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Desktop-App

Eine Alternative zum Smartphone-Weg ist das Herunterladen der Fotos und Videos auf den heimischen PC oder Mac. Das geht auch schneller. Und dabei wird übrigens auch zunächst nichts konvertiert (wie bei Android). 1 GByte werden über die USB-2-Schnittstelle in weniger als 10 Minuten übertragen. Auch für PC und Mac gibt es jeweils eine Theta-Software von Ricoh, mit der du die Fotos und Videos in einem interaktiven Viewer anschauen und Fotos auf Theta360.com veröffentlichen kannst. Aus der Desktop-App heraus kannst du von Videos 10-Sekunden-Schnipsel auf Theta360.com veröffentlichen, was wohl weitgehend sinnfrei sein dürfte. Längere Videos kannst du nicht hochladen. Auch eine direkte Veröffentlichung aus der Desktop-App auf YouTube oder Facebook ist nicht vorgesehen. Insgesamt macht die Desktop-Sofware einen etwas unfertigen Eindruck und gerade bei Videos ist das ganze System von Ricoh nicht zuende gedacht bzw. auf unsägliche 10-Sekunden-Videoausschnitte beschränkt. Die Videos lassen sich aber grundsätzlich ganz normal mit jeder Videoschnitt-Software bearbeiten und von dort aus dann auf beliebigen Plattformen veröffentlichen. Damit es auf YouTube aber in einem Panorama-Viewer erscheint, muss es mit einem Google-Tool entsprechend getaggt werden, andernfalls wird es als normales Video angezeigt.

Automatische Ausrichtung

Die Theta hat übrigens einen Orientierungssensor, der während des Fotos bzw. Videos die Lage der Kamera aufzeichnet. Fotos und Videos werden dadurch später im Smartphone automatisch richtig ausgerichtet dargestellt. Der Sensor arbeitet dabei etwas langsam. Unter einem Quadrokopter montiert gleicht die Elektronik Schwankungen nur verzögert aus. Ein elektronischer Gimbal-Head ist das also nicht. Auch unterliegt der Orientierungssensor der Theta S ganz offensichtlich der vorhandenen Fliehkraft. Bei Aufnahmen aus dem fahrenden Auto legt sich das Videobild in der Kurve schräg, obwohl das Auto sich nicht nennenswert neigt. Bei ganz normalen Aufnahmen aus der Hand sorgt der Ausgleich aber dafür, dass du dir um die Schräglage der Theta keine Gedanken machen muss. Das aufgenommene Foto oder Video wird bei der Betrachtung weitgehend gerade sein. Die Fotos und Videos werden sogar richtig ausgerichtet (d. h. komplett aufbereitet) ans Smartphone übertragen, sodass du sie dort direkt weiterverwenden und weitergeben kannst. Überträgst du die Bilder und Videos manuell auf den Rechner, kannst bzw. solltest du diese mit der Ricoh Theta Software entsprechend exportieren. Die wunderbare Übersetzung richtig ausgerichter Fotos in der Desktop-App heißt übrigens "Mit oben/unten schreiben" (im Datei-Menü).

Beispielfoto

Post from RICOH THETA. – Spherical Image – RICOH THETA

Mit der Ricoh Theta S aufgenommenes Beispielfoto: In den 14,4 Megapixeln, die am Ende als Panoramafoto herauskommen, stecken eine Menge Details und du kannst ein gutes Stück weit ins Bild hineinzoomen. [Foto: MediaNord]

Bildqualität

Die Bildqualität, jedenfalls die der normalen Einzelfotos, hat gegenüber den Vorgängermodellen deutlich zugelegt und ist jetzt auf einem für eine solche Spazialkamera wirklich guten, praxistauglichen Niveau. Mit den Details, die ein Panoramafoto jetzt zeigt, lassen sich solche Aufnahmen tatsächlich vielfältig praktisch nutzen. Für Makler beispielsweise für Online-Eposès von Wohnungen oder für Innenaufnahmen von Reisemobilen, Caravans, Yachten oder auch PKWs. Also weit über den Spaß und erweiterte Selfie-Aufnahmen hinaus. Feind solcher Innenaufnahmen ist das in den Theta-Aufnahmen durchaus nicht unerheblich vorhandene Bildrauschen. Anders als heute die meisten anderen Kameras, besitzt die Theta S standardmäßig keine aggressive Bildaufbereitung (bei der oft sämtliches Bildrauschen weggebügelt wird und wobei dann oft mehr oder weniger unansehnliche, aquarellartige, aber eben rauscharme Bilder entstehen). Nachträgliche Rauschunterdrückung am PC mit entsprechend leistungsfähiger Software macht also Sinn und kann die Fotos noch deutlich verbessern. Alternativ kann gleich bei der Aufnahme eine Rauschunterdrückung zugeschaltet werden; dann sollte die Kamera aber auf einem Stativ stehen. Ist dies der Fall, solltest du die Rauschreduzierung tatsächlich einschalten. Den Fotos bekommt das außerordentlich gut. Die Bilder sind dann rauscharm, aber nicht weichgespült.

