Actioncam vom Drohnen-Marktführer Das fehlte ja noch. Schon bei der Vorstellung der Gimbal-Kamera Osmo Pocket unkte der eine oder andere, Actioncam-Pionier GoPro könne sich warm anziehen. Dabei ist die DJI Osmo Pocket gar keine Actioncam, sondern eine handgehaltene Gimbal-Kamera – und weder übermäßig robust noch wasserdicht noch technisch in der Lage z. B. als Helm-Kamera sinnvoll zu funktionieren. Aber nun ist es tatsächlich soweit: Der Drohnen-Pionier (und Marktführer) greift den Actioncam-Pionier (und Marktführer) in seiner Kernkompetenz, der "klassischen" Actioncam an. Und bringt dabei sogar eine echte Neuerung: einen zusätzlichen Monitor auf der Front.

  • Bild Wo auf der Front noch Platz war, sitzt bei der DJI Osmo Action ein Farbmonitor als Selfie-Monitor. [Foto: DJI]

    Wo auf der Front noch Platz war, sitzt bei der DJI Osmo Action ein Farbmonitor als Selfie-Monitor. [Foto: DJI]

Dabei, muss man sagen, hat DJI das Rad nicht unbedingt neu erfunden, aber doch offenbar so ziemlich alles richtig gemacht hat und legt ein hochinteressantes Debüt-Produkt vor. Die einzige markante Innovation ist allerdings wirklich praktisch: Die DJI Osmo Action hat auch auf der Vorderseite einen Monitor. Dieser dient nur zur Anzeige (keine Touch-Funktion) und ist natürlich klein (1,4 Zoll Diagonale, die ganze Kamera ist ja klein) und quadratisch. Aber das ist natürlich besser als das Schwarzweiß-Status-Display, das GoPro seit Jahren auf der Vorderseite seiner Kameras einbaut und noch viel besser als gar kein Display auf der Frontseite, was ja immer noch bei den meisten anderen Actioncam-Herstellern Standard ist. Nun ist es aufgrund der extrem großen Bildwinkel von Actioncam-Objektiven nicht so wichtig wie bei anderen Kameras, dass man einen Selfie-Monitor hat. Wer halbwegs von vorne auf die Kameralinse einer Actoncam blickt, ist auf jeden Fall sowieso mit im Bild. Aber schaden kann es auf keinen Fall, wenn man das etwas genauer kontrollieren kann. Zudem hat sich der "Wahnsinns-Weitwinkel" der Actioncams von typischerweise rund 170 Grad in der Diagonalen in letzter Zeit technisch bedingt in der Praxis wieder verringert.

Der Grund dafür ist die mittlerweile verbreitete elektronische Bildstabilisierung. Dazu muss die Kamera mehr Bildwinkel aufnehmen, als im Endeffekt im Video landet, denn alles, was wackelt wird abgeschnitten, sozusagen. So gibt DJI den Bildwinkel auch mit 145 Grad an und nicht mit 170 Grad. Ob das vor oder nach der Stabilisierung ist, wissen wir derzeit noch nicht. Auf jeden Fall ist eine super Bildstabilisierung natürlich auch bei DJI das große Marketing-Thema – wie bei GoPro. Lange war Sony bei diesem Thema der Konkurrenz meilenweit voraus. Mittlerweile können das GoPro und DJI auch sehr gut, wie die veröffentlichten Beispielvideos anschaulich zeigen. Bei der DJI Osmo Action heißt die Stabilisierungstechnik übrigens "RockSteady".

