Mit der Antigravity A1 bringt Antigravity eine 8K-360°-Drohne auf den Markt, die Quadrokopter, Kamera und FPV-System in einem integrierten System kombiniert. Herzstück ist ein Kamerasystem mit zwei gegenüberliegenden Fisheye-Objektiven mit jeweils einem 1/1,28-Zoll-Bildsensor, die an Ober- und Unterseite des Gehäuses montiert sind. Diese Anordnung ermöglicht 360°-Aufnahmen ohne Blindzonen; ein von Insta360 entwickelter Stitching-Algorithmus blendet die Drohne aus Livebild und finalem Videomaterial weitgehend aus. Um das zu erleichtern, fahren die vorderen Landefüße nach dem Start ins Gehäuse ein. Statt eines unsichtbaren Selfie-Sticks haben wir hier also eine unsichtbare Drohne.
Das vollständig erfasste 360°-Material kann im Anschluss frei reframed und in verschiedene Seitenverhältnisse wie 16:9 oder 9:16 exportiert werden, sodass aus einem Flug unterschiedliche Versionen für klassische Videoformate und soziale Medien entstehen. Überhaupt kann man dabei nachträglich den Bildausschnitt festlegen, bei Bedarf auch mehrere unterschiedliche Blickrichtungen, und sich beim Filmen ganz auf den eigentlichen Flug konzentrieren statt auf den späteren Bildanschnitt. Gerade für Drohnen-Anfänger dürfte das eine enorme Erleichterung sein. Wie gut bzw. hochauflösend das endgültige Material tatsächlich ist, wird man sehen. Für die Betrachtung von Bewegbild auf kleinem Bildschirm wird es auf jeden Fall ausreichen. Ein passionierter Luftbild-Fotograf wird sicherlich weiterhin auf hochauflösende einäugige Kameras mit einem möglichst großen Sensor schwören. Im Grunde ist diese 360-Grad-Fisheye-Kamera das exakte Gegenteil von dem zuletzt zu beobachtenden Trend, bei dem bessere Drohnen – wie auch Smartphones – mehrere Kamerasysteme mit unterschiedlichen Brennweiten integrieren, um so auch leichte Telebrennweiten und damit engere Bildausschnitte bieten zu können als das übliche Weitwinkel, das man bislang so kannte.
Der „Nebeneffekt“ der 360-Grad-Kamera ist, dass die Antigravity A1 überhaupt keinen Gimbal mehr benötigt. Es wird ja sowieso alles aufgezeichnet. Die Kamera-Einheit ist zwar zusammen mit der frontseitigen Hindernis-Erkennung in einem eigenen Gehäuse gelagert, um das Kamerasystem gegen Schwingungen der Motoren abzukoppeln, einen Gimbal gibt es aber nicht. Die Kamera bewegt sich synchron bzw. starr mit dem Rest des Quadrokopters.
Die Kamera zeichnet 8K-360°-Videos mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf, alternativ stehen 5,2K- und 4K-Modi mit höheren Bildraten zur Verfügung, inklusive Zeitlupenoption. Fotos lassen sich mit bis zu 55 Megapixeln aufnehmen. Unterstützt werden neben dem proprietären (auch von früheren Insta360-Kameras verwendeten) INSP-Format auch DNG-Rohdaten. Die maximale Video-Bitrate beträgt 170 Mbps, die ISO-Empfindlichkeit reicht von ISO 100 bis ISO 6400. Die Antigravity A1 enthält 20 GByte internen Speicher und einen microSD-Kartenslot für Speicherkarten bis 1 TB. Verschiedene Foto- und Videomodi einschließlich HDR, Serienbildern und AEB richten sich an Anwender, die Luftbildaufnahmen mit großem Bildwinkel und Reserven für Beschnitt und Nachbearbeitung benötigen.
Für die Steuerung setzt die A1 auf eine Kombination aus Vision-Brille (3D-Brille) und Griff-Controller. Eine klassische Fernsteuerung mit Joysticks für die Bewegung der Drohne gibt es aktuell nicht. Diese befindet sich noch in der Entwicklung. In den nächsten Monaten soll es weitere Informationen dazu geben.
