Seite 2 von 2Zur Seite 1 wechseln

Die Hero6 hat laut GoPro die doppelte Leistung im Vergleich zur Hero5. Das äußert sich nominal natürlich erstmal in 4K-Video mit 60 Bildern/s (fps), gut bei sehr flüssigen, hochauflösenden Actionaufnahmen. In FullHD/1080p sind damit bis zu 240 fps möglich. Das reicht dann fast bis 10-fache Zeitlupe, wenn man die Filme mit 25 fps wiedergibt, oder immer noch 8-fache Zeitlupe bei 30 fps Wiedergabe. Und das in hoher FullHD-Qualität, das ist schon fein! Manchmal darf es aber noch etwas mehr Qualitätsreserve (für die Zukunft) sein und es reicht vielleicht auch eine vierfache Zeitlupe. Auch damit kann die Hero6 dienen: die alte, von GoPro schon vor Jahren eingeführte 2,7K-Auflösung (2704 x 1520 Pixel) schafft sie mit satten 120 fps, d. h. damit sind 4-fache Zeitlupen in wirklich beeindruckender Auflösung auch auf großen 4K-Bildschirmen möglich (auch wenn dann noch etwas skaliert wird). Sehr interessant ist auch die Auflösung 4096 x 3072 Pixel. GoPro nennt diese "4k 4:3". Bei dieser Auflösung werden 30 fps erreicht und diese Auflösung erklärt die nächste kleine Sensation (zumindest für die Technik-Freaks unter uns). Der Übersichtlichkeit halber extrem reduziert wurden alle Auflösungen unterhalb von FullHD, die braucht sowieso kein Mensch mehr: 720p steht nur noch mit 60 und 50 fps zur Verfügung.

  • Bild GoPro Hero6 Black in Rahmenhalterung "the Frame". Dank identischen Gehäuses passt weiterhin alles Zubehör der Hero5. [Foto: GoPro]

    GoPro Hero6 Black in Rahmenhalterung "the Frame". Dank identischen Gehäuses passt weiterhin alles Zubehör der Hero5. [Foto: GoPro]

Ebenfalls verbessert wurde nämlich die elektronische Bildstabilisierung, die GoPro ja überhaupt erst mit der Hero5 eingeführt hat. Tatsächlich ist das Thema "elektronische Bildstabilisierung" ein relativ heißes Eisen. Bis vor gut einem Jahr hatten zahlreiche Actioncam-Hersteller das Feature in ihren Datenblättern stehen, aber zu mehr als fürs Datenblatt taugte das regelmäßig nicht. Der einzige Hersteller, der das lange Zeit gut konnte, war Sony. Von GoPro wiederum weiß man ja, dass die, wenn die etwas machen, das relativ richtig machen (wenige Ausnahmen bestätigen die Regel) und keine Sachen versprechen, die nicht funktionieren. Deshalb hat GoPro um die Bildstabilisierung lange einen Bogen gemacht. Erst mit der Hero5 wurde diese eingeführt. Aber die funktionierte (natürlich) nicht bei den höchsten Auflösungen – der Prozessor war nicht leistungsfähig genug. Davon können auch alle Mitbewerber ein Lied singen, deren Bildstabilisierung ebenfalls nur in den niedrigen Auflösungen funktioniert. Sony ist mittlerweile einen Schritt weiter und hat eine aufwändige optische Bildstabilisierung in seinem Spitzenmodell verbaut, die wirklich beeindruckend funktioniert und unabhängig von der Auflösung ist (also auch in 4K funktioniert), da sie keine große Prozessorleistung erfordert. Zwei Nachteile hat die Sony-Technik allerdings: Sie kann keine Rotationsbewegungen ausgleichen (oder kaum, wie unser Test ergab) und der Einbau solcher möglicherweise nicht völlig unempfindlicher beweglicher Komponenten in einer Actioncam, die ja ggf. extrem robust sein muss, mag vielleicht auch nicht jedem behagen. Die Hero6 kann nun elektronische Bildstabilisierung in drei Achsen, d. h. auf und ab, links und rechts und eben Rotationsbewegungen (also sozusagen in Achse des Objektivs), wie sie in der Praxis auch oft vorkommen, beispielsweise unter einem Kopter oder auf einem Boot. Und hier kommt die Auflösung 4096 x 3072 ins Spiel, die ich oben erwähnt habe. Ganz offensichtlich filmt die Hero6 in diesem Format und hat dann einiges mehr an Pixeln in der Breite und in der Höhe, aus denen sie bei der Stabilisierung schöpfen kann. Gerade in der Höhe, wo die "Schläge", beispielsweise beim Fahrradfahren, am stärksten sind, steht einiges an Reserve zur Verfügung. Aber auch für links und rechts und Rotation reicht es noch. Wenn GoPro die Hausaufgaben gut gemacht hat, könnte das richtig, richtig gut werden! 3-Achsen-Stabilisierung in 4K30 – ich freue mich schon auf den Test. Ebenfalls durch die höhere Rechenleistung verbessert wurde die von mir so geschätzte elektronische Objektivkorrektur. Wer keine Fisheye-Videos mehr ertragen kann oder mit seiner Hero6 mal etwas dokumentieren möchten, wo Fischaugen-Verzeichnungen wirklich nicht angemessen sind, der kann jetzt bis hinaus zu 2,7K mit 60 fps (oder 1080p120) die Bilder elektronisch geradeziehen lassen. Bei 4K-Videos geht das leider nicht (auch nicht bei 4K25 oder 4K30), möglicherweise reichen dafür die von der Bildstabilisierung genutzten "Reservepixel" nicht aus..

