Spezialisiert auf Live-Tonaufnahmen Ein Audio-Recorder mit hochwertigen freistehenden im 120-Grad-Winkel angeordneten Mikrofonkapseln und dazu noch etwas Video-Technik mit Weitwinkel-Objektiv, die an Actioncams erinnert: Musik-Camcorder nennt Sony den HDR-MV1. Das beschreibt den vorgesehenen Anwendungszweck gut, schränkt ihn aber zugleich auch ein. Wir haben das Gerät ausprobiert und sehen durchaus noch andere Anwendungen. Vor allem aber haben wir ihn aber in seinem vorgesehenen Anwendungsgebiet ausprobiert und ein Live-Video mit Singer/Songwriter Christian Freimuth gedreht.

  • Bild Der Sony HDR-MV1 Musik-Camcorder ist ein kleines, leichtes Spezialgerät hauptsächlich (aber nicht nur) zur Musikaufzeichnung. Er beherrscht FullHD-Videoaufzeichnung mit Ton wahlweise in Linear-PCM oder AAC. [Foto: Sony]

    Der Sony HDR-MV1 Musik-Camcorder ist ein kleines, leichtes Spezialgerät hauptsächlich (aber nicht nur) zur Musikaufzeichnung. Er beherrscht FullHD-Videoaufzeichnung mit Ton wahlweise in Linear-PCM oder AAC. [Foto: Sony]

  • Bild Von der Akkufach-Seite her betrachtet sieht der Sony HDR-MV1 extrem schlicht aus. Dort sind keine Anschlüsse und es wird auch nichts bedient. Ein stabiler Metallbügel an der Front schützt die beiden Mikrofone. [Foto: Sony]

    Von der Akkufach-Seite her betrachtet sieht der Sony HDR-MV1 extrem schlicht aus. Dort sind keine Anschlüsse und es wird auch nichts bedient. Ein stabiler Metallbügel an der Front schützt die beiden Mikrofone. [Foto: Sony]

  • Bild Vorderseite des Sony HDR-MV1 Musik-Camcorders. Oben die 120-Grad-Weitwinkel-Linse, darunter die beiden frei stehenden Mikrofonkapseln, ebenfalls im 120-Grad-Winkel angeordnet. Diese Anordnung ergibt einen sehr natürlichen Raumklang. [Foto: Sony]

    Vorderseite des Sony HDR-MV1 Musik-Camcorders. Oben die 120-Grad-Weitwinkel-Linse, darunter die beiden frei stehenden Mikrofonkapseln, ebenfalls im 120-Grad-Winkel angeordnet. Diese Anordnung ergibt einen sehr natürlichen Raumklang. [Foto: Sony]

  • Bild Seitenansicht des Sony HDR-MV1 mit dem 2,7-Zoll-Farbmonitor und dem dem "Joystick" zur Menübedienung. Den kleinen schwarzen Wiedergabeknopf darüber sieht und fühlt man kaum. [Foto: Sony]

    Seitenansicht des Sony HDR-MV1 mit dem 2,7-Zoll-Farbmonitor und dem dem "Joystick" zur Menübedienung. Den kleinen schwarzen Wiedergabeknopf darüber sieht und fühlt man kaum. [Foto: Sony]

  • Bild Oberseite des Sony HDR-MV1 mit dem Ein-/Aus-Schalter und dem Aufnahmeknopf. [Foto: Sony]

    Oberseite des Sony HDR-MV1 mit dem Ein-/Aus-Schalter und dem Aufnahmeknopf. [Foto: Sony]

  • Bild Rückansicht des Sony HDR-MV1: Sehr schlicht. Das Gerät würde bei einem Live-Konzert auf der Bühne kaum auffallen. [Foto: Sony]

    Rückansicht des Sony HDR-MV1: Sehr schlicht. Das Gerät würde bei einem Live-Konzert auf der Bühne kaum auffallen. [Foto: Sony]

