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24-Megapixel-Kamera

Und wie schlägt sich die Kamera, wegen der wir das Allview X2 Soul Xtreme ja zum Test eingeladen haben? Wie oben schon erwähnt hat das Allview mobile Soul X2 Xtreme eine mit 24 Megapixeln sehr hoch auflösende Kamera. Nur das Nokia Lumia 1020 (41 Megapixel) bot bislang mehr. Die neue Sony Xperia Z5 Generation kommt allerdings mit ihren 23 Megapixeln dicht ran. Der CMOS-Sensor des Allview ist besitzt einen 1/2,3"-Formfaktor, eine Größe, die auch in Kompaktkameras von Markenherstellern Verwendung findet. Sein natives Seitenverhältnis ist 4:3. Mit F2,0 ist das 3,5-mm-Objektiv ziemlich lichtstark. Durch den kleinen Bildsensor mit seiner Diagonalen von 7,66 Millimetern ergibt sich ein Bildwinkel wie mit einem mit 20 Millimeter Brennweite extrem weitwinkligen Kleinbildobjektiv. Das bringt zwar Vorteile mit sich beim Aufnehmen großer Räume oder umfangreicher Personengruppen auf kürzester Distanz (oder aus der Hand, wenn du Selfies lieber mit der 24-Megapixel-Kamera als mit der 8-Megapixel-Frontkamera machen willst). Aber so extremer Weitwinkel besitzt auch Nachteile, beispielsweise bei Porträts, die dabei nicht unbedingt vorteilhaft geraten. Auch die Bildqualität von Weitwinkelobjektiven ist, vor allem in den Randbereichen, meistens schlechter als von längerbrennweitigen Objektiven.

Dass sich die Blende hingegen nicht verstellen lässt, ist bei Smartphonekameras üblich, die Belichtung wird rein über die ISO-Empfindlichkeit sowie die Verschlusszeit geregelt. Dabei ergeben sich in der Praxis vor allem für anspruchsvolle Fotografen Probleme. So zeigt das X2 etwa nicht die gewählte Belichtungszeit vor der Aufnahme an, was bei richtigen Kameras eine Selbstverständlichkeit wäre. Umso ärgerlicher ist die Tatsache, dass die Werte der Belichtungskorrektur überhaupt nicht stimmen. Wählt man eine um eine Blendenstufe hellere oder dunklere Belichtung, so kann die Belichtung um weit mehr als eine Blendenstufe abweichen, was man natürlich erst nach der Aufnahme anhand der in den EXIF-Daten gespeicherten Belichtungsparameter bemerkt.

  • Bild Auf der Rückseite des Allview X2 Soul Xtreme sitzt die 24-Megapixel-Hauptkamera von Omnivision. [Foto: Allview]

    Auf der Rückseite des Allview X2 Soul Xtreme sitzt die 24-Megapixel-Hauptkamera von Omnivision. [Foto: Allview]

Point-and-Shoot-Fotografen wird das vielleicht nicht weiter stören, Hauptsache das Bild ist im Kasten. Aber mit welcher Qualität? Wie eingangs erwähnt ist das Objektiv sehr weitwinklig, was selbst bei Festbrennweiten zu Problemen in den Randbereichen führen kann. Tatsächlich löst das Allview im Bildzentrum mit knapp 50 Linienpaaren pro Millimeter erstaunlich hoch auf, wie der Test im digitalkamera.de-Testlabor zeigte. Zwar gibt es 24-Megapixel-Kameras, die mehr Linienpaare auflösen, dabei handelt es sich dann aber um „richtige“ Digitalkameras mit Wechselobjektiven. Am Bildrand jedoch bricht die Auflösung des X2 auf knapp 28 Linienpaare pro Millimeter ein, 44 Prozent der Auflösung gehen also rein durch das „schlechte“ Objektiv verloren. Immerhin bleibt die Randabdunklung gering, Farbsäume und Verzeichnung treten auch nicht nennenswert auf. Dies dürfte sicherlich vor allem der aggressiven Bildaufbereitung zu verdanken sein, die im Bildzentrum zu kräftigen Schärfeartefakten wie etwa Doppellinien oder Halos führt. Am Bildrand, wo es kaum noch Bilddetails gibt, treten entsprechend auch keine Schärfeartefakte auf.

Die Rauschunterdrückung des Allview sorgt für vergleichsweise rauscharme Bilder auch bei hohen Empfindlichkeiten – das allerdings auf Kosten der Detailzeichnung. Ein leichtes Rauschen ist bei voller Vergrößerung bei allen Empfindlichkeiten zu sehen, es nimmt mit steigender ISO aber praktisch nicht zu und besteht nur aus Luminanzrauschen, Farbrauschen hingegen ist nicht zu sehen. Mit zunehmender ISO-Empfindlichkeit – bis zu ISO 1.600 lassen sich einstellen – vermatschen die Details jedoch zusehends. Die Maserung von Holz verschwindet ab ISO 800, selbst Konturen von stärkeren Kontrasten beginnen, ineinander überzufließen. Ab ISO 400 bekommen die Bilder einen regelrechten Aquarelleffekt. Auf kleinere Auflösungen heruntergerechnet sind die Bilder durchaus noch zu Dokumentationszwecken zu gebrauchen, von einer Detailauflösung, die 24 Megapixeln entspricht, kann aber nicht mehr die Rede sein.

