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Multi-Kamera-Fernsteuerung

Richtig cool ist die Möglichkeit, bis zu fünf Kameras mit einer RM-LVR2 Fernbedienung zu verbinden. Das Pairing ist allerdings etwas knifflig. Wenn du nicht weißt, wie das geht, kommst du von selbst wahrscheinlich auch nicht drauf. Und wie das geht, findest du nicht in der Bedienungsanleitung der Kamera, sondern in der Anleitung zur Fernbedienung. Kurz gesagt geht das so: Erst muss die Fernbedienung von Single-Verbindung auf Multi-Verbindung umgestellt werden. Danach muss die Fernbedienung in den Registrierungs-Modus versetzt werden (in dem die Fernbedienung neue Kameras kennenlernt). Nun muss noch die erste Kamera im Setup-Menü in den Multi-Modus versetzt werden und mit der Fernbedienung verbunden werden. Den vorigen Schritt (an der Fernbedienung) und den letzten Schritt (an der Kamera) musst du für jede weitere Kamera wiederholen. Danach hast du sozusagen ein Netzwerk aus bis zu fünf Kameras und einer Fernbedienung eingerichtet. Ab diesem Punkt gehen alle Befehle, die du mit der Fernbedienung gibst, an alle Kameras gleichzeitig. An jeder einzelnen Kamera machst du hingegen das, was nur für die einzelne Kamera gelten soll (z. B. Videoauflösung). Du kannst zwar mit den Hoch/Runter-Tasten an der Fernbedienung das Livebild jeder einzelnen Kamera auf den Bildschirm holen, jedoch weder die Einstellungen einzelner Kameras von dort aus verändern noch einzelne Kameras starten oder stoppen. An der Fernbedienung passiert immer alles für alle Kameras gleichzeitig. Wechselst du den Modus von Video auf Foto, dann wechseln alle Kameras von Video auf Foto. Willst du nur für einen Teil der Kameras den Modus wechseln, musst du das direkt an den Kameras tun (und auf der Fernbedienung ändert sich dann das Modus-Symbol für die entsprechende Kamera). Schlecht, wenn man an die Kamera nicht herankommt, weil die oben im Mast hängt oder einfach oben auf dem Helm. Aber so ist das Konzept. Und wieder gilt: Insgesamt bleibt die Sache durch diese Einschränkung in der Praxis relativ gut bedienbar. In der Regel wirst du die Kameras ja einmal einrichten und dann unterwegs nur die Aufnahmen starten oder stoppen.

Play Memories Mobile App

Nachdem das mit der Fernbedienung ja nun nichts wurde mit der komfortablen Bedienung – vielleicht klappt es mit der App? Es handelt sich hierbei um die Universal-Smartphone-App (erhältlich für Android und iOS) für alle Sony-Kameras. Und weil die so universell ist, weiß die App jederzeit, was sich beim fernbedienten Gerät einstellen lässt. Und das ist bei der Actioncam HDR-AS200V eben extrem wenig. Genau gesagt: Es ist genau das wenige, was man auch über die Liveview-Fernbedienung einstellen kann. Das liegt also nicht an der Fernbedienung, das liegt an der Kamera. Schade eigentlich. Aber das wenige, das geht, geht recht gut. Dank NFC fällt das Verbinden leicht. Smartphone an die Actioncam halten, die Sony App startet automatisch und verbindet sich mit der Kamera. Wenige Sekunden später erscheint das Livebild, das im Querformat den ganzen Smartphone-Bildschirm ausfüllt. Das Livebild ist bei Videos wieder schnell und flüssig, wie bei der Livebild-Fernbedienung bis ca. 3 bis 5 Meter. Bei größerem Abstand kommt es zu Aussetzern, ab 10 Metern ist endgültig Schluss. Schaltest du auf Foto um, ist das Livebild unscharf, reicht aber, um den Ausschnitt richtig zu setzen und ein (dann natürlich scharfes) Foto zu schießen, das anschließend direkt vom Smartphone aus geöffnet werden kann. Schade, dass Sony nicht wenigstens über die App eine einfache, komplette Konfiguration der Kamera ermöglicht. Hier bieten viele Mitbewerber mehr Komfort.

Auch mit der Smartphone-App lässt sich seit neuestem ein Muli-Kamera-Netzwerk aufbauen. Dies geht bislang allerdings nur mit den beiden neuesten Sony-Modellen HDR-AS200V und FDR-X1000V, nicht aber mit älteren Kameras. Das Prozedere ist ähnlich wie bei der Liveview-Armbandfernbedienung und alles andere als selbsterklärend. Die Anleitung habe ich unten bei den weiterführenden Links verknüpft. Das Prinzip in Kürze: Über die Internet-Freigabe (WiFi-Tethering) baut das Smartphone einen eigenen Hotspot auf, mit dem sich alle Kameras verbinden. Dann ist die Play Memories Mobile App der "Chef", zeigt die Vorschaubilder mehrerer Kameras an und startet und stoppt die Aufnahme gemeinsam.

