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Beide Konverter liefern exzellente Werte. Dies insbesondere wenn man bedenkt, dass erstens das iPhone-Objektiv selbst ja auch nicht komplett perfekt ist und zweitens das iPhone ja gar nicht "weiß", dass ein Konverter davor geschraubt ist, also auch nicht korrigierend eingreifen kann. Das ist beispielsweise bei Kompaktkameras mit Zoom oder auch bei Systemkameras mit Wechselobjektiven ganz anders. Da besitzen die Kameras durchaus Profile, die Objektivfehler, so gut es geht, wieder herausrechnen. Ganz "rückstandsfrei" geht das natürlich nicht. Solche elektronischen Korrekturen von Verzeichnungen (krumme Ränder), Vignettierungen (das Bild wird zu den Bildecken dunkler) oder chromatischen Aberrationen (Farbsäume an Kontrastkanten) zu korrigieren hat immer Nebenwirkungen, die man sehen und durchaus auch im Labor messen kann.

Eine Vignettierung/Randabdunklung ist bei beiden Konvertern gegenüber dem nackten Kameraobjektiv praktisch nicht messbar. Beide Konverter erzeugen auch nur einen minimalen Schärfeabfall zu den Bildecken hin, der sich tatsächlich erst im äußersten Randbereich bemerkbar macht. Die Auflösung des iPhone 6s Plus beträgt im Bildzentrum beispielsweise 33,1 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) ohne Konverter. Mit dem Zeiss Telekonverter messen wir 32,6 lp/mm. Etwas anders sehen die Werte allerdings in den Bildecken aus. Dort bricht die Auflösung von 27,3 auf 14,8 lp/mm ein. Dies allerdings wirklich nur weit in den Bildecken. In weiten Teilen des Bildes bildet der Konverter exzellent scharf ab. Beim Weitwinkelkonverter ist die Auflösung in der Bildmitte zehn Prozent niedriger (29,4 lp/mm), dafür ist der Abfall zum Rand geringer (19 lp/mm). Die chromatische Aberration ist beim Telekonverter sehr gut, beim Weitwinkelkonverter allerdings durchaus vorhanden. In der Praxis fielen mir diese allerdings nicht negativ auf.

Wenn du magst, schau dir die Labortests auf digitalkamera.de an, die für die Konverter kostenlos zur Verfügung stehen. Dass in beiden Labortests die Brennweite 29 mm steht, liegt daran, dass dies die Angaben aus den Exif-Informationen der Kamera sind. Die Kamera "weiß" ja nichts von den vorgesetzten Objektiven und behauptet weiterhin, die Aufnahmen seien mit 29 mm Kleinbild-Brennweite entstanden.

  • Bild Makro-Beispielfoto, aufgenommen mit einem iPhone 6s Plus und dem Zeiss ExoLens Pro Makrokonverter. [Foto: MediaNord]

    Makro-Beispielfoto, aufgenommen mit einem iPhone 6s Plus und dem Zeiss ExoLens Pro Makrokonverter. [Foto: MediaNord]

  • Bild Unser Testbild-Aufbau, aufgenommen mit einem iPhone 6s Plus und dem Zeiss ExoLens Pro 0,6x-Weitwinkel-Konverter. [Foto: MediaNord]

    Unser Testbild-Aufbau, aufgenommen mit einem iPhone 6s Plus und dem Zeiss ExoLens Pro 0,6x-Weitwinkel-Konverter. [Foto: MediaNord]

  • Bild Unser Testbild-Aufbau, aufgenommen mit einem iPhone 6s Plus und dem Zeiss ExoLens Pro 2x-Telekonverter-Konverter. [Foto: MediaNord]

    Unser Testbild-Aufbau, aufgenommen mit einem iPhone 6s Plus und dem Zeiss ExoLens Pro 2x-Telekonverter-Konverter. [Foto: MediaNord]

  • Bild Ein Porträt des Autors, aufgenommen mit dem iPhone 6s Plus mit vorgesetztem Zeiss ExoLens Pro 2-fach-Telekonverter. Solche Aufnahmen sehen mit einer 58mm-Kleinbild-Brennweite wesentlich natürlicher aus als mit der 29mm-Smartphone-Brennweite. [Foto: MediaNord]

    Ein Porträt des Autors, aufgenommen mit dem iPhone 6s Plus mit vorgesetztem Zeiss ExoLens Pro 2-fach-Telekonverter. Solche Aufnahmen sehen mit einer 58mm-Kleinbild-Brennweite wesentlich natürlicher aus als mit der 29mm-Smartphone-Brennweite. [Foto: MediaNord]

  • Bild Der Stausee passte vom Aussichtspunkt aus einfach nicht ganz aufs Bild (Aufnahme direkt mit dem iPhone 6s Plus). [Foto: MediaNord]

    Der Stausee passte vom Aussichtspunkt aus einfach nicht ganz aufs Bild (Aufnahme direkt mit dem iPhone 6s Plus). [Foto: MediaNord]

