Akku-Packs Actioncams sind mittlerweile robust, allwettertauglich und winzige Speicherkarten mit enormen Kapazitäten beseitigen jegliche Speicherplatzprobleme. Eine ungelöste Schwäche bleibt: Der Akku. Unter Volllast kannst du deine Actioncam eine, höchstens zwei Stunden betreiben; bist du besonders sparsam, kommst du vielleicht auch durch den ganzen Tag, aber es ist dennoch störend, immer besorgt die Ladestandsanzeige im Auge behalten zu müssen. Die Action Packs von Re-Fuel by Digipower sollen dem abhelfen. Sechs, zwölf oder auch satte vierundzwanzig Stunden kontinuierlichen Filmens mit deiner GoPro-Actioncam verspricht der Hersteller – wir probieren es aus.

Re-Fuel by Digipower ist ein US-amerikanischer Zubehörhersteller, der sich hauptsächlich mit Akkus beschäftigt und unter anderem die Power Banks produziert, von denen du möglicherweise eine zum portablen Laden deines Smartphones oder Tablets gerade mit dir herumträgst. Die diesjährige IFA diente dem Hersteller als Startschuss zur Ankündigung der Action Packs, einer Serie von externen Akkus für die GoPro-Actioncams Hero3, 3+ und 4. Die Action Packs gibt es in drei Ausführungen, die sich durch Ihre Größe und Kapazität unterscheiden, praktisch also wie lange deine GoPro mit einer Ladung am Stück filmen kann: Sechs, zwölf und sogar vierundzwanzig Stunden. Aktuell ist in Deutschland nur die 6-Stunden-Variante erhältlich, die Schwestermodelle sollen jedoch in wenigen Wochen folgen.

  • Bild DigiPower RF-6H Zusatzakku für GoPro. So sieht er wirklich aus. Anders als auf den verbreiteten Pressefotos sitzt die aus drei blauen LEDs bestehende Füllstandsanzeige auf der Rückseite. Wenn du das Akku schüttelst, leuchten die LEDs kurz auf. [Foto: MediaNord]

    DigiPower RF-6H Zusatzakku für GoPro. So sieht er wirklich aus. Anders als auf den verbreiteten Pressefotos sitzt die aus drei blauen LEDs bestehende Füllstandsanzeige auf der Rückseite. Wenn du das Akku schüttelst, leuchten die LEDs kurz auf. [Foto: MediaNord]

  • Bild DigiPower Re-Fuel Action Pack RF-12H Zusatzakku für GoPro: die hier als Pressefoto gezeigte 12-Stunden-Version wird angeblich nur minimal größer als die 6-Stunden-Version sein. [Foto: DigiPower]

    DigiPower Re-Fuel Action Pack RF-12H Zusatzakku für GoPro: die hier als Pressefoto gezeigte 12-Stunden-Version wird angeblich nur minimal größer als die 6-Stunden-Version sein. [Foto: DigiPower]

Über Sinn und Unsinn von 24-Stunden-Akkus kann man sich natürlich streiten, denn es gibt überhaupt keine Micro-SD-Speicherkarten, die groß genug wären, dass man 24 Stunden Video darauf aufzeichnen kann (jedenfalls nicht in guter Qualität). Aber es gibt natürlich Anwendungen, wo du vielleicht eine sehr lange Betriebsdauer der Kamera brauchst, z. B. bei Intervallaufnahmen für Zeitraffer-Filme. Mit einem Zusatzakku kannst du dann problemlos einen ganzen Tag aufzeichnen, indem zu beispielsweise jede Sekunde ein Bild machst.Bislang musstes du bei solchen Projekten eine stationäre Stromversorgung herstellen oder ein externes Akku-Pack anschließen (hattest dann aber keine wasserdichte Lösung). Mit den Re-fuel Akkus kannst du deine GoPro auch Wind und Wetter aussetzen oder sie unter Wasser nutzen. 

Wir haben die 6-Stunden-Version einmal ausprobiert. Die äußeren Abmessungen des Action Pack orientieren sich am wasserdichten GoPro-Gehäuse, was Sinn ergibt, denn der externe Akku mitsamt spezieller Befestigung ersetzt die Standard-Rückwand von GoPro. In der entsprechend deutlich tieferen Rückwand sind fest verbaut der Akku (praktisch so, wie bei der günstigen GoPro Hero Kamera, die fest im Gehäuse eingebaut ist). Angesetzt an die Kamera und mit dem Schnellverschluss der Kamera verschlossen ergibt sich derselbe Staubschutz sowie die Wasserdichtigkeit bis 40 m Tiefe (laut Digipower bis maximal 3 Stunden). Neben der langen Laufzeit ist der große Temperaturbereich interessant. Zwischen -30 und +50 Grad Celsius soll der Akku normal arbeiten.

