Timelapse-Aufnahme-Automat Auf Kickstarter, Indiegogo und anderen Crowdfunding-Plattformen tauchen immer mal wieder sehr interessante Fotoprodukte auf. Aktuell ist ein autonomes Zeitraffer-Aufnahmesystem in der Entwicklung, das vom Preis her gerade noch im für Hobby-Anwender geeigneten Preisbereich liegt. Das Entwickler-Team hat das Thema "Zeitrafferaufnahmen" offenbar einmal ganz neu durchdacht und bietet mit den beiden Varianten Tikee und TikeePRO einige interessante Lösungen für bei Zeitrafferaufnahmen bekannte Probleme.

  • Bild Das Enlaps Tikee ist eine integrierte Lösung für hochwertige Zeitrafferaufnahmen. [Foto: Enlaps]

    Das Enlaps Tikee ist eine integrierte Lösung für hochwertige Zeitrafferaufnahmen. [Foto: Enlaps]

Zeitrafferaufnahmen erfreuen sich in letzter Zeit größerer Beliebtheit als je zuvor. Verantwortlich dafür dürften die schönen großen hochauflösenden 4K-Fernsehgeräte sein, die unter anderem auf Messen und in Vorführungen bei Händlern mit adäquaten Inhalten beschickt werden wollen. Da es aber, zumindest vor einigen Jahren, als die ersten 4K-Fernseher gezeigt wurden, noch kaum Kameras gab, die 4K-Videos aufnehmen konnten, mangelte es an nativen 4K-Video-Filmen, mit denen man die hohe 8,3-Megapixel-Auflösung der neuen Bildschirmen präsentieren konnte. Deshalb sah man anfangs in Vorführungen und auf Messen oft sehr schöne Zeitraffer-Filme, denn diese wurden mit hochauflösenden Fotokameras aufgenommen und boten somit eine hervorragende Bildqualität für eine eindrucksvolle Demonstration der 4K-Technik. Auch umgekehrt wird natürlich ein Schuh draus: Mit den hochauflösenden 4K-Monitoren und TV-Geräten macht das Anschauen hochwertiger Zeitrafferfilme noch viel mehr Spaß als früher bei FullHD. Immerhin kann man nun viermal so viele Details in den Aufnahmen entdecken.

Grundsätzlich sind Zeitraffer-Aufnahmen also gar nichts neues, aber durch die preisgünstige Verfügbarkeit von 4K-Wiedergabegeräten erhält dieses Metier neue Popularität. Und es ist schon heute zum Teil einfacher denn je, solche Zeitrafferfilme zu erstellen. Manche Actioncam macht das von Haus aus und speichert ein fertiges Zeitraffer-Filmchen (allerdings derzeit noch nicht in 4K-Auflösung) und einige Fotokameras, z. B. die Spitzenmodelle von Olympus, können zwar nicht in 4K filmen, aber können Fotaufnahmen direkt zu 4K-Videos zusammenfügen. Zeitraffer-Profis mögen dabei die Nase rümpfen, denn es lauern dabei einige Fallen während der Aufnahme, die sich nur mit spezialisierter Software ausmerzen lassen (z. B. "LRTimelapse" von Guther Wegner, der übrigens auch sensationelle Zeitrafferfilme herstellt). Die Königsdisziplin der Zeitrafferfilme sind zudem solche, die nicht nur die Bewegung der Zeitraffer-Szene selbst zeigen, sondern zudem noch eine Bewegung der Kamera beinhalten, wodurch die Filme nochmals spannender und verblüffender werden. Sowas realisiert der geneigte Zeitraffer-Profi durch extrem langsame (motorisch angetriebene) Drehbewegungen der Kamera während der Aufnahme oder – noch aufwändiger – über motorisch gesteuerte Slider, also horizontale Schlitten, auf denen sich die Kamera schrittweise sehr langsam bewegt.