  • Bild Die Rückseite der DJI Osmo Action nimmt fast vollständig der Touchscreen ein. [Foto: DJI]

    Die Rückseite der DJI Osmo Action nimmt fast vollständig der Touchscreen ein. [Foto: DJI]

Die übrigen Kameradaten sind Standard. 12 Megapixel aus einem kleinen Sensor. Ein Objektiv mit F2,8 Lichtstärke. Dass dabei etwas vernünftiges rauskommt, glauben wir dennoch gern, denn seine Drohnen- und Gimbal-Kameras hat DJI ja auch bestens im Griff. Die 12 Megapixel liegen im 4:3-Format an. Und heute sind 8,3-Megapixel-Videos das Maß der Dinge, mit dem sowieso alle werben. Tatsächlich bekommt man aus 12 Megapixeln im 4:3-Seitenverhältnis knapp 8,3 Megapixel im 16:9-Video-Seitenverhältnis heraus. Wenn aber noch eine elektronische Bildstabilisierung arbeitet und rundherum 10 bis 20 % Bildfläche abschneidet (als Stabilisierungsbereich), dann muss hochskaliert werden. Wirklich echte 4K-Videos sind das eigentlich nicht, aber dafür sind sie schön entwackelt. Wer nur in FullHD filmt, hat das Problem natürlich nicht. Da sind reichlich Reserven für die intensive elektronische Entwackelung vorhanden. Dazwischen liegt noch die "inoffizielle", aber bei Actioncams etablierte Auflösung "2,7K", die die DJI Osmo Action auch beherrscht, übrigens sowohl im 4:3- also auch im 16:9-Seitenverhältnis.

  • Bild Das Objektiv-Schutzglas der DJI Osmo Action kann abgeschraubt werden, daher die Kerben, und durch ND-Filter ersetzt werden. [Foto: DJI]

    Das Objektiv-Schutzglas der DJI Osmo Action kann abgeschraubt werden, daher die Kerben, und durch ND-Filter ersetzt werden. [Foto: DJI]

  • Bild An der Seite der DJI Osmo Action sitzt die QuickSelect-Taste sowie unter einer Klappe die USB-C-Buchse. [Foto: DJI]

    An der Seite der DJI Osmo Action sitzt die QuickSelect-Taste sowie unter einer Klappe die USB-C-Buchse. [Foto: DJI]

  • Bild Das wichtigste Zubehör ist bei der DJI Osmo Action Lieferumfang enthalten. [Foto: DJI]

    Das wichtigste Zubehör ist bei der DJI Osmo Action Lieferumfang enthalten. [Foto: DJI]

Die übrigen Anlagen für hochwertige Videos sind vorhanden. 4K-Videos werden mit bis zu 60 fps und 100 MBit/s aufgezeichnet, also mit flüssiger Bildfrequenz und hoher Datenrate für geringe Kompressionsartefakte. Damit die Kamera das durchhält, soll sie eine besondere Kühltechnik verwenden, die sich hinter dem "Kühlergrill" unter dem Objektiv befindet. Die Kamera zeichnet die Videos auf Wunsch mit einem "D-Cinelike" genannten flachen Farbprofil auf, das sich gut für die nachträgliche Verarbeitung eignet. Ein HDR-Modus liefert auf Wunsch direkt für die Wiedergabe optimierte Videos. Zeitlupen können bei FullHD mit bis zu 240 fps aufgenommen werden, also eine 8-fache Zeitlupe, wenn man das Video mit 30 fps wiedergibt. Bei 2,7K sind, wie bei 4K, maximal 60 fps drin. Die Aufzeichnung erfolgt, wie üblich, auf einer entnehmbaren Micro-SD-Karte.

Übrigens bietet die DJI Osmo Action zusätzlich zur elektronischen Bildstabilisierung auch eine elektronische Entzerrung der Aufnahmen, d. h. der Fisheye-Effekt wird herausgerechnet, was wiederum ein wenig Bildwinkel kostet. Toll ist, dass DJI das sogar bei 4K-Videos beherrscht. Das schafft die Konkurrenz bislang noch nicht.

