwischt den Hintergrund. Die Position der Person (aus 10 Aufnahmen) und die Stärke des Bewegungsunschärfe-Effekts (2-stufig) kann man nach der Aufnahme ausw [Foto: MediaNord]

  • Bild Nokia SmartCam App: "Bewegte Objekte entfernen" räumt auf. Endliche keine Personen mehr, die durchs Bild laufen! [Foto: MediaNord]

    Nokia SmartCam App: "Bewegte Objekte entfernen" räumt auf. Endliche keine Personen mehr, die durchs Bild laufen! [Foto: MediaNord]

  • Bild Nokia SmartCam App: Die im "Action-Modus"-Endergebnis verwendeten Fotos können individuell ausgewählt werden. [Foto: MediaNord]

    Nokia SmartCam App: Die im "Action-Modus"-Endergebnis verwendeten Fotos können individuell ausgewählt werden. [Foto: MediaNord]

  • Bild Nokia SmartCam App: "Action-Modus" Endergebnis mit 5 von 10 Fotos. [Foto: MediaNord]

    Nokia SmartCam App: "Action-Modus" Endergebnis mit 5 von 10 Fotos. [Foto: MediaNord]

Darüber hinaus gibt es bei Nokia Pro Cam ein paar zusätzliche Features, wie zum Beispiel verschiedene einblendbare Gitter, eine 2-Sekunden-Auslöseverzögerung (praktisch für verwacklungsfreie Aufnahmen auf dem Stativ) oder einstellbare Belichtungsreihen (3 oder 5 Aufnahmen). Von einer „Pro“ Foto-App hätte ich aber noch weitere nützliche Funktionen erwartet. Zum Beispiel eine Wasserwage – die Sensorik dazu ist ja sowieso schon im Smartphone eingebaut. Immerhin hat die Pro-App ein Lernprogramm für Einsteiger, das einige fotografische Grundlagen sehr anschaulich erklärt. Cool: Das Lernprogramm simuliert die Wirkung der verschiedenen Einstellmöglichkeiten; genau so, als würdest du tatsächlich mit der Nokia Pro Cam App fotografieren. 
Sehr praktisch: Beim Lumia 1020 schaltet ihr ganz einfach zwischen allen Apps um, die fotografieren oder filmen können. Zwei Fingertipper genügen, um eine andere Aufnahme-App zu aktivieren. Beispielsweise die App zum Anfertigen einer 180-Grad-Panorama-Aufnahme, Programme wie SophieLens (Bildverfremdungen mit einigen zusätzlichen kostenlosen Filtern für Nokia) oder die Nokia Apps „Cinemagraph“ (Animierte GIFs) oder „Smart Cam“, mit der man nach einer Serienaufnahme allerlei lustige und nützliche Sachen anstellen kann. Mit in diese Liste gehören natürlich auch die Apps von Facebook oder Twitter. Eben alles, was fotografiert oder filmt. Die normale Kamera-App von Windows Phone 8 ist auch an Bord. Sie bietet Motivprogramme (die die Nokia Pro Cam App nicht hat), der 2,75-fach-Zoom funktioniert dabei ebenfalls. Wer es ganz einfach haben will oder diese App gewohnt ist, kann damit durchaus arbeiten. Aber Achtung! Nur die Nokia Pro Cam App speichert die großen 34/38-Megapixel-Dateien! Die Standard-Kamera-App nimmt dagegen nur 5-Megapixel-Bilder auf.

