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Workflow in der Praxis

Der Workflow bei der Aufnahme mit zwei Kameras ist einfach. Du musst wenige Dinge beachten, die ein Kodak-Video (unten eingebunden) auch klar erklärt:

  1. Du musst UNBEDINGT den Bildstabilisator an beiden Kameras ausschalten, sonst können die beiden Videos später nicht gestitcht werden (jedenfalls nicht, wenn sich die Kameras während der Aufnahme bewegt haben).
  2. Du schaltest beide Kameras auf den gleichen Fernbedienungskanal und machst mit beiden Kameras ein Pairing mit der kleinen Hand-Fernbedienung.
  3. Du montierst die Kameras Rücken an Rücken, idealerweise in der mitgelieferten Haltung und positionierst sie an geeigneter Stelle.
  4. Du startest und stoppst die Aufnahme oder schießt ein Foto mit der Fernbedienung.
  5. Danach überträgst du die Fotos und Videos auf deinen Rechner.
  6. Mit der Software Kodak Pixpro Stitch (für PC oder Mac) fügst du die Videos zusammen und erhältst damit dann vollsphärische Videos. (Für das Zusammenfügen von zwei Fotos liefert JK Imaging keine Lösung mit, da musst du dir selbst eine geeignete Software suchen.)
  7. Bei Bedarf kannst du sie direkt aus der Stich-Software zu YouTube hochladen.

Das geht alles tatsächlich so einfach, wie es sich anhört. Das Übertragen der Daten auf den Rechner ist natürlich die doppelte Arbeit gegenüber nur einer Kamera. Und die Kodak-Software braucht wirklich sehr, sehr lange, um zwei Videos zusammenzurechnen. 1 Minute Video brauchten bei uns 23 Minuten Rechenzeit beim Zusammenrechen auf einem durchaus leistungsfähigen Notebook-PC mit Intel i7-Prozessor und SSD. Andererseits entfällt das normale Umrechnen des 2880x2880-Videos einer einzelnen Kamera zu einem 3840x2160-Video, dass du sonst bei einer einzelnen Kamera machen musst. Die zusammengefügten Videos sind sofort "betriebsbereite" Equirectangular-Videos. Die Kugel wird dabei wie eine Weltkarte auf eine rechteckige Fläche projiziert. Die Pole sind dabei extrem aufgespreizt. Die Viewer-Software macht den Schritt später quasi wieder rückgängig und zeigt jeweils nur einen Ausschnitt. Die fertigen Videos haben übrigens auch gleich die entsprechenden Kodierung, damit YouTube sie als Panorama-Videos erkennt.

Das Synchronisieren der Videos erfolgt über den mitaufgezeichneten Ton beider Kameras. Du müsstest also dafür sorgen, dass der Ton beider Videos ausreichend markante Stellen enthält. Ggf. klatscht du einmal am Anfang des Videos oder sprichst etwas, damit die Software etwas zum Synchronisieren findet. Üblicherweise reichen aber die normalen Umgebungsgeräusche. In der allerneuesten Version 1.2.3.0 der Software "Pixpro 360 Stitch", die uns gegen Ende des Tests vorlag, kannst du die beiden Videos auch bildweise zueinander ausrichten. Das ging mit der vor wenigen Tagen noch aktuellen Version noch nicht, dort warst du auf die Automatik angewiesen. JK Imaging scheint die Software also kontinuierlich weiterzuentwickeln, schau deshalb von Zeit zu Zeit nach, ob es eine neue Version gibt.

Über das zeitliche Ausrichten hinaus, kannst duch auch die beiden Videos zueinander ausrichten. Das ist im Grunde so, als ob du die Kameras zueinander bewegst. Abstand, Neigung, Rotation usw. sind justierbar. Wenn die Kameras korrekt in der Doppelhalterung montiert sind, sollte das eigentlich nicht nötig sein, dann kannst du die Einstellungen normalerweise alle auf Default lassen bzw. zurücksetzen. In der Praxis haben wir dennoch mitunter mit etwas Feintunig noch eine minimal bessere Ausrichtung herausgekitzelt. Oft bastelt man aber nur lange herum und verwirft die Justage am Ende doch, weil eine Korrektur auf der einen Seite eine Verschlechtungerung an einer anderen Stelle erzeugt.