Du solltest dir übrigens natürlich darüber im Klaren sein, dass eine Kamera mit zwei solchen Extrem-Objektiven mit über 180 Grad Bildwinkel nicht im gesamten Bildbereich gleich gute Fotos macht. Bei Videos gilt das im Prinzip natürlich auch aber, dort fällt es aufgrund der geringen Auflösung kaum auf. Bei Fotos siehst du bei näherer Betrachtung, dass diese in dem Bildbereich, der in der Mitte des Objektivs (und Sensors) liegt, sehr schön detailliert aufgelöst ist. Zum Rand hin nimmt das kontinuierlich ab. Dort treten – alles ganz normale optische Effekte – auch chromatische Abberationen zunehmend stark auf. Und im Übergangsbereich der beiden Objektive muss die Elektronik der Kamera dann ja zwei Fotos bzw. Videobilder zu einem verschmelzen. Das bedeutet in der Praxis, dass es in einem Foto sozusagen zwei Sweet Spots gibt, in denen die Kamera ihre Höchstleisung erreicht, die dann kontinuierlich abnimmt und ihren Tiefpunkt im Bereich ganz seitlich von der Kamera erreicht. Das siehst du bei Fotos, je nach Motiv, mehr oder weniger deutlich, bei Videos kaum. Für die Praxis ist das durchaus relevant. Wenn möglich solltest du die Theta S beim Fotografieren und Filmen so ausrichten, dass die bildwichtigen Motivteile vor den Objektiven liegen und nicht seitlich davon. Nimmst du also beispielsweise ein Interview mit zwei Personen auf, die sich gegenübersitzen, dann sollten die Objektive auf die Personen zeigen, nicht die Seiten der Kameras. Bei vier Personen solltest du möglichst vermeiden, dass eine Person direkt seitlich der Kamera sitzt. Diese würde später weniger scharf und detailliert wiedergegeben als Personen vor oder hinter der Kamera. Nimmst du z. B. eine Autofahrt auf, dann richte ein Objektiv nach vorne, eines nach hinten. Die Front-Sicht ist wahrscheinlich das, was die Leute vorrangig anschauen werden. Wie gesagt: Die Unterschiede siehst du vor allem bei Fotos, weniger bei Videos.

Die Videos der Ricoh Theta S überzeugen vor allem dadurch, dass sich das Geschehen im Panorama-Viewer bewegt. Das ist verblüffend! Panorama-Fotos hat irgendwie jeder schon mal gesehen und dass man darin herumfährt, ist irgendwie normal. Aber in einem Bewegtbild umherzufahren oder dieses per VR-Brille zu erleben, das ist für die meisten Leute völlig neu und faszinierend. Da sieht man schnell drüber hinweg, dass es mit der Auflösung beim ausschnittsweisen Betrachten nicht so weit her ist. Die Auflösung beträgt effektiv nicht einmal FullHD und daraus einen Ausschnitt in einer Vollbildansicht auf einem hochauflösenden Smartphone-Display oder gar einem großen Computer-Monitor zu betrachten, ist im Grunde qualitativ von "gut" oder "sehr gut" weit entfernt (das gilt aber für viele 360-Grad-Videos, die man derzeit im Internet sieht). Zudem führt die recht geringe Datenrate von gerade mal 16 MBit/s zu Kompressionsverlusten. Nimmst du z. B. eine Autofahrt auf und das Auto hält an einer Ampel, dann siehst du wie das Bild in dem Moment schärfer wird, wo das Auto nicht mehr fährt. Da ist also noch einiges Verbesserungspotenzial für künftige Versionen. Aber dennoch fasziniert so ein 360-Grad-Bewegtbild schon heute ungemein. Es bewegt sich! Und währenddessen kannst du in dem Video die Blickrichtung überall hin selbst ausrichten. Du bist mitten drin im Geschehen, wie als wärst du live dabei. Das ist zweifellos cool! Wie oben gesagt: Facebook und YouTube könnnen sowas heute und mit jedem Smartphone hast du ein Device, dass das anzeigt. Das ist definitiv eine Sache, die Spaß macht und die sich weiter verbreiten wird, wenn die Erstellung solcher Inhalte so einfach ist wie mit der Ricoh Theta S.

Fazit

Die Ricoh Theta ist erwachsen geworden. In der dritten Generation mit dem Zusatz "S" sind Qualität und Leistung auf einem gut brauchbaren Niveau angekommen, die Benutzung macht Spaß und der Preis passt. Natürlich gibt es für 400 Euro keine High-End-Foto- und Video-Qualität, aber die Fotos wie auch Videos, die dabei entstehen, reichen für viele Anwendungen aus. Die 14,4-Megapixel-Fotos sind nicht nur zum Spaßhaben, sondern lassen sich auch durchaus beispielsweise für Immobilien-Exposés verwenden. Die Videos faszinieren hauptsächlich durch ihre Bewegung und die Interaktionsmöglichkeit. Für große Viewer-Fenster reicht die Aufzeichnungsgröße von nicht einmal FullHD nicht aus, für keine Displays oder eine direkte Wiedergabe auf Facebook aber durchaus. Und solche Aufnahmen kann wirklich jeder ohne Aufwand machen – das Fotografieren und Filmen mit der Panorama-Kamera ist im Grunde einfacher als mit jeder anderen Kamera, du kannst eigentlich nichts falsch machen und brauchst im Grunde nicht einmal ein Smartphone als "Sucher" denn es wird ja sowieso rundum alles aufgezeichnet, was sich vor den beiden Linsen abspielt.

Vorteile

  • Sehr einfache Bedienung
  • Klein, handlich, gut verarbeitet
  • Für viele Anwendungen gut ausreichende Fotoqualität

Nachteile

  • Videoqualität nur für kleine Abspielgröße ausreichend
  • Apps ermöglichen kein direktes Teilen von Videos