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60 Sekunden ist auch der größte Abstand zwischen zwei aufgenommenen Bildern, die der Zeitraffer (zweiter Menüpunkt) anschließend zu einem Video zusammensetzt. Endlos-Aufzeichnung, Bewegungserkennung und Windgeräuschreduktion stehen ebenfalls im Menü zur Wahl. Recht nützlich ist noch der „manuelle“ Weißabgleich (Automatik, Tageslicht, Wolkig, Floureszenzlicht, Unterwasser). Unter dem Punkt Blickwinkel kann zwischen wide, medium und narrow sowie water gewechselt werden. Mit wide erzielst du ein Sichtfeld von 160 Grad (diagonal), mit water fängst du unter Wasser 90 Grad ein (130 Grad in der Luft). Weitere Eingriffe in den Aufnahmeprozess kannst du nicht vornehmen. Der Fotomodus ist ähnlich karg: Bildgröße (14 Megapixel in 4:3, 10 Megapixel in 16:9, 5 Megapixel in 4:3), Aufnahmereihe (Geschwindigkeit: 21 Bilder/s, aber nur 10 Bilder pro Aufnahmereihe möglich), Blickwinkel und Weißabgleich sind alles, was du hier anklicken kannst. Und sobald du die Kamera neu startest, darfst du wieder von vorne anfangen, denn die meisten Einstellungen werden jedes Mal beim Ausschalten auf Default zurückgesetzt. Das ist ebenso frustrierend wie der ununterbrochen erlöschende Bildschirm.

Die Ricoh WG-M1 kannst du auch über die hauseigene App (Name: WG-M1) steuern, die eine nahezu exakte Kopie des Kodak Pixpro Remote Viewers inklusive sämtlicher Fehler und mit noch weniger Funktionen ist. Diese Ähnlichkeit ist kein Wunder, denn die Ricoh WG-M1 ist ganz offensichtlich technisch identisch mit der Kodak Pixpro SP1 (hergestellt von Asian Optical), allerdings mit einem völlig anderen Gehäusedesign. Während das Betriebssystem der WG-M1 noch sehr zügig hochfährt, benötigt die Kamera geschlagene 30 Sekunden, um einen WiFi-Hotspot zu erzeugen! Und das drahtlose Signal kann auch nicht im Hintergrund laufen: das WiFi funktioniert nur während der AP-Einstellungsbereich im Optionenmenü geöffnet ist. Wenn du also den kameraeigenen Sucher zwischendrin anschauen möchtest, musst du jedes Mal die Verbindung zum Smartphone kappen. Da die WG-M1 zudem kein NFC bietet, verbindet sich dein Smartphone nicht automatisch mit dem Kamera-WiFi. Stattdessen musst du dein WLAN-Menü auf dem Handy öffnen und die Ricoh WG-M1 auswählen, um das an der Kamera angezeigte Passwort einzugeben (das sich übrigens gelegentlich bei Neustart ändert). Das Sucherbild ist (wie auch bei vielen anderen Kameras) etwas zeitversetzt, die Verzögerung befindet sich aber in einem akzeptablen Bereich. Die Verbindung ist, einmal hergestellt, stabil und toppt die vom Hersteller angegebene Reichweite locker: Auslöser und Playback auf fast 60 Meter Entfernung (anstatt der garantierten 10) haben wir im Freien erreicht. Das ist Rekord!

