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Betrachtung auf einem Flachbild-Fernseher

Neu bei der Ricoh Theta V ist die Möglichkeit, Fotos und Videos direkt, also ohne Smartphone oder PC, auf einem Flachbildfernseher betrachten zu können. Die einzige Voraussetzung ist ein Fernseher mit WiFi und Miracast, wobei auch ein entsprechender Dongle wie ein Google Chromecast oder Amazon FireTV-Stick ausreicht. In unserem Fall verwendeten wir einen gut zwei Jahre alten 4K-Fernseher von Panasonic, der Miracast und WiFi beherrscht. Bei dem Gerät war die Funktion aber nicht unter dem Begriff Miracast zu finden, sondern unter der Bezeichnung "Spiegelung", denn sie dient eigentlich dazu, zum Beispiel den Bildschirminhalt eines Smartphones drahtlos auf den Fernseher zu spiegeln.

  • Bild Die Theta S App von Ricoh funktioniert recht zuverlässig. Die Vorschau kann von Gesamtansicht auf Ausschnittsansicht umgestellt werden. Die wichtigsten Parameter werden angezeigt. Die max. Laufzeit der Videos kann 5 oder 25 Minuten betragen. [Foto: MediaNord]

    Die Theta S App von Ricoh funktioniert recht zuverlässig. Die Vorschau kann von Gesamtansicht auf Ausschnittsansicht umgestellt werden. Die wichtigsten Parameter werden angezeigt. Die max. Laufzeit der Videos kann 5 oder 25 Minuten betragen. [Foto: MediaNord]

  • Bild iPhones mit aktuellem Betriebssystem können mit den 4K-Videos der Theta V nichts anfangen. Erforderlich dafür wäre ein iOS vor Version 10.3, eine Version die am 27.03.2017 erschien (zuletzt aktuell ist 10.3.3, ab 19.09.2017 dann iOS 11). [Foto: MediaNord]

    iPhones mit aktuellem Betriebssystem können mit den 4K-Videos der Theta V nichts anfangen. Erforderlich dafür wäre ein iOS vor Version 10.3, eine Version die am 27.03.2017 erschien (zuletzt aktuell ist 10.3.3, ab 19.09.2017 dann iOS 11). [Foto: MediaNord]

  • Bild Außer dem Ricoh-eigenen Dienst theta360.com kann die iOS-App Fotos bzw. Videos zu Facebook, Twitter, Tumblr und YouTube direkt hochladen. Die Account-Informationen dazu werden in der App gespeichert. [Foto: MediaNord]

    Außer dem Ricoh-eigenen Dienst theta360.com kann die iOS-App Fotos bzw. Videos zu Facebook, Twitter, Tumblr und YouTube direkt hochladen. Die Account-Informationen dazu werden in der App gespeichert. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Bluetooth-Option wird über die App per WiFi eingeschaltet und ermöglicht dann die stromsparende Fernbedieung ohne Live-Bild und eine kontinuierliche GPS-Übertragung. [Foto: MediaNord]

    Die Bluetooth-Option wird über die App per WiFi eingeschaltet und ermöglicht dann die stromsparende Fernbedieung ohne Live-Bild und eine kontinuierliche GPS-Übertragung. [Foto: MediaNord]

  • Bild Da im Bluetooth-Betrieb (ohne WiFi) die WiFi-Verbindung aber nicht automatisch aufgebaut wird, gibt es häufiger Fehlermeldungen. Ohne WiFi geht es irgendwie doch nicht. [Foto: MediaNord]

    Da im Bluetooth-Betrieb (ohne WiFi) die WiFi-Verbindung aber nicht automatisch aufgebaut wird, gibt es häufiger Fehlermeldungen. Ohne WiFi geht es irgendwie doch nicht. [Foto: MediaNord]

Die Verbindung klappt denkbar einfach. Das Empfangsgerät muss auf Empfangsbereitschaft gehen und an der eingeschalteten Theta V der Modusknopf gedrückt gehalten werden. Wie von Zauberhand finden die Geräte sich nach einigen Sekunden. Die Theta V dient nun als Zeigegerät, mit dem du einen "Mauszeiger" über den Bildschirm bewegen kannst, indem du die Kamera verschwenkst. Der Auslöseknopf ist der Auswählknopf. Nun wählst Du ein Foto oder Video aus und kannst es anzeigen beziehungsweise abspielen. Ein Druck auf den Kameraauslöser ruft die Schaltflächen auf, mit denen du ein Video starten und pausieren kannst oder das nächste Foto/Video auswählst. Auch eine Hilfe bzw. kleine Anleitung kannst du dir anzeigen lassen. Der Bildausschnitt wird dagegen mit gedrückt gehaltener Aufnahmetaste der Theta V ausgewählt. Drückst erneut lange auf den Modusknopf, so wird die Verbindung wieder beendet.