  • Bild In der für Window und Mac erhältichen Software Pixpro 360 Stich fügst du die beiden Videos zusammen. Die Synchronisation erfolgt dabei über den mit aufgezeichneten Ton. Unten im Fenster kannst du eine Feinjustage vornehmen. [Foto: MediaNord]

    In der für Window und Mac erhältichen Software Pixpro 360 Stich fügst du die beiden Videos zusammen. Die Synchronisation erfolgt dabei über den mit aufgezeichneten Ton. Unten im Fenster kannst du eine Feinjustage vornehmen. [Foto: MediaNord]

  • Bild Unter "Kalibrierung" kannst du die quasi die beiden Kameras zueinander ausrichten. Das ist ziemlich fummelig, aber du siehst das Ergebnis sofort im Hauptfenster, so dass du dich nach und nach an das beste Ergebnis herantasten kannst. [Foto: MediaNord]

    Unter "Kalibrierung" kannst du die quasi die beiden Kameras zueinander ausrichten. Das ist ziemlich fummelig, aber du siehst das Ergebnis sofort im Hauptfenster, so dass du dich nach und nach an das beste Ergebnis herantasten kannst. [Foto: MediaNord]

  • Bild Bei der Ausgabe wählst du den Speicherort und die Bildgröße, welche Tonspur erhalten bleiben soll. Auf Wunsch kann das Video anschließend zu YouTube hochgeladen werden. [Foto: MediaNord]

    Bei der Ausgabe wählst du den Speicherort und die Bildgröße, welche Tonspur erhalten bleiben soll. Auf Wunsch kann das Video anschließend zu YouTube hochgeladen werden. [Foto: MediaNord]

Bildqualität

Die Video-Ergebnisse sind gut bis sehr gut, die Videos sind recht scharf. Die Datenrate des fertig montierten Videos beträgt rund 43 MBit/s. Die beiden Einzelvideos haben jeweils fast 60 MBit/s. Durch das Zusammenrechnen wird also leider etwas Qualität "wegkomprimiert". Im Bereich der Übergänge gibt es allerdings deutlich mehr Probleme als wir erwartet hätten. Offenbar befinden sich die beiden Rücken an Rücken montierten Kameras nicht im Nodalpunkt zueinander. Bei Motiven, die einige Meter von der Kamera entfernt sind, erfolgt das Zusammenrechnen sehr gut, nahezu unsichtbar. Bei bewegten Motiven (z. B. Wellen auf Wasser) wird das Bild im Übergangsbereich unscharf. Motivteile, die sich bei der Aufnahme dicht an der Kamera befanden, sind hingegen ein relativ großes Problem. Die sind dann im fertigen Video halb da, halb weg. Ich hatte den Kamera-Doppel-Pack kurz mal per Lenkerhalterung ans Fahrrad montiert (die Halterung hatten wir noch von der Non-4K-Version die wir noch als Testgerät haben, dort befindet sich eine Lenkerhalterung im Lieferumfang). In dem Ergebnis sind dann von dem Fahrradlenker nur Teile zu sehen, der Rest wird "ausgeblendet", das sieht schon etwas merkwürdig aus – für vorzeigbare Videos eher weniger geeignet. Die Umgebung selbst war aber einwandfrei zusammengefügt. Nur auf den bei Einzelkamera-Aufnahmen eigentlich gut funktionierenden (aber den Bildwinkel reduzierenden) Bildstabilisator muss man dabei verzichten. Ähnliche Probleme zeigen sich aber auch, wenn Laternen- oder Ampelmasten in der Nähe sind oder Personen relativ dicht vor der Kamera bewegen. Du solltest, wenn möglich, die Kamera also so ausrichten, dass die bildwichtigen Teile nicht gerade im Schnittbereich der beiden Kameras liegen. Aber das ist in der Praxis oft gar nicht möglich. Es wird deshalb leider doch viele Situationen geben, wo der relativ große blinde Bereich einer einzelnen Kameraaufnahme dann doch das kleinere Übel ist.

Fazit

Kodak Pixpro SP360 4K im Dual Pro Pack liefert fast alles, was du brauchst um hochauflösende vollsphärische Panorama-Videos zu drehen. Leider fehlt dem Kit ein für professionelle Anwendungen eigentlich unerlässlicher Stativadapter. Stattdessen musst du dich mit dem Selfie-Stick behelfen, sofern deine Montagesituation dies zulässt. Die Bildqualität ist insgesamt gut, aber in dem Bereich, wo die beiden Videos zusammengefügt werden, nicht ohne Probleme. Ob der zusätzliche Aufwand an Kosten (für zwei Kameras) und Arbeit (Handling, Montage, Auslesen der Videos von zwei Speicherkarten usw.) deshalb lohnt, kommt sehr auf den Einzelfall an. So uneingeschränkt gut wie die einzelne Kodak Pixpro SP360 4K gefällt uns das Dual Pro Pack nicht. Eine einzige Kamera ist auf jeden Fall wesentlich geschmeidiger zu handhaben.

Vorteile

  • 360x360°-Panorama-Videos mit nur 2 Kameras
  • Kameras auch einzeln verwendbar, z. B. für zwei gleichzeitige Perspektiven
  • Sehr gute Bildqualität der Einzelvideos

Nachteile

  • Zusammenmontierte Videos haben oft Fehler im Übergangsbereich
  • Zusammenfügen der Videos ist recht zeitaufwändig
  • Doppelkamera-Halterung hat kein Stativgewinde