Video-Aufzeichnungsgeräte, die nicht in die üblichen Kategorien wie "Action Cams" oder "Camcorder" passen, sieht man in letzter Zeit öfter. Das Spezialgebiet des Sony HDR-MV1 ist die Musikaufzeichnung. Ein grundsätzlich ähnliche Geräte gibt es schon länger vom Sound-Recorder-Hersteller Zoom, der vor allem das Segment der kompakten digitalen Tonaufzeichnungsgeräte maßgeblich mit geprägt hat. Insgesamt mindestens vier Music-Camcorder zählt die Ahnenreihe im Hause Zoom bereits. Der neueste ist der Zoom Q4 (der aber noch nicht erhältlich ist) und der vom Preis her (299 Euro) ein direkter Konkurrent zu dem hier getesteten Sony HDR-MV1.

Ausstattung und Bedienung

FullHD-Videoaufzeichnung (1080p mit 30 fps) kann der Sony HDR-MV1 natürlich, ohne FullHD braucht heute kein Gerät mehr anzutreten. Und zum Bild gibt es eine richtig gute Tonaufzeichnung mit zwei frei stehenden, im 120-Grad-Winkel angeordneten Mikrofonen. Diese Anordnung findet man so oder ähnlich auch bei etlichen Sound Recordern, denn sie sorgt für einen realistischen Raumeindruck, weil die beiden Mikrofone nahezu in einem Punkt angeordnet sind und die Schallwellen den linken und rechten Kanal quasi ohne Zeitverzögerung erreichen, aber je nach Richtung unterschiedlich laut auf jedes der beiden Mikrofone treffen. Das Signal der hochwertigen Mikrofonkapseln wird im MV1 adäquat weiterverarbeitet und als Linear-PCM-Ton im Video gespeichert. Das ist beste Qualität, besser als CD. Sie wird auch professionell im Studio genutzt, ist unkomprimiert und damit optimal zur Weiterverarbeitung geeignet. Alternativ kann auch mittels AAC-Codec aufgezeichnet werden, einem verlustbehaftet komprimierten Format (Advanced Audio Codec, eine moderne Alternative zu MP3). Die Aufnahme lässt sich manuell aussteuern. Das geht aber nur umständlich übers Menü. 

Die Video-Aufzeichnungsausstattung ist dagegen rudimentär. Eine Festbrennweite mit 120 Grad "Carl Zeiss Tessar" Objektiv (also kein Zoom). Der Sensor soll laut Sony 16,8 Megapixel Auflösung haben, nur die Hälfte davon (8,4 Megapixel) soll effektiv für die Videoaufzeichnung verwendet werden. Wahrscheinlich ist also ein 4:3-Format-Sensor verbaut. Beim Beschneiden auf 16:9-Videoformat geht dann sehr viel verloren. Trotzdem sind 8,4 Megapixel immer noch eine sehr gute Ausgangsbasis für FullHD-Videos, die rund 2 Megapixel Bildgröße haben. Ein Digitalzoom (Ausschnittsvergrößerung) bietet der Sony HDR-MV1 nicht und übrigens auch keinerlei Foto-Funktion. Lediglich die Videoqualität lässt sich zwischen FullHD (1080p) und HD (720p) umschalten. Die Bildrate beträgt jeweils immer 30 Vollbilder pro Sekunde. Wenn man gar kein Video möchte, kann man den Ton auch ohne Video aufnehmen.

Ein 2,7-Zoll-Bildschirm (6,7 cm Bilddiagonale) im 16:9-Format zeigt den Bildausschnitt an, den man gerade filmt und darüber hinaus alle relevanten Status-Informationen. Unten im Bild läuft eine gut sichtbare Aussteuerungsanzeige über die gesamte Breite. Standardmäßig ist eine Energiespar-Funktion aktiviert, die das Display nach einigen Sekunden der Aufnahme soweit abdunkelt (aber nicht konsequenterweise ganz abschaltet), sodass man auf dem Display nichts mehr sieht, auch keine Aussteuerungsanzeige. Das kannst du aber deaktivieren (Menü Kamera/Ton > Autom. Monitor Aus). Eine kleine, wenig helle, rote Aufnahme-Kontroll-Leuchte hinter weißem Milchglas befindet sich vorne zwischen Objektiv und Mikrofonen. Die sieht man kaum und bei hellem Umgebungslicht kann man nicht unterscheiden, ob die leuchtet oder nicht. Da auch auf dem Monitor nur sehr klein "AUFN" angezeigt wird (was man bei hellem Umgebungslicht ebenfalls nicht sieht), bleibt man mitunter im unklaren, ob die Aufnahme nun (noch) läuft oder nicht. Die Bedienung erfolgt über Ein/Aus-Schalter und Aufnahme/Stop-Taste auf der Oberseite und eine Mehrwegewippe (Joystick) für das Menü. Zur Wiedergabe gibt es eine extra Taste. Das Menü und die Bedienung über den kleinen Joystick fand ich gut gelungen und ausrechend intuitiv.

