Stabilisierte Mini-Kamera Mit dem Osmo Pocket hat DJI vor gut einem Jahr ein völlig neues Kamerakonzept vorgestellt: Einen winzigen 3-Achs-Gimbal mit direkt integrierter Kamera – alles aus einem Stück, nicht modular. Nun bringt Rollei ein einfacheres, weniger leistungsfähiges, aber deutlich preisgünstigeres Gerät auf den Markt.

  • Bild Der Rollei Steady Butler Pocket ist eine kleine (13 cm hohe), 134 Gramm leichte, Kamera für stabilisierte Videoaufnahmen aus der Hand. [Foto: Rollei]

    Der Rollei Steady Butler Pocket ist eine kleine (13 cm hohe), 134 Gramm leichte, Kamera für stabilisierte Videoaufnahmen aus der Hand. [Foto: Rollei]

Auch der Rollei Steady Butler Pocket ist ein All-in-One-Gerät. Am Gehäuse, das auch als Griff dient, ist ein Gimbal fest angebaut, daran wiederum sitzt eine kleine Kamera. Kamera und Gimbal kann man sich wie bei einer Drohne vorstellen, nur das hier eben die Drohne fehlt. Dafür wird das Gerät in der Hand gehalten und über einen winzigen 1,4"-Touchscreen oder wahlweise eine Smartphone-App bedient (genau wie das Vorbild von DJI also). Die handgeführte Taschen-Gimbal-Kamera ermöglicht es nicht nur stabilisierte Aufnahmen aus der Hand zu machen. Sie kann auch beispielsweise automatische Zeitraffer-Aufnahmen mit Kameraschwenks durchführen. Im direkten Vergleich zum offensichtlichen Vorbild DJI Osmo Pocket fallen folgende Unterschiede auf:

Die Aufzeichnungselektronik ist weniger leistungsfähig. 4K-Aufzeichnungen gibt es immerhin mit den üblichen und brauchbaren 30 fps. Der Osmo Pocket schafft allerdings auch 60 fps (allerdings mit im Vergleich zu 30 fps etwas reduzierter Bildqualität) und eignet sich damit auch schon für leichte Zeitlupen. Auch bei FullHD der gleiche Leistungsunterschied: Rollei mit 60 fps, DJI mit 120 fps.

Der Sensor des Rollei Steady Butler Pocket ist auch kleiner: 1/3" (DJI hat die "üblichen" 1/2,3 Zoll). Das lässt vermuten, dass die Rollei-Kamera generell nicht an die Bildqualität von DJI rankommt. Das ist natürlich nur eine Vermutung aber bei Bildsensoren gilt definitiv "size matters".

  • Bild Auf der Rückseite des Rollei Steady Butler Pocket befindet sich die Auslöse-Taste. An der Unterseite ist ein Stativgewinde eingelassen. [Foto: Rollei]

    Auf der Rückseite des Rollei Steady Butler Pocket befindet sich die Auslöse-Taste. An der Unterseite ist ein Stativgewinde eingelassen. [Foto: Rollei]

Der Rollei Steady Butler Pocket wird nicht per Steckkontakt mit dem Smartphone verbunden, sondern ausschließlich per WLAN. Das muss kein großer Nachteil sein. Wenn man das Smartphone als großen Monitor zur Unterstützung des Mini-Monitors in der Kamera verwenden will, muss man sich aber zumindest überlegen, wie man beide zusammen in der Hand hält. Vermutlich ist dieser Aspekt aber eher nebensächlich.

Gut gemacht: Der Rollei Steady Butler hat unten direkt ein 1/4-Zoll-Stativgewinde, sodass das Gerät ohne weiteres auf Stative und Halterungen montiert werden kann. Bei "Halterungen" und im Action-Betrieb besteht aufgrund der auftretenden Hebelkräfte natürlich grundsätzlich die Gefahr, dass das Gewinde beschädigt wird, vielleicht hat DJI sich deshalb gegen den Einbau eines solchen entschieden (auch GoPro baut ja nach wie vor keine Stativgewinde in seine Geräte ein). Aber wir kritisieren sowas in unseren Tests immer. Schlau konstruiert könnten man ein Stativgewinde auch einfach austauschbar gestalten. Oft will man Geräte aber einfach auf ein Stativ setzen und wir finden: das sollte ohne teures Sonderzubehör möglich sein. Beim Rollei Steady Butler ist dies der Fall.

Besser vielleicht auch: Rollei erwähnt "Zwei Mikrofone für optimalen Ton." Das lässt hoffen. Der DJI Osmo Pocket hat nur ein Mikrofon und das sitzt ungünstig an der Unterseite es Geräts.

  • Bild Die Bedienung des Rollei Steady Butler Pocket erfolgt über den kleinen Touch-Screen auf dem Gehäuse, der auch als Sucher dient. [Foto: Rollei]

    Die Bedienung des Rollei Steady Butler Pocket erfolgt über den kleinen Touch-Screen auf dem Gehäuse, der auch als Sucher dient. [Foto: Rollei]

Und dann natürlich der Preis. Der DJO Osmo Pocket, so klein und speziell er auch ist, ist schon eine relativ teure Tasse Tee. 359 Euro beträgt dessen UVP (praktisch bekommt man ihn im Handel ab ca. 320 Euro), aber dann ist das Gerät noch fast nackt. Ein Hard-Case ist dabei, aber sonst nichts. Und die Zubehör-Liste ist ungefähr so lang wie bei einem Automobil aus deutscher Fertigung. So wie bei jenen, kann man den Grundpreis problemlos verdoppeln, wenn man sich einmal durch die Optionen-Liste klickt. Beim Rollei Steady Butler ist das nicht zu befürchten, denn es gibt überhaupt kein optionales Zubehör (eine MicroSD-Speicherkarte muss man sich, wie üblich, noch besorgen). 199 Euro kostet das Gerät, liegt also auch in einer ganz anderen Preisklasse als das Vorbild.

Die übrigen Eckwerte: Stabilisierung in 3-Achsen haben wir schon erwähnt, das Gerät ist rund 13 Zentimeter hoch und wiegt 134 Gramm. Fotos haben 12 Megapixel. Die Akkulaufzeit des fest eingebauten Akkus soll bis zu zwei Stunden bei FullHD-Videoaufzeichnung betragen. Verschiedene Einstellungen ermöglichen eher stärker beruhigte Aufnahmen oder eher dynamischere mit direkterem Richtungswechsel (FPV-Aufnahnen, Ich-Perspektive). Erhältlich ist der Rollei Steady Butler Pocket ab sofort.