Viele andere Neuerungen zur Verbesserung der Bildqualität hören sich erstmal recht theoretisch an, was nicht heißt, dass sie nicht in der Praxis Großes leisten können. Ein Global Tone Mapping (GTM) beim Video soll signifikant kontrastreichere und realistischere Videos ermöglichen. Bis zu zwei Brennweiten mehr Dynamikumfang verspricht GoPro. Ein Nebeneffekt sollen bessere, kräftigere Farben sein. Deutlich verbessert worden sollen auch (wieder einmal) die Low-Light-Fähigkeiten, die stehen eigentlich bei jeder neuen GoPro-Generation auf der Agenda. Womit ich nicht meine, dass GoPro diesbezüglich Defizite gegenüber anderen Herstellern hat, sondern im Gegenteil: Es ist schön, dass GoPro sich diesem bei Actioncam öfter mal vernachlässigten (nach dem Motto "Actionaufnahmen finden sowieso bei viel Licht statt") Thema konstant annimmt und die Hero-Modelle diesbezüglich immer weiter verbessert. Wenn ich allerdings etwas von verbesserter Rauschreduzierung höre, bin ich grundsätzlich erstmal skeptisch, denn das geht oft mit verminderten Details und künstlich anmutenden Bildern einher. Aber schauen wir mal, was die Hero6 diesbezüglich leistet, GoPro verspricht jedenfalls, dass sich damit höhere ISO-Stufen sinnvoller nutzen lassen. Super ist auf jeden Fall schon mal bei Fotos eine Erhöhung der maximalen Belichtungszeit im Automatik-Modus auf bis zu 10 Sekunden. Auch für Actioncams gibt es ja Anwendungen, wo man sowas brauchen kann und der durchschnittliche Anwender braucht das im Automatik-Modus und nicht ausschließlich mit manueller Kamerasteuerung.

  • Bild Die Rückseite der Hero6 Black wird wieder weitgehend vom Touchscreen ausgefüllt. Neben der Bedienung am Gerät kann die Actioncam auch per Sprachbefehl gesteuert werden. Die Sprachsteuerung wurde gegenüber dem Vorgängermodell noch weiter verbessert. [Foto: GoPro]

    Die Rückseite der Hero6 Black wird wieder weitgehend vom Touchscreen ausgefüllt. Neben der Bedienung am Gerät kann die Actioncam auch per Sprachbefehl gesteuert werden. Die Sprachsteuerung wurde gegenüber dem Vorgängermodell noch weiter verbessert. [Foto: GoPro]

Verbessert wurden durch den leistungsfähigeren Bildprozessor auch die automatische Belichtung und der automatische Weißabgleich. Erstmals eingebaut sind auch HDR-Foto-Aufnahmen. Skeptisch hingegen bin ich beim Touch-Zoom, dabei kann es sich ja eigentlich nur um einen Digitalzoom mit entsprechenden Qualitätseinbußen handeln. Übrigens auch interessant: Die Hero 6 ist meines Wissens nach die erste Actioncam, die Videos wahlweise auch im H.265/HEVC-Verfahren kodiert. HEVC steht für High Efficiency Video Coding. Das ist im Grunde der aktuelle, deutlich leistungsfähigere Standard bei der Video-Komprimierung. Das Verfahren erzeugt im Vergleich zum bislang noch weiter verbreiteten (und von der Hero6 ebenfalls angebotenen) H.264/AVC kleinere Videos mit besserer Qualität.

Zu guter Letzt wurde auch die WiFi-Übertragung verbessert. Dank nun unterstütztem 5-GHz-Frequenzbereich fließen die Daten dreimal schneller aufs Smartphone. Dort wiederum wurde nun die QuickStory-Technik verbessert, die es den Anwendern ermöglichen soll, ihre Erlebnisse direkt mobil zu verabeiten und zu teilen – ohne viel Handarbeit. Ach doch, eines habe ich noch: Die Voice Control, also die Sprachsteuerung wurde verbessert. So ist es jetzt auch möglich, die Kamera per Sprachbefehl aus dem Standby zu erwecken. Nach dem Stoppen des Videos (ebenfalls per Sprachbefehl) legt sie sich dann wieder schlafen und horcht dabei dennoch auf weitere Anweisungen.