Seite 2 von 2Zur Seite 1 wechseln

Die Stabilisierung der Videos per Gimbal klappt wunderbar und solche handgehaltenen, stabilisierten Videos sehen schon sehr gut aus. Unbedingt vermeiden sollte man das Digitalzoom der Kamera. Die Feiyu Pocket 2(S) hat keine Qualitätsreserven, dank derer man bei der Aufnahme ins Bild hineinzoomen könnte.

Fotos macht die Feiyu Pocket 2 bzw. Feiyu Pocket 2S auch, diese sind aber nicht der Hit. Maximal 6,2-Megapixel-Fotos konnten wir der Kamera entlocken (2.880 x 2.160 Pixel) in JPEG oder Raw (DNG), selbst in der Einstellung "Ultraweitwinkel" wird nicht der ganze Sensor genutzt, sondern die Kamera macht im Fotomodus grundsätzlich einen Bildausschnitt, warum auch immer. Die Fotos sehen im Grunde nicht besser aus als die Pseudo-4K-Videos, sind also eigentlich sinnlos. Jedes Smartphone macht bessere Fotos.

Komplett im Test durchgefallen ist leider der Ton. Das einfache Mono-Mikrofon sitzt nicht etwa am Kamerakopf in Blickrichtung der Kamera, wie man erwarten würde, sondern ganz unten im Handgriff zum Kameramann hin gerichtet. Wenn dieser also Kommentare spricht – dafür scheint die Kamera gedacht zu sein – mag das ganz praktisch sein. Den Ton in Blickrichtung der Kamera fängt das Mikrofon aber nur rudimentär ein – dafür aber jede Menge Umgebungsgeräusche und vor allem auch Handhabungsgeräusche bei der Bedienung oder einfach beim Halten der Kamera.

  • Bild Lieferumfang der Feiyu Pocket 2S Gimbal-Kamera (mit abnehmbarem Kamerakopf). [Foto: Feiyu]

    Lieferumfang der Feiyu Pocket 2S Gimbal-Kamera (mit abnehmbarem Kamerakopf). [Foto: Feiyu]

Womit wir bei der Bedienung wären (normalerweise fangen wir ja eher damit an und nicht mit der Bildqualität). Die Handhabung ist auch so "mittel". Zwar fühlt sich die Feiyu Pocket 2S mit ihrem Metallgehäuse sehr edel an, die Ergonomie ist aber eher mäßig. Hält man das Griffteil fest mit der Hand, kommt man mit dem Daumen nicht besonders gut an den Start/Stopp-Knopf oder den Joystick, das ist dann schon etwas Finger- bzw. Daumen-Akrobatik. Sehr gut funktioniert hingegen der Touchscreen. Die über das Live-Sucherbild gelegten grauen Symbole und dünnen Ziffern sind allerdings sehr schwer lesbar. Die Anzeigenart mit schwarzen Balken oben und unten verbessert das etwas. Die normalen Menüs sind gut lesbar.

Das Gehäuse ist allseitig stark abgerundet, auch unten. Da sieht gut aus, dadurch ergibt sich aber eine winzige Standfläche und ein entsprechend unsicherer Stand der schlanken, hohen Kamea. Der Feiyu Pocket 2 (ohne S), also mit fest angebauter Kamera, hat unten immerhin ein Stativgewinde, mit dem man per Tischstativ leicht für einen sicheren Stand sorgen kann. Warum der Hersteller dieses Gewinde bei der Version Feiyu Pocket 2S (mit abnehmbarer Kamera) eingespart hat, weiß der Geier. Zwar wird für den Kamerakopf eine entsprechende Halterung mit Stativgewinde mitgeliefert, oft wäre es aber dennoch einfacher, nicht nur den Kopf, sondern das komplette Gerät irgendwo auf ein Stativ zu setzen. Das geht bei der 2S-Version definitiv nicht.

So robust das Gehäuse wirkt, so maximal ungeschützt ist das System gegen jede Art von Spritzwasser. Der Speicherkartensteckplatz ist offen, genauso der USB-C-Anschluss. Selbst bei Nieselregen sollte das Gerät also in der Tasche bleiben und auch auf einem Boot mit drohendem Spritzwasser hat der Gimbal eigentlich nichts zu suchen. Ich habe es dort übrigens trotzdem ausprobiert, aber das Objektiv ist für derartige Anwendungen viel zu weitwinklig. Mit der Feiyu Pocket 2(S) muss man sehr dicht ans Motiv heran.

Natürlich haben wir uns auch angeschaut, was der abnehmbare Kamerakopf so bringt. Die Idee ist an sich ja ganz nett. Allerdings fanden wir im Test keine Situation, wo das Konzept wirklich einen Vorteil ausspielen konnte. Griffeinheit und Kamera sind mit einem rund 90 cm langem Kabel verbunden, d. h. irgendwo in räumlicher Nähe zueinander muss beides sowieso sein. Eine Verwendung beim Fahrradfahren am Lenker oder am Arm befestigt führte häufig dazu, dass der gewünschte Bildausschnitt wegglitt (in der Hand gehalten hatten wir dieses Problem nicht).