Im FreeMotion-Modus zeigt der Controller die gewünschte Flugrichtung an, die Drohne setzt diese Eingabe in Echtzeit um, ohne dass komplexe Joystick-Bewegungen nötig sind, die ein Einsteiger erst einmal erlernen müsste. Alternativ steht ein FPV-Modus zur Verfügung, in dem die A1 über Drehbewegungen des Handgelenks gesteuert wird.
Die Vision-Brille nutzt Pancake-Optik und Micro-OLED-Displays mit 2.560 x 2.560 Pixeln pro Auge und unterstützt HDR10+. Das Sichtfeld liegt bei etwa 90 Grad, die Dioptrien lassen sich im Bereich von -5,0 dpt bis +2,0 dpt anpassen. Optional (für 25 €) gibt es Korrekturlinsen mit einem erweiterten Einstellbereich von -8,0 bis +3,0 dpt. Über das OmniLink-360-Übertragungssystem gelangt ein 2K-Livebild mit durchschnittlich rund 150 ms Latenz an die Brille, die maximale Übertragungsentfernung gibt der Hersteller je nach Standard mit bis zu 10 km an.
Mit Standard-Flugakku bringt die Antigravity A1 nur 249 Gramm Startgewicht auf die Waage, kann also ohne „Drohnenführerschein“ geflogen werden. Zu beachten wäre dabei, dass FPV-Flüge eigentlich eine zweite Person erfordern, welche die Drohne im Auge behält, und dass man nicht außerhalb der Sichtweite zur Drohne fliegen darf. So zumindest die offizielle Regelung.
Das klappbare Design erleichtert den Transport, im Flug sorgen ausklappbare Ausleger und ein automatisch ein- und ausfahrendes Fahrwerk für Bodenfreiheit beim Start und bei der Landung. Die Flugzeit wird mit bis zu 24 Minuten mit Standard-Akku und bis zu 39 Minuten mit Hochkapazitäts-Flugakku angegeben. Mit dem Hochkapazitäts-Flugakku steigt das Gewicht auf 291 Gramm. Die maximale Flugdistanz pro Ladung beträgt 13 km beziehungsweise 23 km. Im S-Modus erreicht die A1 eine horizontale Geschwindigkeit von bis zu 16 m/s, bei einer Windbeständigkeit bis Stufe 5 mit bis zu 10,7 m/s. Die maximale Startflughöhe liegt bei 4.000 m mit Standard-Akku. Für Sicherheit im Flug sorgen ein Hindernisvermeidungssystem mit nach vorn gerichteten Sensoren und einem Vision-System an der Unterseite, ergänzt durch einen 3D-Infrarotsensor; ein Navigationsassistent sowie eine automatische Rückkehrfunktion unterstützen den Betrieb. Zudem gibt es eine „Nutzlast-Erkennung“, d. h. die Antigravity A1 verlässt den Startplatz nicht, wenn man daran „herumbastelt“ und z. B. versucht, etwas daran zu befestigen.
Angeboten wird die Antigravity A1 360-Grad-Drohne zum Start in drei Paketen: Das Standard-Bundle kostet 1.399 € und enthält eine Basis-Ausstattung (Drohne, Brille, Griff-Fernsteuerung, ein Akku, Ersatzpropeller und ein Transportkoffer). Beim Explorer-Bundle (empfehlenswert) gibt es zusätzlich zwei weitere Akkus dazu (insgesamt also 3 Akkus), 4 weitere Ersatzpropeller, eine Ladestation für 3 Akkus und eine Transporttasche für Drohne und Zubehör. Für nochmal 100 € Aufpreis, also insgesamt 1.699 €, gibt es das Ganze als Infinity-Bundle mit den erwähnten Hochleistungs-Akkus (3 Stück), die das Abfluggewicht dann auf 291 Gramm erhöhen.