  • Bild Der Sony AKA-LU1 Handgriff mit LC-Display ist eigentlich für die Vorgängermodelle der HDR-AS100V entwickelt, funktioniert aber auch mit letzterer. [Foto: Sony]

    Der Sony AKA-LU1 Handgriff mit LC-Display ist eigentlich für die Vorgängermodelle der HDR-AS100V entwickelt, funktioniert aber auch mit letzterer. [Foto: Sony]

  • Bild Die Sony Actioncam wird in den AKA-LU1 Handgriff mit LC-Display eingesetzt und dadurch deutlich größer und besser zu halten. Der Monitor ist frei schwenkbar. [Foto: Sony]

    Die Sony Actioncam wird in den AKA-LU1 Handgriff mit LC-Display eingesetzt und dadurch deutlich größer und besser zu halten. Der Monitor ist frei schwenkbar. [Foto: Sony]

  • Bild Willst du den Mikrofoneingang der Sony HDR-AS200V benutzen, brauchst du den Sony AKA-SF1 Skelettrahmen, mit dem du die Actioncam seitlich befestigen kannst, währen alle Schnittstellen an der Unterseite zugänglich bleiben. [Foto: Sony]

    Willst du den Mikrofoneingang der Sony HDR-AS200V benutzen, brauchst du den Sony AKA-SF1 Skelettrahmen, mit dem du die Actioncam seitlich befestigen kannst, währen alle Schnittstellen an der Unterseite zugänglich bleiben. [Foto: Sony]

Interessantes Zubehör

Neben diversen Halterungen für fast alle Befestigungssituationen bietet Sony auch zwei (eigentlich schon ältere) "Gehäuse" an, die für die AS200V nützlich sein können:

  • Der AKA-LU1 Handgriff mit LC-Display wurde eigentlich für die schwarzen Vorgängermodelle entwickelt und sieht mit den weißen Kamera HDR-AS100V und HDR-AS200V, für die er auch passt irgendwie nicht wirklich toll aus. Aber die Funktionalität ist nicht verkehrt, wenn du mit der Actioncam aus der Hand filmen oder dich selbst aufnehmen willst. Der seitlich ausklapp- und schwenkbare Monitor zeigt dir, was du filmst. Sonst nichts, also keine Status-Anzeigen oder so. Durch die Bauform kannst du die Kamera im Handgriff so halten wie einen normalen Camcorder. Kostet 100 Euro und hat sonst keinerlei weitere Funktionen. Die Livebild-Fernbedienung kann wesentlich mehr.
  • Den AKA-SF1 Skelettrahmen möchte ich kurz erwähnen, denn den braucht man eigentlich, wenn man die 3,5mm-Mikrofonbuchse der HDR-AS200V nutzen möchte. Der Stativadapter verdeckt nämlich den Zugang zu der Buchse und auch der Handgriff mit LC-Display tut das (bei letzterem würde eventuell eine Bohrmaschine und ein 10mm-Bohrer in Verbindung mit ein wenig Heimwerker-Geschick helfen). Die Fertig-Lösung, wenn alle Buchsen unten zugänglich sein sollen, heißt AKA-SF1 Skelettrahmen (auch ursprünglich für die älteren schwarzen Sony Actioncams entwickelt) und kostet 29 Euro. Mit dem wird die Kamera seitlich befestigt und unten, dort wo die Schnittstellen sitzen, bleibt alles frei.