Sicherlich wäre es denkbar, die Kamera, die ja eine magnetische Basis hat, z. B. am Auto zu befestigen und dann das Kabel mit der Bedieneinheit durchs Fenster zu führen. Aber eine Gimbal-Kamera im Fahrtwind? Die Kamera oben auf dem Helm des Motorradfahrers? Oder am Arm des Motorradfahrers? Am Arm der Sportlerin? In der Brustgurt-Halterung? Auf dem Hunde-Geschirr? In mindestens der Hälfte solcher Anwendungen würde ich lieber eine normale Actioncam nutzen wollen.

  • Bild Mit der serienmäßig mitgelieferten Grundplatte lässt sich der Kamerakopf der Feiyu Pocket 2S Gimbal-Kamera bequem auf einem Stativ befestigen. Das Basis-Teil lässt sich mittels Klettband irgendwo anbringen (hier an der Stativ-Mittelsäule). [Foto: MediaNord]

    Mit der serienmäßig mitgelieferten Grundplatte lässt sich der Kamerakopf der Feiyu Pocket 2S Gimbal-Kamera bequem auf einem Stativ befestigen. Das Basis-Teil lässt sich mittels Klettband irgendwo anbringen (hier an der Stativ-Mittelsäule). [Foto: MediaNord]

  • Bild Der Bildausschnitt, so wie ihn der Bildsensor der Feiyu Pocket 2S wirklich sieht: Der 130°-Bildwinkel liefert einen starken Fisheye-Effekt, den die Kameraelektronik anschließend mit Qualitätsverlust wieder herausrechnet. [Foto: MediaNord]

    Der Bildausschnitt, so wie ihn der Bildsensor der Feiyu Pocket 2S wirklich sieht: Der 130°-Bildwinkel liefert einen starken Fisheye-Effekt, den die Kameraelektronik anschließend mit Qualitätsverlust wieder herausrechnet. [Foto: MediaNord]

Sehr gut hingegen kann ich mir die Anwendung mit einer Verlängerungsstange vorstellen, einfach weil der Kamerakopf alleine mit nicht einmal 70 Gramm extrem leicht ist. Das erleichtert die Handhabung an einer solchen Verlängerung sehr im Vergleich zu einer aktuellen wasserdichten Actioncam, die eher an die 200 Gramm auf die Waage bringt. Zudem gleicht der Gimbal auch grobe Bewegungen aus.

Auch wenn der sehr gut funktionierende Gimbal scheinbar 360 Grad in alle Richtungen zu stabilisieren scheint, sollte die Kamera trotzdem in einer bestimmten Weise montiert werden, damit deren Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird. Die Grundplatte sollte entweder einigermaßen waagerecht oder einigermaßen horizontal ausgerichtet sein.

Die Befestigung von Kamera und Bedienteil am Körper ist mit jeweils einem Klettstreifen möglich. Zwei Stück liegen bei: ein mittellanges und ein ziemlich langes Exemplar. Wir hätten gern noch gern mindestens ein kürzeres Exemplar gehabt, mit dem man z. B. das Griffteil gut an der Mittelsäule eines Stativ befestigen könnte. Prinzipiell eignen sich aber fast beliebige Klettgurte für diese Zweck. Man wird sicherlich immer irgendeine Lösung finden. Die Kabeltrommel lässt sich übrigens bei Bedarf von der Basiseinheit abschrauben. Das sieht dann noch etwas schicker aus, wenn man Basisteil und Kameraeinheit getrennt betreibt.

Fazit

Für hochqualitative 4K-Videos ist die Feiyu Pocket 2 bzw. Feiyu Pocket 2S kaum zu gebrauchen. Was da auf der Speicherkarte landet, hat mit "echten 4K" wenig zu tun. Die 6,2-Megapixel-Fotos sind ebenfalls nicht der Hit. Mit FullHD-Videos fühlt sich die Kamera schon deutlich wohler, die Videos sehen gut aus. Die Kamera zieht die Belichtung bei sich ändernden Lichtverhältnissen schnell nach und die Stabilisierung per Gimbal klappt wunderbar. Sehr schlecht wiederum ist der Ton. Das Mono-Mikrofon im Griff nimmt mehr Handhabungs-Geräusche auf als das, was vor der Kamera passiert. Insgesamt ist die Feiyu Pocket 2 bzw. Feiyu Pocket 2S eher nicht empfehlenswert und mit Preisen von ca. 400 Euro viel zu teuer.

Vorteile

  • Kompakt und hochwertig verarbeitet
  • Wirksame Stabilisierung per Gimbal

Nachteile

  • Keinerlei Wasserschutz (offener Speicherkartensteckplatz)
  • Bildqualität reicht nur für FullHD
  • Ungenügende Ton-Qualität