Über WiFi kann der Sony HDR-MV1 auch vom Smartphone aus fernbedient werden. Die Verbindung zum Smartphone und zur entsprechenden App ist per NFC ein Kinderspiel. Ohne NFC muss man die Verbindung einmalig selbst anlernen. Die entsprechenden Daten (Passwort) findet man leicht in den Tiefen des Menüs. Nach dem Start der Verbindung wird das Videobild auf das Smartphone gestreamt.  Dabei können weder Kameraeinstellungen geändert werden, noch enthält das Bild die Aussteuerungsanzeige, die man auf dem Kameramonitor sieht. Bedient werden kann ausschließlich Aufnahme-Start und Pause.

An der Unterseite des Gehäuses befindet sich ein 1/4-Zoll-Stativgewinde. Damit kannst du den HDR-MV1 auf ein Tischstativ oder ein beliebiges anderes Stativ oder Klemmhalterung befestigen und dann ausrichten. Auf der Hinterseite ist eine große Akku-Fach-Abdeckung unter der ein kleines NP-BX1 Lithium-Ionen-Akku Platz nimmt (3,6 V, 1240 mAh). Damit sollen 130 Minuten Videoaufzeichnung möglich sein. Der Akku wird in dem Gerät über die Micro-USB-Schnittstelle geladen, die sich hinter der Klappe an der Geräterückseite verbirgt. Wenn eine externe Stromversorgung angeschlossen ist, ist nur Wiedergabe möglich, jedoch keine Aufnahme. Die anderen Anschlüsse unter der Klappe: Ein HDMI-Ausgang, einen Kopfhörer-Anschluss und einen Mikrofon/Line-Eingang. Der Kopfhöreranschluss kann auch während der Aufnahme genutzt werden. Dazu kannst du in den Menüeinstellungen wählen, ob dort der Live-Ton rauskommen soll oder er Lippensynchron zur minimal verzögerten Videovorschau sein soll. Wählst du die erste Variante kannst du den MV1 im Prinzip sogar als Bühnenmikrofon benutzen und dessen Audiosignal an eine Lautsprecheranlage ausgeben. An den Einfang kannst du ein externes Stereo-Mikrofon anschließen oder ihn als Line-Eingang z. B. vom Mischpult nutzen (die Empfindlichkeit kannst du übers Menü umschalten). Ist dort etwas angeschlossen, werden die Mikrofone des MV1 aber abgeschaltet. Den MV1 also als Mikro benutzen und parallel z. B. das Keyboard über den Line-Eingang einspeisen, das geht also nicht.
 
Dem Gerät liegt eine Kurzanleitung bei, in der die nötigsten Dinge zur Inbetriebnahme erklärt werden. Was die verschiedenen Menü-Optionen bedeuten, erfährt man darin nicht. Eigentlich nicht schlimm, wenn es im Internet eine ausführliche Beschreibung als PDF gäbe. Es gibt aber nur eine  in zahllose Einzelseiten zerfaserte HTML-Version, die einfach nur nervt, wenn man dort mehr als eine einzelne Information nachlesen will. Außerdem lässt sich das HTML-Handbuch nicht herunterladen und lokal speichern. Zum Glück sind die meisten Sachen relativ selbst erklärend, wenn man sich etwas mit Video und Audio auskennt.

Fortsetzung auf Seite 2