Bildqualität

Die Bildqualität der Sony HDR-AS200V ist sehr gut. Sie gehört zum Besten, was es derzeit bei Actioncams gibt. Die normalen MPEG4-AVC/H.264-Videos haben in 1080p eine Datenrate von 16 bis 17 Mbit/s bei 30 Bildern pro Sekunde und rund 25 Mbit/s bei 60 Bildern pro Sekunde. Im 170°-Aufnahmemodus sind die Aufnahmen in der Bildmitte sehr schön scharf, ohne dass eine unangenehme Scharfzeichnung an den Kontrastkanten sichtbar wird. 6 Zeilen der Optiker Testtafeln lassen sich problemlos lesen. Zum Rand hin nimmt die Auflösung nur wenig ab, das Bild enthält dort immer noch fast alle Details, was eindrucksvoll die hohe Qualität des Objektiv belegt und einen deutlichen Fortschritt zum Vorgängermodell AS100V darstellt. Bei eingeschalteter Bildstabilisierung reduziert sich der Bildwinkel auf 120°, die Schärfe und Bildqualität nimmt aber nur wenig ab. Die 6. Zeile der Testtafel bleibt gerade noch lesbar. Etwas Detailverlust zeigt sich in der Stoffstruktur der Kleidung der Barbie-Puppen. Aber für eine bildstabilisierte Aufnahme, bei der Erschütterungen der Kamera tatsächlich ziemlich wirksam ausgeglichen werden, ist die Bildqualität sehr gut! Auch hier zeigt sich ein signifikanter Fortschritt gegenüber dem Vorgängermodell. Tatsächlich zieht die AS200 bei FullHD-Videos mit dem kürzlich von uns getesteten Sony-Spitzenmodell FDR-X1000V gleich. Beide sind die ersten Actioncams, die wir getestet haben, bei denen wir mit der Bildqualität des stabilisierten FullHD-Videos zufrieden sind.

Eine Spezialität der Sony HDR-AS200V ist ihr XAVC S Videoformat. Dieses wird im Menü etwas umständlich mit der Funktion "PRO" eingeschaltet. Es funktioniert nur mit exFAT formatierten Speicherkarten, ist keine solche eingelegt, blinkt "MEDIA" in der Anzeige und der Modus lässt sich nicht aktivieren. Mit XAVC S könnten in PAL-Einstellung 25 oder 30 fps gewählt werden, bei NTSC sind es 24, 30 oder 60 fps. Trotz abweichender Bildrate beträgt die Bitrate immer knapp 50 Mbit/s. Das ist für FullHD ein stolzer Wert und verspricht sehr hohe Bildqualität auch bei intensiv bewegten Motiven oder Kameraschwenks. Der Ton wird in diesem Videoformat in LinearPCM aufgezeichnet. Qualität auf ganzer Linie also. Und ein super Ausgangsmaterial für eine Nachbearbeitung. An der "Standbildqualität" (z. B. unseren statischen Testbildaufnahmen) ändert das Videoformat aber natürlich nichts, das heißt, dafür gilt dasselbe wie zuvor bei MPEG4 geschrieben.

Fotos macht die Sony HDR-AS200 bei 170-Grad-Bildwinkel in voller Auflösung und im Format des Sensors. Das sind knapp 8,8 Megapixel. Bei 120 Grad Bildwinkel werden 5,4-Megapixel-Fotos gespeichert. Jedenfalls im Einzelbild-Modus. Die Bildqualität ist dabei für 8,8 Megapixel sehr gut. Die Fotos sind dezent scharfgezeichnet. Im Lineal ist die Holzmaserung zu erkennen und die Ziffern kann man einwandfrei lesen, auch die Skala im Farbtestchart ist klar und detailliert. Die 7. Zeile in der Augenoptiker-Tafel ist klar und deutlich zu erkennen, fast sogar noch die 8. Zeile. Auch zum Rand hin bleibt die Schärfe auf gutem Niveau. Allerdings: Die Sony HDR-AZ100V mit ihren 13,5 Megapixeln (8 Zeilen einwandfrei lesbar, fast noch die 9.) oder andere Actioncams mit 14- oder 16-Megapixel-Sensor machen noch schärfere Fotos.

Umgeschaltet auf 120 Grad diagonalen Bildwinkel bleiben 5,4 Megapixel Fotoauflösung übrig, die Kamera nimmt praktisch nur noch einen Bildausschnitt auf. Die Bildqualität bleibt angemessen. Wie bei Sony leider üblich, werden schnelle Serienbilder und Intervallaufnahmen lediglich mit 2 Megapixeln, sprich: in FullHD-Videoauflösung (1920 x 1080 Pixel), gespeichert. Die Qualität ist zwar noch ein wenig besser als bei Video, aber was soll das? Damit disqualifiziert sich die Kamera für viele Anwendungen, zum Beispiel für Luftaufnahmen, bei denen eine Kamera heute oft unter einen Multikopter gehängt wird und einfach bis zur Landung hochauflösende Intervallaufnahmen schießt (und hinterher sucht man sich die besten Aufnahmen aus). Nun kann man argumentieren, dafür reichen 8,8 Megapixel auch nicht sinnvoll aus. Schon richtig. Aber es bleibt für mich trotzdem unverständlich, wieso eine leistungsfähige Actioncam, die einen 50-Mbit/s-Videostream errechnen und auf Speicherkarte wegschreiben kann, bei Serienaufnahmen nur 2-Megapixel-Fotos speichert.

