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Color Filter Camera

Bekannt ist eigentlich nur, dass diese Kamera sage und schreibe 5 Megapixel hat und das Objektiv eine Lichtstärke von F2,4. Diese Kamera zu aktivieren ist gut versteckt (und das ist gut so, am besten man findet das nie). Im normalen Foto-Modus gibt es oben rechts in der App ein Filter-Symbol. Öffnet man dies, kommen erst ein paar Standard-Filter wie "matt", "lebendig", "s/w" (schwarzweiß) und dann kommt's: "Fotochrom"! Wenn man diesen Filter aktiviert, dann schaltet das OnePlus 8 Pro auf die Color Filter Camera um. Und was dabei dann herauskommt ist – das Grauen. Siehe Beispielfoto im Slider.

Mir fällt wirklich beim besten Willen keine Anwendung an, bei denen man solche komplett miesen Fotos haben wollen würde. Ich wünschte, OnePlus hätte das Geld für dieses Kameramodul (auch wenn es nur wenige Cent sein können) in eine bessere Tele-Kamera investiert oder ersatzweise an bedürftige Menschen gespendet oder einfach auch nur ca. 2 Gramm  Gewicht gespart. Es macht absolut keinen Sinn so etwas in ein Smartphone einzubauen, dass normale Menschen in die Hände bekommen. Nun besteht jedenfalls die dingende Gefahr eines Support-GAUs, denn nicht wenige Anwender könnten auf den nahe liegenden Gedanken kommen, dass eine der Kameras der "Quad-Camera" ihres OnePlus 8 Pro ganz sicher defekt sein muss.

Frontkamera

Die Frontkamera sitzt beim OnePlus 8 Pro in einer kleinen, runden Öffnung im Display. Mit einem Durchmesser von weniger als 4 mm stört mich dieser kleine schwarze Punkt tatsächlich kaum, zumal dort oben oft sowieso Status-Anzeigen sind. Ein ganz nettes Detail: Schaltet man in der Kamera-App auf die Front-Kamera um, dann leuchtet auf dem Display eine feine weiße Linie um die Aussparung herum auf. So sieht man dann gut wo genau die Kamera sitzt und kann idealerweise genau dorthin schauen, wenn man ein Selbstporträt aufnimmt. Die Front-Kamera hat einen 16-Megapixel-Sensor Sony IMX471 mit einer Pixelgröße von nur 1,0 µm. Das Fixfokus-Objektiv hat eine Lichtstärke von F2,45. Ähnliche Eckdaten also wie bei der Telekamera – nur mehr Megapixel aus einem entsprechend größeren Sensor. Die Ergebnisse sind dann auch "geht so". Dank der mehr Megapixel sind zumindest mehr Details im Bild. Für eine Front-Kamera (die ja praktisch immer deutlich schlechter ist als die rückwärtige Hauptkamera) ist die Qualität durchaus respektabel, von der Qualität der guten Hauptkamera oder der ebenfalls guten Ultraweitwinkel-Kamera kommt sie aber nicht annähernd heran. Weniger Megapixel und dafür größere Pixel wären wahrscheinlich das besser Konzept gewesen.

Video

Das OnePlus 8 Pro beherrscht Videoaufnahmen in FullHD und 4K mit allen rückseitigen Kameras (mit Ausnahme der Color Filter Camera, die lässt sich für Video gar nicht nutzen), also auch mit der Tele-Kamera, die aufgrund ihrer 8 Megapixel im 4:3 eigentlich gar nicht für 8,3-Megapixel-Videos im 16:9-Format reicht. In dem Fall wird der 16:9-Bildausschnitt einfach skaliert, was der Qualität natürlich schlecht bekommt. Dabei wird sogar noch ein viel kleinerer Bildausschnitt verwendet, um ein elektronisch stabilisiertes Video zu ermöglichen. Das gilt auch für die Weitwinkel- und Ultraweitwinkel-Kamera: immer wird der normale Bildausschnitt für die Stabilisierung stark beschnitten. Eine Möglichkeit, die Bildstabilisierung auszuschalten habe ich nicht gefunden. Wenn man vom Stativ aus arbeitet oder mit einem Smartphone-Gimbal bräuchte man das ja nicht und hätte dann wahrscheinlich lieber mehr Bildwinkel und eine bessere Video-Qualität. Statt normalem 4K mit 30 und 60 fps kann man auch "Cine4K" mit 30 und 60 fps einstellen. Das ist aber nicht das häufig anzutreffende 4K DCI im 17:9-Seitenverhältnis (4096 x 2160 Pixel), sondern ein in der Höhe auf 21:9-Format beschnittenes UHD mit effektiv 3840 x 1644 Pixel.