Exakt 101,1 Gramm wiegt der 6-Stunden-Akku. Durch den Entfall der wasserdichten Rücktür (16,2 Gramm) ergibt sich Netto ein Mehrgewicht von rund 85 Gramm. Zusammen mit einer GoPro Hero 3+ Black kommen dann 217 Gramm auf die Waage. Das ist auf dem Helm montiert schon kein Spaß mehr, aber das ist sicherlich auch nicht die typische Anwendung. Unter Wasser stört das Gewicht nicht bzw. ist eher förderlich. Und am Fahrrad montiert sollte das kein Problem sein. Die größeren Akkus (12 Stunden und 24 Stunden) sind allerdings deutlich schwerer und größer und da ist die Frage, ob die die üblichen Halterungen noch problemlos damit zurechtkommen, die ja alle auf das deutlich geringere Gewicht nur der Kamera samt Gehäuse ausgelegt sind. Der mobile Einsatz ist also im Zweifel immer zu klären. Stationär, z. B. für Zeitraffer-Aufnahmen, ist das Gewicht kein Problem. Möglicherweise aber das weit nach hinten ausladende Akku-Gehäuse, das nicht jede Montageposition zulässt.

  • Bild Kleines Verwirrspiel: Solche Renderings veröffentlicht DigiPower auf der Website und als Pressefoto. Preisfrage: Wie soll die Sache mit dem "Akku-Dummy" wohl bei einer GoPro-Hero 4 funktionieren, bei der der Akku unten in die Kamera geschoben wird? [Foto: DigiPower]

    Kleines Verwirrspiel: Solche Renderings veröffentlicht DigiPower auf der Website und als Pressefoto. Preisfrage: Wie soll die Sache mit dem "Akku-Dummy" wohl bei einer GoPro-Hero 4 funktionieren, bei der der Akku unten in die Kamera geschoben wird? [Foto: DigiPower]

  • Bild Antwort zur Frage in der vorigen Bildunterschrift: Gar nicht! Das eben gezeigte Hersteller-"Foto" hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Die Kontaktierung erfolgt nicht über einen Akku-Dummy, sondern, wie hier zu sehen, über den Zubehör-Steckkontakt. [Foto: MediaNord]

    Antwort zur Frage in der vorigen Bildunterschrift: Gar nicht! Das eben gezeigte Hersteller-"Foto" hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Die Kontaktierung erfolgt nicht über einen Akku-Dummy, sondern, wie hier zu sehen, über den Zubehör-Steckkontakt. [Foto: MediaNord]

Aufgeladen wird der Akku bei geöffnetem Kameragehäuse über eine MicroUSB-Buchse mit einem beliebigen oder dem mitgelieferten MicroUSB-Kabel. Richtig gelesen: Micro-USB – und nicht wie GoPro bei seiner Hero 3/4-Serie Mini-USB. Auf MicroUSB zu setzen, mag zwar einerseits "moderner" sein, ist in diesem Fall aber unpraktisch, denn so musst du ein weiteres Ladekabel mitführen und kannst nicht das Mini-USB-Kabel verwenden, das du für deine GoPro Hero benutzt. Falls dein Smartphone MicroUSB hat, kannst du aber auch das Kabel verwenden. Zur Anzeige des Ladezustands besitzt der Akku drei eingebaute LEDs, mit denen du den Ladezustand sowohl beim Laden als auch später im Betrieb grob einschätzen kannst. Einen Schalter zum Abrufen der Kapazitätsanzeige hat der Akku nicht, um die Info signalisiert zu bekommen musst du ihn stark schütteln, dann leuchten die LEDs kurz auf. Das ist bedingt praktikabel. Zum einen können starke Erschütterungen beim Transport dazu führen dass das Akku immer wieder seinen Ladezustand signalisiert. Zum anderen kannst du den Akku, wenn er zusammen mit der Kamera fest montiert ist (z. B. am Fahrrad oder Surfbrett), ja gar nicht mehr ohne weiteres "schütteln". Zum Glück besitzt die GoPro Kamera selbst aber auch eine Anzeige für Zusatzakkus, die (wie der Digipower-Akku) über den breiten Zubehöranschluss verbunden sind. Wenn du auf dem Status-Display der Kamera ganz genau hinschaust, wirst du bemerken, dass das Akku-Symbol bei angedocktem Zusatzakku etwas breiter geworden ist und in der Mitte unterteilt ist. Der obere der dadurch entstehenden zwei Balkenreihen zeigt den Ladezustand des externen Akkus an, der unter den Zustand des internen Akkus. Wie genau eine solche grobe Anzeige ist, lässt sich schwer einschätzen. In unserem Fall konnten wir beispielsweise beobachten, dass der eben noch mit zwei von drei Balken angezeigte kamerainterne Akku nach dem Andocken des Zusatzakkus mit drei Balken (also voll) angezeigt wurde (und nach dem Abnehmen des Zusatzakkus wieder mit zwei Balken). Wenn die Kamera eingeschaltet ist, funktionieren die "Schüttel-Anzeige" übrigens nicht. Die Akku-Laufzeit haben wir nicht nachgeprüft, sie hängt auch immer stark von den Einstellungen ab. Bei der Aufzeichnung eines 4K-Videos ist der Energiebedarf drastisch höher als bei einem FullHD-Video. Und welche GoPro-Kamera du hast, spielt natürlich auch eine Rolle. Die 6 Stunden als "Richtwert" erscheinen aber absolut glaubhaft. Der Hersteller gibt die Kapazität des 6-Stunden-Akkus mit 3200 mAh an (bei 3,7 Volt), der Original-GoPro-Akku der Hero3+ hat, ebenso wie der neue Akku der Hero4-Serie 1160 mAh, und die stehen ja weiterhin parallel zur Verfügung. Wir haben hier also eine um den Faktor 3,75 höhere Gesamtkapazität, die problemlos für fünf bis sechs Stunden FullHD-Aufzeichnung reichen dürfte.