  • Bild Die eingebaute dreh- und schwenkbare Solarzelle des Enlaps Tikee sorgt dafür, dass dem Gerät bei Langzeit-Aufzeichnungen nicht der Saft ausgeht. [Foto: Enlaps]

    Die eingebaute dreh- und schwenkbare Solarzelle des Enlaps Tikee sorgt dafür, dass dem Gerät bei Langzeit-Aufzeichnungen nicht der Saft ausgeht. [Foto: Enlaps]

All dieses Equipment kostet viel Geld, ist groß und schwer und schlecht zu transportieren. Zudem kostet die Einrichtung und die Nachbearbeitung viel Zeit und du brauchst viel Erfahrung bis die Ergebnisse wirklich gut sind. Bei Langzeit-Zeitrafferaufnahmen, z. B. über einen ganzen Tag oder gar über mehrere Tage kommt dann noch das Problem der Stromversorgung hinzu. Die ganzen Gerätschaften (mindestens die Kamera) wollen ja über die ganze Zeit funktionieren, müssen also über mehrere Stunden oder gar Tage kontinuierlich mit Strom versorgt werden.

All diesen Aufgaben hat sich das Enwickler-Team von Enlaps aus Grenobel, Frankreich, gestellt und dafür einige interessante, völlig neue Lösungsansätze entwickelt. Die ganze Sache spielt sich nicht im High-End-Bereich ab, will also nicht mit auf motorbetriebenen Slidern montierten Spiegelreflexkameras konkurrieren, aber für den Hobby-Einsatz dürften die Ergebnisse allemal ausreichen. 

  • Bild Über einen Stativ-Adapter kann das Enlaps Tikee natürlich auch auf einem Stativ oder an anderen Haltevorrichtungen befestigt werden. [Foto: Enlaps]

    Über einen Stativ-Adapter kann das Enlaps Tikee natürlich auch auf einem Stativ oder an anderen Haltevorrichtungen befestigt werden. [Foto: Enlaps]

Herausgekommen ist dabei ein vollständig integriertes Gerät namens Enlaps Tikee. Das Gerät beinhaltet in einem wassergeschützten Gehäuse zwei Kameramodule (mit jeweils einem 16 Megapixel Sony Exmor R Sensor und F2,8 lichtstarkem Ultraweitwinkel-Objektiv), die um 90 Grad zueinander ausgerichtet sind und so zusammen einen spektakulär breiten Bildwinkel von 220 Grad erfassen. Horizontal 220 Grad wohlgemerkt, nicht diagonal, wie sonst meist angegeben. Dieser Trick ermöglicht ultrabreite Panorama-Aufnahmen, in denen dann horizontal geschwenkt werden kann. So spart man sich den Motor-Schwenkkopf. Auf dem Gerät sitzt auch eine dreh- und schwenkbare Solarzelle, die den eingebauten, leistungsfähigen Akku bei Tag wieder nachlädt. So soll ununterbrochener Betrieb möglich sein. Und damit du mit der ganzen Nachbearbeitung, der Speicherung und der Datensicherung nichts zu tun hat, transferiert die Kamera die Einzelaufnahmen kontinuierlich in "in die Cloud", also auf die Server von Enlaps, wo sie gespeichert und verarbeitet werden. Ein Steckplatz für eine MicroSD-Karte ist aber natürlich trotzdem vorhanden.

Das "Standard"-Tikee bietet dafür Bluetooth und WiFi, das TikeePRO zusätzlich GSM und einen SIM-Karten-Steckplatz, um auch unabhängig von bestehenden WiFi-Hotspots arbeiten zu können. Dazu noch GPS und die Möglichkeit, Rohdaten speichern zu können (was die Standard-Version nicht kann, die speichert und überträgt nur JPEG). Die beiden Versionen sollen später knapp 600 bzw. 750 Euro kosten. Aktuell gibt es sie auf Indiegogo noch für 449 bzw. 529 (Early Bird) und 499 bzw. 599 (regulärer Vorverkaufspreis). Auf Indiegogo geht es jetzt anscheinend einfach darum weitere Vorverkäufe zu realisieren (es gibt keine konkretes Finanzierungsziel), indem über die Indiegogo-Kanäle weitere Personen erreicht werden. Denn die Entwicklung ist wohl schon einigermaßen weit fortgeschritten. Auf der CES konnte man einen Prototypen sehen (wir haben leider zu spät davon erfahren). Und von Dezember bis Januar hat die Kampagne auf Kickstarter mit über 500 Unterstützern (sprich: Käufer) bereits 123 % des Zielbetrags von 150.000 Euro finanziert. Die Auslieferung soll ab September 2016 erfolgen. Solche Termin-Aussagen sind allerdings bei Crowdfundig-Projekten eher mit Vorsicht zu genießen.