  • Bild Mit angesetztem 0,6-fach-Weitwinkelkonverter Zeiss ExoLens Pro ist der Bildwinkel dann so wie gewünscht. Sogar noch etwas blauer Alpenhimmel passt mit aufs Bild. [Foto: MediaNord]

    Mit angesetztem 0,6-fach-Weitwinkelkonverter Zeiss ExoLens Pro ist der Bildwinkel dann so wie gewünscht. Sogar noch etwas blauer Alpenhimmel passt mit aufs Bild. [Foto: MediaNord]

Vielleicht fragt ihr euch, welche Anwendungsfälle es denn für solche Konverter gibt, ob sie ihr Geld wert sind, und ob man nicht vielleicht mit anderen Tricks auch irgendwie über die Runden kommt. Welche Tricks? Nun ja, als "Ersatz" für den Telekonverter gibt es ja den Digitalzoom im Smartphone und statt des Weitwinkelkonverters könntest du dir vielleicht mit dem Panorama-Modus helfen.

Beides ist natürlich nicht wirklich ein Ersatz. Eine Ausschnittsvergrößerung auf ein 2-fach-Zoom bedeutet schon einen großen Auflösungsverlust. Drei Viertel der Megapixel schneidest du damit faktisch weg, dabei besitzt das iPhone solche Reserven ja eigentlich nicht. In gewissen Situationen geht das mit dem Digitalzoom auch gar nicht, beispielsweise, wenn du 4K-Videos aufnehmen willst. Mit dem Telekonverter bist du zweifach dichter dran am Geschehen. Im Grunde macht der ja auch kein wirkliches "Tele", sondern eher ein "Normalobjektiv". Gerade zum Beispiel Porträts von Personen sehen wesentlich vorteilhafter aus, wenn du nicht mit Weitwinkel, sondern einer längeren Brennweite arbeitest (ein klassisches Porträtobjektiv hat nochmals eine längere Brennweite, die sogar einem Dreifach-Konverter entsprechen würde).

Ich hatte etliche Situationen, in denen mir der Telekonverter eine große Hilfe war, auch wenn es nicht um "Schönheit" ging. Wenn du z. B. gelegentlich mal Slides während einer Beamer-Präsentation abfotografieren musst, wird dir schon aufgefallen sein, dass das Weitwinkelobjektiv des iPhones immer viel zu viel Drumherum aufnimmt. Und oft kannst du nicht dichter rangehen. Zoomst du stattdessen rein, nimmt die Qualität oft so sehr ab, das Texte kaum noch erkennbar sind. Die Lösung auch in solchen Fällen: ein guter Telekonverter.

Beim Weitwinkel ist es ähnlich. Wenn das iPhone allein nicht alles aufs Bild bekommt: Konverter drauf und es passt. 0,6-fach ist schon recht heftig. Das führt z. B. bei Gebäuden bei geneigter Kamera zu heftigen stürzenden Linien. Die aber lassen sich in der Bildbearbeitung korrigieren, sofern drumherum noch genug "Luft" ist. Das wiederum ist bei 0,6-fach oft der Fall. Die oben genannte Alternative, der Panorama-Modus, ist oft keine. Wenn du ein "richtiges" 270-Grad-Panorama machst, fallen die (in der Regel zahlreich vorhandenen) Stitching-Fehler, die beim Zusammenfügen der Aufnahmen im iPhone entstehen, nicht so stark auf. Nutzt du aber den Panorama-Modus nur in einem engen Winkel von z. B. 90 Grad, dann wirst du das Foto später im Ganzen betrachten und dann stören die diversen Fehler im Bild sehr. Ich ertappe mich dann dabei wie ich das Bild beim Betrachten nur noch nach den Stitching-Fehlern abscanne, statt mich an dem eigentlichen Motiv zu erfreuen. Solche Probleme hast du mit dem Weitwinkelkonverter nicht. Und ein nettes Zusatzfeature bietet der sogar in Verbindung mit dem Panorama-Modus. Hast du dich schon mal geärgert, dass du bei Panoramabildern mit dem iPhone nicht wirklich einmal im Kreis herum fotografieren kannst? Ein Stück der Rundumsicht fehlt immer, denn das iPhone nimmt nur rund 270 Grad auf. Mit dem Weitwinkelkonverter sind 360 Grad kein Problem! Sogar etwas mehr, d. h. du hast an den Enden sogar eine Überlappung. Und der vertikale Bildwinkel ist natürlich auch deutlich größer. Wenn du den Panorama-Modus häufiger nutzt, wirst du den Weitwinkelkonverter besonders lieben!