  • Bild Wo auf der Front noch Platz war, sitzt bei der DJI Osmo Action ein Farbmonitor als Selfie-Monitor. [Foto: DJI]

    Wo auf der Front noch Platz war, sitzt bei der DJI Osmo Action ein Farbmonitor als Selfie-Monitor. [Foto: DJI]

Die Bedienung erfolgt im Wesentlichen über den 2,25-Zoll-Touchscreen auf der Rückseite der DJI Osmo Action. Daneben gibt es nur noch drei Tasten. Oben sitzen Ein/Aus-Schalter und die Aufnahme-Start/Stop-Taste (im Foto-Modus der Auslöser). Seitlich sitzt die sogenannte QS-Taste (für "QuickSwitch"), die einen schnellen Wechsel zwischen häufig verwendeten Modi ermöglicht und mit der man durch langes Drücken zwischen beiden Monitoren umschalten kann. Auch eine Sprachsteuerung bietet die DJI Osmo Action, GoPro lässt grüßen. Mit fünf Sprachbefehlen können so die wichtigsten Funktionen freihändig bedient werden, was bei Actioncams, die man typischerweise eher nicht direkt in der Hand hält, natürlich auch Sinn macht.

  • Bild Die DJI Osmo Action ist wasserdicht bis 11 Meter. [Foto: DJI]

    Die DJI Osmo Action ist wasserdicht bis 11 Meter. [Foto: DJI]

  • Bild Die DJI Osmo Action ist wasserdicht bis 11 Meter. [Foto: DJI]

    Die DJI Osmo Action ist wasserdicht bis 11 Meter. [Foto: DJI]

  • Bild Die DJI Osmo Action besitzt einen HDR-Video-Modus, in dem unter anderem zu dunkle Bildpartien aufgehellt werden. Das funktioniert dann aber nur ohne Bildstabilisierung. [Foto: DJI]

    Die DJI Osmo Action besitzt einen HDR-Video-Modus, in dem unter anderem zu dunkle Bildpartien aufgehellt werden. Das funktioniert dann aber nur ohne Bildstabilisierung. [Foto: DJI]

Dank wasserdichter Versiegelung und einer wasserabweisenden Beschichtung auf dem Touchscreen, ist die Osmo Action bis zu einer Tiefe von 11 Metern wasserdicht. Die Objektivabdeckung ist austauschbar und kann auf Wunsch durch einen Neutraldichtefilter ersetzt werden. Kamera inklusive Akkus sind bei Temperaturen von bis zu -10 ℃ einsatzfähig. Geladen wird der Akku über USB-C. Über den USB-C-Port kann mittels optionalem Adapter auch ein externes Mikrofon angeschlossen werden. Eingebaut sind zwei Mikrofone (oben und seitlich). Als App im Smartphone kommt die DJI Mimo App zum Einsatz, genau wie bei der DJI Osmo Pocket Gimbal-Kamera. Von GPS oder Positionsdatenabgleich mit der App ist übrigens keine Rede. Ebenso wenig von "Sensoren" (Höhe, Druck, Beschleunigung), womit einige der Mitbewerber werben. Ein Stativgewinde ist nicht direkt eingebaut, sondern man muss eine Rahmenhalterung verwenden, um die Kamera an Stativen, Selfie-Sticks oder diversen Halterungen anzubringen. Die Rahmenhalterung ist laut DJI mit "herkömmlichem Zubehör für Action-Kameras" kompatibel, d. h. diese folgt dem von GoPro definierten Quasi-Standard. 

Die DJI Osmo Pocket ist ab sofort im Online-Shop von DJI bestellbar und soll auch innerhalb von zwei bis drei Tagen nach Zahlungseingang ausgeliefert werden. Im Paket enthalten ist eine Grundausstattung an Zubehör: Akku, USB-C-Kabel, Rahmenhalterung samt Schraube mit Schnellverschlussbasis und eine gekrümmte und eine plane Klebehalterung. Der Preis bei DJI beträgt 379 Euro. Das ist für den gebotenen Leistungsumfang ein ziemlich attraktiver Preis (das Konkurrenzprodukt von GoPro ist ein etwas teurer).