  • Bild Viel Zubehör ist trotz des recht hohen Preises nicht dabei. Nur eine Unterwasser-Linsenabdeckung und eine Klebehalterung, sowie ein Karabinerhaken werden mitgeliefert. [Foto: MediaNord]

    Viel Zubehör ist trotz des recht hohen Preises nicht dabei. Nur eine Unterwasser-Linsenabdeckung und eine Klebehalterung, sowie ein Karabinerhaken werden mitgeliefert. [Foto: MediaNord]

Die Qualität der Fotos ist, in dieser Preisklasse, hervorragend. Den Sehtest an unserem Testchart hat die WG-M1 „bestanden“: die drittletzte Zeile (von zehn) ist tatsächlich gerade noch lesbar. Der Qualitätsverlust an den Rändern ist erfreulich gering. Jedoch ist auch die Ricoh WG-M1 nicht von der Lichtproblematik ausgenommen. Bei hohem ISO sind weder Bilder noch Videos zu gebrauchen, wobei sich die Videos auch bei ausreichender Beleuchtung nicht mit Ruhm bekleckern. Die Aufnahmen sind technisch unscharf (da hilft auch die intensive elektronische Scharfzeichnung nicht drüber hinweg), zeigen entsprechend wenig Details und sind farblich übersättigt. Dabei sind die technischen Voraussetzungen im Grunde ja nicht schlecht: gute Fotos kann die Kamera ja und an der Datenrate (ca. 15 MBit/s) liegt es auch nicht. Verringerst du den Bildwinkel oder die Videoauflösung, nimmt die Qualität noch weiter ab. Möglicherweise ist eine nicht deaktivierbare Video-Bildstabilisierung die Ursache für die die im Vergleich zum Foto deutlich schlechtere Video-Qualität (alle elektronischen Anti-Wackel-Techniken, die wir bislang bei Actioncams gesehen haben, wirkten sich sehr negativ auf die Bildqualität aus). Auf der deutschsprachigen Ricoh-Website ist zwar von einem Bildstablisator nicht die Rede und wir können auch im Test keinen Stabilisierungseffekt feststellen. Aber es fällt auf, dass sich der Bildwinkel bei Umschalten von Foto auf Video ein ganzes Stück verringert (das ist normalerweise ein Indiz für eine elektronische Bildstabilisierung) und auf der amerikanischen Ricoh-Website ist zu lesen "Thanks to its digital shake reduction mode, the user is assured of flawless, blur-free movies". Die Audioqualität ist (für ein Stereo-Mikrofon) unterdurchschnittlich. Klangvielfalt wäre zu viel versprochen, die Mono-Aufzeichnungen anderer Actioncams werden aber immer noch eindeutig übertroffen.

Qualitativ liegt die Ricoh WG-M1 damit in etwa auf einer Stufe der früher von uns getesteten Toshiba Camileo X-Sports oder Braun Master (beide ebenfalls zu teuer für die gebotene Leistung). Die Garmin Virb, die ein ähnliches Konzept verfolgt wie die Ricoh WG-M1 (ebenfalls ohne extra Schutzgehäuse wasserdicht und robust) macht bessere Videos. Und selbst von der preisgünstigen Ultrasport UmovE HD60 alias SJCAM SJ400 muss sich die Ricoh geschlagen geben (und von den Top-Geräten von Sony und GoPro sowieso).

Fazit

Eine große Stärke hat die Ricoh WG-M1: Die Kamera ist ein abenteuerfester Allrounder. Über Wasser, unter Wasser, bei Kälte wie bei Hitze – ohne zusätzlich benötigtes Gehäuse kann die Kamera in nahezu jeder Situation verwendet werden und hat auch noch ein Stativgewinde. Der Bildschirm gibt die Farben so schön wieder, dass es schwer fällt, die Kamera einfach wieder aus den Händen zu legen. Aber mit ihrem sehr geringen Zubehör- und Funktionsumfang, bei einer höchstens durchschnittlichen Leistung, sieht die WG-M1 im Vergleich mit der Konkurrenz alt aus. Der angestrebte Verkaufspreis von knapp 230 Euro ist deutlich zu hoch angesetzt.

Vorteile

  • robust und wasserfest ohne Zusatzgehäuse
  • gute Fotoqualität
  • einfache Bedienung

Nachteile

  • unterdurchschnittliche Videoqualität
  • zerklüftetes Gehause ist schlecht zu reinigen, trocknet langsam