  • Bild Passt nicht: Westminster Palace von diesem Standort auf der Westminster Bridge aus gesehen bräuchte mehr Weitwinkel. Das iPhone 6s Plus fängt diesen Bildausschnitt ein. [Foto: MediaNord]

    Passt nicht: Westminster Palace von diesem Standort auf der Westminster Bridge aus gesehen bräuchte mehr Weitwinkel. Das iPhone 6s Plus fängt diesen Bildausschnitt ein. [Foto: MediaNord]

  • Bild Gleicher Standort, Aufnahme mit dem iPhone-Panorama-Modus. Durch die Aufnahme im Hochformat ergibt sich auch ein größerer vertikaler Bildwinkel. Das automatische Stitching hat in diesem Fall gut geklappt, aber das Gebäude ist etwas krummgebogen. [Foto: MediaNord]

    Gleicher Standort, Aufnahme mit dem iPhone-Panorama-Modus. Durch die Aufnahme im Hochformat ergibt sich auch ein größerer vertikaler Bildwinkel. Das automatische Stitching hat in diesem Fall gut geklappt, aber das Gebäude ist etwas krummgebogen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Aufnahme mit dem Zeiss Exolens 0,6-fach Weitwinkelkonverter. Der weite Bildwinkel ist spektakulär, der Effekt der stürzende Linien allerdings auch. [Foto: MediaNord]

    Aufnahme mit dem Zeiss Exolens 0,6-fach Weitwinkelkonverter. Der weite Bildwinkel ist spektakulär, der Effekt der stürzende Linien allerdings auch. [Foto: MediaNord]

  • Bild Da hilft eine Perspektivkorrektur in der Bildbearbeitung. So wirkt das Bild schon vertrauter. Hierdurch wird der Bildausschnitt wieder enger. Unten links musste ich etwas Wasser hinzufügen, der Bereich liegt außerhalb der ursprünglichen Aufnahme. [Foto: MediaNord]

    Da hilft eine Perspektivkorrektur in der Bildbearbeitung. So wirkt das Bild schon vertrauter. Hierdurch wird der Bildausschnitt wieder enger. Unten links musste ich etwas Wasser hinzufügen, der Bereich liegt außerhalb der ursprünglichen Aufnahme. [Foto: MediaNord]

  • Bild Wenn man will, kann man das noch Spielchen weiter treiben, bis alles gerade ist. Durch den extremen Bildwinkel der 17,4mm-Kleinbild-Brennweite bleibt aber ein leichter Fisheye-Effekt. Deshalb wirkt eine solche extreme Korrektur auch nicht natürlich. [Foto: MediaNord]

    Wenn man will, kann man das noch Spielchen weiter treiben, bis alles gerade ist. Durch den extremen Bildwinkel der 17,4mm-Kleinbild-Brennweite bleibt aber ein leichter Fisheye-Effekt. Deshalb wirkt eine solche extreme Korrektur auch nicht natürlich. [Foto: MediaNord]

Der Makro-Konverter ist natürlich sowieso ohne Alternative. Den Effekt bekommst du allein mit dem iPhone keinesfalls hin. Die Vergrößerung ist extrem und die Qualität extrem gut. Praktisch kannst du damit ein Gänseblümchen formatfüllend aufnehmen. Die Handhabung ist nicht einfach, denn du musst extrem dicht an dein Motiv heran und der Schärfebereich ist sehr gering. Für Makroaufnahmen brauchst du also normalerweise Ruhe und etwas Geduld und idealerweise ein Stativ. Alternativ machst du am besten einfach mehrere Aufnahmen mit leicht unterschiedlichem Abstand und suchst dir später unter all den Bildern das heraus, bei dem die Schärfe an der richtigen Stelle sitzt. Auch professionelle Anwendungen, beispielsweise im medizinischen Bereich, kann ich mir mit dem Zeiss-Makrokonverter gut vorstellen, denn die Qualität kann durchaus professionellen Ansprüchen genügen, und die Arbeit mit dem großen Smartphone-Display ist sehr angenehm. Mit solchen Makro-Aufnahmen können Sachen sichtbar gemacht werden, die man mit bloßem Auge nicht erkennen könnte.

Fazit

Die Zeiss ExoLens Pro Konverter nach dem Test zurückschicken zu müssen, fiel mir nicht leicht, das muss ich zugeben. Die umständliche Montage hat mich oft genervt, aber die Ergebnisse haben mich dann hinterher immer überzeugt. Etliche Aufnahmen wären ohne die Konverter so gar nicht möglich gewesen. Insofern muss ich sagen, machen die Konverter aus einem iPhone schon deutlich mehr "Kamera", als wenn man nur mit der einen Brennweite auskommen muss. Gerade wenn du gern mit sehr kleinem Gepäck unterwegs bist (Konverter und Halterung finden immer noch in irgendeiner Jackentasche Platz), dann kann das iPhone mit den Konvertern schon eher eine "richtige" Kamera ersetzen. Rein finanziell betrachtet geht die Rechnung eher nicht auf. Für den Preis, den z. B. Weitwinkel- und Telekonverter zusammen mit einer Halterung kosten (nämlich rund 450 Euro), bekommst du durchaus schon eine Premium-Kompaktkamera mit 1-Zoll-Sensor. Die macht dann noch bessere Fotos als das iPhone, aber damit hast du erstens noch kein 17,5mm-Superweitwinkel und zweitens deine Bilder nicht sofort im Smartphone verfügbar. Es bleibt also Geschmackssache. Auf jeden Fall sind die edlen Zeiss ExoLens Konverter aus meiner Sicht ihr Geld absolut Wert, denn ihre Qualität und Abbildungsleistung ist extrem hoch.