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Jonas: Normalerweise werden die Bilder in die Cloud übertragen und dort gespeichert, können aber auch von dort auf den eigenen Rechner heruntergeladen werden, auch die Rohbilder, nicht nur das fertig montierte Ergebnis, zum Beispiel wenn man diese selber weiterverarbeiten möchte. Wir möchten die Bilder auch direkt von der Kamera herunterladbar machen, auch wenn das nicht der typische Anwendungsfall ist. Aber es wird sicherlich Anwendungen geben, wo das Sinn ergibt. Beispielsweise wenn man seine Fotos auf keinen Fall in die Cloud übertragen möchte. Oder wenn man in Gegenden fotografiert, wo keine gute Internet-Verbindung besteht. Aber eigentlich ist das ja nicht das, was die meisten Leute wollen: Bilder auf den PC herunterladen, dort aufwändig verarbeiten und dann irgendwohin hochladen, wo man sie als Panorama anschauen und navigieren kann. Das ist eher eine Spezialanwendung.

dE: Wie viele Aufnahmen können denn gemacht werden, bevor die Bilder übertragen werden?

Jonas:  Wenn keine Verbindung zum Smartphone oder Tablet besteht, kann der Ball mindestens 400 Bilder speichern. Sonst werden die Bilder ja gleich auf das mobile Gerät übertragen.

dE: Der grüne oder schwarze Ring, den man auf den Fotos von dem Design-Muster sieht: Was hat der für eine Funktion?

Jonas: Das ist zum einen wirklich ein Design-Feature, aber das hat auch eine Funktion. Bei dem ganz grünen Prototyp haben wir gemerkt, dass man an dem schlecht den Einschalter und die USB-Buchse findet, weil die Kugel rundum gleich aussieht. Die grünen Streifen führen zu der Buchse auf der einen Seite und zum Schalter auf der anderen Seite. Und die Streifen verjüngen sich von einer Seite zur anderen, so dass man auch gleich sofort weiß, an welchem Ende sich der Schalter und an welchem Ende die Buchse sitzt.

dE: Wird es denn auch ein Standard-Stativgewinde geben? Es macht ja sicherlich nicht immer Sinn, die Kamera in die Luft zu werfen. Oft möchte man sie vielleicht einfach auf einem Stativ befestigen.

Jonas: Unbedingt. Stativaufnahmen sind oft sinnvoll oder sogar manchmal der einzige Weg, um scharfe Aufnahmen zu machen. Bei wenig Licht beispielsweise ist die Belichtungszeit viel zu lang. Die Kugel rotiert beim in die Luft werfen immer etwas. Bei sehr wenig Licht kann man so keine scharfen Aufnahmen machen. Da bleibt nur die Aufnahme vom Stativ, von einem Stab oder direkt aus der Hand mit dem Auslöseknopf. Wir wissen aber noch nicht, ob wir das Stativgewinde direkt in die Kamera einlassen oder ob wir mit einem Adapter arbeiten. Da die Kamera ja in alle Richtungen aufnimmt, wird es vielleicht Sinn machen, den Ball auf einen stabförmigen Adapter zu setzen und diesen dann auf dem Stativ zu befestigen. Dass wir aber eine Stativmontagemöglichkeit brauchen, ist völlig klar. Auch das Aufhängen der Panono für Panoramaaufnahmen macht manchmal Sinn. Wenn man den Kameraball zum Beispiel über eine Schlucht hängt, kann man spektakuläre Aufnahmen machen. Man wird auf jeden Fall die Kamera von der App aus fernauslösen könne.

dE: Ihr steht derzeit mit eurem Projekt auf der Crowd-Funding-Plattform Indiegogo bei knapp über 400.000 US-Dollar. 900.000 braucht ihr. 37 Tage sind es noch. Wie seht ihr die Chancen, dass ihr die Summe erreicht? Ich hatte den Eindruck, dass es am Anfang etwas zügiger ging.