Die Nokia Smart Cam ist eine herrliche Spielerei, die mir wirklich Spaß macht. Allerdings nur sofern man Bewegung im Motiv hat, die Kamera aber ruhig hält. Smart Cam schießt innerhalb von ca. drei Sekunden eine Serienbildsequenz mit zehn Fotos in fünf Megapixeln Größe. Anschließend kann man die Sequenz interaktiv in verschiedenen Modi bearbeiten, beispielsweise ein bewegtes Objekt wie in einer Mehrfachbelichtung darstellen (siehe Bildbeispiele) oder scharf vor einem verwischten Hintergrund. Das funktioniert erstaunlich gut und liefert verblüffende Ergebnisse, die man so nur mit einer Menge Handarbeit in einem Bildbearbeitungsprogramm hinbekommt. Ebenfalls von eindrucksvoller Qualität: Der auf 180 Grad Erfassungswinkel beschränkte Panorama-Assistent. Er hilft euch, die Einzelaufnahmen für ein Panoramabild exakt auszurichten und greift dabei auf die Informationen von Kompass und Neigungssensor im Smartphone zurück. Sobald der jeweils passende Bildausschnitt korrekt erfasst ist, löst der Panorama-Assistent automatisch aus. Das Ergebnis ist anschließend ein perfekt zusammenmontiertes Panoramafoto, dass allerdings nur 12-Megapixel groß ist. Das ist merkwürdig, denn die Nokia Lumia 925 produziert mit derselben App immerhin 20-Megapixel-Panoramen. Ebenfalls gegenüber dem 925 eingebüßt hat die App die Fähigkeit zu senkrechten Panoramen, etwa von einem Kirchturm. Dafür kann man theoretisch 90-Grad-Panoramen im Hochformat aufnehmen, mir ist das in der Praxis jedoch kaum gelungen. Ich finde: Nokia sollte die Panorama-App fürs 1020 noch einmal gründlich überarbeiten! 
Videos nimmt das Lumia 1020 in Full-HD (1920 x 1080 Pixel) mit 30 Frames pro Sekunde auf. Kleinere Auflösungen (720p) und andere Bildfrequenzen (jeweils auch 25 oder 24 fps) sind ebenfalls möglich. Auch beim Videodreh funktioniert die Wahl des Bildausschnitts als Zoom, sogar während der Videoaufnahme. Sanfte Zoomfahrten gelingen damit aber nicht, das Zoom hoppelt vielmehr in kleinen Sprüngen. Bedenkt auch: Die Bildqualität leidet, wenn ihr stark einzoomt – die beste Bildqualität bekommt ihr, wenn die Aufzeichnungselektronik aus den vollen 34 Megapixeln im 16:9-Format schöpfen kann. Dann ist die die Bildqualität wirklich gut. Das ist der Ton übrigens auch, das Lumia 1020 nimmt sogar in Stereo auf! Und der optische Bildstabilisator funktioniert bei Videoaufnahmen ebenfalls, und zwar richtig gut. Was will man mehr?

Gibt es denn auch etwas Negatives zu berichten? Leider ja: die Geschwindigkeit beim Fotografieren. Zum Beispiel der Autofokus. Der ist laaangsaaam. Eine volle Sekunde dauert es, bis ein Bild geschossen ist. Da hilft nur eines: Rechtzeitig fokussieren (Auslöser halb durchdrucken und gedrückt halten) und dann im richtigen Moment das Bild schießen (Auslöser zu Ende durchdrücken). Dann sinkt die Auslöseverzögerung auf akzeptable 0,18 Sekunden. Das können Digitalkameras aber längst deutlich besser. Und dann die Zeit beim Speichern! Die 34 oder 38 Megapixel zu speichern, dauert natürlich ein wenig. So erscheint auch nach der Aufnahme erst einmal für rund zwei Sekunden ein „Wird gespeichert …“ im Display, während die neueste Aufnahme angezeigt wird. Das fällt bei Einzelfotos gar nicht so sehr auf. Extrem wird es allerdings bei Belichtungsreihen. Da bin ich von normalen Digitalkameras eine sehr flottes „Klack-Klack-Klack“ gewohnt, drei Aufnahmen nimmt die in einer Sekunde oder noch schneller auf. Erst dann speichert die Kamera gemütlich auf die Speicherkarte. Ganz anders beim Nokia 1020. Da beträgt die Serienbildgeschwindigkeit, wenn man die überhaupt so nennen will, sozusagen 0,3 bis 0,4 Bilder pro Sekunde. Für eine Belichtungsreihe aus 5 Bildern genehmigt sich das Lumia 1020 satte 14 Sekunden im 16:9-Format und 18 Sekunden im 4:3-Format. Da hilft es nicht mal etwas, die Bildgröße fest auf 5 Megapixel einzustellen, denn die 34 bzw. 38 Megapixel müssen von der Nokia Pro Cam App so oder so verarbeitet werden. Wenn man wirklich schnelle Serienbilder aufnehmen will, geht das nur mit der  Nokia Smart Cam App – wobei ihr mit deren Möglichkeiten zufrieden sein müsst (5 Megapixel, vollautomatische Fotos).

