Drohnen mit Leica-Kameras Die Leica Camera AG und Yuneec gaben heute eine strategische Technologiepartnerschaft bekannt. Im Rahmen dieser Ankündigung wurde die gemeinsam entwickelte ION L1 Pro Kamera vorgestellt, welche zusammen mit dem Typhoon H3 Multicopter von Yuneec ausgeliefert wird. Leica Camera unterstützte bei der Spezifikation und der Entwicklung von Hardwarekomponenten sowie der bildverarbeiteten Software.

  • Bild Yuneec IONvL1 Pro Kamera (in Zusammenarbeit mit Leica). [Foto: Yuneec]

    Yuneec IONvL1 Pro Kamera (in Zusammenarbeit mit Leica). [Foto: Yuneec]

DJI hat sich ja die Zusammenarbeit mit Hasselblad "gekauft" (in Form einer Mehrheitsbeteiligung des chinesischen Drohnen-Herstellers beim schwedischen Kamerahersteller) und mit der Mavic 2 Pro Drohne eine Version mit "Hasselblad-Kamera" auf den Markt gebracht. Etwas Ähnliches erleben wir nun bei Yuneec, einem weiteren wichtigen Drohnen-Hersteller, in Form der Zusammenarbeit mit Leica. Allerdings ohne dass Yuneec sich bei Leica eingekauft hätte, es ist "nur" eine Zusammenarbeit. Sowas ist ja nicht unüblich. Panasonic arbeitet schon lange mit Leica zusammen und auch Huawei hat mit seiner Kooperation mit Leica bei seinen Smartphones der P-Serie ja schon für einigen Wirbel gesorgt. Sony hat eine ähnliche Kooperation mit Zeiss sowohl bei Smartphones als auch bei Fotoapparaten und Objektiven.

Wie viel wirkliche Zusammenarbeit in solchen Kooperationen dann tatsächlich drin steckt, ist selten genau klar. Das sind wirklich extrem gut gehütete Geheimnisse. Journalisten (auch wir) schreiben gerne z. B. von "Leica-signierten" Objektiven um dezent auszudrücken, dass solche Objektive natürlich nicht bei Leica vom Band rollen (das behauptet auch niemand, auch nicht die Leica-Kooperationspartner), aber eben wahrscheinlich auch nicht wirklich von Leica (oder Hasselblad oder Zeiss oder wer auch immer in solchen Kooperationen der Foto-Partner ist) entwickelt wurde. Oft heißt es in den Mitteilungen, dass das in Kooperation gemacht wird, die "Abstimmung" oder die "Qualitätskontrolle" oder einzelne Komponenten würden vom Partner kommen. Manchmal hat man den Eindruck, es ginge dabei doch hauptsächlich um eine Lizenzierung der Marke mit dem Ziel sich mit deren guten Ruf zu schmücken. Wie Möwenpick-Eis von Schöller beispielsweise. Egal. Was bei diesen Kooperationen herauskommt, sind regelmäßig Produkte, die innerhalb ihrer Produktkategorie normalerweise mit zum Besten gehören, was es gibt (das Möwenpick-Eis ist ja auch sehr lecker). Denn natürlich gibt ein Lizenzpartner seinen guten Namen nur für exzellente Produkte. Man will die bestens etablierte Marke ja nicht verbrennen.

  • Bild Yuneec H3 Multikopter im Flug. [Foto: Yuneec]

    Yuneec H3 Multikopter im Flug. [Foto: Yuneec]

Nun aber zur Technik. Dazu erzählt die Pressemitteilung relativ wenig. Die ist auch nicht so spektakulär, aber sehr wohl gut und solide. Die Kamera "co-engineered with Leica" besitzt einen 1-Zoll-Sensor mit den üblichen 20 Megapixeln im 3:2-Format und ein 23mm-Objektiv, also ein nicht übertriebenes Weitwinkel (91 Grad Bildwinkel). Ganz lustig dabei: Nicht mal das ist wirklich neu bei Yuneec, sondern das gibt es schon beim Hyphoon H Plus genannten Kopter (und dessen Varianten). Dort heißt die Kamera Camera C23, hat ebenfalls ein F2,8-Objektiv, 20-Megapixel, kann 4K mit 60 fps, auf Wunsch mit H.265-Codec und Datendurchsätzen bis 100 Megabit pro Sekunde. Fotos wahlweise auch in DNG-Rohdaten. Alles super. Wie bei der neuen ION L1 Pro Kamera. Ganz ehrlich – außer, dass die Kamera offenbar 100 Gramm schwerer ist (375 Gramm) kann ich in den Daten keinen Unterschied entdecken.

Der Unterschied scheint in der Abstimmung zu stecken, konkret heißt es auf der Yuneec-Website: "Gemeinsam mit Leica haben wir Y-Log zur professionellen und einfachen Integration von Videomaterial in Projekte mit anderen Bildquellen implementiert. Das Y-Log-Videomaterial enthält eine deutlich bessere Dynamik als Standardvideos. Leica hat auf Basis eines ganzheitlichen Bildoptimierungsansatzes hochwertige ADOBE DNG-Profile erstellt – unterstützt ab Release 11.3 der Camera Raw-Software. Die Profile beinhalten Vignettierungskorrektur, Verzeichnungskorrektur und Korrektur von chromatischen Aberrationen. Zudem wurde die Farbwiedergabe "eingemessen" und ist nun bei DNGs äußerst präzise. Das DNG-Profil wird automatisch ausgewählt. Sie müssen lediglich die neueste Version von Camera RAW installieren."

  • Bild Yuneec Typhoon H3, in Parkposition mit heruntergeklapptem Landegestell. [Foto: Yuneec]

    Yuneec Typhoon H3, in Parkposition mit heruntergeklapptem Landegestell. [Foto: Yuneec]

Der Kopter selbst ist schon länger bekannt. Der Yuneec Typhoon (mit dieser Kamera als "Typhoon H3" bezeichnet) besitzt 6 Rotoren, was eine gute Ausfallsicherheit bedeutet (ein Rotor kann ausfallen, die interne Software ermöglicht es ihm auch mit 5 Rotore sicher zurückzukehren). Das Landegestell klappt nach dem Start hoch, damit die Kamera freie Sicht in alle Richtungen hat. Das Gewicht inklusive Kamera beträgt 2 Kilogramm, das ist also schon recht viel. Die Fernsteuerung ST16S ist ebenso professionell wie die Drohne: Sie besitzt z. B. ein 7 Zoll großes fest eingebautes Display, auf der man das Livebild der Kamera in HD-Qualität (720p) sehen kann. Ein HDMI-Anschluss ermöglicht bei Bedarf sogar die Übertragung auf einen noch größeren Monitor. Für all die gehobene Technik ist der Preis mit knapp 2400 Euro gar nicht mal abgehoben hoch. Aber dies ist natürlich keine kleine Drohne, die man mal gelegentlich fliegt, sondern schon ein Gerät für anspruchsvolle Nutzer (meist eher mit professionellem Hintergrund).

Hier noch die Pressemitteilung im Original: