4K-Panoramakamera Die Marke Kodak lebt wieder sehr aktiv unter dem Dach des Lizenznehmers JK Imaging und hat sich in Zusammenarbeit mit seinem Entwicklungs- und Fertigungs-Partner Asian Optical zu dem unserer Meinung nach derzeit führenden Hersteller im Bereich der 360-Grad-Videokameras entwickelt. Nach der Kodak Pixpro SP360 (Herbst 2014), der ersten "einäugigen" 360-Grad-Action-Kamera, die überhaupt auf den Markt kam, und der Kodak Pixpro SP360 4K, der ersten 360-Grad-4K-Videokamera (Januar 2016) wurde heute die erste zweiäugige vollsphärische 4K-Videokamera vorgestellt.

  • Bild Die spritzwassergeschützte Kodak Pixpro 4KVR360 ermöglicht das Aufnehmen und Teilen detailreicher 360°-Videos und -Fotos. [Foto: Kodak]

    Die spritzwassergeschützte Kodak Pixpro 4KVR360 ermöglicht das Aufnehmen und Teilen detailreicher 360°-Videos und -Fotos. [Foto: Kodak]

Ein "Knackpunkt", je nach Anwendung bedeutend oder nicht, war nämlich bislang der relativ große blinde Bereich, den die beiden einäugigen Kameras besaßen. Zwar ist es den Optikentwicklern gelungen, Objektive zu bauen, die mehr als 180 Grad Bildwinkel einfangen – 214 Grad sind es bei SP360 und sogar 235 Grad bei der SP360 4K –, aber das heißt umgekehrt, dass immerhin noch 146 Grad bei der ersten SP360 und 125 Grad bei der SP360 4K keine Bildinformationen enthalten, das Video ist in dem Bereich einfach schwarz. Das mag für die Praxis relevant sein oder auch nicht. Wenn die Kamera z. B. unter der Decke hängt (oder unter einem Quadrokopter) oder unten auf dem Fußboden oder zumindest auf sehr niedriger Position montiert ist, stört es kaum, auch wenn sich manche Betrachter wundern, wenn sie die schwarzen Bereiche im Videos sehen.

Wenn du wirklich mitten im Geschehen sein willst, wäre es schön, wirklich alles einzufangen. 360 Grad mal 360 Grad sozusagen. Genau das leistet die Kodak Pixpro 4K360. Hierzu besitzt sie zwei Objektive, eines vorne und eines hinten, natürlich jeweils mit einem eigenen Bildsensor. Ganz neu ist das Konzept nicht. Die Ricoh Theta hat ebenfalls zwei Kameras in einem Gehäuse, sie ist allerdings nicht robust, sie ist keine Actioncam. Und sie macht Videos nicht sehr hochauflösend. Das ist aus dem Grunde wichtig, weil man 360-Grad-VR-Videos normalerweise immer nur Ausschnittsweise anschaut. Wenn der Betrachter aber z. B. auf einem FullHD-Monitor (oder einem hochauflösenden Smartphone-Display) einen Ausschnitt aus einem VR-Video sieht, erwartet er (meistens jedenfalls) dennoch eine vernünftige Bildqualität. Das ist aber gar nicht so einfach, denn dafür muss das Original-Video sehr hochauflösend sein. "4K" ist dabei das Stichwort, wobei das bei solchen 360-Grad-Kameras immer "4K-äquivalent" meint, so steht es auch immer in den Fußnoten. Was ist das nun wieder? 4K gibt es in verschiedenen Seitenverhältnissen. Das gebräuchlichste ist UHD (für Ultra High Definition), das sind 3840 x 2160 Pixel, diese Auflösung zeigen 4K-Fernsehgeräte und die meisten Kameras nehmen auch dieses 16:9-Format auf. In Megapixel ausgedrückt sind das 8,3 Megapixel. Einäugige 360-Grad-Kameras nehmen im Grund ein kreisförmiges Bild auf (die "Ecken" sind schwarz), wie viel Grad das Objektiv dabei erfasst, ist für die Aufzeichnung auf dem Sensor egal. Sensoren sind nicht rund, sondern eckig und Videos auch. Wenn ein solches kreisrundes Bild nun in einem quadratischen Video mit 2880 x 2880 Pixeln aufgezeichnet wird, sind das ebenfalls 8,3 Megapixel, und man spricht von 4K-äquivalenten Videos. In der Software wird das dann für YouTube oder Facebook auf 3840 x 2160 umgerechnet, das ist ein ziemlich rechenintensiver Vorgang. Und das ist dann ein "echtes" 4K Video, das man, wie gesagt, aber in der Regel nur ausschnittsweise anschaut.

  • Bild In der Seitenansicht sieht man gut, dass die beiden Objektive der Kodak 4KVR360 nicht identisch sind. Die größere Linse (links) deckt einen Bildwinkel von 235 Grad ab, die kleinere (rechts) einen Bildwinkel von 155 Grad. [Foto: Kodak]

    In der Seitenansicht sieht man gut, dass die beiden Objektive der Kodak 4KVR360 nicht identisch sind. Die größere Linse (links) deckt einen Bildwinkel von 235 Grad ab, die kleinere (rechts) einen Bildwinkel von 155 Grad. [Foto: Kodak]

Die Kodak Pixpro 4KVR360 ähnelt stark der im Januar vorgestellten Nikon KeyMission 360, die in diesem Herbst lieferbar sein soll. Gegenüber dieser besitzt die Kodak sogar ein Status-Display auf der Oberseite, mit dem du Einstellungen bequem vornehmen und kontrollieren kannst. Alternativ kannst du natürlich ein Smartphone mit entsprechender App (für iOS oder Android) als Fernbedienung nutzen. In der Kodak Pixpro 4KVR360 werkeln zwei 20-Megapixel-BSI-CMOS-Bildsensoren. Die Objektive haben F2,4 und die Kamera bietet eine elektronische Bildstabilisierung.

Die Kamera wird in der Lage sein die Videos der beiden Kameras direkt intern zu fertigen VR-Videos zusammenzufügen, z. B. für YouTube oder Facebook. Die Speicherung erfolgt dann direkt als fertiges VR-Video. Dies erfolgt mit 4K-Auflösung, aber mit einer Bildwiederholfrequenz von lediglich 15 Bildern/s. Wer die volle Qualiät haben will, kommt ums externe Stitching nicht herum. In dem Aufnahmemodus erzeugt die Kamera dann zwei separate Dome-Videos, die am PC oder Mac mit der kostenlosen Kodak-Software zu einem VR-Video zusammengefügt werden müssen. Dieser rechenintensive Vorgang erzeugt dann 4K-VR-Videos mit einer Framerate von 24 Bildern/s. Beeindruckend sind die Auflösungszahlen für Fotos: Satte 27 Megapixel Auflösung haben die vollspärischen Panorama-Fotos. Das ist ziemlich genau das Doppelte von dem, was die Ricoh Theta S produziert, die für Rundum-Innenaufnahmen z. B. gern von Immobilien-Maklern eingesetzt wird.

  • Bild Ein Tisch-Stativ, das zusammengeklappt auch gut als Handgrif dienen kann, gehört zum Lieferumfang der Kodak 4KVR360. [Foto: Kodak]

    Ein Tisch-Stativ, das zusammengeklappt auch gut als Handgrif dienen kann, gehört zum Lieferumfang der Kodak 4KVR360. [Foto: Kodak]

Interessant ist der Umstand, dass die Kodak 4KVR360 (anders als die Nikon KeyMission 360) zwei unterschiedliche Objektive besitzt. Die Frontkamera hat einen Bildwinkel von "nur" 155 Grad und entspricht damit ungefähr dem Objektiv einer normalen Actioncam. Der weitaus größere Bereich (235 Grad) entfällt auf die rückseitige Kamera (wenn man bei VR-Kamera überhaupt von vorne und hinten sprechen kann). Die zweite Kamera entspricht also von den Daten ziemlich genau der in 2015 vorgestellten Kodak Pixpro SP360 4K. Warum zwei unterschiedliche Objektive? Dies erscheint auf den ersten Blick unlogisch. Bei näherem Hinsehen ist dies aber ein geniales Konzept. Bei der Aufnahme kann der Benutzer nämlich nicht nur den 360x360-Grad-Modus wählen, sondern auch den von den bisherigen Kodak-Panorama-Kameras bekannten "Front Mode". In dem wird nur eine Kamera genutzt und ein fertig zuverwendendes 16:9-Format-Video aufgezeichnet. Und in diesem Modus erzeugt die Frontkamera mit dem 155° Bildwinkel dann tatsächlich für sich allein halbwegs verzerrungsarme 16:9-Videos in voller 4K-Auflösung. Alternativ kann dasselbe mit der 235°-Rückkamera gemacht werden. Die Kodak 4KVR360 ist damit sozusagen zwei Kameras in einer (anders als die Nikon KeyMission 360, die eine reine Panorama-Kamera ist). Im Front-Mode macht sie normale, hochauflösende 4K-Videos wahlweise mit "normaler" nicht zu starker Objektivverzerrung oder alternativ mit extraweitem 235!-Bildwinkel. Und im VR-Modus macht sie vollsphärische 360-Grad-Videos. Eine schöne Lösung!

Die Markteinführung soll voraussichtlich im Januar 2017 sein. Eine Verkaufspreis-Empfehlung wird zu späterem Zeitpunkt bekanntgegeben. Inoffiziell heißt es aber das der Preis bei 500 Euro liegen könnte.

  • Bild Auch mit im Lieferumfang der Kodak 4KVR360: Ein Selfie Stick. [Foto: Kodak]

    Auch mit im Lieferumfang der Kodak 4KVR360: Ein Selfie Stick. [Foto: Kodak]