Die Canon PowerShot N100 wird in klassischem Schwarz geliefert und mit 10,5 Zentimeter in der Breite und 6,8 in der Höhe kommt sie im rechteckigen Format, ist allerdings mit knapp 3,6 Zentimeter recht dick und kann nicht einfach in der Hosentasche verstaut werden. Die neue Kompakte von Canon verfügt über einen 12,1 Megapixel auflösenden CMOS-Sensor und den leistungsstarken Digic-6-Prozessor, der eine schnelle Bildverarbeitung sicherstellt. Damit sollen Bild- und Videoaufnahmen auch bei wenig Licht und mit kürzeren Belichtungszeiten sehr natürlich wirken. Das Objektiv bietet einen fünffachen Zoombereich mit einer Kleinbild entsprechenden Brennweite von 24 bis 120 Millimetern und hat eine integrierte, optische Bildstabilisierung, die Verwackeler verhindern soll. Dank des optimierten Dynamic IS Modus sollen auch Filme, die im Gehen aufgenommen werden, besonders ruhig sein. Auf der Rückseite der Kamera ist ein klappbarer 3-Zoll-Touchscreen verbaut, der Aufnahmen in Bodenhöhe vereinfacht und eine Auflösung von 922.000 Bildpunkten besitzt. Seine Helligkeit kann in fünf Stufen an die Lichtverhältnisse der Umgebung angepasst werden. Sensor, Objektiv und Bildprozessor der N100 versprechen eine tadellose Bildqualität, stammen sie doch aus der Canon PowerShot S110, die ein gutes Stück teurer ist als die N100.
Duale Aufnahme
Was die Ausstattung anbelangt, hat die Canon PowerShot N100 eine interessante Innovation auf Lager. Was sich mittig über dem Display befindet und auf den ersten Blick für einen Sucher gehalten werden könnte, ist eine nach hinten gerichtete kleine Zweitkamera, die der einer Handykamera ähnelt. Diese sogenannte Story-Kamera sorgt dafür, dass das gesamte Geschehen von beiden Seiten festgehalten werden kann, indem man auch den Gesichtsausdruck des Fotografen aufnimmt – damit kann zurzeit keine andere Digitalkamera aufwarten. Diese Aufnahme-Modalität wird durch einen Schiebeschalter rechts oben vom LC-Display aktiviert und funktioniert sehr einfach, denn die PowerShot N100 zeigt auf dem Monitor ein Vorschaubild an und sofort kannst Du Dein Foto schießen. Diese Zweitkamera arbeitet parallel zur Hauptkamera und fängt mit ihrem 25-Millimeter-Weitwinkelobjektiv bis zu zwei Personen hinter der Kamera ein. Sie liefert aber eine Auflösung von nur 0,3 Megapixel, eignet sich also wirklich nur dafür das Rück-Bild als Bild im Bild in die Hauptaufnahme zu integrieren, was sowohl im Foto- als auch im Video-Modus funktioniert. Die Vorschau kann auf dem Touchscreen bewegt und an der gewünschten Ecke des Hauptbildes losgelassen werden. Durch Tippen auf das Selfie wählst Du zwischen drei verschiedenen Bildgrößen. Dabei ist aber der Begriff „Selfie“ nicht ganz korrekt, denn es ist immer eine duale Aufnahme. Für ein richtiges Selbstportrait brauchst du die Hauptkamera. Dabei ist es dann schade, dass sich der Klappmonitor nicht ganz (um 180 Grad) nach oben schwenken lässt. Ob man die duale Aufnahme mag oder nicht, ist sicherlich individuelle Geschmacksache. Besser wird ein Foto dadurch insgesamt natürlich nicht. Der Fotograf steht ja oft nicht vor schönen Hintergrund und es besteht permanent die Gefahr, dass er sich nicht nur auf das Geschehen vor der Kamera konzentriert, sondern er muss nun zusätzlich darauf achten selbst einigermaßen sinnvoll im Bild zu erscheinen. Wenn da man nicht der eine oder andere Schnappschuss verpasst wird! Aber witzig ist die Funktion natürlich zumindest im Video in dem Moment, wo der Kameramann mit den Personen vor der Kamera interagiert. Seine Stimme kommt dann nicht wie von einem Off-Sprecher, sondern er ist (zumindest ganz klein) über die Bild-im-Bild-Funktion mit eingeblendet.
Hybrid-Auto und Gesichtserkennung
Eine weitere Funktion, die die PowerShot N100 bietet, nennt sich Hybrid-Auto. Damit entgeht niemandem ein schönes Motiv, denn von jeder Fotoaufnahme zeichnet die Kamera automatisch einen Videoclip von vier Sekunden auf. Hybrid-Auto kann zudem mit der Dualen Aufnahme kombiniert werden. In diesem Fall wird dann die Person hinter der Kamera jeweils zwei Sekunden vor und nach dem Druck auf den Auslöser aufgenommen. Am Ende des Aufnahmetages werden alle Clips zu einem 720p-Film zusammengefasst, damit auch die Entstehungsgeschichte der Fotos dokumentiert wird. Im Test funktionierten beide Aufnahmetechniken problemlos und sie sind sicher spaßige Innovationen. Trotzdem fragen wir uns, ob wirklich jemand sowas nutzen wird. Canon unterstreicht, dass die Kamera den Fotografen selber in den Fokus rückt, aber wir sind nicht davon überzeugt. Denn leider erinnert das kleine Rück-Bild eher an einen FaceTime-Videoanruf und vermittelt den Eindruck, dass der Fotograf irgendwo anders ist – das ist schon ein wenig schade.