  • Bild Bei angedocktem Zusatzakku wird die Batterie-Anzeige der GoPro Hero etwas dicker und bekommt einen zweiten Balken. Der obere zeigt den Stand des Zusatzakkus an, der untere Balken den Zustand des kamerainternen-Akkus. [Foto: MediaNord]

    Bei angedocktem Zusatzakku wird die Batterie-Anzeige der GoPro Hero etwas dicker und bekommt einen zweiten Balken. Der obere zeigt den Stand des Zusatzakkus an, der untere Balken den Zustand des kamerainternen-Akkus. [Foto: MediaNord]

Auffällig ist, dass bei angedocktem Akku selbst bei ausgeschalteter Kamera, die rote Kontroll-LED rund einmal pro Minute für eine Sekunde leuchtet. Offenbar ist die Actioncam mit angedocktem Zusatzakku also nie richtig aus. Das ist sie ja tatsächlich nie, sie hat ja keinen mechanischen Schalter. Aber hier findet ganz offenbar ein deutlich höherer Stromverbrauch statt als sonst in "ausgeschaltetem" Zustand. Denn wenn du den Langzeit-Akku über Nacht an der "ausgeschalteten" Actioncam angesteckt lässt, ist er am nächten Morgen auf jeden Fall leer! Du musst also immer dran denken, dass du von der Kamera, wenn du sie gerade nicht brauchst, den Gehäuse-Verriegelungshebel öffnest, damit der Akku den Kontakt zum Zubehör-Steckkontakt verliert. Erst zum wirklichen Betrieb solltest du den Langzeit-Akku anstecken, sonst ist er leer, wenn du die Kamera benutzen willst. Das Problem tritt zumindest mit der GoPro Hero3+ Black Edition auf. Ob das ein Bug der Kamera oder ein Design-Fehler des Akkus ist, können wir aktuell nicht sagen. Ein Einzel-Fehler im Akku können wir wohl ausschließen, da ein Kunde auf Amazon.de ebenfalls von dem Problem berichtet (ebenfalls mit einer Hero3+). Update 2015-12-16: Wir haben die Sache mit einer GoPro Hero4 Silver gegengeprüft. Dort verhält es sich genauso, d. h. das angesteckte Zusatzakku entleert sich ebenfall "über Nacht". 

Update nach Ende des Tests: Möglicherweise ist das Problem mit der Selbstentladung so gravierend, dass der Hersteller die Produkte aus dem Programm genommen hat. Auf der (ehemaligen) Produktseite zum 6-Stunden-Akku (http://www.digipowersolutions.com/product_info.php?products_id=847) steht jedenfalls derzeit "Product not found" und die entsprechende Rubrik (http://www.digipowersolutions.com/category/138/Action+Packs.html) ist komplett leer.

 

Fazit

Bis auf das Problem mit der schnellen Selbstentladung in angeschlossenem Zustand sind die Action Pack Akkus von Re-fuel/Digipower eine durchdachte Lösung. Ob der Selbstentladungs-Bug für dich akzeptabel ist, musst du selbst entscheiden. Wenn du damit leben kannst, versetzen dich die Akkus in die Lage stundenlang ununterbrochen zu filmen oder Intervallaufnahmen zu machen, und das sogar unter harten Bedingungen oder sogar unter Wasser.

Vorteile

  • Wasserdicht bis 40 Meter Tiefe
  • Eigene Füllstandsanzeige
  • Hohe Kapazität, lange Laufzeit

Nachteile

  • Sehr hohe "Selbstentladung" in angestecktem Zustand
  • Rückseitige Aufnahmekontrollleuchte der Kamera wird verdeckt