Obwohl die Videos nicht gestitcht in der Kamera vorliegen, werden sie in einer gestitchten Version angezeigt, die offenbar in Echtzeit erzeugt wird. Die Qualität ist ganz gut, wenn auch offenbar die 4K-Auflösung des Fernsehers nicht genutzt wird. Das Bild löst höchstens Full-HD auf. Etwas störend ist manchmal jedoch der nicht verschwindende "Mauszeiger", der aufgrund der hohen Empfindlichkeit der Bewegungserkennung der Theta V mit den Handbewegungen "mitzittert".

Theta V Beispielfotos

Holstentor in Lübeck vom Hochstativ (1. Foto) und Hörnbrücke in Kiel (2. Foto).

Qualität der Fotos und Videos

Die Fotos haben in der Kamera auf das flache Anzeigeformat umgerechnet eine Auflösung von 14,5 Megapixel und sehen durchaus gut aus. Die Auflösung und Schärfe reicht zum Ausschnittsweisen betrachten auch auf größeren Monitoren gut aus. Nur weit reinzoomen kann man nicht, dann wird das Bild schnell unscharf. Bei direkter Sonneneinstrahlung fallen jeweils bis zu drei markante, pinkfarbene Blendenflecken im Bild auf, die offenbar durch Reflexionen innerhalb des Objektivsystems zustande kommen. Auffällig sind insbesondere im Randbereich der Bildwinkel der beiden Objektive (also im Schnittbereich der fertigen Aufnahme) relativ intensive chromatische Aberrationen, die sich in Form von lilafarbenen Farbsäumen an Kontrastkanten zeigen (z. B. eine Gebäudekante oder ein Baum vor blauem Himmel). Der Übergangsbereich der beiden 180-Grad-Kameras ist offenbar sehr klein und die Übergänge (von den Farbsäumen abgesehen) praktisch perfekt. Auch der Auflösungsverlust von der Bildmitte der beiden Kameras zum Randbereich ist erstaunlich gering.

Wir haben uns erlaubt, die Fotos der Theta V einmal direkt mit denen der Nikon KeyMission 360 zu vergleichen (gleiche Aufnahmesituation, Aufnahmen direkt nacheinander gemacht). Die Nikon spielt preislich und leistungsmäßig in der gleichen Liga, ist allerdings größer und "massiger", dafür wasserdicht und robust. Die Nikon verspricht 30-Megapixel-Fotos. Aber im direkten Vergleich zeigt sich, dass diese effektiv nur unwesentlich mehr Details enthalten, was sogar hauptsächlich auf die deutlich aggressivere Scharfzeichnung zurückzuführen ist, die auch sichtbar das Bildrauschen verstärkt. Die Nikon löst in der Mitte ihrer beiden Objektive effektiv etwas höher auf als die Ricoh, fällt aber außerhalb der Mitte schnell ab und liegt dann, trotz nominal größerer Fotos auf der Speicherkarte, schnell unterhalb der Auflösung der Ricoh. Auch die Nikon kämpft mit Farbsäumen im Übergangsbereich der beiden Teilbilder und pinkfarbenen Blendenflecken im Bild (Sonnenreflexion im Objektiv). Beides kannst du (auch bei den Fotos der Ricoh) ggf. im Bildbearbeitungsprogramm versuchen zu eliminieren. Unterm Strich sind die Fotos der Theta V und der KeyMission 360 etwa gleich gut. Die Nikon hat sozusagen einen Sweet Spot in der jeweiligen Bildmitte des Teilbildes, dort ist sie der Ricoh überlegen. Die Ricoh hingegen liefert ein relativ gleichmäßiges Niveau im gesamten Bildbereich. Unterm Strich ist in den 30 Megapixeln der Nikon KeyMission 360 nicht mehr "drin" als in den 14,5 Megapixeln der Ricoh Theta V.

  • Bild Ob 4K-Videos auf Android-Geräten funktionieren oder nicht, muss man ausprobieren. Wenn die Konvertierung 100 % erreicht hat, musst du unbedingt das Smartphone beobachten. Eine mögliche Fehlermeldung wird nur ganz kurz eingeblendet. [Foto: MediaNord]

    Ob 4K-Videos auf Android-Geräten funktionieren oder nicht, muss man ausprobieren. Wenn die Konvertierung 100 % erreicht hat, musst du unbedingt das Smartphone beobachten. Eine mögliche Fehlermeldung wird nur ganz kurz eingeblendet. [Foto: MediaNord]

  • Bild Beim UMI Touch Smartphone kam, nachdem der Konvertierungs-Fortschritt langsam auf 100 % gestiegen war, die Fehlermeldung, dass das Rundumbild nicht gespeichert werden konnte. Bei Reduzierung auf FullHD-Qualität konnte es hingegen gespeichert werden. [Foto: MediaNord]

    Beim UMI Touch Smartphone kam, nachdem der Konvertierungs-Fortschritt langsam auf 100 % gestiegen war, die Fehlermeldung, dass das Rundumbild nicht gespeichert werden konnte. Bei Reduzierung auf FullHD-Qualität konnte es hingegen gespeichert werden. [Foto: MediaNord]