Jonas: Wir sind extrem zuversichtlich. Bei Crowd-Fundig-Projekten ist es normal, dass sich am Anfang und am Ende am meisten tut. In der Mitte des Zeitraums, da befinden wir uns jetzt ja bald, ist es immer etwas ruhiger. Aber es ist schon noch wichtig, dass wir weiter Publicity bekommen und das sich das Projekt weiter herumspricht und die Leute mitmachen. Wir haben uns ja für die Variante „Fixed Funding“ entschieden, das heißt „alles oder nichts“. Wenn der volle Betrag nicht zusammenkommt, dann ist das Projekt gescheitert und wir bekommen gar nichts. Es gibt ja meistens die beiden Möglichkeiten „Fixed Funding“, das heißt, alles oder nichts, oder „Flexible Funding“, das heißt du bekommst den Betrag, der zusammengekommen ist, auch wenn es nur ein Teil der eigentlich benötigten Summe ist. Aber bei Hardware-Projekten macht eigentlich nur Fixed Funding Sinn, denn du musst schon eine bestimmte Summe Geld zusammenbekommen, um eine ausreichende Mindestmenge an Produkten fertigen zu lassen. Bei zu kleiner Stückzahl werden die Einkaufspreise für die Komponenten zu teuer und die Kosten für das einzelne Endprodukt dadurch viel zu hoch.

dE: Jonas, ich drücke euch ganz fest die Daumen, aber ich bin auch sehr zuversichtlich. Ich glaube, das wird ein ganz tolles Produkt. Und eines, das auch Sinn macht. Sicherlich ist das ziemlich speziell, aber der Spaßfaktor ist sicherlich hoch und es ist eben nicht nur Spaß, sondern 72 Megapixel sind schon eine sinnvolle Zahl für eine vollsphärische Panoramaaufnahme. Da kann man dann auch schon ganz ordentliche Qualität erwarten und schon etwas hineinzoomen in die Aufnahme. Wir hatten gerade die Ricoh Theta im Test, die ja auch vollsphärische Panorama-Fotos macht mit einem einzigen Knopfdruck beziehungsweise fernsteuerbar über die App. Das ist grundsätzlich sehr faszinierend, aber die fertigen Panorama-Fotos der Theta haben nur 6,5 Megapixel. Das ist für ein 360x360°-Panorama zu wenig, die Qualität reicht einfach nicht. Mit deiner Technik macht ihr zehnmal so viel Pixel.

Jonas: Ja, das ist so. Panorama-Fotos brauchen einfach eine ziemlich große Gesamt-Pixelzahl. 72 Megapixel hört sich viel an, aber das ist einfach die Größenordnung, die man für ein vollsphärisches Panorama braucht. Wir haben uns ja auch angeschaut was Sinn macht. Und wir verwenden ja Smartphone-Kamera-Module, bei denen sich die Konstrukteure auch etwas gedacht haben. Die Module sind sinnvoll abgestimmt in Hinblick auf Bildwinkel und Pixelzahl. Im Grunde setzen wir ja die Einzelfotos dieser „vernünftigen“ Kameramodule zu einem Gesamtbild zusammen, das man auch immer nur in Ausschnitten betrachtet, also nie die 72 Megapixel auf einmal. Und die Kamera eignet sich ja auch viel mehr als normale Kameras für Gruppenaufnahmen. Da kann der Fotograf beim Familienfoto endlich mit auf dem Foto sein. Oder die Clique am Strand muss nicht zum Gruppenfoto zusammenkommen und alle machen „Cheese“ in die Kamera oder gucken verkniffen. Stattdessen können die einfach das weitermachen, was sie gerade tun. Aber da brauchst du dann schon ziemlich viel Pixel, wenn du später noch Gesichter und andere Details auf dem Foto erkennen willst. 72 Megapixel sind dafür ganz sicher ein sinnvoller Wert.

dE: Jonas, ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Toi, toi, toi für euer Projekt und gutes Gelingen bei der weiteren Entwicklung!

Jonas: Danke auch an euch.

* Vadering: Benannt nach dem Star-Wars-Schurken Darth Vader. Einer oder mehrere springen hoch, gerne die Hände zum Würgegriff am eigenen Hals geformt. Eine andere Person streckt die Hand in Richtung der hoch springenden aus. Schießt man in dem Moment des Sprungs ein Foto mit sehr kurzen Belichtungszeit, entsteht der Eindruck, die Person mit der ausgestreckten Hand würde die anderen Personen quasi aus der Ferne im Würgegriff hochheben.