Um Alben unterhaltsamer zu gestalten, kannst Du auch auf die Gesichtserkennung zugreifen und vor der Aufnahme die Gesichts-ID-Informationen der Motive speichern. Informationen wie Name und Geburtstag können für bis zu zwölf Personen gespeichert werden. Wenn die Kamera dann das Gesicht einer auf solche Weise gespeicherten Person erkennt, stellt sie automatisch auf diese Person scharf, sofern die entsprechende Funktion aktiviert ist. Die Daten der Gesichts-ID werden auch in den jeweiligen Fotos mitgespeichert. Das kann vor allem nützlich sein, wenn Du die Canon als Bildbetrachter nutzt und dabei die Fotos sortieren möchtest oder wenn Du die Fotos einer bestimmten Person suchst. In der Praxis konnten wir die Gesichter und die entsprechenden Informationen in wenigen Sekunden hinterlegen und die Gesichtserkennung funktionierte zuverlässig.
Story Highlight-Funktion
Mit Hilfe der Story Highlight-Funktion kannst Du von der Kamera ein Fotoalbum erstellen lassen. Über den neuen Modus wird besonders einfach und ohne lange Bearbeitungszeit eine Geschichte erzählt. Der Modus stellt automatisch alle besten Aufnahmen des Tages in ein dreiminütiges Videoalbum zusammen, das betrachtet und geteilt werden kann. Dank eines besonderen Algorithmus und des DIGIC 6 Prozessors analysiert die Kamera alle Aufnahmen und sucht – sortiert nach Themen, Datum oder in der Kamera registrierten Personen – die besten davon für das Videoalbum aus. Das gelingt dann besonders gut, wenn Du die Aufnahmen vorher mit der Favoriten-Taste markiert hast. Die Favoriten-Taste der PowerShot N100 befindet sich rechts des Displays und ist mit einem Sternchen gekennzeichnet. So entscheidest Du selbst, welche Aufnahmen für Story Highlights benutzt werden sollen. Sonst tendiert die Kamera ähnliche Bilder auszuwählen, wenn mehrere Fotos vom gleichen Objekt gemacht wurden. Foto-Puristen werden sich wahrscheinlich darüber lustig machen, denn dieses Feature ist offensichtlich für Leute gedacht, die kein allzu großes Interesse an der Qualität haben, sondern lieber den Augenblick aufnehmen wollen. Dennoch arbeitet die Funktion einwandfrei und in wenigen Sekunden liefert sie ein gutes Endresultat, auf das viele Nutzer sich sicher freuen werden.
Creative-Shot-Funktion
Nicht revolutionär, aber dennoch ein nette Spielerei, ist die Creative-Shot-Funktion. Da zaubert einem die Kamera beim Auslösen sechs Bilder in verschiedensten Varianten – Farbe, Kontrast und Helligkeit sind immer anders. Oder die Canon macht nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Bild, was manchmal echt witzig aussieht, weil sie das nach Zufall macht. Abschließend werden diese für die Wiedergabe zu einer Kollektion gruppiert. Der Fotograf hat aber keinen Einfluss darauf, welche Effekte die Kamera für welches Bild auswählt, aber genau dieser Überraschungseffekt macht das Spielen mit der neuen Kamera auch so spannend. Durch diese Funktion merkst Du nochmal, dass die PowerShot N100 eine Alltagskamera ist, die Spaß bringen soll, ohne dass Du vorher erst mal etliche Minuten justieren musst.
WLAN und NFC
Unterwegs musst Du die gemachten Bilder und Videoalben nicht für Dich behalten, denn die Konzeption der PowerShot N100 lässt sie als vernetzte Schnappschuss-Kamera erscheinen. Die entstandenen Geschichten kannst Du unkompliziert mit Freunden und Familie teilen. Die Kompakte von Canon ist mit einem WLAN/NFC-Modul ausgestattet. Dadurch lässt sich die Kamera mit einem PC, einem Smartphone beziehungsweise Tablet, einer kompatiblen Canon-Kamera, einem Drucker oder über den Canon Image Gateway mit sozialen Netzwerken verbinden. Besonders einfach ist die Kopplung zum Smartphone. Dazu benötigt man die Canon Camera Window App für Android und iOS. Hast Du den gemeinsamen Zugriffspunkt einmal eingerichtet, klappt die Verbindung schnell und zuverlässig. Das haben wir mit einem Sony Xperia Z1 getestet und es hat nicht länger als ein paar Minuten gedauert. Wenn das erste Setup schon durchgeführt worden ist, reicht ein einziger Tastendruck auf den speziellen Knopf an der linken Seite der Kamera – diese Taste ist mit einem kleinen Handy gekennzeichnet. Sie ist zudem konfigurierbar und ermöglicht Nutzern die Belegung mit der Bildsynchronisierungs-Funktion für ein schnelles und einfaches Backup.