  • Bild Die Foto-App des OnePlus 8 Pro im Foto-Modus. Hier ist die Hauptkamera gewählt (1x). [Foto: MediaNord]

    Die Foto-App des OnePlus 8 Pro im Foto-Modus. Hier ist die Hauptkamera gewählt (1x). [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Foto-App des OnePlus 8 Pro im Video-Modus (16:9-Videos). [Foto: MediaNord]

    Die Foto-App des OnePlus 8 Pro im Video-Modus (16:9-Videos). [Foto: MediaNord]

  • Bild So aktiviert man die Color Filter Camera des OnePlus 8 Pro: Im normalen Foto-Modus auf die drei Kreise in der Ecke tippen (neben der Schaltfläche Einstellungen). Dann die Filter ganz nach links wischen und den letzten Filter "Fotochrome" auswählen. [Foto: MediaNord]

    So aktiviert man die Color Filter Camera des OnePlus 8 Pro: Im normalen Foto-Modus auf die drei Kreise in der Ecke tippen (neben der Schaltfläche Einstellungen). Dann die Filter ganz nach links wischen und den letzten Filter "Fotochrome" auswählen. [Foto: MediaNord]

Die Bildqualität der 4K-Filme ist, sofern man sie nicht mit der Telekamera aufnimmt, ziemlich gut. Vor allem mit 60 fps werden enorme Bitraten geschrieben: rund 150 MBit/s bei 16:9 und 120 MBit/s im beschnittenen 21:9-Format. Das Video ist nicht so edel scharf, wie von einer guten Fotokamera, aber durchaus ansehnlich, und Kompressionsartefakte treten bei dieser hohen Bitrate naturgemäß nicht auf. Bei 30 fps sinkt die Bitrate nicht auf die Hälfte, was ja logisch wäre, (obwohl viele Hersteller die Bitrate sogar gleich hoch halten), sondern eigenartigerweise gleich auf ein Drittel (50 MBit/s). Das ist aber immer noch ein ganz ordentlicher Wert und entspricht meiner Meinung nach durchaus dem, was da aus den Sensoren an Qualität rauskommt. Wer also keine 60 fps braucht, kann ruhig in 30 fps filmen und wird dann mit deutlich kleineren Dateien belohnt. Die Bildstabilisierung arbeitet sehr wirkungsvoll. Zoomen beim Filmen kann man theoretisch auch, sollte man aber nicht. Erstens bekommt man das per Zoom-Geste nicht vernünftig hin (ich jedenfalls nicht), ohne die Kamera zu verreißen und außerdem gibt es in den Momenten, wo das Smartphone die Kameras umschaltet einen kleinen Sprung im Zoomvorgang. Zudem leidet die Bildqualität extrem (zumindest bei 4K-Videos), wenn man durch den Digitalzoom nur einen kleinen Ausschnitt des Sensors nutzt. Mit einer Zoomstellung von z. B. 0,9x oder 2,5x zu filmen (oder zu fotografieren), sollte man also tunlichst lassen, obwohl das Gerät einem einen quasi stufenlosen Zoom anbietet.

Zum Video gehört immer auch der Ton und da macht OnePlus wirklich alles richtig. Nicht zwei, sondern sogar drei Mikrofone sind im OnePlus 8 Pro eingebaut. Zwei davon sitzen logischerweise links und rechts, wenn man filmt. Das dritte befindet sich auf der Vorderseite (hinter einem kleinen Loch in dem kleinen schwarzen Feld neben dem 3er-Kamera-Feld. Mit diesen drei Mikrofonen kann man Zoomen! Blöd, dass man im Interesse einer bestmöglichen Bildqualität zumindest bei 4K-Aufzeichnungen ja eigentlich lieber nicht zoomen soll, wie ich eben schrieb, und auch möglichst nicht die Telekamera verwenden soll. Wer aber mit FullHD-Videos zufrieden ist, der hat ja jederzeit genug Auflösung zur Verfügung und stellt dann fest, dass der Ton quasi mitzoomt. Wenn die Telekamera genutzt wird, wird aus dem 3er-Mikrofon quasi ein Richtmikrofon. Nebengeräusche werden unterdrückt und der entfernte Ton verstärkt. Coole Sache! Überhaupt ist der Ton sehr gut. Bietet schöne Stereo-Effekte und löst feine Umgebungsgeräusche sehr gut auf. Ebenso allerdings Geräusche von der Handhabung der Kamera, aber das ist normal.

Fazit

Das OnePlus 8 Pro hinterlässt hinsichtlich der Fotos und Videos einen sehr gemischten Eindruck. Die Hauptkamera ist richtig gut, das darf man erwarten. Auch die Ultraweitwinkel-Kamera ist mehr als brauchbar und lädt ein, diese wirklich intensiv zu verwenden, wo immer man das leichte Fisheye-Weitwinkel gut kreativ einsetzen kann (am besten sogar ohne Verzeichnungskorrektur verwenden). Dagegen fällt die Telekamera sehr stark ab und bietet eine Bildqualität, wie man sie heute eigentlich nicht mehr sehen möchte. Völlig daneben ist die Color Filter Camera. Schade um die seltenen Erden, die dafür sinnlos vergeudet wurden. Brauchbar wiederum ist die Front-Kamera, die aufgrund ihrer zu vielen und sehr kleinen Pixel Mittelmaß bleibt. Die Videoqualitäten sind sehr in Ordnung: Die 4K-Videos sehen prima aus und dank der guten Mikrofone kommt auch der Ton gut rüber.

Vorteile

  • sehr gute Weitwinkel-Hauptkamera
  • sehr gute Ultraweitwinkel-Kamera
  • brauchbare Selfie-Kamera

Nachteile

  • schwache Tele-Kamera
  • unbrauchbare Color Filter Camera