 

Bildqualität

Über die Bildqualität des Nokia Lumia 1020 habe ich oben bei den Fotofunktionen schon ein wenig geschrieben. Aber ich wollte es ganz genau wissen und habe das Lumia 1020 den Kollegen von digitalkamera.de in die Hand gedrückt. In deren Testlabor musste das Mega-Megapixel-Smartphone zeigen, was es wirklich drauf hat. Was die Labortester ermittelt haben, steht im kostenlosen ausführlichen Testprotokoll auf digitalkamera.de.

Analysiert haben wir die Bildqualität bei größtmöglicher Bildgröße, also mit 38 Megapixel. Dabei hinterlässt das Nokia Lumia 1020 einen überwiegend guten Eindruck. Spannend war bei dem 41-Megapixel-Gerät natürlich, was an Auflösungsvermögen herauskommt. Denn je mehr Pixel ein Sensor aufweist, desto besser sollte er auch noch allerfeinste Motivdetails erfassen können. Angegeben wird die Auflösung in Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm); 43,5 lp/mm sind es beim Lumia 1020 in der Bildmitte. Für sich genommen ein ordentlicher Wert, den man jedoch immer in Relation zu anderen Messwerten sehen sollte – insbesondere zu den Scharfzeichnungsartefakten. Nur so kann man erkennen, was echt ist und was elektronisch herbeigerechnet wird. Beim Lumia 1020 ist die interne Bildaufbereitung sehr zurückhaltend, insbesondere das Nachschärfen (im Messprotokoll erkennt ihr das an den geringen Wert für die Schärfeartefakte). Insofern sind die 43,5 Linienpaare in der der Bildmitte ein guter, aber auch kein übermäßig beeindruckender Wert. Schade ist hingegen, dass das Auflösungsvermögen zum Bildrand hin auf kaum mehr als die Hälfte abfällt. Das zeigt sich auch in der Schärfemessung, die zum Rand hin merklich nachlässt. Deutlich besser sieht es bei der Randabdunklung in den Bildecken aus, die aber elektronisch korrigiert sein könnte, was dann auch den Schärfeabfall und die geringere Auflösung im Randbereich erklären würde. Bei der Verzeichnung zeigt sich das Lumia 1020 gutmütig, in natura gerade Linien verbiegt es also nicht. Nicht so gut sieht es wiederum bei chromatischen Aberrationen in den Bildecken aus; das heißt, Farbsäume an harten Kontrastkanten beeinträchtigen in den Bildecken (aber auch nur dort) sichtbar die Qualität. Insgesamt muss man also leider sagen, dass das Objektiv außerhalb der Bildmitte nicht so gut ist, wie die „PureView Zeiss“-Gravur verspricht.

Angesichts der extrem hohen Pixelzahl habe ich vom Nokia Lumia 1020 keine besonders guten Low-Light-Fähigkeiten erwartet. Labor und Praxis bestätigen dies. Bereits bei niedrigen Lichtempfindlichkeiten von ISO 100 bis ISO 400 sieht man deutliches Bildrauschen, dass bei ISO-Werten oberhalb von ISO 400 dann noch stark zunimmt. Zwar geht die Kamera bis ISO 4000, aber dann bleibt vom Bild nicht mehr viel übrig. Bereits bei ISO 800 sehen Nachtaufnahmen aquerallartig aus. Die gute Nachricht: Heruntergerechnet auf fünf Megapixel verschwinden diese unschönen Effekte. Ein 5-Megapixel-Bild sieht immer gut aus. Nur darf man dann nicht auch noch zoomen, also nachträglich einen kleineren Bildausschnitt wählen. Wenn nur noch ein begrenzter Bildausschnitt aus dem 34-Megapixel-Foto als 5-Megapixel-Foto gespeichert wird, dann bleibt das Nachtaufnahme-Aquarell dort 1:1 enthalten. Selbst bei gutem Licht tut ihr euch einen Gefallen, wenn ihr nicht allzu weit zoomt. Es wird sich immer auszahlen, ein paar Schritte dichter ans Motiv heranzugehen (sofern ihr das könnt). Ihr könnt euch selbst ein Bild von dem Effekt machen: Ich habe einige Beispielaufnahmen in die Galerie von digitalkamera.de hochgeladen, die das Problem schön veranschaulichen. 