Was das X2 ebenfalls nicht besonders gut beherrscht, sind Aufnahmen von hohen Kontrasten, beispielsweise von Details in Schattenbereichen bei strahlendem Sonnenschein. Lediglich acht Blendenstufen kann das X2 aufzeichnen. Das reicht zwar für übliche Kunstlichtsituationen sowie einen Tag mit bedecktem Himmel und entsprechend fehlendem Schattenwurf, bei schönem Wetter jedoch oder sehr grellen Lichtquellen mangelt es an Zeichnung beziehungsweise Details in sehr hellen und dunklen Bereichen. Bei Kunstlicht wiederum stellt der automatische Weißabgleich ein Problem dar, der sich nicht korrekt auf die Farbtemperatur des Lichts einstellt. Je nach Motiv erscheinen die Bilder mal zu hell, mal zu dunkel. Zudem fällt die Farbsättigung mitunter etwas mau aus, die Bilder wirken blass. Die Beispielbilder von unserem visuellen Testaufbau sowie zwei "Blätterfotos" haben wir übrigens am Ende dieses Tests verlinkt, so dass du dir selbst einen Eindruck verschaffen kannst.

  • Bild Die mit dem Allview X2 Soul Xtreme aufgenommenen Fotos sind 5696 x 4272 Pixel groß (24,3 Megapixel). [Foto: MediaNord]

    Die mit dem Allview X2 Soul Xtreme aufgenommenen Fotos sind 5696 x 4272 Pixel groß (24,3 Megapixel). [Foto: MediaNord]

  • Bild Im Ultrapixel-Modus der Kamera-App speichert das Allview X2 Soul Xtreme sogar 120 Megapixel große Fotos (12608 x 9456 Pixel). Mehr Details sind in den hochinterpolierten Fotos aber auch nicht enthalten. [Foto: MediaNord]

    Im Ultrapixel-Modus der Kamera-App speichert das Allview X2 Soul Xtreme sogar 120 Megapixel große Fotos (12608 x 9456 Pixel). Mehr Details sind in den hochinterpolierten Fotos aber auch nicht enthalten. [Foto: MediaNord]

Ein weiteres Problem dämpft den Spaß mit der Kamera: Ihr Autofokus sowie die Auslöseverzögerung sind sehr lang. Vom Drücken des Auslösers – immerhin besitzt das Allview X2 einen zweitstufigen Auslöser als Hardwaretaste – bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Bild tatsächlich aufgenommen wird, vergehen gut 1,4 Sekunden. Das ist digitales Steinzeitalter! Selbst wenn man die zwei Druckpunkte des Auslösers zur Schärfespeicherung nutzt, um dann im richtigen Moment schneller auslösen zu können, vergehen noch fast 0,7 Sekunden bis zur eigentlichen Aufnahme.

Fazit

Alles in allem hinterlässt das Allview X2 Soul Xtreme also gemischte Gefühle. Klar, der Preis ist für die gebotene Ausstattung unglaublich niedrig. Aber Ärgernisse wie die unredigierte Computerübersetzung der deutschen Sprachversion oder die unbeleuchteten Touch-Keys müssten nicht sein. Und das Kameramodul von Omnivision erfüllt die hohen Erwartungen ebenfalls nicht. Eine hohe Auflösung wird nur in der Bildmitte erreicht, außerhalb davon limitiert das Extrem-Weitwinkel-Objektiv den Sensor. Die Kamera hat gerne viel Licht, aber auch nicht zu viel, jedenfalls keine hohen Kontraste. Und insbesondere der Autofokus ist unzeitgemäß langsam und macht das Fotografieren schwierig. Positiv ist die hohe Rechenleistung, die sehr gute Speicherausstattung und der Dual-SIM-Slot. Und natürlich der konkurrenzlose Preis. Für 439 Euro (UVP) bekommt man beim Allview allerdings einfach keine A-Marken-Qualität wie von den großen Herstellern.

Vorteile

  • Sehr gute Hardware-Ausstattung.
  • Dual SIM (zwei SIM-Karten gleichzeitig).
  • 24-Megapixel-Hauptkamera, 8-Megapixel-Frontkamera.
  • Für die Ausstattung sehr günstiger Preis.

Nachteile

  • Hohe Auflösung nur in der Bildmitte.
  • Extrem langsamer Autofokus.
  • Touch-Keys unbeleuchtet.
  • Deutsch-Übersetzungen völlig unbrauchbar