  • Bild Der recht stabile Adapter mit dem 1/4"-Stativgewinde wird mit der Rändelschraube an der Sony HDR-AS200V fixiert. [Foto: Sony]

    Der recht stabile Adapter mit dem 1/4"-Stativgewinde wird mit der Rändelschraube an der Sony HDR-AS200V fixiert. [Foto: Sony]

  • Bild Größenvergleich der beiden Schwestermodelle Sony HDR-AS200V (links) mit Sony FDR-X1000V (rechts): Das 4K-Modell ist rund 23 Prozent größer und schwerer als die "normalgroße" FullHD-Version. [Foto: MediaNord]

    Größenvergleich der beiden Schwestermodelle Sony HDR-AS200V (links) mit Sony FDR-X1000V (rechts): Das 4K-Modell ist rund 23 Prozent größer und schwerer als die "normalgroße" FullHD-Version. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Vorderseite des Schutzgehäues der Sony HDR-AS200V besitzt eine Membran. So dringt der Ton ins Gehäuse ans Stereomikrofon. [Foto: Sony]

    Die Vorderseite des Schutzgehäues der Sony HDR-AS200V besitzt eine Membran. So dringt der Ton ins Gehäuse ans Stereomikrofon. [Foto: Sony]

Tonqualität

Der Ton ist eigentlich bei Actioncams kein Thema: In der Regel einfach nur schlecht und deshalb bestenfalls eine Nebenbemerkung wert. Bei den Sony Actioncams – und das gilt nicht nur für die HDR-AS200 – ist die Lage um Welten besser. Die beiden auf der Kameravorderseite eng beieinander stehenden Mikrofone nehmen zwar keine breite Stereoperspektive auf, bieten aber dennoch schon ansatzweise einen Stereoklang. Zudem ist der Ton klar und fast rauschfrei. Im XAVC S Format wird der Ton zudem als Linear-PCM in hoher Qualität aufgenommen, ideal für die weitere Nachbearbeitung. Allerdings sind die Mikrofone von dem Gehäuse nicht entkoppelt, Geräusche, die aus der Handhabung entstehen oder vom Fahrzeug über die Halterung an die Kamera übertragen werden, werden recht laut aufgenommen. Von der Tonqualität her sind die Sony HDR-AS200V und die anderen Sony-Modelle unter den Actioncams unübertroffen.

Fazit

Die Sony HDR-AS200V ist ein faszinierendes Stück Technik und derzeit eine der besten Actioncams auf dem Markt. Endlich hat Sony nicht nur beim Spitzenmodell, sondern auch in der Mittelklasse zum Marktführer GoPro aufgeschlossen und übertrifft diesen in einigen Punkten, in anderen nicht. Die Domäne von Sony ist klar das Bewegtbild: Generell sehr gute FullHD-Videoqualität, scharf bis in die Ecken, verbunden mit guter Bildstabilisation und sauberem Stereoton für tolle Videos. Warum Sony beim Foto-Modus das Feld quasi kampflos der Konkurrenz überlässt, bleibt ein Rätsel. Mit 8-Megapixel-Einzelbildern und 2-Megapixel-Serien/Intervall-Aufnahmen ist kein Blumentopf zu gewinnen. Nur Hartgesottene werden sich zudem mit dem kryptischen Bedienkonzept anfreunden können, das gut zum fummeligen Dual-Speicherkarten-Slot passt. Wer sich da durchbeißt, wird aber durch einzigartige Möglichkeiten wie die Multi-Kamera-Steuerung (nun auch per App, und nicht mehr nur über die Live-View-Armbandfernbedienung), entschädigt und lernt scheinbare Selbstverständlichkeiten wie eine WiFi-Kopplung über NFC und ein eingebautes GPS schätzen, oder eine Mikrofonbuchse oder den serienmäßigen Spritzwasserschutz – alles Sachen die man bei den Actioncams anderer Hersteller meist vergeblich sucht und in dieser Kombination gar nicht findet. Der Preis von knapp 300 Euro für die Kamera und knapp 400 Euro im Set mit der Livebild-Fernbedienung ist völlig angemessen.

Vorteile

  • Sehr gute Video-Qualität
  • Natürliche Farbdarstellung
  • Gut brauchbarer Bildstabilisator
  • Ohne Schutzgehäuse staub- und spritzwasserdicht
  • WiFi mit NFC
  • Livebild-Armbandfernbedienung erhältlich
  • Synchrone Steuerung mehrerer Kameras möglich

Nachteile

  • Komplizierte Bedienung direkt an der Kamera
  • Wenig mitgeliefertes Zubehör
  • Intervall- und Serien-Fotos nur mit niedriger Auflösung