Das WLAN ermöglicht den direkten Datentransfer und die Betrachtung der auf der Kamera gespeicherten Aufnahmen auf Deinem Handy sowie den direkten Upload in gängige soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Flickr und YouTube. Bilder können sogar in Facebook Gruppen eingestellt werden und Kommentare lassen sich ebenso direkt hinzufügen. Die App Canon Camera Window ist sehr simpel aufgebaut und wir haben uns in kürzester Zeit zurecht gefunden. Mit dieser App lassen sich die wichtigsten Funktionen – wie Auslöser, Zoom, Blitz und sogar Selbstauslöser – direkt über das Smartphone-Display fernsteuern. Nachdem ein Bild über die ferngesteuerte Aufnahme gemacht wird, sendet die Kamera das Bild als kleine JPEG-Datei an Dein Mobilgerät, wo es betrachtet werden kann. Diese Aufnahmefunktion ist besonders praktisch für Gruppenfotos, bei denen sich der Fotograf im Bild befindet oder für diskrete Naturaufnahmen mit entlegenen Kamerapositionen. Du kannst außerdem noch einstellen, ob die Bilder in der Größe angepasst werden sollen, um Speicherplatz zu sparen. Wenn Du mit der Übertragung fertig bist und die Verbindung zur Kamera per Smartphone trennst, wird die PowerShot N100 automatisch ausgeschaltet. Zwei Sachen irritieren in der aktuellen Version der App: durch die Einzelbildsicht kann man nicht wie gewohnt mit dem Finger durchblättern, indem man über das Display wischt, sondern Du musst die Pfeiltasten benutzen. Auch das Vergrößern eines Bildes mit der üblichen Zwei-Finger-Zoomgeste wird nicht unterstützt.
Ein GPS-Modul wurde weggelassen, trotzdem kann die Canon PowerShot N100 die Einbindung der Koordinaten vornehmen, wenn sie mit Deinem Smartphone verbunden ist. Die App Canon Camera Window nutzt die vom Handy ermittelten GPS-Standortdaten während der Aufnahme und synchronisiert die Daten über WLAN mit der Datei in der Kamera. Das ist vielleicht ein bisschen umständlich, aber damit wird der Akku der Kamera nicht unnötig belastet.
Preis und Fazit
Die PowerShot N100 von Canon ist eine „Fun-Kamera“, die sich hauptsächlich an junge Leute und Familien richtet, die bei sozialen Netzwerken aktiv sind und ohne großen Aufwand und Fotografie-Wissen gute Bilder mit einer zuverlässigen Kamera schießen möchten. Für diese Zielgruppe ist es eine gute Kaufempfehlung. Features wie WLAN, GeoTagging, Filter und Creative Shots runden das Angebot dieser Kamera perfekt ab. Der Touchscreen reagiert sehr schnell und die Möglichkeit diesen auszuklappen erleichtert einem deutlich bestimmte Aufnahmen. Schade, dass das Scharnier das Aufklappen nur bis zu einem Winkel von 90 Grad erlaubt. Die duale Aufnahme ist sicher eine interessante Innovation, wenn man sie mag; insgesamt eher eine nette Spielerei als von wirklich hohem Nutzwert, denn für Selbstporträts reicht die Qualität und die Auflösung der Zweitkamera nicht aus. Davon abgesehen kann die Canon PowerShot N100 guten Gewissens all denjenigen, die unkompliziertes Fotografieren schätzen, empfohlen werden. Sie ist seit Mitte Mai erhältlich, in dieser kurzen Zeit bis zur Veröffentlichung dieses Artikels ist der Preis von der unverbindlichen Preisempfehlung (380 Euro) auf 280 Euro gefallen, teilweise wird die N100 schon für 250 Euro angeboten. Für den günstigen Preis bietet die N100 einen extrem hohen Gegenwert.
Test auf digitalkamera.de
Wenn dich die Canon PowerShot N100 interessiert, lies doch auch noch den Testbericht auf digitalkamera.de, der zeitgleich mit diesem Erfahrungsbericht erschienen ist. Dort schreibt Daniela Schmied einiges über die Bildqualität der Kamera (und beurteilt diese generell mit sehr gut) und was sie generell von diesem Modell hält.
Vorteile
- nach hinten gerichtete Zweitkamera
- umfangreiche Ausstattung
- einfache Bedienung
- großer, hochaufklösender, klappbarer Touchscreen
Nachteile
- Klappmonitor nicht um 180 Grad schwenkbar
- sehr begrenzte Funktion der Zweitkamera