Und wie gut ist die Fotoleistung des Nokia Lumia 1020 nun alles in Allem? Wie schlägt es sich im Vergleich zur derzeitigen Konkurrenz? Welches ist das derzeit beste Smartphone zum Fotografieren? Die einzige direkte Konkurrenz zum Nokia Lumia 1020, die ich derzeit sehe, ist das Sony Experia Z1, ausgestattet mit einem 20,7-Megapixel-BSI-Bildsensor und einem separaten Bildbearbeitungs-Prozessor. Ich hatte in den letzten Wochen oft beide Smartphones dabei und habe viele interessante Vergleichsaufnahmen von denselben Motiven unter identischen Bedingungen gemacht. Deshalb kann ich sagen: Das Nokia hat das Rennen klar gewonnen! Aber nicht so klar, wie es die reine Pixelzahl auf den ersten Blick glauben machen möchte. Das Nokia zeigt in der Praxis etwa 20 Prozent mehr Bilddetails als das Sony. Mehr nicht. Beide Kameras verfolgen ein unterschiedliches Konzept, aber beide rechnen die Bilder, die man normalerweise zu Gesicht bekommt, schon im Smartphone herunter (Sony auf 8 Megapixel, Nokia auf 5 Megapixel). Nokia arbeitet mit sehr hoher Auflösung die man scheinbar zum Zoomen verwenden kann. Aber dann geht allzu leicht die Bildqualität vor die Hunde. Wenn das Lumia 1020 aber aus 34 oder 38 Megapixeln schöpfen kann, wird es daraus in den allermeisten Fällen wunderschöne 5-Megapixel-Fotos erstellen. Der optische Bildstabilisator ist übrigens großartig und wirkt sehr effizient verwackelten Fotos und Videos entgegen. Ein großes Plus in der Praxis!

Fazit

Die Kameratechnik des Nokia Lumia 1020 ist schon sehr speziell. Und sehr faszinierend! Die Bedienung geht spielend leicht und die Möglichkeiten, die es mit den verschiedenen Foto-Apps bietet, sind vielfältig, machen Spaß und liefern oft verblüffende Resultate, für die man sonst lange am Bildbearbeitungsprogramm basteln müsste. Wenn du das trotzdem willst, kannst du die 34-Megapixel-Bilder auf den PC laden und dort optimieren. Gerade deswegen ist das Nokia Lumia 1020 derzeit DAS Smartphone für Fotoenthusiasten, die nicht immer eine richtige Kamera dabei haben wollen. Besonders gut gefallen hat mir, dass bei 16:9 das volle Weitwinkel zur Verfügung steht. Und die Bild- und Tonqualität inklusive Stereoton und Bildstabilisator bei Videoaufnahmen ist spektakulär! Das Betriebssystem Windows Mobile gefällt mir sowieso. Zum Zeitpunkt des Tests kostet das Nokia Lumia 1020 im Handel ab 600 Euro in der 32-GByte-Version (die 64-GByte-Version bei O2 gibt es für 679 Euro).  Das ist sicherlich kein Schnäppchen, aber OK für ein Flaggschiff-Modell mit einzigartiger Kameratechnik.

Positiv

  • Sehr solide Verarbeitung, gutes Display.
  • Durchdachte, problemlose Bedienung.
  • Derzeit beste Bildqualität aller reinen Smartphones.

Negativ

  • Langsamer Autofokus.
  • Beste Bildqualität nur ohne Zoom.
  • Speicher lässt sich nicht erweitern.