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Nach dieser unkomplizierten Prozedur kannst du den eGimbal in vollem Umfang nutzen. Der „volle Umfang“ ist hierbei ausdrücklich auf 2D-Stabilisierung beschränkt – wenn du also nach links und rechts schwenkst (oder wackelst), wird diese Bewegung 1:1 auf die Kamera übertragen. Auch reine horizontale Erschütterungen, wie sie z. B. beim Fahrradfahren auf unebenen Wegen auftreten, gleicht der Gimbal nicht aus (und auch keine hektischen horizontalen Handbewegungen). Dennoch werden solche Fahrten und aus der Hand geführten Aufnahmen deutlich stabilisiert, weil zumindest die Schwankungen in zwei Achsen einwandfrei ausgeglichen werden. Perfekt in seinem Element ist der Gimbal beispielsweise, wenn er mittels Saugnapf oder Rohrhalterung an einem Motorrad montiert wird. Der Fahrer kann sich dann in die Kurve legen wie er will. Der Horizont der Aufnahme bleibt 1A gerade. Rasante Kurvendurchfahrten sehen dann wirklich spektakulär und professionell aus. Und der Betrachter wird nicht seekrank. Entsprechende Videos findest du im Internet (und unten eingebunden). Mit im Lieferumfang befindet sich ein Plastik-Handgriff, dessen Haptik (wie auch die des Kunststoff-Gehäuses des eGimbal) für ein Gerät dieser Preisklasse besser sein könnte, der aber dennoch ergonomisch geformt ist und gut in der Hand liegt.

Beim Überschreiten der maximalen Neigungswinkeln von 110 Grad unten und 45 Grad oben beginnt die Mechanik zu stottern oder dreht sich wild im Kreis. Kopfüber kannst du den eGimbal leider auch nicht benutzen, da die Sensoren immer eine aufrechte Kameraposition anstreben, diese durch mechanische Anschläge nicht erreicht werden kann. Ein Betrieb unter einem Multikopter ist deshalb leider nicht möglich. Das ist schade, denn mit einem Gewicht von nicht einmal 150 Gramm ist das Gimbal betriebsbereit (inkl. Akku, ohne Griff) leichter als die meisten Köpfe, die man für gängige Quadrokopter (wie z. B. die Phantom-Baureihe von DJI) kaufen kann, und wäre damit theoretisch durchaus gut einsetzbar, aber eben nicht ohne Umbaumaßnahmen.

  • Bild Weil der Rollei eGimbal G1 sehr leicht ist (160 Gramm), ist selbst eine Montage auf einem Helm in einer Klebepad-Halterung möglich. [Foto: Rollei]

    Weil der Rollei eGimbal G1 sehr leicht ist (160 Gramm), ist selbst eine Montage auf einem Helm in einer Klebepad-Halterung möglich. [Foto: Rollei]

  • Bild Rollei eGimbal G1 mit Lenkerhalterung. [Foto: Rollei]

    Rollei eGimbal G1 mit Lenkerhalterung. [Foto: Rollei]

In der Praxis hat sich der eGimbal bei uns gut bewährt. Viel zu schreiben gibt es dazu nicht. Er stabilisiert. Einzig bei kompletten Richtungsänderungen, bespielsweise wenn wir uns mit dem Gimbal um 180 Grad nach hinten umgedreht haben, hatten wir gelegentlich den Effekt, dass die Kamera nicht mehr ganz gerade ausgerichtet war, sondern ganz leicht (wenige Grad) schräg hing. Dies dürfte aber eher nicht praxisrelevant sein. Beim Filmen dreht man sich nicht häufig um die eigene Achse und zwei Grad Schräglage sind bei Actionaufnahmen normalerweise nicht so schlimm. Bei unseren Testaufnahmen machte der Gimbal seinen Job gut. Wir hatten ihn während einer kurzen Fahrrad-Runde über eine unebene Strecke an einer Brust-Halterung montiert, so dass die GoPro Hero3 freie Sicht nach vorne hatte, der Lenker war mit im Blick. Grobe Erschütterungen wurden hierbei durch die gewählte Montageart ausgeglichen (am Lenker montiert wäre das Ergebnis deutlich unruhiger gewesen). So aber spielten die Erschütterungen eigentlich keine Rolle, allenfalls die Körperbewegungen nach links und recht beim Treten brachten Unruhe ins Bild. Der Horizont blieb aber jederzeit schön gerade, auch in Kurven und bei einer Durchfahrt einer Senke blieb der Horizont auf gleichem Niveau. Bei einer solchen Anwendung reicht auch die 2-Achsen-Stabilisierung völlig aus, da die Ausrichtung des Oberkörpers auf dem Fahrrad sowieso ziemlich stabil ist. Bei der Montage auf einem Helm hingegen würde die Kamera jede Kopfdrehung 1:1 mitmachen, was vielleicht erwünscht sein mag, auf jeden Fall aber Unruhe ins Video bringt.

Rollei ruft für den eGimbal G1 Kamerastabilisator knapp 350 Euro auf (unverbindliche Preisempfehlung). Im Fachhandel ist er ab etwa 270 Euro zu haben. Das erscheint eine Menge Geld für ein solch scheinbar einfaches Gerät. Vergleicht man dies mit anderen elektronischen Steadycam-Lösungen, wie beispielsweise dem Gimbal-Head vom Quadrokopter-Hersteller DJI (zur Montage unter dessen Drohnen) oder mit den Geräten von Jobo, die es für Smartphones oder (größer und teurer) für Kompaktkameras gibt, dann stimmt der Preis.

Fazit

Die Leistung des Rollei iFootage eGimbal G1 ist in Ordnung. Die Haptik könnte für ein 300-Euro-Gerät etwas gediegener sein, aber an Ergonomie und Funktion gibt es nichts auszusetzen. Dass der Hersteller den zum Betrieb erforderlchen Akku nicht mitliefert, ist unverständlich. Besonders praktisch ist die Möglichkeit, das du den Kopf nicht nur am mitgelieferten Handgriff, sondern auch in fast jeder Standard-GoPro-Halterung montieren kannst. Voraussetzung dafür ist allerdings die aufrechte Position; überkopf funktioniert das Gerät leider nicht.

Vorteile

  • justiert sich schnell und zuverlässig
  • Kamera stufenlos neigbar
  • in vielen GoPro-Halterungen montierbar

Nachteile

  • Akku muss separat beschafft werden