Beim Video zeigt sich wieder einmal, das 4K als Ausgangsmaterial das absolut untere Limit ist. Unter dem machen Panorama-Videos unserer Meinung nach weder Spaß noch Sinn. Schließlich betrachtet man Panorama-Fotos und Panorama-Videos normalerweise immer nur ausschnittsweise, wie mit einer Lupe sozusagen. Und da macht es schon einen deutlichen Unterschied, ob man auf einen Ausschnitt eines 14,5 Megapixel auflösenden Fotos schaut oder einen Ausschnitt eines 8-Megapixel-Films. Wobei ja das Ausgangsmaterial technisch gesehen auch gar keine 8-Megapixel-Bildinformation enthält, sondern Etliches der 3840x1920-Pixel-Roh-Videos schlicht schwarz ist. Die konvertierten, "aufgefalteten" Halbkugeln in der Equirektangular-Projektion haben dann natürlich nicht die gleiche Schärfe, wie du sie sonst von einem guten Video kennst. Deshalb sollte das Betrachtungsfenster auch nicht zu groß gewählt werden. Die Videos haben im Vergleich zum 14,5-Megapixel-Foto signifikant weniger Details, sehen insgesamt aber noch gut aus. Gerade auf kleinen Displays (z. B. auf Smartphones) beeindruckt das Ergebnis. Anwender, die das noch nicht kennen, sind verblüfft und beeindruckt, dass sie sich in einer bewegten Szene mit Ton den Bildausschnitt selbst aussuchen können. Der Übergangsbereich zwischen den beiden Halbbildern ist (wie bei den Fotos) nahezu perfekt, lediglich die Farbsäume im unmittelbaren Übergangsbereich sind bei Videos wirklich markant und können durchaus störend vom eigentlichen Motiv ablenken. Wenn möglich, solltest du deshalb in den Übergangsbereich keine wichtigen Motivteile legen (das gilt grundsätzlich für jede mehräugige Panoramakamera), insbesondere keine starken Kontraste.

Auch bei den Videos haben wir uns den direkten Vergleich mit der Nikon KeyMission 360 erlaubt. Während sich bei den Fotos beide Kameras ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, sind bei den Videos im direkten Vergleich die der Ricoh klar besser. Zwar zeigen die Videos der Nikon nicht die auffälligen Farbsäume, die bei den Videos der Ricoh (noch mehr als bei den Fotos) wirklich stören können. Aber insgesamt sind die Videos der Ricoh Theta V nicht nur besser belichtet, es sind vor allem deutlich mehr Details zu sehen. Obwohl die Nikon-Videos eigentlich die höhere Datenrate (75 Mbit/s) haben, wirken deren Videos visuell "kaputtkomprimiert". Die Videos der Ricoh (mit nur 55 Mbit/s) enthalten, gerade bei Bewegungen, deutlich mehr Details. Allerdings landen die Videos bei der Nikon bereits fertig auf der Speicherkarte, während sie bei der Ricoh nachträglich weiterverarbeitet werden müssen.

Den Raumklang-Ton der vier eingebauten Mikrofone konnten wir in diesem Test ebenso wenig testen wie das externe Zusatzmikrofon, das unter die Theta V gebaut eine nochmals bessere Tonqualität bieten soll. Eventuell kommen wir darauf noch ein einem späteren Zusatztest zurück.

Fazit

Die Ricoh liefert insgesamt gute Ergebnisse. Allerdings sehen wir wenig von der versprochenen großen Leistungsfähigkeit des integrierten Snapdragon-Prozessors. Dieser kann offenbar weder gegen auffällige Farbsäume etwas ausrichten noch die beiden 180-Grad-Videoteilbilder bereits direkt während der Aufnahme in der Kamera zusammenfügen (möglicherweise wird dieses Feature noch mit einem Firmware-Update nachgereicht). Mit den derzeitigen Ricoh-Apps kann man 360°-Videos in 4K-Qualität überwiegend nur stationär am PC (und Mac) und mit einigen Android-Smartphones (wobei Ricoh nicht sagen kann, welche) anzeigen und teilen (und derzeit mit keinem einzigen iPhone mit aktuellem iOS). Damit ist der bisher von den Ricoh-Theta-Kameras gewohnte ausgereifte mobile Workflow mit der Theta V derzeit vielfach (noch) nicht gegeben. Wen aber die stationäre Nach-Verarbeitung nicht stört, bekommt eine problemlos funktionierende Panorama-Kamera mit guter Bildqualität bei Fotos und Videos. 

Vorteile

  • gute Foto- und Video-Qualität
  • kompaktes, gefälliges Gehäuse

Nachteile

  • Videos müssen zur Anzeige oder zum Teilen konvertiert werden
  • 4K-Videos mit Smartphones evtl. nicht nutzbar (Geräte-abhängig)